Nahost-Konflikt Testbericht

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Erfahrungsbericht von Cleopatra1972

Welche Seite ist im Recht und welche Seite ist im Unrecht?

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Durch private Kontakte sowohl nach Kvar Saba (Israel) als auch nach Kalkilia (Westjordanland) erlebe ich beinahe jeden Tag hautnah mit, was es für die Bevölkerung heißt, mit der ständigen Bedrohung von beiden Seiten zu leben.

1997 war ich das erste Mal in Israel und habe bis heute einen an sich guten Kontakt nach Kvar Saba (ca. 20 km nordöstlich von Tel Aviv). Meine Bekannte fuhr damals mit mir unter anderem auch nach Kalkilia. Kalkilia ist eine Nachbarstadt im Westjordanland und seit dem Bau des Sperrwalls von der Außenwelt abgeschnitten. Ich habe damals die Gelegenheit genutzt, mich auch im Palästinensergebiet umzuschauen und über die Lebensbedingungen schlau zu machen. Ich kann Euch versichern: Niemand, der an unseren westlichen Standard gewöhnt ist, würde freiwillig mit einem Palästinenser tauschen wollen. Die überwiegende Mehrheit der Israelis ist schon sehr arm, aber die Palästinenser sind noch schlimmer dran; Die Möglichkeiten der Schulbildung sind katastrophal. Es gibt nur eine unzureichende Trinkwasserversorgung. Von medizinischer Betreuung - insbesondere für Kinder und Alte - ganz zu schweigen.

Sobald ein Palästinenser krank wird (aus welchen Gründen auch immer - sei es nun eine Krebserkrankung, ein Vergeltungsschlag der Israelis), muss er einen der wenigen Checkpoints nach Israel überqueren. Dies darf er aber nicht mit dem eigenen Auto tun, sondern muss die Grenze zu Fuß überschreiten. Der Zugang zu den Checkpoints führt nur über für Palästinenser zugelassene Straßen. Straßen, die von Israelis benutzt werden, sind für die Palästinenser verboten. Die israelischen Grenzer (oftmals noch ganz junge Leute, die gerade erst ihre Schule beendet und mit dem Militärdienst begonnen haben...) wiederum lassen die Palästinenser nur nach Gutdünken die Grenze überschreiten. Soll heißen, sehr viele Palästinenser bekommen gar nicht die Gelegenheit, in Israel die nötige medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen.

Das gleiche gilt für palästinensische Arbeitnehmer, die entweder in Israel ihr tägliches Brot verdienen oder vielleicht vom Gaza-Streifen ins Westjordanland pendeln müssen.

Ich habe während meines ersten (und bisher auch einzigen) Besuchs in Israel die Erfahrung gemacht, dass die Israelis zwar überwiegend sehr freundlich sind. Aber sobald - insbesondere von Deutschen - auch nur leiseste Hauch von Kritik kommt, verkehrt sich die Freundlichkeit ganz schnell ins Gegenteil. In meinem Fall knallte meine Gastgeberin mir um die Ohren, was die Nazis in Griechenland unter der Bevölkerung angerichtet hatten. Dass ich nie irgendetwas mit Griechenland zu tun hatte und dass meine Familie (zumindest mütterlicherseits) den Naziterror immer abgelehnt hat, interessierte die Frau in dem betreffenden Moment nicht. Sie hatte nur gehört, was sie hören WOLLTE - nämlich, dass ich die israelische Siedlungspolitik aus Gründen der Menschlichkeit schlichtweg ablehne. Für mich passt es einfach nicht zusammen, dass uns Deutschen noch über Generationen hinweg die Morde der Nazis vorgeworfen werfen und dass wir Deutsche doch bitte schön weiter die Renten bezahlen sollen. Auch an die Israelis, die erst in Israel (damals noch Palästina unter englischem Protektorat) geboren wurden... Im Gegenzug verhalten sich die Israelis gegenüber der arabischen Bevölkerung mindestens genauso schlimm wie die Nazis in den 30er und 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts und wenden letztlich die gleichen Apartheids-Methoden wie in Südafrika an - Abriegelung von ganzen Gebieten, Bau von immer neuen Siedlungen auf Gebiet, welches der arabischen Bevölkerung gehört, Zuweisung von bestimmten Straßen, Schaffung von Ghettos... Und dafür soll ich mich als Antisemitin bezeichnen lassen?

Um es ganz deutlich zu machen, ich bin gläubige Katholikin (allerdings eine der schärfsten Kritikerinnen der katholischen Amtskirche in Rom) und akzeptiere sowohl den jüdischen Glauben als auch den Islam. Jeder Glaube hat seine Berechtigung. Und niemand hat das Recht, einem anderen etwas zu stehlen, was ihm nicht zusteht. Und sei es in Form von Land durch den Bau illegaler Siedlungen...

Ich möchte sehr gerne noch einmal nach Israel reisen. Aber so lange Ariel Sharon das Amt des Ministerpräsidenten bekleidet, werde ich dieses tunlichst vermeiden...

4 Bewertungen, 2 Kommentare

  • schraddel

    25.10.2006, 01:19 Uhr von schraddel
    Bewertung: sehr hilfreich

    Um es noch deutlicher zu machen: Ich bin gläubiger Christ (kein Katholik! Davon distanziere ich mich ausdrücklich!), und ich gestehe dem Staat Israel sein Existenzrecht zu (steht ja in der Bibel wohl so geschrieben). Aber ich gestehe es der israelischen Re

  • Indigo

    06.09.2004, 17:16 Uhr von Indigo
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich habe auch ein sehr ambivalentes Verhältnis zum Staat Israel. Ich war auch schon einmal dort, habe in einer jüdischen Familie gelebt und sehr differenzierte Erfahrungen gemacht. Ich denke, dass Israel ein Land ist, dessen jüdische Bev&oum