Motorola V360 Testbericht

Nachdem mein Siemens MT50 nach nur 3 Jahren den Dienst quittierte, mußte schnellstens eine Alternative her, die auch dem heutigen Stand der Technik entspricht.
Hierzu waren für mich folgende Anforderungen zu erfüllen :

mehrfarbiges hochauflösendes großes Display mit guter Helligkeit und Ausleuchtung
lange Akkustandzeiten
einfache Menüführung
MMS-Fähigkeit
polyphone und RealMusic-Klingeltöne
Bluetooth-Konnektivität

Da ich für ein Lifestyle-Handy nicht Unsummen ausgeben wollte, kam ein Sonderangebot von Mediamarkt gerade recht : Das Motorola V360 zum Sonderpreis ohne Vertrag von 129,- €. Ein kurzer Preisvergleich in yopi und ich griff zu, zumal es die oberen Forderungen vollauf erfüllte.

Jetzt hatte ich ja ein kritisches Auge auf das Handy. Nicht nur wegen des Klappformats, sondern auch gegenüber Motorola. Mein zweites Handy, ebenfalls ein Motorola. nervte immer mit Macken wie Störanfälligkeit, schwacher Empfangs- und Sendeleistung. Gründe aus denen ich eigentlich sagte : Nie wieder Motorola ! Aber letztenendes machte die Technik einen wahren Quantensprung bis zum heutigen Tag und anfangs war ich beeindruckt, das Motorola wohl dazugelernt hat, was die Ausführung angeht. Leider trübte dann doch einiges den positiven Eindruck, weswegen ich mit absoluter Sicherheit nie wieder ein Motorola kaufen werde....


Display
Das Display ist relativ hoch aufgelöst, jedoch nicht transflektiv und ohne helles Umgebungslicht und schwaches Akku trotzdem recht gut ablesbarbei maximaler Helligkeit. Die Helligkeit reicht aber bei direkter Sonneneinstrahlung nicht mehr aus, um das Display noch ablesen zu können. Die glatte polierte Schutzscheibe spiegelt durchschnittlich. Das Display ist farbstark mit sehr gutem Kontrast und gleichmäßig ausgeleuchtet. Allerdings gibt es für das recht gute Display massiven Punktabzug wegen eines schweren Fehlers :
Ist der Batteriestand niedrig, dann nervt das Display mit Farbschnee, Farbverschiebung etc. - ganz klare Anzeichen dafür, das das Betriebssystem spinnt und Motorola mal wieder nichts in Sachen Energiemanagement und Betriebssystemprogrammierung gelernt hat...
Das zweite Display außen ist monochrom und eher dürftig ablesbar. Man kann aber durchaus die Details erkennen, die man erkennen muss, aber die Anzeige der Akkulaufzeit und die Sendeleistung ist so klein geraten, das man am besten mutmaßt statt abliest. Das ganze Display dürfte etwas größer sein und die Darstellung größer oder einstellbar.

Tasten
Die Tasten sind befriedigend zu erreichen. Die Hauptmenüstaste ist etwas unglücklich gewählt, was aber auch an Design-Gesichtspunkten festzumachen ist. Hat man das Handy in der Hand und versucht mit dem Daumen zu tippen, dann ist bei relativ großen Händen die untere Tastenreihe schlecht zu erreichen. Gerade am Anfang sollte man sehr aufpassen, daß einem das Handy nicht aus den Fingern gleitet. Die Tasten selbst haben einen überstarken Druckpunkt und dessen hoher Widerstand ist zu überwinden - für Freeclimber sicherlich das optimale Training - mich nervts.
Leider kippeln die Tastenabdeckungen etwas und machen einen etwas instabilen Eindruck.
Die Hintergrundbeleuchtung der Tasten ist in blau gehalten und sehr inhomogen. Ärgerlich besonders, daß die außenliegenden Schnellwahltasten nicht beleuchtet sind.

