Nickelodeon (DVD) Testbericht

Die Filme "Paper Moon" und "Nickelodeon" haben einiges gemeinsam - nicht nur den Regisseur, sondern auch zwei der Hauptdarsteller. Insofern drängt sich ein Vergleich geradezu auf, zumal auch die Zeit, zu der die Filme spielen, in etwa die gleiche ist.


"Nickelodeon" ist eine liebevolle Reverenz ans Kino. Der Film schildert eine Zeit, in der das Medium Film noch in den Kinderschuhen steckt. Offensichtlich gibt es aber schon in dieser unschuldig wirkenden Anfangsphase des Mediums Film genügen Geschäftsleute, die den großen Mammon wittern: Die so genannte "Patent-Gesellschaft", ein Zusammenschluss großer Filmstudios, erhebt den Anspruch, das Patent auf sämtliche im Markt befindlichen Filmkameras zu haben und macht so kleinen, unabhängigen Produzenten das Laben schwer.

Das erfährt auch Anwalt Leo Harrigan (Ryan O'Neal) ziemlich schnell am eigenen Leibe, als den Advokaten ins Filmbusiness verschlägt. Dort landet der ettwas täppisch wirkende junge Mann eher zufällig, als er die Flucht vor einem handgreiflichen Mandanten ergreift. Plötzlich ist harrigan frischgebackener Regisseur und Kopf eines zusammengewürfelten Trüppchens, das Räuberpistolen über Cowboys und Klapperschlangen dreht.

An der Seite von Ryan O'Neal spielt, wie schon in "Paper Moon", Töchterchen Tatum O'Neal. In "Nickelodeon" hei0t sie nicht Addie, sondern Alice, aber das ist vielleicht auch schon der größte Unterschied zwischen beiden Rollen, die sehr gleich angelegt sind. Hier wie dort darf Tatum O'neal die toughe, kleine Göre geben, die den Erwachsenen (insbesondere der Figut, die Vater Ryan spielt) zeigt, wo Bartel den Most holt.

Leider fehlt es "Nickelodeon" am Charme des drei Jahre älteren "Paper Moon", und auch der running gag, die hauptfiguren immer mal wieder ihr Reisegepäck miteinander vertauschen zu lassen, zündet in "Nickelodeon" nicht mehr so gut wie noch 1972 in "Is' was, Doc?" (ebenfalls von Bogdanovich, ebenfalls mit Ryan O'Neal). Unterm Strich wirkt "Nickelodeon" etwas ziellos: Der Film scheint zeitweise nicht recht zu wissen., ob er eher Slapstick-Komödie sein will oder satirische Abrechnung mit dem Film-Business. Gerade das letzte Drittel des 117 Minuten langen Films lässt merklich nach.

Insofern wundert es mich nicht, dass zwischenzeitlich große Teile des Films der Schere zum Opfer gefallen sind: Eine DVD-Veröffentlichung, in der der Ton dermaßen oft zwischen deutscher Synchronfassung und unsynchronisiertem englischsprachigem Original wechselt, habe ich selten erlebt.


R e s ü m e e

"Nickelodeon" ist ein netter Film, und das Wiedersehen hat mir, mehr als 20 Jahre, nachdem ich den Film das erste Mal gesehen habe, Spaß gemacht. Trotzdem bin ich ganz froh, das ich für die DVD gerade mal 2,99 Euro bezahlt habe. Das ist der Film allemal wert; die DVD hingegen enttäuscht etwas. Der deutsche Mono-Ton ist sauber, Dialoge sind jederzeit gut verständlich. Das Bild ist für einen Film aus dem Jahre 1976 ebenfalls gut, gerade in einigen dunkleren Passagen wirkt das Bild aber recht grobkörnig. Abgesehen vom Trailer und diversen Sprachfassungen und Untertiteln in verschiedenen Sprachen bietet die DVD jedoch keinen Mehrwert - schade, da schneiden Bogdanovichs Filme "Is' was, Doc?" und "Paper Moon" wirklich sehr viel besser auf DVD ab.