Ni-Bi-Ru: Der Bote der Götter (Adventure PC Spiel) Testbericht

ab 12,84
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Erfahrungsbericht von schalkman

Durch Prag, Paris und Mexiko für NI-BI-RU

Pro:

gute Grafik; dichte und gut ausgearbeitete Story; gute Gespräche und Charaktere; ein wenig Indiana - Jones - Feeling; einfache Steuerung

Kontra:

zu kurz; die knackigen Rätsel aus dem Vorgänger fehlen weitestgehend; oft recht kleine Objekte

Empfehlung:

Ja

Nachdem ich ja von \"Black Mirror\" (25 von 30 meiner Wertungspunkte; kurz \"BM\") letztes Jahr so begeistert war, musste ich das neue Game der Macher dieses Topadventures (namentlich \"Future Games\" und \"Unknown Identity\") unbedingt haben. Wie schon der Vorgänger wird das Game von dtp vermarktet. Der übliche Preis liegt bei 39 Euro, immerhin 10 Euro mehr als die unverbindliche Preisempfehlung des Vorgängers...

1. Systemanforderungen
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Mindestanforderungen:

800 MHz Prozessor
128 MB Ram
1,5 GB HDD
32 MB Grafikkarte

2. Genre
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Bei Nibiru handelt es sich um ein klassisches zweidimensionales Point & Click Adventure alter Schule ohne irgendwelche Actioneinlagen oder sonstige Passagen.

3. Story
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Der Archäologe Martin Holan erhält von seinem Onkel, einem alten Archäologie-Professor, den Auftrag in einem alten Westböhmischen Tunnelkomplex, den die Nazis in den letzten Tagen des Krieges angelegt haben, nach Spuren von außerirdischem Leben zu suchen. Nach Jahrzehntelanger Recherche ist es dem Onkel gelungen diesen Komplex und sein Geheimnis ausfindig zu machen. Martin bricht überstürzt auf, eine Kontaktperson in Prag soll ihm weitere Informationen geben.

Doch Martin findet nur noch die Leiche der Kontaktperson und muss sich auf eigene Faust die Informationen zusammensuchen und eine Genehmigung für die Untersuchung der archäologischen Fundstätte, die inzwischen vom tschechischen Militär gesichert wurde, besorgen.

Nach weiteren Abenteuern entdeckt man das Geheimnis des Tunnelkomplexes und sößt auf die Akten des Projektes NIBIRU, das unglaublich erscheint, doch Martin ist nicht der einzige, der dem Geheimnis der Nazis auf der Spur ist...

Der weitere Weg führt den Spieler über Frankreich nach Mexiko. Die Story könnte ebenso für ein neues Indiana-Jones Adventure verwendet werden, sie ist schön dicht und packend, nie langweilig, deshalb volle fünf Punkte.

Einzelwertung: 5/5 Punkten

4. Gameplay
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Da Adventures sowohl aus Puzzles, also Rätseln, und Gesprächen mit anderen Charakteren bestehen, ist es sehr wichtig, dass die Macher in beiden Adventure-Bereichen auf größtmögliche Qualität und wenn möglich auch Quantität wert legen. Eines möchte ich gleich vorwegnehmen: Die Programmierer haben vielleicht auf Grafik und Story ihr Hauptaugenmerk gelegt, dabei aber etwas die Länge des Games aus den Augen verloren, denn leider hat ein normaler Spieler Nibiru schon nach weniger als 10 Stunden (Profis sogar in weniger alsa 8 Stunden durch). Der Quasi-Vorgänger war mit 15 bis 20 Stunden wesentlich länger, aber durchschnittlich sollte ein Adventure schon 12 Stunden Spielspaß garantieren.