Gehäuse
Das Gehäuse ist zweifarbig in gunmetal und alusilber gehalten. Der Lack ist aufgespritzt, der Kunststoff nicht durchgefärbt. Hier kann es auf Dauer zu Kratzern kommen, was zwar unangenehm ist, aber sicherlich bei der empfindlichen Unterschale Ersatz erhältlich ist.
Das Gehäuse hat einen Speicherkartenslot für miniMMC-Karten, einen Mini-USB-Anschluss und eine 1,5mm-Klinkenbuchse für Kopfhörer. Sehr positiv : Das Handy kann über einen eingeschalteten PC mit USB-Kabel auch geladen werden, als Wechsellaufwerk und Datenmodem dienen, ersteres aber nur, wenn auch eine miniMMC-Karte eingesteckt ist.
Von der Stabilität her macht das Gehäuse einen guten Eindruck, nach etwa 1000 Klappvorgängen wird das Oberteil aber langsam kippelig, besonders im eingeklappten zustand läßt es sich 3-4mm seitlich auslenken, was für eine kurze Lebensdauer des Scharniers spricht.

Kamera
Die Kamera hat eine Auflösung von 640x480 Pixeln und eine Farbtiefe von 24 Bit. Im internen Speicher ist so Platz für 120 Aufnahmen. Die Belichtung muß manuell nachgeregelt werden, der Zoom ist nur digital vorhanden und kann nur in 4 Stufen eingestellt werden.
Die Bildaufnahmen sind ähnlich wie bei Webcams und zeigen ein starkes Rauschen. Teilweise gehen auch unterbelichtete Teile ganz verloren. Für einen schnellen Schnappschuss reicht sie aber allemal aus.
Sie kann auch als Videokamera eingesetzt werden - deren Aufnahmen sind aber nicht wirklich zu gebrauchen...

Akku
Der Akku hat anfangs wie alle Akkus eine erstaunliche Standzeit. Allerdings - und das ist eine Kinderkrankheit die Motorola seit 15 Jahren mit ihren Handys nicht in den Griff bekommt - saugen die Handys soviel Strom und sind die Akkus so schlecht, das die Kapazität des Akkus rasant abnimmt - und das selbst bei einem Lithium-Ionen-Akku. Mittlerweile muss das Handy (nach 6 Monaten) jeden Abend ans Ladegerät, sonst geht ihm der Saft aus.
Der Stromverbrauch ist übrigens so hoch, daß der über ein Netzteil gestützte Strom des USB-Anschlusses nicht ausreicht, das Telefon mit genügend Saft zu versorgen. Nur mit dem mitgelieferten Steckernetzteil läßt sich das Handy aufladen, was aber eigentlich erfreulich schnell vonstatten geht. Aber nur mal so : Den IEC-Standards für USB entspricht diese Methode bei weitem nicht !
Nervig sind die o.g. Fehler die immer nur dann auftreten, wenn der Akku meldet, er habe keinen Saft mehr. Total unverständlich : Für absolut nervtötende Akkuwarnpiepser und Vibration reicht es allemal noch tagelang (!). Also wird man das Handy eher genervt ausschalten (wenn es bis dahin noch nicht aus dem nächsten Fenster geflogen ist), statt es ans Netz zu hängen.

Fazit
Wer keine besonderen Ansprüche hat und einen ausgeprägten Masochismus pflegt, der wird mit dem Motorola V360 glücklich. Wer jedoch auf sein Handy angewiesen ist und damit auch einen Teil seiner Brötchen verdienen muss, der ist mit einer anderen Marke wesentlich besser beraten. Für den Gelegenheitstelefonierer reicht es aber allemal.
Wer MMS und SMS schreiben will, greift sowieso nicht zu Motorola, weil die ihr unsägliches iTAP einsetzen, das nun wirklich geradezu artistische Fingerverrenkungen abfordert und man locker so manchen Euro verschenkt, weil man überflüssige Trennzeichen miteingeben muss.
Wer von allem nichts so wirklich macht, Schichtarbeiter bei der Bahn ist, Single und so zwischen 40-50 ist und noch zu Hause bei Mutti im Dachgeschosszimmer wohnt und für den nichts größeres gibt, als einmal im Monat im Puff die große Sause zu machen, für den ist das Motorola V360 genau das richtige Handy...
Meines fliegt demnächst in die Tonne und stattdessen gibt es endlich ein gescheites Nokia.

Nachtrag :
Ich empfehle dringend allen Lesern, auf keinen Fall Motorola-Handys zu kaufen. Der Service ist grottenschlecht, mittlerweile versagt es komplett den Dienst - und es wird ein neues fällig. Motorola ist echt der letzte Rotz....