Natur Allgemein Testbericht

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Erfahrungsbericht von bocdanovic

Warum blutet heute der Mond?

Pro:

recht seltenes Schauspiel, schön anzusehen, einfach erklärt, hohe mystische Bedeutung

Kontra:

wahrscheinlich schlechtes Wetter, früher evtl. Anlass für Bluttaten

Empfehlung:

Ja

Diesen Bericht schreibt der Boc nur aus aktuellem Anlass. Wahrscheinlich hat das heutige Naturschauspiel jeder schon einmal gesehen, ist es ja kein seltenes Ereignis. Heute ab 20 Uhr wird sich die Erde zwischen Sonne und Mond schieben und den Vollmond für die Dauer von etwa 4 Stunden verdecken. Eine totale Mondfinsternis, wenig spektakulär, sollte man meinen. Der Boc kann aber jedem nur empfehlen sich die Phase des Kernschatteneintritts zwischen 20:48 und 22 Uhr heute Nacht anzusehen, sollte er einen freien Blick auf den Himmel haben. Leicht verständlich wird die mystische Bedeutung, die in dieses Ereignis gelegt wurde und wird.

-----Vom astronomischen Standpunkt-----

Der Mond umkreist die Erde als ständiger Begleiter. Für einen Umlauf benötigt er 28 Tage. Zeitgleich umkreist die Erde im Laufe eines Jahres die Sonne. Mondphasen entstehen durch unterschiedliche Blickwinkel auf den Mond. Es ist klar, dass die Mondkugel immer halb ausgeleuchtet wird. Daran ändert sich nichts, egal was für eine Mondphase wir auf der Erde haben. Gleichzeitig sehen wir von der Erde aber auch nur eine Halbkugel. Dies muss logischerweise nicht dieselbe sein, die gerade beleuchtet wird, so dass wir die verschiedenen Mondphasen erhalten. Steht der Mond in etwa zwischen Sonne und Erde, sehen wir nicht vom beleuchteten Teil und wir haben Neumond. Der Kernschatten des Mondes fällt jedoch nur sehr selten auf die Erde, so dass das Ereignis der totalen Sonnenfinsternis nicht sehr häufig ist. Steht die Erde in etwa zwischen Sonne und Mond sehen wir die volle beleuchtete Halbkugel und wir haben Vollmond.
Wird aus dem in etwa ein genau, so tritt ein besonderer Fall auf, der einzige, bei dem der Mond nicht halb beleuchtet ist, sondern im Dunkeln verschwindet. Der Eintritt des Mondes in den Kernschatten der Erde, die totale Mondfinsternis.

Eine Kugel, von einer flächenhaften Lichtquelle beleuchtet, schirmt einen gewissen Bereich hinter sich gegen das Licht der Quelle (in unserem Fall der Sonne) ab. Es gibt einen total abschirmenden, schließenden Kegel, in welchem man die Quelle nicht mehr sieht (Kernschatten) und einen öffnenden Kegel, in dem man nur einen Teil der Quelle sieht (Halbschatten und nur bei Sonnenfinsternis irgendwie interessant, da es bei einer Mondfinsternis nur zur Abdunklung führt). Tritt der Mond in den Kernschatten ein, wird er voll gegen das Sonnenlicht abgeschirmt und verdunkelt. Die letzte Mondfinsternis war am 9.11.2003, anders als eine Sonnenfinsternis kann man sie auf der gesamten nächtlichen Halbkugel beobachten.

-----Vom ästhetischen, mystischen Standpunkt-----

Besonders ist natürlich, dass der helle Vollmond einen kompletten Monat in 4 Stunden durchmacht, was die Phasen angeht. Erst wird der helle Schein als Sichel weggeschoben, und die Scheibe verdunkelt sich. Doch passiert etwas, was man nicht erwartet, wenn man naiv die Sache erklärt. Der Mond verschwindet nicht völlig im Kernschatten der Erde sondern scheint in dunklem Rot. Bedrohlich kann es wirken, wenn der vernarbte Trabant sein blutrotes Gesicht zeigt.
Furcht vor diesem Ereignis ist in der Welt ohne wissenschaftliche Erklärung also nachvollziehbar. Auch wenn die Furcht sicher nicht so groß ist wie vor einer Sonnenfinsternis, bleibt die Frage, warum er Mond blutet, eine große Möglichkeit für Mystiker, Zauberer und religiöse Führer Interpretationen zu finden, die ihnen von Nutzen sind. Gerade in matriarchalischen Religionen kann es durchaus zu Erklärungsnot führen, wenn die Muttergottheit blutet, passiert es weder regelmäßig, noch selten, was eine ähnlich vernichtende Interpretation wie für eine Sonnenfinsternis unmöglich macht.

Für den heutigen Menschen, der obige astronomische Erklärung hat, ist es vor allem schön und besonders. Er sollte es nicht verpassen, wenn der Himmel einen Blick zulässt. Wie viel der astrologischen Interpretationen einer Mondfinsternis oder des Mondeinflusses insgesamt war ist, kann ich nicht sagen, ich kenne sie nicht einmal. Eines jedoch steht fest, die streng in einer Linie stehende Formation der 3 für den Menschen wichtigsten Gestirne hat große Auswirkungen auf das Leben auf der Erde.