Naja, mal abgesehn von der kurzen Spielzeit macht Nibiru vieles gut und richtig. Die Gespräche sind von der Navigation ähnlich wie im Vorgänger, jedoch sind die gesprochenen Passagen bei weitem nicht so lang (in Black Mirror kam es öfter vor, dass man sich über eine Viertelstunde mit einem Charakter unterhalten konnte und selbst dann hatte man noch nicht alles erfahren) wie in BM. Von der Navigation durch die Gespräche hat sich kaum etwas geändert: In der unteren Bildschirmleiste werden verschiedene Symbole angezeigt, klickt man auf diese, so fragt Martin den Charakter danach - für Fragen nach einer Person sieht drückt man auf das entsprechende Porträt und auch andere Möglichkeiten sind in Bildform wiedergegeben. Gott sei Dank haben es die Entwickler dabei nicht versäumt, dass die eigentliche Aussagekraft des Bildchens noch mal in Textform am oberen Bildschirmrand erscheint, so wird zum Beispiel der Name der Person, über die gesprochen werden soll auch noch mal am oberen Bildschrimrand angezeigt.

Ebenso oben am Bildschirm werden die Namen von Objekten, über die man im Spielverlauf mal mit der Maus \"drüberstreift\" angezeigt. Das ist durchaus sinnvoll, denn leider sind manche Objekte winzig klein und mit bloßem Auge so sehr schwer zu erkennen. Bestes Beispiel ist ein Backstein, der einen schweren Kleiderschrank auf einem düsteren Dachboden im Gleichgewicht hält. Leider kann man den Backstein mit bloßem Auge schlecht erkennen und mit der Maus muss man schon sehr genau in Richtung Backstein steuern, damit man das Ding auch erwischt. Den Backstein habe ich eigentlich nur mithilfe des angezeigten Textes gefunden, sonst wäre er in der Dunkelheit für immer verborgen geblieben. Solche ärgerlichen Miniobjekte gibt\'s leider mehrfach im Spielverlauf.

Trotz dieser Miniobjekte sind die Rätsel sehr leicht zu lösen, denn die Macher haben die Puzzel-Rätsel, wie beispielsweise das Zusammensetzen eines zerissenen Briefes oder eines zerissenen Bildes, aus Black Mirror nicht übernommen und auch die knackigen Maschinen- und Mechanismenrätsel sind arg zurückgeschraubt worden, was ich beides sehr schade finde, denn gerade diese schwierigen und langwierigen Rätsel haben einen gewissen Reiz ausgemacht. Ein echtes Mechanismus-Rätsel gibts nur ein einziges mal, dabei muss mal verschiedenfarbige Perlen, die auf vier Drehscheiben versetzt sind, farblich zusammenordnen - okay, hört sich etwas wirr an, aber ist eine echte Denksportaufgabe, denn die Aufgabenstellung ergibt sich nicht sofort, denn erst durch scharfes Hinsehen kommt man überhaupt dahinter, was man machen soll und nur durch messerscharfe Logik kommt man auf des Rätsels Lösung. Für die Lösung hab ich über eine Dreiviertelstunde gebraucht, kleinere solche Rätsel kommen noch zwei, drei mal im Spielverlauf vor, sollten sich aber in jeweils zehn Minuten lösen lassen.

Die dominierende Art von Rätseln sind Kombinationsrätsel. Wurden Türen in Black Mirror noch von eben genannten Mechanismen geöffnet, so braucht man in Nibiru meist einen Schlüssel oder muss sich an einer Person vorbeischleichten (zumindest am Anfang des Adventures muss man das, das Ende ist Black Mirror wieder ähnlicher). So etwas läuft in guter, alter und von allem witziger Adventure-Manier ab. So muss man beispielsweise an einer Sekretärin vorbei und zu ihrem Chef, doch diese weiß das zu verhindern - also muss sie weg. Man fragt also den Penner, der vor dem Bürogebäude seine Stammbank hat welches Auto sie fährt und ruft im Büro unter dem Namen der Stadtverwaltung an und behauptet, dass das Auto bei Straßenarbeiten im Weg stehe. Sofort rennt die Sekretärin auf die Straße und die Tür zum Büro des Chefs ist frei. Ähnliche Rätsel gibt es zuhauf, man baut auch mal aus einem alten Karton, einem Lineal und etwas essbarem eine Rattenfalle...

