Nightfall in Middle-Earth - Blind Guardian Testbericht

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Erfahrungsbericht von Tjodalv
Der Soundtrack zu Tolkiens Silmarillion!
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Es geht um das Album „Nightfall In Middle-Earth“ der Krefelder Band Blind Guardian. Die CD ist das Konzeptalbum zu der Tolkien-Bibel „Das Silmarillion“, und der musikalische Genialität ist (fast) so groß wie der Umfang des Lebens- und Meisterwerks Tolkiens, der eben nicht nur eine ganze Welt, ihre Geschichte und endlose Sprachen erschaffen hat, sondern auch das zweitbekannteste Buch der Geschichte geschrieben hat: Der Herr Der Ringe, eben verfilmt.
Beinahe hätte Blind Guardian sogar den Auftrag bekommen, den Soundtrack zum Film zu erstellen, doch der Sänger und Bandleader Hansi lehnte ab: Das hätte die Band für 10 Jahre in ein dunkles Loch namens Twilight Hall Studios geworfen, und das wäre natürlich inakzeptabel gewesen...
Das einzig Streitbare an diesem Album ist der Name, denn einen dauerhaften „Nightfall“ gab es zwar in Valinor, bei der Zerstörung der zwei Bäume durch Morgoth, nicht aber in Mittelerde, wo dieser unterworfen werden konnte. Doch angesichts des Handlungsverlaufs, das Ende einmal ausgenommen, ist der Name eigentlich passend...
~~~ ZUR BAND ~~~
Blind Guardian formierten sich 1985 und brachten vier Jahre später ihre erste Platte heraus; damals noch ein wirrer Heavy-Metal-Stil. Mit ihrem fünften Album, „Imaginations From The Other Side“, änderten sie 1995 ihren Stil allerdings langsam in Richtung Fantasy-Bombast-Metal und nahmen etliche Keyboards dazu, und es entstand ein unvergleichlicher Sound, der auf dieser und der nachfolgenden Platte seinen Höhepunkt fand.
„Nightfall In Middle-Earth“ erschien 1998, also erst drei Jahre nach dem Vorgänger; das lag daran, das Blind Guardian sich seit der letzten CD zu extremen Perfektionisten entwickelt hatten. Jeder Ton, jeder Schlag, jede Silbe, jeder Tempowechsel – alles sollte bis ins Genaueste stimmen. Doch das Warten hatte sich gelohnt: Fans und Kritik waren gleichermaßen aus dem Häuschen und krönten dieses Album mit unzähligen Lobesüberschüttungen. Der Nachfolger, „A Night At The Opera“, brauchte noch einmal vier Jahre Zeit und ist eben erst am 4.3. in den Läden erschienen.
BANDMITGLIEDER
Hansi Kürsch – Gesang und Songwriting
André Olbrich – Akustik-, Bass- und E-Gitarren, Songwriting
Marcus Siepen – Bassgitarre
Thomas Stauch – Schlagzeug
Als Gastmusiker waren bei diesem Album aber außerdem noch 3 Leute für den Chor, 3 Leute für Keyboard&Klavier, 1 Flötist und 2 Erzähler dabei – macht also insgesamt 13 Leute...
~~~ ÜBER DAS SILMARILLION ~~~
Das Buch von John Ronald Reuel Tolkien (zusammengefasst und geschrieben eigentlich von seinem Sohn Christopher) beschreibt die Geschichte Mittelerdes vom Anfang bis zum Ende des dritten Zeitalters, das wir in „Herr Der Ringe“ finden können. Es wird nicht umsonst „Die Tolkien-Bibel“ genannt, denn sowohl Umfang und Fülle als auch Schreibstil sind dementsprechend: Beginnend mit „Ilúvatar the One made first the Ainur, the Holy Ones, before he created Arda, the World in which Middle-Earth lies...“ oder so, folgen teilweise endlose Stammbäume, unzählige zusammengefasste Kurzgeschichten (die Reise Frodos, die immerhin sechs Bücher füllte, wird hier gerade einmal in einem Satz erzählt!), was einem praktisch einen Gesamtüberblick über die Welt und Geschichte gibt – und eine blasse Ahnung, was für ein Umfang die Phantasien von Tolkien wirklich erreichte.
