Nager & Kleintiere Testbericht

Eigenschaften und Besonderheiten von Meerschweinchen
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Leider wird das sensible Meerschweinchen oft fälschlicherweise als "perfektes" Heimtier und Haustier für Kinder bezeichnet, da es angeblich sehr pflegeleicht und anspruchslos sei, zahm und im Vergleich zu anderen Nagetieren tagaktiv ist. So kommt es, dass mehr als die Hälfte dieser Nager in Tierheimen abgegeben und vermittelt werden als Katzen!
Meerschweinchen haben vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten und Verhaltensweisen, so dass eine Einzelhaltung auf engem Raum nicht artgerecht ist. Ausserdem sind sie Fluchttiere, die sich bei Gefahr verstecken oder in eine "Schreckstarre" fallen. Wenn man von artgerechter Haltung spricht, dann wird damit gemeint die Haltungsbedingungen eines Tieres soweit des möglichen an seine ursprüngliche Lebensweise anzupassen. Das ist nicht damit getan, wenn nur für die Grundbedürfnisse gesorgt wird, wie Futter, Trinken und eine minimale Käfiggröße als Nagerheim, vielleicht noch mit einem Häuschen als Unterschlupf.
Meerschweinchen sind wie schon erwähnt keine Einzelgänger, sondern sehr gesellige, soziale und kommunikative Tiere. Daher sollte es mit mehreren Meerschweinchen als Gemeinschaft zusammenleben.

Oftmals wird erklärt, dass Meerschweinchen auch mit Kaninchen zusammenpassen. Ich persönlich habe nun eine solche Kombination, aber durch andere damalige Gegebenheiten. Die zwei hängen wirklich sehr aneinander, denn sie verbindet das gleiche Schicksal der Gewalt und sind sehr verhaltensgestört, auch wenn sich das mit der Zeit etwas gebessert hat. Meine Versuche sie mit Artgenossen zu integrieren schlugen fehl. Dennoch ist das nicht ideal und es gibt nur wenige Ausnahmen. Im Grunde sollten Meerschweinchen unbedingt mit ihren Artgenossen gehalten werden! Nur so können sie sich voll und ganz entfalten.

Übrigens sind Meerschweinchen sehr lernfähig. Sie können auf ihre Namen hören und bestimmte Geräusche einer Bedeutung zuordnen. Man muss sich aber natürlich ausgiebig mit ihnen beschäftigen!


Herkunft
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Viele fragen sich sicherlich, weshalb man so ein Tier "Meerschweinchen" nennt. Dafür gibt es eine ganz simple Erklärung. Diese Tiere stammen ursprünglich aus Südamerika und wurden im 16. Jahrhundert von den Holländern mit dem Schiff nach Europa gebracht. Da diese Tierchen nun über das Meer zu uns kamen und man damals meinte, sie sehen den Schweinen ähnlich und würden auch so grunzen (finde ich ja nun nicht), nannte man sie einfach Meerschweinchen ;-)


Das Heim des Meerschweinchens
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Um so größer der Lebensraum für die Tiere um so besser! In dem Buch "Heimtiere halten - Meerschweinchen" von Dietrich Altmann heißt es, das die Grundfläche eines Käfigs für ein oder mehrere (!) Meerschweinchen 80 x 60 cm haben soll und eine Höhe von 35 bis 50 cm, damit sich das Tier auch aufrichten kann.
Ich würde dazu sagen, dass damit die Meerschweinchen zum "dahinvegetieren" verurteilt sind, wenn man davon ausgeht, dass Einzelhaltung nicht in Frage kommt und mind. zwei Tiere darin gehalten werden. Die Behausung der Meerschweinchen sollte auch an einem hellen Ort aber ohne Durchzug aufgestellt werden.

Wichtig zur Einrichtung des Heimes sind saugfähiges Streu das regelmässig erneuert werden muss, immer frisches Heu, Unterschlüpfe und Versteckmöglichkeiten. Dazu bietet jedes Zoofachgeschäft entsprechende Häuschen an, aber auch Rinden, Wurzeln und Hölzer (am besten von Obstbäumen mit Blättern die auch benagt werden können und sollen oder auch Fichten- und Tannenzweige mit Nadeln), sowie Röhren und Rampen sind für die Tiere äusserst attraktiv! Oftmals sah ich, dass man den Kleinen aus Tüchern Hängematten gebastelt hatte und habe das auch gemacht. Mein Meerschweinchen benutzt diesen Platz sehr oft und sehr gerne.

