Musik Allgemein Testbericht

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Erfahrungsbericht von bigmanu

Solange du lebst, zeige dich

Pro:

perfekte Mischung aus Mittelalterlicher Musik und moderner Technik,

Kontra:

nix

Empfehlung:

Ja

Nachdem wir heute den 3. Geburtstag meiner Tochter gefeiert haben, bin ich ehrlich gesagt ziemlich am Ende und froh, das ich endlich sitzen kann. Um mich richtig zu entspannen, habe ich mir heute eine meiner Lieblings-CD´s in den CD-Spieler gelegt, und genieße nun die Ruhe und das langsame abschwellen meiner Füße *ggg*.

Meine Wahl, was die Entspannungsmusik angeht, fiel heute auf das neuste Album von Corvus Corax, das den Namen „Seikilos“ trägt. Ich habe mir diese CD Ende letzten Jahren bei amazon.de für knapp 17,00 Euro gekauft, und es mal wieder nicht bereut. Im Moment ist die CD dort auch für 11,99 Euro im Angebot, wer also Interesse hat, gleich dort zugreifen :o)


Mittelalterliche Musik höre ich nun schon seit einigen Jahren, und Corvus Corax sind eine meiner Lieblingsinterpreten. Ich habe mir bisher jede CD dieser Gruppe gekauft, und wurde bisher auch noch nicht enttäuscht. Deshalb war es natürlich auch keine Frage für mich, ob ich mir das neue Album „Seikilos“ kaufen sollte. Ich hätte die Gruppe auch gerne live auf ihrer Seikilos-Tour in Hannover gesehen, aber leider hat es nicht geklappt bei mir. So bleibt mir eben nur die CD, und die höre ich mir recht häufig an.


Ganze 12 verschiedene Stücke sind auf diesem Album zu finden:

1. Seikilos,
2. Suam elle ires,
3. Satyricon,
4. Titenka,
5. Chou Chou sheng,
6. Ballade de mercy,
7. Para barei,
8. Oro se vie,
9. Cheiron,
10. Aia,
11. Basileus,
12. Hymnus Apollon.


Schon das erste Stück, “Seikilos” gefällt mir ausgesprochen gut, wobei mir auch die Geschichte dieses Liedes echt zusagt. Inspiriert zu diesem Lied wurden Corvus Corax durch die Grabinschrift des Seikilos, wobei es sich hier um das älteste überlieferte Musikstück aus dem Europäischen Kulturkreis handelt. Die Grabsäule aus Tralles/Kleinasien, auf der die Zeichen gefunden wurden wird in das 2. vorchristliche bis erste nachchristliche Jahrhundert datiert. Informationen über Seikilos selber gibt es nicht, nur das Lied. Und das, was Corvus Corax darauf gemacht haben gefällt mir echt gut. Es fällt mir schwer, zu beschreiben, was mich an diesem Lied so fasziniert. Da ist einmal natürlich die Kombination aus altertümlichen Musikinstrumenten und der Technik des 21. Jahrhundert. Und da ich ein echter „Trötenfan“ bin, gefällt mir der Einsatz von Dudelsäcken. Aber auch Hörner, Trommel und noch einiges an Instrumenten mehr bekommt man hier zu hören. Die Melodie ist interessant, den Text konnte ich leider nicht versehen, da ich die Sprache (griechisch?) nicht beherrsche. Aber was es auch ist, es hört sich gesungen sehr gut an, ich würde es fast schon als Ballade bezeichnen, obwohl es mich teilweise auch etwas spirituelles hat. Während ich das hier schreibe habe ich mir das Lied jetzt 5 mal angehört, es ist nicht so einfach zu beschreiben. Die Informationen zu diesem Stück habe ich mir auf der Homepage von Corvus Corax geholt, einfach weil es mich interessiert hat. Dort habe ich auch die deutsche Übersetzung des Textes gefunden, die ich euch nicht vorenthalten möchte :o)))

...Solange Du lebst, zeige dich,
Traure über nicht zu viel.
Kurze Zeit bleibt zum Leben
Das Ende bringt die Zeit von selbst.

Tritt heraus aus der Anonymität,
aus Lethargie und Zurückgezogenheit.
Tue was du tust bewusst und genieße den Augenblick.
Halte dich nicht damit auf, Dingen nachzutrauern...