Das Buch ist in 5 Teile unterteilt: „Ainulindalё“, die Geschichte von der Erschaffung der Ainur („Heilige“: sie sind in etwa mit den altgriechischen Göttern zu vergleichen) und der Welt, genannt Arda; die „Valaquenta“, in der die Valar der Erde ihr Gesicht geben, indem sie Berge, Flüsse und Pflanzen schaffen und in der ein Vala namens Melkor diese Taten sabotiert, da er alleine Arda beherrschen will. Dann kommt der eigentliche Mittelteil, „Quenta Silmarillion“, der auch ca. 80% des Buches umfasst: Hier wird vom Schicksal der Elben und Menschen und ihrem Krieg gegen Melkor, der nun in Morgoth umbenannt wird, erzählt – und nur diesen Teil schneidet „Nightfall In Middle-Earth“ an, während die nachfolgenden Teile „Akallabêth“ und „Von den Ringen der Macht und dem dritten Zeitalter“ nicht mehr besungen werden.
Es würde wohl allerdings den Umfang dieses Berichts sprengen, hier die wenigstens notwendigen Geschichten zu erzählen, die zum Verständnis der CD notwendig wären; doch wer das Buch schon kennt, darf ja getrost mitlesen.
~~~ BOOKLET ~~~
Das Büchlein in der Vorderscheibe der Hülle ist in Grau gehalten, im Hintergrund sieht man jeweils passende Ausschnitte aus dem Cover. Während die erste Seite für Impressum, Copyrights und Widmungen reserviert ist, findet man auf den letzten Beiden die allseits beliebten blindguardianischen Danksagungen Marke
Thomas („Axel, sie sind in unserem Messestand und sie sind nackt!!“), unsere Freunde (R.I.P., oder nur im Tiefschlaf?), Matthias („wahre Männerfreundschaften entstehen nachts um 3 mit Chili Con Carne fleischlos“) usw...
Ich bin jedes Mal überaus erfreut, wenn ich mich lachend am Boden liegend finden darf, während ich die kranken Danksagungen der vier lese...*grins*
Im Innenteil sind 5 Seiten für die Songtexte reserviert, während auf den nachfolgenden 6 Seiten grob der Handlungsverlauf aus der Sicht von Maglor (ein Sohn Fёanors) geschildert ist. Der ist aber ziemlich schwierig zu erschließen und taugt eigentlich im Grunde nicht dazu, Unwissenden die Geschichte nahe zu bringen, sondern ist eher etwas für Leute, die das Buch kennen und Spaß daran finden, diesen Text zu entschlüsseln...
~~~ COVER ~~~
Das Cover wurde von Andreas Marschall entworfen – etwas Anderes hätte ich aber ehrlich gesagt auch gar nicht erwartet, denn man muss sich dieses nur einmal anschauen, um zu wissen: Das ist keine Kitschmalerei, das ist Kunst.
Auf dem Bild kann man eine große, dunkle Halle erkennen, in deren Mitte sich ein schwarzer Thron befindet. Das ist Angband, die Festung Morgoths, und hier ist sein Thronsaal zu sehen; er selbst hat sich natürlich auf dem großen Stuhl, umgeben von Heerscharen seiner Orkdiener, platziert. Hier sieht man wunderbar rote Augen, die schwarze, ausgesogene Haut, den grimmigen Blick, die schwarze Rüstung sowie nicht zuletzt die Krone mit den 3 Silmaril; eben alles, was so zu Morgoth gehört – ja, fast genau so habe ich ihn mir beim Lesen vorgestellt!
Nun zu dem Ereignis, welches dieses Bild festhalten soll: Es geht, klar zu erkennen, um das Lied von Beren und Lúthien, das aber zu langwierig wäre, um es hier kurz zu erzählen; für Leute allerdings, welchen die Geschichte bekannt ist: Es ist die wichtige Szene, in der Lúthien (immerhin das schönste Weib von ganz Mittelerde) Morgoth durch ihren Tanz bezaubert, während Beren, im Wolfspelz getarnt, zum entscheidenden Sprung ansetzt, um Morgoth ein Silmaril zu rauben – und das alles nur, um Lúthien heiraten zu können! Erinnert mich irgendwie an die Ilias...
