No Angel - Dido Testbericht

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ab 5,95
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Summe aller Bewertungen
  • Cover-Design:  sehr gut
  • Klangqualität:  sehr gut

Erfahrungsbericht von Stepnwolf

EMINEM SEI DANK

5
  • Cover-Design:  sehr gut
  • Klangqualität:  sehr gut

Pro:

...

Kontra:

...

Empfehlung:

Ja

_____o p e n_f i l e_8_____


Bei Büchern sollte man das nun folgende nicht unbedingt machen: Mit dem Ende anfangen. Doch hier bei Didos "NO ANGEL" möchte ich eben jenes tun. Der hauptsächliche Grund ist, dass der letzte Titel auf diesem Album als Bonustrack vom allgemeinen musikalischen Standard der restlichen Werke abweicht und deshalb auch gesondert behandelt werden sollte.

Denn "TAKE MY HAND" ist ein reiner Dancetrack, durchaus geeignet auf diversen Diskofloors aufgelegt zu werden. Er beginnt sehr ruhig mit einigen sphärischen Klingen und Didos Gesang und wird mit Einsetzen des Refrains vom eingängigen Grundbeat und gelegentlichen Stringarrangements lauter und dancelastiger. Die interessanteste Stelle bildet hierbei das kurze Drumsolo mit den unterstützenden Stakkatostreichern. Aber auch an diversen anderen Instrumenten mangelt es dem Song nicht: Da vernehmen wir Gitarreneinwürfe, Klavierklänge und die unterschiedlichsten Percussion-Instrumente, die den kompletten Titel durchziehen, während Dido mit ihrer sanften und beruhigenden Stimme ins Mikrofon haucht. Und wer bis jetzt nicht längst zumindest den Fuß im Takt mitwippen lässt, sollte demnächst mal bei seinem HNO-Arzt vorbeischauen.

Doch zuvor bitte noch dranbleiben, denn nach dem Ende von "NO ANGEL" kehren wir nun zum Anfang zurück und steigen ein in eines der schönsten Popalben, die die Spätneunziger des letzten Jahrhunderts hervorgebracht haben.

I'M NO ANGEL, BUT DOES THAT MEAN THAT I WON'T FLY?

Der Opener "HERE WITH ME" ist auch zugleich der wohl bekannteste Titel des Albums, zumindest für all diejenigen, die die Serie "Roswell High" (Ich glaub, die hieß auch in Deutschland so.) kennen. Immerhin ist das der Titelsong daraus. Gleichzeitig vermittelt "HERE WITH ME" den Grundcharakter der sich in Folge ausbreitenden Popmelodien: Ein leiser Beginn mit ruhigem Gesang leitet über auf einen Grundbeat, der sich durch den Song schlängelt und von so harmonischen Begleitern wie melodischen Streicherpassagen und aus dem PC springenden, verträumt dahin fließenden Musikteppichen unterstützt wird. Was allerdings stets hervorsticht, ist Didos herzzerreißender Gesang, der unmissverständlich klar macht "I won't go, I won't sleep, I can't breathe until you're resting here with me". Schöner kann man das doch nicht sagen, oder?

"HUNTER" erzählt von der Befreiung aus einer Beziehung: "Wants to be a hunter again, wants to see the world alone again." Ich als Wolf kann dem natürlich spontan zustimmen und plädiere für Didos Freiheit! Der Titel bietet im Musikarrangement neben den bereits vorher auftretenden Verdächtigen noch solch melodisch wertvolle (da ungemein präsent wirkende) Gitarrenklänge. Das verleiht dem Lied einen ganz außergewöhnlichen Charme und passt gut zur restlichen Instrumentierung. "So let me goooooo." Ungern, Dido! Ungern!

Nachdem Dido im ersten Titel ihre große Liebe besingt und sie im darauf folgenden Track sich eben daraus befreien möchte, hat sie das im nun erklingenden "DON'T THINK OF ME" anscheinend geschafft. Hier ist vor allem der orchestral untermalte Refrain hervorzuheben, der den Text noch eindringlicher erscheinen lässt: "When you see her sweet smile baby, don't think of me. When she lays in your warm arms, don't think of me. And it's too late and it's too bad, don't think of me." Sie singt emanzipiert, befreit, aber doch schwingt irgendwie ein Unterton der Sehnsucht nach den vergangenen Zeiten mit. Das sind die Momente auf dem Album, die mir immer wieder klar machen, dass diese Popmelodien vielleicht einfach und schnell zu entwickeln sind, wenn aber die interpretatorische Umsetzung mangelhaft ist, der ganze Song daran krankt. Aber genau diese interpretatorische Umsetzung versteht und beherrscht Dido perfekt. Und genau deshalb ist "DON'T THINK OF ME" eben nicht nur ein einfacher Popsong, den jeder kann.