-----Vom meteorologischen Standpunkt-----

Eine Mondfinsternis passiert wie gesagt ja immer zu Vollmond, genau dann, wenn der Mond genau hinter der Erde verschwindet. Sonne, Mond und Erde stehen also genau in einer Linie und addieren ihre Kraftdifferenzen auf die Erde also in optimaler Form. Springfluten und Nipptiden, großen Ausmaßes sind die Folge. Der Unterschied zur normalen Vollmondtide ist im Normalfall zwar nur schwer zu erkennen, das Potential jedoch ist größer. Leute, die am Meer wohnen, werden gelernt haben sich bei Neu- und Vollmond vor dem Meer in Acht zu nehmen, diese Vorsicht sollte bei Mond- oder Sonnefinsternis noch steigen.

-----Physikalische Begründungen-----

Eine Frage bleibt noch offen, die ich den Mystikern aufgestellt habe, aber selbst nicht beantwortet habe. Warum blutet der Mond? Jeder wird wissen, dass er nur ein Gesteinsbrocken ist, der uns zwar erfreuen kann, aber streng den Gesetzen alles Toten unterworfen ist, nicht aus eigener Kraft tun zu können. Der Eintritt in den Kernschatten schirmt ja wie gesagt jede direkte Verbindung zwischen Sonne und Mond ab. Das rote Licht muss also auf indirektem Weg zum Mond kommen. 3 mögliche Erklärungen gibt es von denen nur eine wirklich Sinn macht.

1. Das Licht kommt von einem anderen Stern: Diese Erklärung wäre schön, doch reicht selbst das Licht von Sirius nicht aus um die Welt auch nur ein bisschen zu erhellen, geschweige denn den Mond sichtbar zu machen. Die hohen Entfernungen machen diese Erklärung unmöglich.
2. Es handelt sich um Streulicht aus der Atmosphäre der Erde: Diese Erklärung würde ich für sinnvoll halten, wäre da nicht ein Problem, das jeder kennt, der sich ein bisschen mit Astronomie beschäftigt. Die Erde ist der „Blaue Planet“, der Mond müsste also blau und nicht rot erscheinen.
3. Beugungsphänomene am Rand der Erde: Dieses muss die Erklärung sein. Da Licht Welleneigenschaften besitzt, wird es an Randstellen gebeugt. Dies geschieht so, dass langwelliges (rotes) Licht stärker gebeugt wird als kurzwelliges (blaues). (Bei Interessen, Physikbuch fragen ;-)) Dies ermöglicht das Eindringen roten, gebeugten Lichtes in den Kernschattenbereich, aber natürlich nur einem geringen Teil davon. Deshalb wird der Mond in dunklem Rot erscheinen, ein wunderschöner Anblick am nächtlichen Himmel. Er bleibt wohl das hellste Objekt am Himmel, passt sich jedoch viel geschmeidiger in die Umgebung ein.

-----Genauer Ablauf-----

Quelle: http://www.martin-wagner.org/mondfinsternis_mai_2004.htm
(Hier könnt ihr auch ein Bild des verfinsterten Mondes bewundern)

Eintritt des Mondes in den Halbschatten der Erde (unbeobachtbar): 19:51 MESZ am 4.5.2004
Eintritt des Mondes in den Kernschatten: 20:48 MESZ
Beginn der totalen Verfinsterung: 21:52 MESZ
Mitte der Finsternis: 22:30 MESZ
Ende der totalen Verfinsterung: 23:08 MESZ
Austritt des Mondes aus dem Kernschatten: 0:12 MESZ am 5.5.2004
Austritt des Mondes aus dem Halbschatten (unbeobachtbar): 1:10 MESZ am 5.5.2004

-----Fazit-----

Wer es noch nicht gesehen hat, oder ein Fan des Ereignisses ist, sollte hoffen, dass der Himmel über ihm heute Abend aufmacht. Ein großes Naturschauspiel wird dem Beobachter offenbar. In seiner Natur durch streng deterministische Wissenschaft zu erklären aber in seiner mystischen und ästhetischen Bedeutung zweifellos unersetzlich. Der Boc erfreut sich immer wieder an dem Schauspiel und hofft auf sich klärende Sichtverhältnisse, fasziniert ihn doch der Anblick und sei die dahinter steckende Physik auch noch so primitiv. Die Antwort auf die Frage: „Warum blutet der Mond?“ mag einfach sein, aber jene: „Was bedeutet das für mich?“ muss jeder für sich selbst beantworten.

4.5.2004__bocdanovic

17 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Fernsteuerung

    21.05.2008, 19:38 Uhr von Fernsteuerung
    Bewertung: besonders wertvoll

    Wunderschön hast Du Deinen Bericht geschrieben und sehr gut aufgegliedert, soda0 ich diesen Bericht sehr gerne gelesen habe. Danke. Susi.