Nintendo N64 Testbericht

Da der Adventskalender heute Videospielkonsolen anbietet, werde ich dazu heute mal den einen oder anderen Bericht vom Stapel lassen. Den Anfang mache ich mit einer Konsole aus den 90er Jahren, also aus einer Zeit die in meinem Aufwachsen und in meiner Videospielkarriere unheimlich prägend gewesen ist: Das Nintendo 64. Heute ein eher unschöner, schwarzer Kasten mit hässlichen Controllern, der mit den elegant durchgestylten Konsolen von heute einfach überhaupt nichts gemeinsam hat, war die Veröffentlichung dieses Gerätes dennoch eine echte Revolution. In Deutschland erschien das Gerät am 1. März 1997 zum Preis von 399 DM (das war diese Währung wo man immer so viel für sein Geld gekriegt hat), bereits nach wenigen Wochen sank der Preis aber bereits auf 299 Märker. Aus heutiger Sicht Traumpreise. Spiele schlugen mit 100-150 DM zu Buche. Natürlich kriegt man heute nichts davon mehr neu im Laden und ist auf Flohmärkte, Gebrauchtläden oder Ebay angewiesen.

Technisch handelt es sich um eine 64 Bit Konsole, Prozessor und Grafikchip bringen jeweils unter 100 MhZ auf die Waage, eingebaute Festplatten, Internet-Gaming, High Definition oder Dolby Digital waren damals noch absolute Zukunftsmärchen. Im Zentrum stand damals noch einfach das Spielen selbst, von daher sind auch Anschlussmöglichkeiten und Zubehör eher gering. 4 Controller können an das Gerät angeschlossen werden, mit denen 4 Spieler parallel per Split-Screen spielen können. Ein Kabel geht in den Fernseher, eins führt in die Steckdose. Dazu gibts noch einen kleinen Schacht, in den das sogenannte Expansion Pak, eine Arbeitsspeichererweiterung eingefügt werden kann. Einen Schalter zum Anschalten gibts, einen zum neustarten. Das ist Alles. Alles? Natürlich nicht, es gibt einen Slot, in den man die Spielmodule schiebt. Damals war es noch gar nicht so unüblich, dass die Spiele auf Spielkassetten daher kamen. Der Vorteil dieser Technik ist die Tatsache, dass die Module sehr robust und stabil waren. Der Nachteil steckte lediglich in den Produktionskosten und, was eher ein Problem werden sollte, im unheimlich kleinen Speicherplatz. Selbst in das größte N64-Modul kriegt man nur 64 Megabyte Daten, die damals als Alternative vorhandenen CD-Roms umfassten immerhin 650 MB.

Aus diesem Grund gab es damals auch so gut wie nie Rendering-Videos auf dem N64, der Sound kam immer nur im Midi-Gewand daher. Auch die immer etwas matschige und unscharfe Grafik lässt heute so manche Frage aufkommen, wie man sowas denn damals als High-Tech betrachten konnte. Im Zentrum stand damals der Spielspaß, dieser Tatsache ist es zu verdanken, dass man noch heute mit dem N64 soviel Spaß haben kann.

Rund 250 Spiele sind hier in Deutschland erschienen, recht wenig für eine Konsole, doch nicht wenige davon sind absolute Geniestreiche und zeitlose Klassiker geworden. Titel wie "Super Mario 64" (das erste komplett in 3D gehaltene Action-Adventure) oder "Zelda 64" (gilt heute noch als Meilenstein und bester Teil der Serie) haben heute noch nichts von ihrer atmosphärischen Dichte verloren. Viele andere Titel wie Mario Kart, die Mario Party Reihe, Lylat Wars, die Turok-Serie und viele weitere Titel machen auch heute noch unheimlich viel Spaß, vorallem wenn man diese Klassiker zusammen mit Freunden spielt. Fans schätzen das auch heute noch, daher zahlt man auch heute für so manchen Titel bei Ebay etwas mehr als für manch aktuelleres Gebrauchtspiel, aber es lohnt sich. Aus heutiger Sicht ist es manchmal erstaunlich, was die Games von damals für eine Dichte mit einfachen Mitteln erreichen konnten. Durch Atmosphäre, Ideenreichtum und ihren Umfang mussten sich die Spiele damals voneinander abgrenzen. Man wünscht sich manchmal, dass dies auch heute noch so wäre.

Über die Qualität der Konsole lässt sich nicht meckern. Meine ist seit Ende der 90er Jahre im Einsatz und macht bis heute keine Anstalten kaputt zu gehen, da habe ich mit anderen Gegenständen der Art andere Erfahrungen gemacht. Lediglich die Controller werden irgendwann etwas klapperig.

Daher:
Wer auf technischen Schnick-Schnack verzichten kann und gerne in liebevoll designte Fantasywelten eintauchen möchte, dem lege ich das N64 auch heute noch ans Herz, und wenn es nur um der guten alten Zeit wegen ist. Ein wenig Abzug gibts nur für die matschige Grafik des N64, daran muss man sich erst mal wieder gewöhnen, wenn man die Schärfe von aktuelleren Spielen gewohnt ist.