~~~ SONGS ~~~
Das Album besitzt 22 Tracks, jedoch sind nur 11 davon wirkliche Lieder. Die „Zwischenspiele“ haben meist nur eine Länge von etwa einer halben Minute dienen oft als Einleitung zum folgenden Song; ich habe diesen Unterschied bei der Schreibung der Titel deutlich gemacht und mir des weiteren eine Tracklist erspart, damit dieser Bericht nicht noch länger als nötig ausfällt...
1 - War of Wrath - 1.50
Hier wird der Untergang Morgoths geschildert - ganz authentisch, mit Kampfszenen im Hintergrund. Am Ende hört man, wie Morgoth seinem Diener Sauron befiehlt, seinen Plan weiterzuführen, während er selbst aus der Welt flieht; eine eigenwillige Idee von Hansi Kürsch, finde ich allerdings, das Ende vorweg zu nehmen und gleich als Intro zu benutzen...
2 – INTO THE STORM
=> Dauer: 4.24
Hier fängt die CD praktisch erst an, und zwar in Form von einem „Gong...“ und einem Keyboardgebrabbel, das einem erst mal durch die Haut dringt, bevor Mr. Kürsch zu singen beginnt und vom Streit Morgoths mit der Riesenspinne Ungolianth erzählt: Morgoth, der sämtliche Diamanten der Noldor mit ihrer Hilfe gestohlen hat, liefert sie zwar allesamt dem lichtverschlingenden Ungeheuer aus, behält aber die Silmaril fest in seiner rechten Hand und weigert sich, diese ebenfalls auszuhändigen. Darauf reagiert die Spinne natürlich allergisch, denn dieser Handel war vorher abgemacht gewesen – schließlich kommt es zum Kräftemessen mit den Beiden, was man sich dann im nächsten Track anhören kann...
Dann haben wir gleich am Anfang einen sooooooo (7!) geilen Refrain, den allerdings die Diener Morgoths singen und der mit der Story recht wenig zu tun hat - völlig egal allerdings, denn es ist – wie so viele andere auf dieser Scheibe – einfach ein a) abgehender, b) genialer und nicht zuletzt c) hoffnungslos im Gehör festsetzender...Refrain. Und der Rest geht so hammerartig ab, dass man gar nicht anders kann als mitjaulen – und wie immer bei Blind Guardian wiederholt sich hier kaum etwas!
Fazit: Nach „Mirror Mirror“ der flotteste Song auf der Platte, finde ich...aber wie auch immer, der Track ist der ABSOLUTE Ohrwurm!!!
3 - Lammoth - 0.28
Hier hört man nun den legendären Schrei Morgoths, den er beim Kampf mit Ungolianth ausstieß. Er ging über alle Länder hinweg, versetzte die dort lebenden Sindar in Schrecken und hat sich zumindest mal ein ganz deutliches Gehör verschafft – er konnte später auch nur siegen, nachdem ihm seine Balrogs aus dem Norden zu Hilfe kamen...jedenfalls wird das hier ganz toll rübergebracht, ist ansonsten aber natürlich nix besonderes.
4 – NIGHTFALL
=> Dauer: 5.34
Eingeleitet von einem traurig-tragischen, ruhigen Gitarrenspiel, legt diese Fast-Ballade ganz plötzlich ziemlich los und setzt Kanon-Chöre ein, die einem das Blut in den Adern durchschütteln – kein Wunder, wird hier auch nichts Anderes als die Zerstörung der zwei Bäume des Lichts von Valinor durch Morgoth und Ungoliath betrauert: Yavanna hat anfangs eine kurzen Auftritt, bevor dann schließlich der über alle Maßen göttliche Refrain...was? Wie oft ich diesen Ausdruck noch benutzen will? Nein, aber dieser Chorus unterscheidet sich ein wenig von den anderen...er ist nicht flott und macht nicht täterätätää, sondern geht vollkommen ruhig, aber dennoch unaufhaltsam unter die Haut. Und von den Midparts will ich lieber gar nicht erst anfangen...
Nachdem erzählt wurde, wie die zwei Bäume zerstört wurden, singt Hansi die legendäre Ansprache Fёanors in der Stadt Tirion, in der er zur Rebellion gegen die Valar aufruft und sein Volk zurück nach Mittelerde führen will; danach geht es noch ein bisschen weiter und wir hören noch einmal den Refrain.