Verschiedene Etagen sind für die kleinen Nager das reinste Paradies und toben gerne rauf und runter und bieten weitere Versteckmöglichkeiten sowie reichlich Spielspass. Dazu kann man einfache, naturbelassene Bretter benutzen und befestigen und schmalere Brettchen mit Einkerbungen (oder aufrauhen) zum besseren Halt für die Tiere, dienen als "Treppe". Auf den einzelnen Etagen kann man wiederum Häuser, Rinden und Unterschlupfmöglichkeiten aufbauen. So bietet das Heim sehr viel Abwechslung und um diese noch zu erhöhen, sollte der Lebensraum gerne immer wieder mal verändert werden, dadurch werden die Meerschweinchen angeregt, ihr neues Umfeld zu erforschen und sich körperlich zu betätigen.


Ernährung des Meerschweinchens
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In erster Linie Heu!!! Es muss ständig in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Beim Verzehr von Heu wird Speichel angeregt und aktiviert die Verdauung.

Zur grundsätzlichen Nahrungsaufnahme sollte man bedenken, das die Magenwand des Meerschweinchens sehr dünn und dessen Muskulatur nur schwach ausgebildet ist. Daher kommt es, das Meerschweinchen nicht erbrechen können und die aufgenommene Nahrung sich nicht selbstständig weitertransportiert. Um den Nahrungsbrei weiter in den Darm schieben zu können, benötigt das Tier die Möglichkeit einer ständigen Nahrungsaufnahme. In der Natur nehmen sie daher über den Tag verteilt etwa 50 bis 70 kleine Mahlzeiten zu sich.
Also sollte immer einwandfreies Futter zur freien Aufnahme zur Verfügung stehen.

Das Meerschweinchen scheidet auch den sogenannten Blindarmkot aus. Dieser Kot besteht aus Bakterien und diese wiederum enthalten Eiweiß, Kohlenhydrate und Vitamine, in geringem Masse auch Fette. Diesen Blindarmkot nehmen die Tiere auf und wird unzerkaut geschluckt. So können die Meerschweinchen ihren Bedarf an tierischem Eiweiß selbst decken, im Gegensatz zu Vitamin C!

Erwachsene Meerschweinchen benötigen 10 bis 15 mg Vitamin C am Tag. Grüne Pflanzen enthalten reichlich Vitamin C. Karotte, Sellerie, Rote Beete, Petersilie und Paprika sind gute Vitamin C- Quellen.

Die 20 Zähne eines Meerschweinchens wachsen zeitlebens weiter, daher sind sie leider häufig Ursache vieler Probleme. Die Schneidezähne sind zum Abbeißen und nagen konstruiert, die Backenzähne zermahlen das Futter und schleifen dabei die Zähne aneinander ab. Das dabei entstehende Pulver aus Kalzium und Mineralien werden runtergeschluckt.
Für die Zähne ist es daher wichtig Material anzubieten das hilft die Schneidezähne abzuschleifen und lange zermahlt werden muss wegen der Backenzähne. Geeignet hierfür sind Rinden und Zweige von Obst-, Birke und Haselnussbäumen samt Blätter. Vorsichtig sollte man mit Pflaumenbäumen sein, da dessen Rinde Spuren von Blausäure enthält. Absolut giftig sind z.B. Thujen und Eiben!!
Wenn die Zähne zu lang werden, hilft leider nur noch ein Tierarztbesuch, der die Zähne des Nagers vorsichtig abschleift.

Grünfutter ist sehr wichtig für die Meerschweinchen und soll reichlich angeboten werden. Es enthält alle wichtigen Nährstoffe und macht nicht dick. Dazu zählen vor allem Gras, viele Wiesenkräuter, Maisblätter, Karotten, Löwenzahn...
Das Grünfutter muss trocken sein, auch die Fütterung von Gurken und Ähnlichem sollte grundsätzlich in größeren Mengen vermieden werden. Von feuchtem Futter können die Tiere Koliken, Durchfall oder Blähungen bekommen. Hin und wieder gibt es selbstverständlich solche Köstlichkeiten wie Gurke, Fenchel, Paprika und andere Obst- und Gemüsesorten. Allerdings immer nur als sogenanntes Leckerchen und nie in größeren Mengen.
Bei Grünfutter (Obst und Gemüse) bitte immer auf Sauberkeit achten und das nicht gespritzt wurde!

Da im Winter einiges nicht zu besorgen ist, eignen sich zu dieser Zeit auch diverse Salate wie Endivien-, Eis-, Römer- und Feldsalat, Chicoree, Karottenkraut, Petersilie und Dill.
Auch rohe Kartoffeln sind sehr lecker und ein energiereiches Kraftfutter (besonders als Kartoffelflocken), aber bitte nur in geringen Mengen verabreichen. Die grünen Stellen und Triebe sollten vor dem Verzehr entfernt werden.

