Naturschutz Testbericht

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Erfahrungsbericht von ursand

Sanfter Tourismus - ist das möglich?

Pro:

Die Belastungen auf Natur und Umwelt zu minimieren

Kontra:

Nur schwer umzusetzen

Empfehlung:

Ja

Seit Jahren engagiere ich mich ehrenamtlich im NABU (Naturschutzbund) und obwohl ich nicht hauptberuflich dort beschäftigt bin, so befindet sich mein Arbeitsplatz in einem Naturschutz-Zentrum. Bedingt dadurch habe ich vor einiger Zeit eine Weiterbildung zu Umweltfragen mitgemacht.

Unter anderem machte ich mir, da ich auch selber sehr gern reise, so meine Gedanken über den „sanften“ Tourismus, die ich hiermit vorstellen möchte. Es interessiert mich, wie die Ciao-Community darüber denkt und freue mich auf Eure Kommentare!

Die Tourismusindustrie hat sich nicht nur in Deutschland zu einer großen Wirtschaftsbranche entwickelt. Die Flugreise ist ökologisch ebenso umstritten wie das Autofahren, aber im Zuge der Globalisierung ermöglichen gerade diese Reisen das Kennenlernen sowie das Verstehen von Mensch, Natur und Kultur auch in fremden Ländern.

Urlaubsreisen haben inzwischen einen hohen Stellenwert. Eher wird im täglichen Alltag gespart als auf die Erholungsreise verzichtet. Die Tourismusbranche zählt zu den dynamischsten Wirtschaftzweigen und hat globale wirtschaftliche Bedeutung. Jährlich werden von den Reisevermittlern mehrere Billiarden Dollar umgesetzt, und weltweit sind über 100 Millionen Menschen mit und im Tourismus beschäftigt.

Der Kritik am „sanften“ Tourismus kann ich mich teilweise anschließen.
Die Touristikindustrie versucht, sich durch das Deckmäntelchen „sanft“ neue Märkte zu erschließen, ebenso wie sie darauf hinarbeitet, strukturschwache und unerschlossene „Natur“-Gebiete für ihre marktwirtschaftlichen Interessen zu mißbrauchen.

Beispiele für Fehlentwicklungen sind Übererschließungen von Küsten- sowie Gebirgsregionen, schlechte Planungen von Ferienorten, Erschließung von Wildreservaten oder Sextourismus. Die wachstumsorientierte Tourismusindustrie verschandelt Naturschönheiten und schädigt massiv die Umwelt (Luft-, Boden-, Wasserverschmutzung, Lärm, Müll, Bodenversiegelung, Artensterben usw.).

Auf der anderen Seite sichert der Tourismus die wirtschaftliche Existenz großer Teile der Bevölkerung.

Für den Konsumenten ist es schwer, wenn nicht gar unmöglich, \"die feinen Unterschiede zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu erkennen oder Marketing als Makulatur einzustufen, denn die in den Programmen der Veranstalter vorgestellten umweltfreundlichen Reisen entpuppen sich oft als Seifenblase.
Für die Reiseveranstalter bleibt der Massentourismus die größte Einnahmequelle, aber dieser steht im Konflikt mit dem sanftem Tourismus.

Der sanfte Tourismus soll sich umweltgerecht darstellen und am Prinzip der Nachhaltigkeit orientieren sowie den Bedürfnissen aller Rechnung tragen. Der Urlauber muß die Spreu vom Weizen erkennen können.

Richtig eingesetzt ist der „sanfte Tourismus“ meines Erachtens als Chance zu sehen. Kaum ein Bürger ist mehr bereit auf das Reisen zu verzichten, der Touristikboom läßt sich nicht mehr bremsen und so ist „sanft“ immer noch die bessere Alternative, zumal dadurch auch Regionen gezwungen werden umzudenken und sich umweltorientierter zu verhalten. Welcher Urlauber badet schon gern in abwasserbelasteten Gewässern?

Der sanfte Tourismus muß sowohl die Interessen der Natur als auch dem Bedürfnis der Menschen nach Erholung gerecht werden. Alle, Veranstalter, Vermittler und Konsument, tragen dafür in gleichem Maße die Verantwortung für die Schonung der Umwelt. Deshalb sind einheitliche Kriterien und offensive Öffentlichkeitsarbeit notwendig, um dem Konsumenten die Entscheidung für den umweltgerechten Urlaub zu erleichtern!

In Fremdenverkehrsorten muß innerhalb der Kommune ein umwelt- und sozialverträgliches Konzept für Fremdenverkehr entwickelt werden, in das einheimische Betriebe, Bevölkerung und die örtlichen Gegebenheiten einbezogen werden. Außerdem ist die Mitwirkung ortsansässiger Umweltverbände hilfreich. Diese können Touristen in ökologisch weniger sensible Gebiete führen, Informationen darüber weitergeben und so dazu beitragen, daß dem Urlauber ökologische Zusammenhänge weitergegeben und ökologisch wertvollere Bereiche ungestört erhalten werden.

Beherbergungsbetriebe müssen sich einer Umweltverträglichkeitsprüfung mit Umwelt-Gütesiegeln, wie z.B. „Schalbe“, dessen Kriterien den Herbergen als zu erfüllende Auflagen übertragen werden, unterziehen.

So hat z.B. der ADAC Campingführer seit 1999 das ADAC-Umwelt-Symbol. Damit weisen sie Campingplätze mit einer ökologischen Betriebsführung aus. Die Vergabe der Umwelt-Gütesiegel sollte meines Erachtens einheitliche EG-Normen, einheitliche Bewertungs- und Kontrollinstrumente enthalten, eine EG-weit gleiche Bezeichnung tragen und auf ein Jahr beschränkt sein, damit die Einhaltung der zu erfüllenden Kriterien gewährleistet ist.

Für die Veranstalter und Vermittler von Reisen ist die Umstellung auf Nachhaltigkeit ebenso vonnöten. So wie die EG Öko-Audit-Verordnung für Betriebe gilt, sollte sie auch in der Touristikbranche eingeführt werden. Dabei müssen z.B. weniger umweltbelastenden Fluggesellschaften und die Zusammenarbeit mit Anbietern, die umwelt- und sozialverträgliche Leistungen und Produkte anbieten, gegenüber weniger umweltorientierten Anbietern bevorzugt werden.

Meines Erachtens kann diese Entwicklung und die damit verbundene Umweltbelastung nur durch eindringliche Appelle sowohl an die Veranstalter als auch die Ausübenden gedämmt werden. Eine offensive Öffentlichkeitsarbeit ist notwendig, um die Umweltbelastungen in das Bewußtsein der Ausübenden und der Industrie zu verankern. Beide sind gleichermaßen verantwortlich für umweltorientiertes Verhalten, beide müssen umweltgerechtes Verhalten lernen und willig sein, mit der Umwelt schonend umzugehen.

Alle Leser, die bis hier unten durchgehalten haben, habe ich hoffentlich mit meinen Gedanken nicht gelangweilt und ich danke allen, für das Lesen, Bewerten und Kommentieren!

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Ich schreibe auch für ciao
ursand©26.10.2003

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