Fazit: Der Song ist sowohl wunderschön als auch ergreifend – und doch abwechslungsreich und auf jeden Fall zum wiederholten Hören geeignet! Einer der besten Songs des Albums...
5 - The Minstrel - 0.32
Hier wird noch einmal kurz die Szene in Tirion geschildert, kurz bevor Fёanor zu sprechen beginnt. Es ertönt eine kleine Akustikgitarrenmelodie und mit der Textzeile „Here I stand in front of the crowd – exited faces, what will be next? I still don’t have a clue…” soll wohl Maglors Sicht geschildert sein; immerhin erzählt er ja im Booklet die Geschichte…
6 – THE CURSE OF FEANOR
=> Dauer: 5.41
DER Dauerbrenner und Klassiker!! Flott, genialst und einfallsreich bis zum Schlusston wird hier der verhängnisvolle Schwur Fёanors und seiner Söhne geschildert, der den Aufbruch der Noldor-Elben aus Valinor markiert. Dabei liefert sich Hansi ein Gesangsduell mit sich selbst (hohe Stimme = Fёanor, tiefe Stimme = Finarfin, sein Bruder) und kreischt uns erst mal in Grund und Boden, bevor uns die Riffs noch weiter in Grund und Boden stampfen und uns der absolute Abgeh-Chorus nochmals überrollt. (Dieser Song hat sogar 2 verschiedene Refrains..!!..) Am Ende des Liedes sieht Fёanor seinen Fehler letztendlich ein, was aber eigentlich gar nicht zum Buch passt...oder ist hier wieder Maglors Sicht geschildert? Dies wird nicht ganz klar, aber klar ist auf jeden Fall, das dieser Song umwerfend ist und ich diesmal kein Fazit brauche, um das noch extra zu sagen...
(Dies war übrigens mein erster BG-Song!! Ah ja, die Erinnerungen...)
7 - Captured - 0.26
Morgoth spricht: „You’re now my guest. FOREVER! Wuhuhahahaha...“ Ja ja, ein fieses Lachen und das dazugehörige Gestöhne des gefangenen Maedhros, ein Sohn Fёanors, gehört eben dazu.
8 – BLOOD TEARS
=> Dauer: 5.23
Mit ruhigen Keyboardklängen und einer einzigartigen Gesangstechnik (Tonlagenwechsel, passende Laut- und Leise-Abstimmung...) wird hier die Geschichte von „Captured“ erzählt: Maedhros, der von Morghoth mit einer Hand (!) an den höchsten Turm der Thangorodrim gekettet ist, wird ausgerechnet von dem zur Erzfeindsippe gehörenden Fingon (Sohn Fingolfins) gerettet. Der Refrain hat durchaus Ohrwurmtauglichkeit, hat mir aber doch nicht so gefallen, dass er jemals einen Platz in meinem Radiosender gefunden hätte. Immerhin, es gibt auch einige flotte Stellen, doch insgesamt...
Und so geht die Geschichte aus: Fingon, der es nicht schafft, die Kette, die Maedhros an den Turm kettet, zu durchtrennen, ist schließlich gezwungen, dessen Hand einfach abzuhacken, was schließlich auch in der letzten Zeile besungen wird. Durch diese Tat wird einiges, was von der Feindschaft zwischen den beiden Häusern da war, bereinigt...doch auch nicht für lange Zeit.
Fazit: Eine nette Ballade, hat mich aber nicht besonders berührt.
9 – MIRROR MIRROR
=> Dauer: 5.07
„Spieglein, Spieglein, an der Wand, siehst du jenseits dieses Land?“ Damit ist wohl das Tal Tumladen gemeint, aber was das mit dem Spiegelei an der Wand soll, ist mir auch nicht ganz klar :-) Tja, da hat sich Herr Kürsch wohl eine kleine künstlerische Freiheit erlaubt...
Das Lied fängt an sich ganz ruhig, doch stampfig an, bevor es so richtig loslegt und Turgon seinen Traum von Gondolin beschreit...nur, dass neben dem Gesang noch endlose, abwechslungsreiche Riffs, ideenreiche Akkorde, wunderbare Melodiefolgen, zahllose Tempiwechsel, jede Menge Speed und ein absoluter Top-Refrain vorhanden ist! Nebenbei erzählt Turgon weiter von seinen Visionen, die er von Ulmo, Vala der See, erhalten hat: Eine sichere Burg verschanzt in den Bergen zu bauen, und zwar nach dem Vorbild von Tirion.