Frisches Wasser muss immer vorhanden sein! Der Tagesbedarf liegt bei etwa 80 ml pro kg Körpergewicht. Übrigens wiegen ausgewachsene Meerschweinchen zwischen 1000 und 1800 g (Männchen) und 700 bis 1000 g (Weibchen).
In Trinkflaschen muss unbedingt auf Reinlichkeit geachtet werden, da sich da sehr schnell Algen und Bakterien bilden. Wenn das Wasser in Näpfen angeboten wird, sollte dieser sehr stabil sein, denn die Tiere stellen sich gerne auf den Rand des Napfes. Der Napf sollte dabei nicht umkippen, damit das Einstreu weiterhin trocken bleibt.


Zusammenfassung:

- Material zum Nagen für die Schneidezähne,
- geeignetes Futter (Rohfaser) zum abschleifen der Backenzähne,
- für genügend Vitamin C sorgen
- Ständige Verfügbarkeit von hochwertigem Futter (durch den längeren Nahrungstransport in den Darm kann das Futter 4 bis 5 Tage im Tier bleiben)
- Kein Zucker, damit der pH-Wert im Magen-Darm nicht absinkt. So kann die Verdauungsflora zerstört werden.
- ausreichend frisches Wasser


Ungeeignetes für die Ernährung
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Mehl, Bäckerei-Nebenerzeugnisse, Zucker, Saaten und Honig. Diese werden überwiegend zu leichtverdaulichem Zucker abgebaut und können daher die Darmflora der Meerschweinchen durcheinander bringen oder gar zerstören.
Milch- und Molkereierzeugnisse, sowie Milch-, Joghurt- und Schokoladendrops bestehen aus Inhaltsstoffen, die für das Meerschweinchen nur sehr schwer verdaulich sind.



Fazit
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Die Haltung von Meerschweinchen sollte gut durchdacht werden, denn es ist kein anspruchloses Tier wenn man es artgerecht halten möchte. Es beginnt schon damit, das es mehrere Schweinchen sein sollten. Die Zähne und Krallen müssen regelmässig kontrolliert werden (Krallen geschnitten), Fütterung und säubern des Käfigs (Gehege...), Freilauf (auch Garten), Langhaar Meerschweinchen müssen gebürstet werden, im Krankheitsfall sofort zum Tierarzt und das Tierchen wieder gesundpflegen...

Auch für Kinderhände sollte man sich die Eignung gut überlegen, denn man darf nicht ausser Acht lassen, dass diese Tiere sehr schreckhaft sind, bei schnellen Bewegungen und Geräusche. Ihr Gehör ist sehr ausgeprägt, so können Menschen beispielsweise nur Töne von 20.000 Hertz (jung) bzw. 15.000 Hertz (erwachsen) wahrnehmen, Meerschweinchen dagegen 33.000 Hertz. Kinder (die Tieren sollen geeignet sein für Kinder ab 5 Jahren) sind meist laut wenn sie spielen, nähern sich dem Tier ruckartig... und das Meerschweinchen erschrickt. Das bedeutet viel Stress für das Meerschweinchen. Tiere sind keine Versuchstiere um Kinder zur Verantwortung zu erziehen und wenn sich das Kind nicht darum kümmert, müssen die Eltern das übernehmen. Man kann nicht davon ausgehen, dass die Kinder das machen und es letztendlich egal ist, wenn sie es nicht ausreichend tun. Notfalls ist es dann wirklich besser, für die Tiere ein geeignetes, neues Zuhause zu suchen. Wenn nun allerdings alles gut durchdacht ist, die Eltern die Verantwortung übernehmen und Ihr Kind beim Umgang mit dem Meerschweinchen immer im Auge behalten sowie erklären, wie es mit dem Tier umzugehen hat, kann ich sagen, das ein Meerschweinchen viel Freude bereiten wird.

Allgemein kann man wieder mal sagen, dass es immer gut überlegt sein will sich ein Tier anzuschaffen. Aber da gerade bei Meerschweinchen behauptet wird, sie seien anspruchslos, werden sie mit falschen Erwartungen zu sich geholt, bis festgestellt werden muss, das dem nicht so ist und werden oftmals deswegen ins Tierheim gebracht.
Weiß man allerdings mit den bezaubernden Tieren richtig umzugehen und Sie artgerecht zu versorgen, dann ist es nicht nur für uns Menschen eine Freude, sondern auch für das Tier (oder umgekehrt *g*)


Nicki



© Nikkita01 (Ciao / Yopi)





Quellen:

Das Buch "Heimtiere halten - Meerschweinchen" von Dietrich Altmann