Musik Allgemein Testbericht

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Erfahrungsbericht von Bjoern.Becher

Meine ersten... Schallplatten, Kassetten, CDs!!!

Pro:

schöne Erinnerung, eine Liebe bis heute

Kontra:

die peinlichen ersten beiden Schallplatten

Empfehlung:

Ja

„Music was my first love and it will be my last…”. Eine Musikzeile, die wahrscheinlich jeder kennt und die nicht ohne Grund meinen heutigen Bericht einleiten soll, der sich weit von den standardisierten Filmberichten entfernt, die ich sonst jeden Tag hier veröffentliche.

Ja, Film ist nicht das Thema, sondern Musik. Der erste Teil des obigen Satzes trifft voll auf mich zu, Musik war meine erste Liebe, noch weit vor meiner Freundin. Ich war so klein, dass ich nicht einmal an meine Freundin dachte. Der zweite Satz wird sich wohl eher (aus heutiger noch junger Einschätzung heraus gesagt) nicht bewahrheiten, aber trotzdem habe ich den Satz ausgewählt, denn es gibt in meinen Augen keinen besseren, der diesen Bericht einleiten könnte.

Wie kam ich zur Musik? Wie kommt ein Junge allgemein zur Musik? Durch die Eltern?! So zumindest in meinem Fall. Es war das Jahr 1988, ich war 8 Jahre alt, vielleicht auch erst 7. Zumindest war es ungefähr rund um meinen achten Geburtstag. Eine Europameisterschaft sorgte für Aufsehen im Land, und auch bei meinem Vater, der kein Spiel verpasste. Auch meine Leidenschaft zum Fußball machte sich zum ersten Mal bemerkbar, aber auch meine Leidenschaft zur Musik.

Es war das erste Mal in diesem Sommer 1988, dass ich mich für den Plattenschrank meiner Eltern interessierte. Es war das erste Mal, dass ich an das Heiligtum meiner Eltern, besser meines Vaters durfte. Nur unter strenger Aufsicht damals, d.h. ich durfte noch nichts berühren, sondern musste mir die Schallplatten von meinem Vater vorspielen lassen, und durfte wenigstens noch meine Meinung dazu sagen. Es waren vielleicht 200 Schallplatten die in dem Schrank meiner Eltern standen, davon ca. 195-199, die mein Vater gekauft hatte, doch eine tat es mir besonders an.

Vorne drauf war ein kleiner schräger Typ. Er hatte einen glitzernden Anzug an und seine Brille war größer als sein ganzes Gesicht. „Elton John“ stand auf der Platte und „The bitch is back“. Das erste Lied, dass mir etwas bedeutete. Ich musste es fast täglich hören.

Doch es dauerte noch lange bis die Musik endlich von mir richtig Besitz ergriff. Sicher Elton John war eine Affäre, aber die erste Liebe war es noch nicht. Die erste Liebe muss man selbst besitzen und so dauerte es noch zwei Jahre bis die erste Liebe kam. Eine Liebe, die mir heute sehr peinlich ist.

Am 8. Juli 1990 wurde ich zehn Jahre alt, am gleichen Tag wurde Deutschland Fußballweltmeister. Die ganze Verwandtschaft feierte bei uns. Ich war furchtbar stolz. Es war fast so als hätte ich den Weltmeistertitel geholt. Mein Opa holte Raketen aus seinem Auto und veranstaltete ein Feuerwerk. Mir zu Ehren und Deutschland zu Ehren. Meine Liebe zum Fußball war endgültig gefestigt.

Im gleichen Jahr erreichte ich, nach der Affäre mit Elton John, auch meine erste musikalische Liebe. Ich weiß nicht, ob es vor diesem Endspiel war, oder erst danach, ob es überhaupt 1990 war, oder vielleicht doch erst in der erste Hälfte des darauffolgenden Jahres 1991, aber es war soweit: Der kleine Björn durfte sich seine ersten beiden Schallplatten kaufen. Gleich zwei auf einmal, eine Tatsache, die mich durch mein musikalisches Leben begleiten sollte.

Meine Wahl fiel einmal auf David Hasselhoff! „Looking for freedom“ hießen Song und Schallplatte. Die andere Schallplatte kam aus Deutschland. Torfrock hieß die Band. Der Soundtrack zum Zeichentrickfilm „Werner“ war die Schallplatte. Beide gleichzeitig gekauft, meine ersten Schallplatten. Unterschiedlicher könnte man sie sich kaum vorstellen. Viel schlechter vom heutigen Standpunkt auch nicht.