Ich gebe Nibiru eine Note 2 oder 7 von 10 Punkten im Wertungsbereich Gameplay, da es sich grundsätzlich um ein gutes Spiel handelt, nur leider viel zu kurz ist, es nervende Miniobjekte gibt, die erst nach GANZ genauem Hinsehen zu entdecken sind und da man meine heißgeliebten Mechanismen und Puzzels fast vollkommen aus dem Spielverlauf gestrichen hat.

Einzelwertung: 7/10 Punkten

5. Grafik
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Im Vergleich zum Quasi-Vorgänger \"Black Mirror\" hat sich die Grafik wesentlich verbessert. Die Hintergründe sind detailliert wie eh und je, doch bei den Spielfiguren hat sich ein Quantensprung ereignet: Sie wirken nicht mehr wie bei \"Black Mirror\" wie ein Fremdkörper auf den schönen Hintergründen und passen sich sehr gut in den Hintergrund ein. Die Animationen wirken glaubwürdig und agil. Deshalb gibts in diesem Punkt volle Punktzahl.

Einzelwertung: 5/5 Punkten -

6. Sound
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Die Musik ist klasse. Sie wird passend und dadurch recht unbemerkt an markanten Stellen im Spielverlauf eingespielt, was die Atmosphäre enorm fördert. Durch den Vergleich der Story mit Indiana Jones liegt auch ein Musik-Vergleich nahe, doch leider unterliegt der Soundtrack von Nibiru hier.

Die Sprecher sind im Großen und Ganzen gut gewählt. Einige ahmen sogar recht gekonnt Akzente und Dialekte nach, doch leider wirken einige \"Hintergrundfiguren\" etwas unmotivert oder ihnen fehlt einfach nur die Begabung. Wegen einiger Sprecherschwächen vergebe ich hier vier von fünf Punkten.

Einzelwertung: 4/5 Punkten

7. Steuerung
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Die Steuerung ist einfach und eingängig - Ein typisches Point & Click Adventure steuert sich ausschließlich mit der Maus. Klickt man auf einen Gegenstand mit der linken Maustaste, so kommentiert Martin ihn und untersucht ihn oberflächlich. Ein Klick mir der echten Maustaste darauf unterzieht ihn einer genaueren Untersuchung und bringt manchmal Verstecktes und Verborgenes ans Tageslicht. Das Inventar ist stets schön Übersichtlich und umfasst eigentlich nie mehr als ein gutes Dutzend Gegenstände.

Einzelwertung: 4/5 Punkten

8. Fazit
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Was unterm Strich bleibt ist ein gutes Adventure mit schönen Kombinationsrätseln, recht gut ausgearbeiteten Dialogen und Charakteren und dem ein oder anderen knackigen Mechanismus-Rätsel. Leider fehlen dem Adventure aber mehr solche \"echten Brocken\" als Rätsel, einige Rätsel sind durch die teils recht kleinen Objekte unnötig schwer.

Die Entwickler haben bei Nibiru besonderen Wert auf die Tiefe der Story gelegt und darauf die Grafik im Vergleich zu BM zu verbessern. Beides gelungen, doch leider ist die Spielzeit mit unter zehn Stunden zu kurz und dass man dafür auch noch 10 Euro mehr verlangt als für den ersten Teil, der doppelt so langes Spielvergnügen garantiert ist sogar etwas unverschämt.

Für Einsteiger ist Nibiru ebenso geeignet wie für passionierte Adventurespieler, deshalb vier von fünf Sternen und eine dicke Empfehlung noch dazu.

Gesamtwertung: 25/30 Punkten
Abschlussbewertung: 4/5 Sternen, \"sehr gut\"

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