Erwähnte ich gerade mitschwingende Sehnsucht nach der gemeinsamen Vergangenheit, zelebriert Dido eben jene Trauer auf beeindruckende Weise in "MY LOVER'S GONE". Eine sanft begleitende Akustikgitarre schmiegt sich ruhig an Didos tieftraurigen, melancholischen Gesang: "My lover's gone, his boots no longer by my door, he left at dawn and as I slept I felt him go." Diese Gitarre schwingt sich im Verlauf des Liedes zu einem gleichberechtigten Partner neben dem Gesang auf und glänzt durch Soloeinlagen, die den verzweifelten Grundtenor noch zusätzlich anheizen. Eine wunderschöne kleine, Melancholie versprühende Ballade voller Herzschmerz.

Der fünfte Titel auf "NO ANGEL" ist sozusagen die erzählte Kurzfassung der vier bereits gehörten. Dido berichtet von ihrem Freund, den sie über alles liebt und deshalb immer an ihrer Seite sehen will: "All you want is right here in this room." Doch her lover's gone ;-) und das wird ihr in der letzten Strophe bewusst, so dass der Refrain dann anders lautet: "All you want is right there in that room.", nämlich seine neue Flamme. "ALL YOU WANT" glänzt mal wieder durch einen inhaltlich hochwertigen Text. Die Instrumentierung unterscheidet sich demgegenüber nicht wesentlich (Um nicht zu sagen gar nicht.) von den bisherigen Titeln: ein Grundbeat, verschiedene Percussions und gelegentlich einsetzende Gitarrenklänge bilden das Gerüst für den eingängigen Sound.

SO SIT ON TOP OF THE WORLD AND TELL ME HOW YOU'RE FEELING

Nun folgt der legendäre Titel, der Dido zu dem verhalf, was sie heute ist: "THANK YOU" Um es kurz zu machen, schaut einfach zu meiner Überschrift und ihr wisst, wodurch dieses Lied berühmt wurde. Vom musikalischen her ist "THANK YOU" nichts wirklich besonderes, abgesehen von den etwas seltsam klingenden Geräuschen, die ab und an im Hintergrund zu hören sind. Das hat irgendwas von einem tropfenden Wasserhahn. Vielleicht will sie ja dem Klempner für die Reparatur danken, vielleicht hatte sie aber auch schon vorher geahnt, dass sich jemand den Song ausleiht und bedankt sich deshalb schon mal im Voraus. Vielleicht stimmt das aber alles gar nicht und "THANK YOU" ist einfach nur das Intermezzo zum nächsten Titel ... immerhin würde das den pausenlosen Übergang begründen ...

... Den Übergang zu "HONESTLY OK" nämlich. Nach einer einminütigen instrumentalen Einleitung fängt Dido schwermütig an zu singen und diese Schwermut durchzieht den kompletten Track. So okay wie der Songtitel vermuten lässt, scheint der seelische Zustand von Dido wohl nicht zu sein. Melodisch hört man ein wenig die lethargische Stimmung heraus, der Sound baut sich vorwiegend aus ruhigen, weich auf einem Meer aus Träumen gebetteten, Klängen, Tönen und Keyboardfetzen auf, die schwebend dem Gesang die nötige Unterstützung geben. Sehr seltsam fremd und nicht von dieser Welt erscheint mir "HONESTLY OK". Nur erklären kann ich mir dieses erzeugte Gefühl noch immer nicht.

"SLIDE" beginnt so seltsam, wie "Honestly ok" aufhörte. Ein ruhiger Klangteppich bestehend aus Gitarren und Percussions leitet das Lied ein. Didos Gesang strahlt Ruhe und Gemächlichkeit aus und trifft damit genau das im Text besungene Feeling. Sie erzählt von den Tagen, an denen alles schief zu laufen scheint: "It's all right to make mistakes, you're only human. Inside everybody's hiding something." Von Tagen, an denen man die Welt und sich selbst darin am liebsten verfluchen würde und aufgeben will. Doch der lyrisch kurze Refrain ist nicht nur der lauteste, sondern auch der eindringlichste Teil des ganzen Stückes: "Don't slide" ... Frei übersetzt und interpretiert soviel, wie "Lass dich nicht gehen. Glaub an dich." Der musikalische Offenbarungseid und ein prägnantes Manifest als Grundlage für einen entspannt dahin fließenden Titel voller Charme - genau das ist "SLIDE".