Doch einen Schallplattenspieler hatte ich selbst noch nicht. Ich durfte nur den meiner Eltern benutzen. Mittlerweile zwar schon alleine und ohne Aufsicht, doch trotzdem nur recht selten, denn nur dann wenn meine Eltern nichts anderes hören wollten. Und da mein Vater damals noch kein Internet kannte, war Abends und am Wochenende sein Hobby die Musik. Also fielen diese Termine für mich flach.

Aber einen kleinen Kassettenrecorder hatte ich, der sogar ein paar Radioprogramme empfing. Ich fing an Lieder aufzunehmen. Etwas was wohl jeder, der so alt/jung ist wie ich, irgendwann einmal getan hat.

Um dieser Leidenschaft weiter zu frönen, folgten bald Kaufkassetten. Es waren wie schon bei den Schallplatten zwei zu Beginn. Es sollten mein einzigen im Leben bleiben (im Musikbereich). Von „Right Said Fred“ war die eine. Ich weiß nicht mehr, wie sie hieß. Ich glaube auch „Right Said Fred“. Ich weiß nur noch, dass gelb-orange und rot die dominierenden Farben auf der Verpackung waren und „Don’t talk just kiss“ mein Lieblingslied war. Die andere Kassette kam aus deutschen Landen. „U 96“ hieß der Interpret, „Das Boot“ die Kassette und das Titellied. Es muss ungefähr das Jahr 1992 gewesen sein. Ich war mächtig stolz.

Es war das gleiche Jahr, oder ein Jahr später. Also 1992 oder 1993 als ich endlich die komplette Macht über die Musik in meinem Zimmer bekam. Zu Geburtstag sollte ich eine Stereoanlage bekommen. Mit Schallplattenspieler (obwohl sowohl Torfrock als auch Hasselhoff mich damals nicht mehr interessieren, aber Elton John’s „The Bitch is back“ erfreut diesen Schallplattenspieler noch heute ein ums andere Mal), Kassettenrecorder und...

...und CD-Player! Wow. Ich war damals absolut stolz auf mich. Denn das bedeute, dass ich den ersten CD-Player in unserem Haus bekommen würde. Mein Vater nutzte weiter seinen Schallplattenspieler (und das auch noch viele Jahre), meine Mutter interessierte sowieso nur das Radio und meine kleine Schwester musste mit ihren 7 oder 8 Jahren natürlich hinter mir zurücktreten (aber nur ein Jahr lang, denn dann kam sie in den gleichen Genuss). Um meine neue Errungenschaft richtig nutzen zu können, bedurfte es natürlich auch zumindest einer CD. So streifte ich mit meinem Vater und meiner Schwester durch den Elektronikladen, in dem wir gerade eine Stereoanlage gekauft hatten, auf der Suche nach einer CD. „Hit News 1992“ so lautete der Titel der CD für die ich mich entschied, und die mir mit der Stereoanlage zum Geburtstag geschenkt wurde. Ein Sampler war also meine erste CD. Nicht ganz, denn was bei Schallplatte und Kassette begann, setzte sich bei der CD fort. Meine Schwester, die mit im Laden war, wollte natürlich auch ein Geburtstagsgeschenk für mich kaufen. Mein Vater kaufte ihr eine CD, die sie mir schenkte. „Bravo Hits“ war der Titel der CD, die eine Reihe eröffnete, die heute noch Bestand hatte. Auf der CD waren zwei Titel, die mir wohlbekannt waren: „Don’t talk just kiss“ und „Das Boot“. Daneben noch Hape Kerkelings „Kurz“ oder „To be with you“ von Mr. Big. Sogar Depeche Mode, die ich heute noch höre, waren auf meiner „mit-ersten“ CD. So waren zwei Sampler meine ersten CDs.

So begann meine musikalische Karriere. Mittlerweile habe ich über 200 CDs in meiner Wohnung stehen. Die „Bravo Hits“ habe ich noch, die „Hit News 1992“ fliegt in meinem Elternhaus auch irgendwo noch rum. So wie auch meine ersten beiden Schallplatten. Was aus meinen ersten beiden Kassetten geworden ist, weiß ich nicht. Meine erste Stereoanlage steht neben mir. Ich nutze sie heute noch, auch wenn sie ein paar kleine Macken hat. Aber Elton Johns „The bitch is back“ findet immer noch den Weg ab und zu in die Stereoanlage. Diese Affäre dauert noch an. Auch wenn das ganze immer wieder mit Strapazen verbunden ist. Da die Anlage in einem Regal steht, geht der Deckel nicht auf. Für „The bitch is back“ muss ich die Boxen abstöpseln, die Anlage aus dem Regal holen, die Schallplatte einlegen, die Boxen wieder anstöpseln und die Musik hören. So alle sechs Monate ist es mir das wert. Dann weht ein Hauch von Nostalgie durch meine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung. Dann denke ich an meine erste Liebe, die Musik!


© Björn Becher 2003

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