Das zweite Stück auf dieser CD, „Suam elle ires\" ist ein schnelles Lied das so richtig zu Tanzen einlädt. Es erinnert mich an arabische Musik, und es wird sehr viel getrommelt in diesem Lied. Meine Kinder lieben dieses Lied, weil sie so gut dazu toben, hüpfen und tanzen können. Es ist recht wild, gerade das gefällt mir und den Minimonstern daran :o)


Auch „Satyricon“ ist ein recht wildes Lied, zu dem man ausgelassen tanzen kann. Sehr interessant fand ich auch hier wieder die Geschichte des Liedes. So habe ich bei Corvus Corax gelesen, das der Namensgeber dieses Liedes ein gewisser Petronius Satyricon im ersten nachchristlichen Jahrhundert lebte und Kritik am dekadenten Rom zu Neros Zeiten übte. Daraufhin wurde er in den Freitod getrieben, den Satyricon in einer großen Orgie zelebrierte.

Titel Nummer vier ist ebenfalls sehr lebhaft und zwingt die Füße förmlich mitzustampfen und sich im Takt zu bewegen. Diesem Lied hört man den modernen Einfluß teilweise sehr deutlich an, was mich aber keineswegs stört.


Chinesisch wird es dann mit „Chou Chou Sheng“. Dieses Lied ist einem chinesischem Kaisermarsch aus der Chou-Dynastie nachempfunden. Der Anfang des Liedes klingt auch noch chinesisch, aber dann wird es richtig wild. Mit dieser Musik soll der Kaiser in seinen Tempel eingezogen sein. Die Interpretation von Corvus Corax könnte einen Tempel eher zu Einsturz bringen :o) Gesungen wird hier nicht, es ist ein reines Instrumentales Stück.


Mein ganz persönliches Lieblingslied auf dieser CD ist die „Balade de Mercy“. Hier wird auch endlich wieder gesungen, und zwar in Altfranzösisch. Die Musik bleibt im Ohr, und irgendwie hört sich die Melodie teilweise etwas traurig an. Dabei ist der Text ganz und gar nicht traurig. Ich habe mir auf der Homepage von Corvus Corax die Übersetzung geholt, die ich echt witzig finde. Der Sänger entschuldigt sich bei allen Leuten, die seiner Lebensart im Wege stehen, die Sprache ist etwas deftiger, aber so war es eben im Mittelalter :o)

... An Kartäuser und Zölestiner,
An Bettler und an Fromme,
An Wüstlinge und Pflastertreter,
An Diener und hübsche Mädchen,
Überrock und knappe Überwürfe tragend,
An unglücklich verliebte Besserwisser
die in stinkenden Stiefel umher stelzen
Ich schreie um Verzeihung

An junge Mädchen, die ihre Brüste zeigen,
um mehr Kunden zu locken,
An Gauner, die Tumult verursachen,
An Trickser, die großer Ratten melken,
An Verrückte und Narren und verrückte Frauen
Die in sechser Gruppen pfeifend davon gehen,
An Knirpse und Mariechen,
ich schreie um Verzeihung.

Nicht aber die verräterischen Polizeihunde
die mich an harten Kötel haben nagen lassen,
mich gedemütigt abends und morgens – immer wieder,
das ich den Dreck nicht mehr fürchte.
Ich möchte sie anfurzen und anrülpsen
Aber ich kann nicht, da ich sitze.
Um Streit zu vermeiden
Schrei ich Verzeihung.

Man soll ihnen die fünfzehn Rippen brechen,
mit großen Hämmern, hart und schwer.
Mit Hellebarden und ähnlichen Waffen...
Dann bitt ich auch sie um Verzeihung.


...Ich stelle mir vor, das der Autor dieses Lied geschrieben hat, nachdem er eine Weile in einer ungemütlichen Zelle verbracht hat, weil andere Leute seine Art zu leben nicht als anständig aufgefasst haben. Wenn man das Lied so hört, dann vermutet man solch einen Text gar nicht dahinter.


Das nächste Stück „Para Barei“ habe ich schon öfter von Corvus Corax gehört. Es ist ein mittelalterliches Stück aus dem 13. Jahrhundert. Hier hört man wieder alle typischen Instrumente des Mittelalters, gerade das gefällt mir so gut an diesem Stück. Bara Barei ist ein Stück, das ich mir immer wieder anhören kann, und die Melodie bleibt irgendwie im Ohr. Ich ertappe mich nach dem Hören der CD oft dabei, wie ich sie vor mich her summe. Auch das folgende Stück „Oro se vie“ ist so ein Ohrwurm, der von Corvus Corax häufiger gespielt
wird.


So richtig mitreißend ist der nächste Titel, „Cheiron“. Auch diese Melodie bleibt lange im Ohr haften. Sie ist abwechselnd langsam und dann wieder schnell, kraftvoll und fast schon wild. Auch hier gibt es wieder einen interessanten Hintergrund. Cheiron soll der Oberste der Sagengestalten der Zentauren (halb Pferd halb Mensch) gewesen sein. In diesem Lied wird besungen wie er sich zum Kampf rüstet. Solch einen Text kann man anhand des Gesanges wirklich nicht vermuten. Aber das Lied gefällt mir sehr gut, vor allem der Wechsel zwischen einem Gesang, der sich fast wie ein Kirchenlied anhört, und dann dem schnellen und kräftigem Instrumental teil. Wenn ich so überlege passt es vielleicht doch ganz gut zu der Sagengestalt eines Zentauren.

