München Testbericht

Muenchen
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Erfahrungsbericht von __fachmann__

MVV-München

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Ein trauriges Kapitel der Stadt

München hat ein riesiges öffentliches Verkehrsnetz, das aus S-Bahnen, U-Bahnen, Straßenbahnen, Bussen und vielleicht bald noch dem Transrapid besteht. Wer für ein paar Tage nach München kommt, lernt zumeist nur die Sonnenseiten des öffentlichen Verkehrsnetzes der Stadt kennen; wer in München wohnt, kennt auch die riesigen Schattenseiten, besonders zur kalten Jahreszeit.



Das öffentliche Verkehrsnetz
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Wer zum ersten Mal nach München kommt und den spinnennetzartigen Linienplan der S-Bahnen und U-Bahnen sieht, ist erst einmal verwirrt und beeindruckt zugleich. München hat eines der best ausgebautesten Verkehrsnetze weltweit; die S-Bahnen verbinden das Münchner Umland bis fast 50km mit der Stadt.

Das Netz ist nicht nur groß, sondern auch geschickt angelegt: In der Regel kommt man von A nach B mit nur einmal Umsteigen. Die zahlreichen Straßenbahnlinien und Buslinien können in den S-Bahn-Linienplan gar nicht aufgenommen werden, das würde auf keine normale Karte mehr passen.



Die Züge
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Bei den S-Bahnen fahren auf zahlreichen Strecken bereits nagelneue S-Bahn-Züge, die innen durchgehend sind, was man besonders zu später Stunde schätzt. Im Sommer genießt man eine vollautomatische Klimatisierung, so dass man im Zug angenehme Temperaturen hat. Man sitzt relativ bequem, wenn auch ziemlich eng zum Nachbarn.

Im U-Bahnbereich fahren noch ziemlich alte Züge, die jedoch bald auch ersetzt werden. Ebenso erfolgt allmählich im Straßenbahnbereich die Umstellung auf moderne Trams, die fast so viel Komfort wie eine U-Bahn bieten.



Die Bahnhöfe
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Dass die Münchner U-Bahn- und S-Bahn-Bahnhöfe noch nicht allzu alt sind, merkt man an der Konstruktion: Nur wenige Stützsäulen findet man unterirdisch, so dass man sich relativ frei bewegen kann. Vergleicht man dazu zum Beispiel einige historische Bahnhöfe in Berlin, dann merkt man den Unterschied richtig.

Spartanisch geht es auf den S-Bahnhöfen im Umland zu. Da muss man froh sein, ein Dach über dem Kopf zu haben, wenn es regnet. Von Komfort keine Spur. Leider fehlen auch außerhalb des Abfahrtsbereichs Hinweistafeln mit Verspätungen oder aktuellen Durchsagen. So muss man immer zuerst ans Gleis, um herauszufinden, ob der Zug pünktlich kommt oder nicht. Wie schön wäre da ein System wie in London, Berlin oder zahlreichen anderen Städten, wo man bereits in der Bahnhofshalle sieht, wann welcher Zug kommt. Dadurch könnte man sich so manchen Spurt ersparen oder würde so manchen Zug doch noch erreichen.



Der Fahrplan
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Die Münchner U-Bahnen fahren zu Stoßzeiten im 5-Minutentakt. Das hört sich gut an, ist aber immer noch viel zu wenig. Denn auch wenn man pünktlich am Bahnsteig steht, heißt das noch lange nicht, dass man in den Zug, mit dem man gerne fahren will, auch kommt. Oftmals sind die U-Bahnen gnadenlos überfüllt. Selbst zur Mittagszeit, wo eigentlich weniger Leute unterwegs sein müssten, sucht man vergebens nach einem Sitzplatz.

Voll belegte U-Bahnen zeigen natürlich, dass das Verkehrsmittel angenommen wird, was ja zu begrüßen ist. Jedoch ist es frustrierend, wenn man in einen Zug nicht kommt wegen Überfüllung, und das ist keien Seltenheit.

Im S-Bahnbereich sieht es mit den Fahrzeiten nicht so rosig aus. Wer als München-Tourist vom Hauptbahnhof an den Marienplatz fährt, ist zwar zunächst beeindruckt, da die Züge im Zweiminutentakt vorbeirauschen; dies liegt jedoch daran, dass er sich auf der sogenannten Stammstrecke befindet. Sobald man diese nämlich verlässt, fahren die Züge gerade noch 20 Minuten-Takt, im äußeren Umland sogar nur noch im 40-Minutentakt.

Um halb eins nachts ist sowieso Schluss mit lustig, nicht jedoch am Wochenende: Seit 1999 gibt es am Wochenende eine Nacht-S-Bahn, die Nachtschwärmer noch um ca. halb drei Uhr morgens nach Hause bringt. Wer glaubt, in einem dieser Züge einen Sitzplatz zu bekommen, der irrt gewaltig. Leider gibt es nur eine solche Nacht-S-Bahn, aber die reicht meist, denn nochmals 2-3 Stunden später fahren bereits wieder die ersten Frühbahnen.