Fazit: Ein sehr flotter und mitreißender Song, der etwas verändert auch als Single erschien und gemeinhin auch als bester Song der Band angesehen wird – hm, na ja, dem würde ich allerdings nicht zustimmen...
10 - Face The Truth - 0.24
Fingolfin zieht Bilanz über den Marsch seines Volkes über die Helcaracaxё und fasst wieder Mut, als er den neugeschaffenen Mond aufgehen sieht.
11 – NOLDOR (DEAD WINTER REIGNS)
=> Dauer: 6.51
Hier wird nun lang und breit von der Flucht der Noldor, dem Sippenmord in Alqualondё und dem Schicksal der Noldor aus der Sicht von Fingolfin erzählt: Nachdem Fёanor mit seinen Schiffen übergesetzt hat und diesen im Stich gelassen hat, müssen sie sich nun an den Marsch über das Malm-Eis der Hecaracaxё wagen. Der Song selber ist eine langsame und seeehr langgezogene Ballade mit teilweise recht schrägen Tönen und hat mir beim ersten Hören vor allem wegen der Länge auch nicht besonders zugesagt; jedoch hat er eine wunderbare Textführung und einen ganz hübschen Refrain. Auch die Riffs am Ende sind zwar ziemlich langwierig und haben auch nicht das Tempo von beispielsweise „Time Stands Still“, sorgen aber doch für einigen Hörspaß...
Fazit: Eine der schwächeren Songs, zum Teil auch wegen der Länge.
12 - Battle of Sudden Flame - 0.44
Hier ist ein Track für die verhängnisvolle vierte Schlacht in Beleriand reserviert, in der Morgoth zum ersten Mal einen großen Triumph über seine Feinde erlangen konnte; allerdings hört man hier keine Schlachtenklänge, sondern Fingolfin, der den Ruin beklagt und sich schließlich zu der nun folgenden Tat entschließt...
13 – TIME STANDS STILL (AT THE IRON HILL)
=> Dauer: 4.53
Theatralisch stampfen hier E-Gitarren und mächtige Keyboards, legen dann plötzlich flott los und erzählen uns, wie Fingolfin, hoher König der Noldor, allein und ohne Begleitung ins feindliche Land des Dunklen Herrschers Morgoth ritt und ihn dort zum Duell herausforderte. Zuerst hört man ein wenig Landschaftsbeschreibung, bevor Fingolfin zu singen und kurz vor der 1. Bridge schließlich sogar zu schreien beginnt; danach folgt ein sehr heldenhafter Part, der den König hoch ins Licht setzt: „Lord of all Noldor, a star in the night and a bearer of hope – he rides into his glorious battle alone...“ bevor der ultimativ geniale, doch trotzdem absolut eingängige Mitsing-Refrain losgeht - abgelöst von einem kurzen Riff. Anschließend geht die Geschichte weiter; Fingolfin fordert den mit Furcht erfüllten Morgoth offen zum Kampf heraus, indem er ihn einen Feigling und Sklaventreiber nennt: Das darf sich Morgoth vor seinen Dienern nicht gefallen lassen und nimmt die Herausforderung an; währenddessen hören wir noch einmal den Refrain.
Dann folgt der Kampf: Fingolfin und Morgoth duellieren sich, wobei der Erstere anfangs große Erfolge zu verzeichnen hat; im Hintergrund läuft aber weiter ein derb langes und marschierendes Riff. Doch am Ende kann Morgoth seinen Gegner unterwerfen, indem er einfach auf ihn tritt; und hier setzt der Gesang wieder ein, natürlich etwas bekümmerter als zuvor, und nimmt jetzt den höhnischen Ton Morgoths an - direkt gefolgt vom einmaligen Refrain. Danach folgt der Abgang; Fingolfin ist tot, bekommt aber zum Abschluss noch ein gesangliches Denkmal gesetzt: „Praise our king“ wird viermal wiederholt.