Der definitiv ehrlichste, aufrüttelndste, bewegendste und einfühlsamste Song des Albums ist ohne Zweifel "ISOBEL". Den Inhalt zu interpretieren, ist recht schwer. Meiner Meinung nach geht es um ein Mädchen, das von zu Hause flieht, um dem häuslichen Terror zu entkommen. Andererseits könnte es sich auch um einen Selbstmord eben jener Isobel handeln, um dem Leben ein für alle mal zu entfliehen. Ich will mich nicht festlegen. Hört es euch gegebenenfalls selbst an und macht euch eigene Gedanken. Dafür sind Songs ja auch da. Fest steht zumindest, dass "ISOBEL" musikalisch wieder durch Einsatz von verschiedenen Percussions besticht, die den Rhythmus vorgeben. Der ist logischerweise dem Gesang entsprechend eher langsam und ruhig. Die Dramatik und Ungewissheit über den jetzigen Aufenthaltsort von Isobel wird durch eine leise in der Ferne erklingende Mundharmonika noch verstärkt und ist hier passend eingesetzt. "Dear Isobel I hope you're well and what you've done is right." Ich hoffe das auch ... ich auch.

CAUSE IT'S ME AND MY LIFE

Auf soviel Schwermut folgt der Titel, der dem Album seinen Namen gab: "I'M NO ANGEL". Dieser beschwingte Popsong schlängelt sich gemächlich in mein linkes Ohr, verweilt dort ein wenig, hinterlässt Spuren in Form von Mundharmonikatönen und Gitarrenklängen, wandert weiter in mein rechtes Ohr, verliert dabei noch ein paar klopfende Melodien und Didos Stimme, die wie in Trance zu mir sagt: "I'm no angel, but please don't think that I won't try and try. I'm no angel, but does that mean that I can't live my life?" und verlässt mich mit dem beruhigenden Gefühl von sanften Wellen umspült worden zu sein. Wenn das mal nicht die Einflüsterungen einer Teufelin waren ...

... Fließend geht es dann über in den inoffiziell letzten Titel von "NO ANGEL", der den unmissverständlichen Namen "MY LIFE" trägt. Dido macht klar, dass sie ihren Weg gehen wird, ohne an irgendwelchen Hindernissen zu verzweifeln, ohne zurückzuschauen oder vergebenen Chancen nachzutrauern. Denn alles, was ihre Persönlichkeit ausmacht, steckt in ihr drin und gehört auch nur ihr, denn es ist nun mal ihr Leben. Diesen starken abschließenden Worten, die in gerade mal knapp 3 Minuten aus ihrem Mund strömen, werden nur leise Streicher und eine sporadisch einsetzende Hammondorgel beigefügt. Das stört nicht und bildet trotzdem eine passende musikalische Einheit.

Ein sehr ruhiger Ausklang eines beeindruckenden Debütalbums einer bezaubernden Dame ...


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WHO'S THAT GIRL?
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An dieser Stelle mache ich es mir mal einfach und werde im Copy&Paste- Verfahren und mit einigen wenigen veränderten Nuancen aus meinem Bericht zum "Life for Rent"- Album zitieren:

Florian Cloud De Bounevialle Armstrong. So lautet ihr richtiger Name. Wäre wohl für ein Album zu lang. Da klingt Dido doch viel prägnanter, selbst wenn sie damit nach einer Romanfigur, die Selbstmord beging, benannt wurde. Sie ist knapp 7 Jahre älter als ich und wurde am Christmas Day 1971 geboren (Also ein Weihnachtsengel!).
Schon in jungen Jahren war sie der Musik verbunden, spielte Piano, Violine und Blockflöte und tourte als Mitglied eines klassischen Orchesters durch Großbritannien. Ich weiß zwar nicht, ob es das Cafe "Flo" in Islington noch gibt, aber da jobbte sie jedenfalls als Teenager, bevor sie mit 16 Bekanntschaft mit Ella Fitzgerald Songs und der CD-Sammlung ihres Bruders Rollo machte.
In dessen Band Faithless (nicht weniger bekannt) tauchte sie auch erstmals als Gastsängerin auf.