Das nächste Stück „Aia“ trägt seinen Namen nach einem Schreiber aus dem 10. Jahrhundert. Es gefällt mir ebenfalls sehr gut, wenn mir auch die Melodie nicht so im Ohr geblieben ist. Es ist eher langsam, und man hört viel Dudelsack und Trommeln.

„Basileus“ heißt das vorletzte Stück auf dieser CD. Es ist ein lebhafter Tanz, den die Mannen von Corvus Corax dem heiligen Basileus widmen. Dieser Heilige lebte im 3. Jahrhundert und äußerte folgenden Satz: Tanzen ist die vornehmste Beschäftigung der Engel im Himmel“. Auch hier sind wieder viele Dudelsäcke und Trommeln zu hören. „Basileus“ ist ein Stück, das auf jeden Fall die Füße zu Zucken bringt :o)


Kommen wir zum letzen Titel auf dieser CD, der „Hymnus Apollon“. Mit 7:43 Minuten ist sie das längste Stück auf dieser CD, und sie ist dem Gott Apollon gewidmet. Apollon war der Gott des Lichtes, der Weisheit und der Weissagung. Außerdem war er der Sohn von Göttervater Zeus, also eine wichtige Persönlichkeit unter den Göttern. Die „Hymnus Apollon“ ist langsam, und die Melodie berührt einen irgendwie. Auch hier wieder meine geliebten Dudelsäcke und noch einige andere Instrumente, die ich nicht benennen kann. Irgendwie hört sich diese Hymne teilweise schon etwas traurig an. Im Hintergrund hört man das Heulen des Windes, was perfekt zu der Melodie passt. Für mich ist dieses Stück der perfekte Abschluss einer tollen CD.


Ich habe den Kauf dieser CD mal wieder nicht bereut, sie ist genau so gut wie alle anderen, die ich schon im Schrank stehen habe. Ich höre sehr gerne mittelalterliche Musik, und Corvus Corax verbinden meiner Meinung nach Mittelalter und die Technik der Neuzeit perfekt. Durch die verschiedenarteigen Stücke gibt es sehr viel Abwechslung auf dieser CD, und so wird sie nie langweilig. Am liebsten höre ich diese Musik wenn ich ungeliebte Arbeiten wie Bügeln oder Fensterputzen erledigen muss. Das baut mich wieder auf und macht mich fröhlich. Auch meine Kinder hören diese Musik gerne, wenn sie auch bei einigen Stücken etwas aufdrehen und nur noch schwer zu bändigen sind :o)


Erwähnen möchte ich auch noch das wirklich schön gestaltete Cover dieser CD. Es ist aus Pappe und aufklappbar. Innen gibt es ein langes Blatt zum auseinander falten, wo man Informationen zu „Seikilos“ zu lesen bekommt und die Mannen von Corvus Corax bewundern kann. Und immer wieder ist eine Pfauenfeder im Bild, die auch die CD selber ziert. Die Bilder sehen sehr ansprechend aus, und die Homepage der Gruppe ist im selben Design gestaltet. Also nicht nur ein Genuss für die Ohren, sondern auch für das Auge.


Mein Fazit:
Für jeden Fan von Corvus Corax ist diese CD meiner Meinung ein Muss. Und wer gerne mittelalterliche Musik hört, der sollte sich die „Könige der Spielleute“ auf jeden Fall einmal anhören. Seit dem ich sie zum ersten mal gehört habe, bin ich eine Liebhaberin dieser Musik geworden. Mir gefällt die Mischung aus Mittelalter und Moderner Technik, wobei das Mittelalter aber im Vordergrund bleibt. Zu modern darf es für mich auch nicht klingen. Auf der CD „Seikilos“ ist Corvux Corax diese Mischung wieder perfekt gelungen, für mich ist sie fast genau so gut wie der Vorgänger „Mille Anni Passi Sunt“, die ich persönlich noch ein kleines bisschen besser finde. Ich vergebe hier natürlich alle fünf Sterne und empfehle sie uneingeschränkt an jeden weiter, der sich für diese Art von Musik begeistern kann. Und jeder, der jetzt neugierig geworden ist, der sollte mal unter www.corvuscorax.de vorbeisurfen. Dort kann man sogar in diese CD reinhören und so entscheiden, ob es etwas für seine Ohren ist.


Gruss von Eurer jetzt entspannten BigManu

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