Fazit: Der gesamte Song ist durchweg theatralisch, rhythmisch, flott – fast zum Mitmarschieren sozusagen...und als wäre das noch zu toppen, haben wir auch noch einen ultimativen Refrain hier. Besser geht es gar nicht!
14 - The Dark Elf - 0:23
Hier wurde nur kurz ein Track für den verhängnisvollen Liebeskummer (Schmalz...*g*) von Maeglin in der Stadt Gondolin reserviert; die Textzeile “A dark seed of evil is grown” ist direkt aus dem Buch übernommen.
15 – THORN
=> Dauer: 6.18
Für andere der schlechteste Song der Platte, für mich eine der genialsten Balladen der Welt...Das Thema ist hier leider nicht ganz ersichtlich. Unsere "alte Rotsocke" ;oP twicer@ciao.com glaubt, dass es sich hierbei um die Geschichte von Maeglins Verrat an Gondolin handelt, der die geheime Lage an Morgoth verrät; doch dies könnte man nur aus den ersten und letzten beiden Zeilen deuten („A black swan is born in that night / Enslaved and denied by my love and my enemies, I’m the illgotten son“) – doch meiner Meinung nach könnte das Lied auch genauso gut von Túrin Turambar oder etwas aus dieser Zeit handeln. Wie gesagt, der Text ist sehr schwierig...aber das gleicht die Musik aus. Ruhige, teilweise akustische Gitarren und eine einmalige Stimmleistung seitens Hansi Kürsch machen die ersten Minuten unvergleichlich – aber das ist beileibe kein Vergleich zum absoluten Bombast-Refrain, der mich jedes Mal wirklich dermaßen weghaut, dass ich immer meine Knochen von der gegenüberliegenden Wand aufsammeln muss...ziemlich stressig, aber den Genuss ist es wert...*g* Danach folgen einige Riffs, trotzdem bleibt dieser Song im ruhigen Rahmen einer Ballade. Gegen Ende folgt noch ein flotter Part, es wird der Refrain noch ein paar mal wiederholt, und mit einem einmaligen Instrumental wird dieser Track geschlossen...
Fazit: Umwerfendes Ding, hat scheinbar aber nur mir gefallen
16 – THE ELDAR
=> Dauer: 3.39
Das Lied über Finrod Felagund, der in Gefangenschaft Saurons für Beren sein Leben opfert, überzeugt durchweg allein durch edle Klavierklänge und das einmalige Gesangsspiel von Hansi, der mal flüstert, mal tief, mal hoch, singt und gegen Ende sogar noch richtig schreit...und obwohl es von den Instrumenten her hier keine besondere Abwechslung gibt, hat es doch aufwendige, einfalls- und abwechslungsreiche Melodien – und ist nebenbei eine absolut geniale Ballade; wirklich schade, dass er so ungewöhnlich kurz ist!
Ein Fazit erspare ich mir aber diesmal ebenfalls.
17 - Nom the wise - 0.33
Beren ehrt Fingon noch einmal in Worten, nachdem dieser sich für ihn geopfert hat.
18 – WHEN SORROW SANG
=> Dauer: 4.25
Sehr flott und mitreißend legt dieser Fetzen los und kommt nach 2 Strophen sofort zum überaus göttlichen Refrain, der sowohl Melodie, Tempo als auch Genialität hat und von Beren erzählt, der sich nach seinem Tode durch den Wolf Carcharoth weigert, von der Welt zu gehen. Danach folgt eine köstliche Bridge, in der er sich weigert, zu sterben, bevor er nicht seine Geliebte Lúthien noch einmal zu Gesicht bekommt. Diese macht sich natürlich sofort auf die Reise nach Westen (wie sie über die Barrieren kommt? Na ja, Tolkiens Sache...) und singt in Valinor schlißlich eines der schönsten Lieder, das sogar den harten Todesrichter Mandos erweicht. Schließlich lässt er Beren aus seinen Hallen frei und die beiden dürfen gehen; dafür gibt Lúthien ihre elbische Unsterblichkeit auf. Und der Song spielt noch einige deftig-heftige Riffs dazu, bevor ein wiederholter Refrain schließlich das Lied beendet. Was soll ich noch sagen?
Fazit: Wahrlich ein umwerfendes Teil...