1997 lernt sie Clive Davis kennen und unterschreibt bei Arista Records einen Plattenvertrag (heißt immer noch so, der Nostalgie wegen). Zwei Jahre später erscheint ihr Debütalbum "No angel", das aber erst durch fleißige Mithilfe von Eminem (der eine Stelle aus dem Song "Thank you" für sein Lied "Stan" verwendete) so richtig zum Verkaufsschlager wurde. "Here with me" ist daraus die wohl bekannteste Single.
Nach einer längeren Pause brachte sie 2003 das Nachfolgealbum "Life for Rent" raus, dass bis dato ihr letzter Streich war.

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HARD FACTS
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TITEL
No angel

INTERPRET
Dido

LABEL
Arista Records

DATUM
1999

SONGS
(1) Here with me
(2) Hunter
(3) Don't think of me
(4) My lover's gone
(5) All you want
(6) Thank you
(7) Honestly ok
(8) Slide
(9) Isobel
(10) I'm no angel
(11) My life
(Bonustrack) Take my hand

PRODUZENT
Rollo und Dido Armstrong

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MISSION COMPLETED
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"NO ANGEL" ist ein Album, was man ohne schlechtes Gewissen in einer CD-Sammlung finden darf. Es bietet etwas, was für die heutige reizüberflutete Charts-Musikwelt sehr selten zutrifft - perfekt arrangierte und produzierte Popsongs für jede Stimmungslage. Ich weiß, das viele gerade deshalb Didos Musik für massenkompatibel und nichts wirklich Außergewöhnliches halten. Wenn aber alle Popsongs heute durch so eingängige Rhythmen, kombiniert mit intelligenten Texten und interpretiert von einer so klar intonierten Stimme glänzen würden, wäre ich der größte Popfan, den es gibt. Leider (oder glücklicherweise?) ist dem nicht so und genau deshalb sticht Dido mit "NO ANGEL" aus dem sonstigen Popeinheitsbrei heraus und findet auch zukünftig den Weg in meine Musiksammlung - freiwillig.


_____f i l e_8_c l o s e d_____

40 Bewertungen, 17 Kommentare

  • MikeAdvert

    11.06.2006, 19:20 Uhr von MikeAdvert
    Bewertung: sehr hilfreich

    VG Mike.

  • schokofan

    07.04.2006, 00:04 Uhr von schokofan
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Dagmar

  • Gemeinwesen

    06.04.2006, 23:15 Uhr von Gemeinwesen
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gut geheult, Wolf! Beste Grüße vom Gemeinwesen.

  • Sayenna

    06.04.2006, 23:10 Uhr von Sayenna
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sh…...‹(•¿•)›…..LG Ela

  • luna1011

    06.04.2006, 22:33 Uhr von luna1011
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich!!! :-)))

  • bea_82

    06.04.2006, 22:31 Uhr von bea_82
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg bea :)

  • Schmunzelchen

    06.04.2006, 22:21 Uhr von Schmunzelchen
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh +lg

  • creedy18

    06.04.2006, 21:55 Uhr von creedy18
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh LG Andrea

  • SuicideToday

    06.04.2006, 21:43 Uhr von SuicideToday
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh... Freu mich schon auf Rückbewertung

  • morla

    06.04.2006, 21:23 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • PublicEnemy

    06.04.2006, 21:18 Uhr von PublicEnemy
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH! Gruß, Konrad

  • anonym

    06.04.2006, 20:55 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöner Bericht! LG, Dani :-)

  • Oli33DUI

    06.04.2006, 20:39 Uhr von Oli33DUI
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr informativer und ausführlicher Bericht, werd mir auch mal deine anderen Berichte anschauen :-). LG Oliver

  • SeriousError

    06.04.2006, 20:39 Uhr von SeriousError
    Bewertung: sehr hilfreich

    <b>Ein "sehr hilfreich" von mir für diesen tollen Beitrag. :o) Gruß SeriousError!</b>

  • henna82

    06.04.2006, 20:31 Uhr von henna82
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, greetz henna82!

  • Kranich

    06.04.2006, 20:30 Uhr von Kranich
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh - * lg & thx 4 re * ;-))

  • kleenmausi

    06.04.2006, 20:30 Uhr von kleenmausi
    Bewertung: sehr hilfreich

    weiter so gruß julia