Preise und Tarife
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Egal wieviel eine Fahrkarte im öffentlichen Nahverkehr kostet, man sagt immer, sie sei zu teuer. In der Tat fährt man jedoch in München günstig mit öffentlichen Vekehrsmitteln. Für weniger als 50 Euro im Monat fährt man so viel man will im gesamten Innenraum. Eine solche Monatskarte ist dann sogar noch übertragbar.

Auch wenn eine Einzalfahrkarte 2 Eurp kostet, hört sich das vielleicht viel an; wenn man aber bedenkt, dass man damit 20 km fahren kann, ist dies ebenfalls günstig. Noch günstiger fährt man mit Streifenkarten, die einem 10-20% Rabatt einräumen. Für München-Besucher gibt es Tageskarten, Partner-Tageskarten und 3-Tageskarten – unbedingt empfehlenswert.

Fast einzigartig im Münchner öffentlichen Nahverkehr ist eine grüne Karte, die im Vergleich zu einer normalen Monatskarte deutlich billiger ist. Sie hat die einzige Einschränkung, dass man nicht vor 9 Uhr fahren darf.



Pünktlichkeit
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Kommen wir zum traurigsten Kapitel des Münchner öffentlichen Personennahverkehrs. Während die U-Bahnen, Straßenbahnen und Busse noch einigermaßen nach Fahrplan fahren, bedeutet im S-Bahnbereich der Fahrplan nicht mehr als eine Richtlinie für die Taktzeit der Züge. Die tatsächlichen Abfahrtzeiten auf dem Fahrplan sind jedoch nur Makulatur.

Ich glaube, nur in München kommt es vor, dass Züge, die im 20-Minutentakt fahren, 20-30 Minuten Verspätung haben. Obwohl eigentlich schon seit Zig Jahren bekannt ist, dass es in München im Winter hin und wieder eiskalt wird und schneit, gibt es jedes Mal das perfekte Chaos bei Eis und Schneefall.

Wer in München mit der S-Bahn zur Arbeitsstelle fährt und z.B. 30 Minuten reguläre Fahrtzeit hat, muss durchaus mal mit 60 Minuten rechnen. Ganz schlimm wird es, wenn man noch umsteigen muss. Infolge der Verspätungen erreicht man oft den Anschlusszug nicht und man muss 20 Minuten warten. Besonders ekelhaft sind die Verspätungen, wenn man im Freien bei –10°C 15 Minuten warten muss.



Gründe für die vielen Verspätungen
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Warum fahren Münchens S-Bahnen so unpünktlich? In München gibt es ein Problem, nämlich dass alle S-Bahnen durch einen Tunell zwischen Hauptbahnhof und Ostbahnhof müssen. Dieser Tunell ist fast zu 100% ausgelastet. Ist eine S-Bahn unpünktlich, kommt das gesamte System aus dem Lot. Es braucht nur ein Fahrer mal morgens zu spät zu kommen, dann haben alle S-Bahnen Verspätung. Wenn eine Weiche auf irgendeiner Außenstrecke streikt, haben auch die Züge im Innenraum Verspätung.

Und dann gibt es noch zahlreiche eingleisige Abschnitte, wo ein Zug immer auf den Gegenzug warten muss, bis er weiterfahren kann. Solche Abschnitte sind wunderbare Instrumente, um Verspätungen sich so richtig aufschaukeln zu lassen. Zu erwähnen ist auch das Manko Ostbahnhof: Hier werden Zugteile abgekoppelt, viele Züge enden, andere wiederum müssen wenden; das führt zu Staus, Chaos und Verspätungen.

Nicht selten hat ein Zug Verspätung, weil er defekt ist, weil die Türen nicht automatisch schließen oder weil er auf der Strecke stehenbleibt. Ach ja, dann gibt es noch Verspätungen, weil eine S-Bahn, die im Umland startet, auf einen verspäteten Zug der Deutschen Bahn wartet.

All die hier genannten Gründe für Verspätungen wären nicht so schlimm, würden sie nur den jeweiligen Zug betreffen. Aber leider hat ein verspäteter Zug immer gleich eine negative Auswirkung auf alle anderen Züge, so dass es in München an der Tagesordnung ist, dass alle S-Bahnen Verspätung haben. Ich glaube, als Auswärtiger kann man es kaum begreifen, dass eine S-Bahn um 14 Uhr 10 Minuten Verspätung hat, nur weil sich morgens um 6 Uhr bei einem anderen Zug die Türen nicht sofort schließen ließen. Aber so ist wirklich: Eine einzige Verspätung pflanzt sich zum Teil den ganzen Tag über fort.



Fazit
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Besucher der Stadt München, die den öffentlichen Nahverkehr hauptsächlich im Innenraum kennenlernen, finden ein sehr gut ausgebautes, vielfältiges und günstiges Verkehrsmittel vor, welches das Auto in der Innenstadt wirklich überflüssig macht.

Berufspendler, die vom Umland in die Stadt fahren, leiden täglich unter Verspätungen und überfüllten Zügen. Nur sie bekommen zu Gesicht, in welch verfahrener Situation sich der S-Bahnverkehr eigentlich befindet

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