19 - Out on the water - 0.44
Tol Galen, die „Grüne Insel“, ist der Ort, wo Beren und Lúthien nach ihrer Abreise aus Valinor bis an ihr Ende friedlich lebten. Davon erzählt dieser Kürzest-Song...
20 - The Steadfast - 0.21
Damit ist Húrin gemeint. Dieser Track bildet das Intro zum folgenden Lied.
21 – A DARK PASSAGE
=> Dauer: 6.01
Während Beren und Lúthien uns hier ein wunderschönes Märchen erzählten, ist in Mittelerde einiges passiert: In der fünften Schlacht von Beleriand, Nirnaeth Arnodediad, hat Morgoth ein vereintes Heer der Elben und Menschen vernichtend geschlagen. Hier geht es darum, wie er den Menschen Húrin gefangengenommen und in den höchsten Raum seinen Turms gesperrt hat. Doch Húrin verspottet ihn; und so sitzt er neben Morgoth und lauscht seinen Reden, während dieser seine Macht besingt und triumphiert, endlich der wahre König der Welt zu sein – all dies hörten wir ihn bereits im vorigen Track sagen. Doch Húrin verschweigt ihm die geheime Stadt Gondolin und tritt auch nicht auf seine Seite über...
Musikalisch legt das Teil ganz flott los und hört sich aufs Erste fast an wie die Hintergrundmusik von Age of Empires...:-) Dann beginnt der Gesang, und die Chöre legen bald los...obwohl der Song langsam an Tempo verliert, hört sich alles sehr hübsch an – später jedoch wird ganz schön rumgesägt, und die letzte Hälfte ist – mal abgesehen vom Refrain – sowohl schräg als auch genial, spätestens mit dem Glockengeläut und den rhythmischen Trommeln in der letzten Minute...auf jeden Fall ein sehr eigenes Stück!
Fazit: Ein sehr seltsames, aber trotzdem hörenswertes Gesangsepos...
22 - Final chapter (Thus ends...) - 0.48
Hier wird noch einmal der Ruin der „Schlacht der ungezählten Tränen“, Nirnaeth Arnodediad, zusammengefasst. Durch einen Verrat von Menschen aus dem fernen Osten (Taliban? *g*) ist die Schlacht verloren, und nur noch die verborgene Stadt Gondolin birgt Hoffnung für Beleriand. Doch wie schon im Intro gezeigt, hat Morgoth nicht mehr lange zu lachen...tja, und dann ist die CD aus.
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Und sofort ist man gezwungen, ein zweites Mal auf die Play-Taste zu drücken und sich dieses wunderbare Stück Musik noch einmal zu gönnen und für weitere 65 Minuten in die Welt Mittelerdes abzutauchen...aber halt, nur 65 Minuten? Es ist wirklich zu Schade, dass es keine 90 sind! Denn langweilig wird diese CD praktisch nie, und eintönig ist sie keinesfalls, da jedes Lied seine eigene Stimmung hat.
Im Laden kostet diese CD meist um die 15 €, also vergesst die Blumen für die Schwiegermutti und düst schnellstens in den nächsten Musikshop, um euch endlich mal ein echtes Vergnügen zu geben...nicht zuletzt, wenn ihr Tolkien-Fans seid, denn dann ist diese auf jeden Fall Pflicht!
Grüße aus der Marmeladendose,
TheMirghon
16 Bewertungen, 5 Kommentare
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19.10.2002, 14:50 Uhr von Leena
Bewertung: sehr hilfreichwow, hört sich ja toll an !
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22.09.2002, 17:06 Uhr von Colonel
Bewertung: sehr hilfreichScheint ja ein geniales Album zu sein :-)
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29.03.2002, 22:40 Uhr von The_Wishmaster
Bewertung: sehr hilfreichGenial... *grins*
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29.03.2002, 22:02 Uhr von larshermanns
Bewertung: sehr hilfreichSehr ausfuehroich...leider gehst Dui bei den Songs nur auf den Inhalt, jedoch nicht auf die Performance ein! Wie kommen die Songs denn rueber? Darueber erfaehrt man nichts. Leider! Und das bei dem extremen Berichts-Umfang!
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29.03.2002, 21:59 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichWow! Frohe Ostern und schau mal vorbei :-) MFG Garlin
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