Nokia 6630 Testbericht

Nokia-6630
ab 12,94
Auf yopi.de gelistet seit 10/2004
Summe aller Bewertungen
  • Design:  sehr gut
  • Qualität & Verarbeitung:  sehr gut
  • Ausstattung:  sehr gut
  • Akkulaufzeit:  lang

Erfahrungsbericht von kenam

Mobiler Bug-Friedhof

Pro:

klein, schneller Datentransfer, gute Kamera, gute Qualität

Kontra:

Videotelefonie problematisch, geringe Akkulaufzeit

Empfehlung:

Nein

Ein Vermögen haben sie für die Lizenzen ausgegeben und dann nochmal ein Vermögen, um die notwendigen Sendestationen zu installieren. Jetzt haben die meisten Handybetreiber die Voraussetzungen für UMTS endlich geschaffen - und schon wird wieder ein Vermögen benötigt, um mit aufwändigen Werbeaktivtitäten die Handyuser für die neue Mobilgeneration zu begeistern.


Was ist GSM, was ist UMTS?

Mit "GSM" wird die aktuelle Handy-Technik bezeichnet. Im Grunde ist es damit möglich, zu telefonieren (wie überraschend...) und über GPRS können mit mäßiger Geschwindigkeit Daten mobil empfangen und verschickt werden. Das reicht, um unterwegs kleinere Emails zu lesen und sehr sparsam zu surfen.

"UMTS" soll GSM nun ablösen. Für den Betreiber hat UMTS den Vorteil, dass pro Funkzelle mehr User verwaltet werden können (schon mal zu Stosszeiten die Meldung erhalten, dass das Handynetz überlastet ist? Das sollte mit UMTS nicht mehr passieren). Für den User bietet UMTS höhere Übertragungsgeschwindigkeiten, was u.a. sogar einfache Videotelefonie und vor allem echten mobilen Internetzugang ermöglicht.

Zugegeben, es gibt kompetentere und umfangreichere Beschreibungen dessen, was UMTS ausmacht, aber im Grunde isses das.


Wozu also UMTS?

Die Videotelefonie ist wohl lustig, aber erstens immer noch sehr teuer und zweitens ist der praktische Wert sicher anzuzweifeln. Daran liegt es wohl, dass trotz enormen Werbeaufwandes (speziell hier in Österreich pumpt Hutchison seit Jahr und Tag Millionen in die Werbung) die User nicht so recht auf UMTS abfahren. Wer will schon, dass sein Gesprächspartner ihn/sie entweder dauernd sieht oder fragt, warum die Kamera abgeschaltet ist...

Eine nette Idee ist die Möglichkeit, über UMTS (oder zusätzlich eingebautes GPS) die Handy-Position zu bestimmen und damit Navigationssoftware zu füttern. Dieses Feature dürfte möglicherweise doch einige Freunde finden, wenn man in einer fremden Stadt den Weg sucht.

Was mich persönlich zu UMTS gebracht hat ist die Möglichkeit, damit einigermassen flott unterwegs im Internet zu surfen. Ich sitze gerne programmierend und arbeitend im Kaffeehaus oder präsentiere bei Kunden. Ein fast-Breitband-Zugang per Notebook und Funk hat da schon seinen Reiz und kommt meinem Lebensstil sehr entgegen.


Mobiles Surfen

Wenn ich nun hauptsächlich mobil surfen will und mich Videotelefonie völlig kalt lässt, warum habe ich mir dann nicht eine der UMTS-Datenkarten zugelegt, die einfach in den Notebook gesteckt werden und ihn so ins bewegliche Internet schleudern?


Ganz einfach, das Nokia 6630 ist die bessere Lösung. Warum das so ist, will ich im Folgenden schildern. Ich will keine Handy-Leistungsschau bringen, die sowieso jeder überall nachlesen kann, der es schafft, den guten alten Google mit dem Suchbegriff "6630" zu füttern, sondern meine eigenen Eindrücke wiedergeben.


Das Nokia 6630

Das Gehäuse
Solange ich das Handy nur von Fotos kannte, hat mir die eigenartige Rundung gar nicht gefallen. Jetzt halte ich es in Händen und muss sagen, die Rundung sorgt dafür, dass es dort gut liegt und auch einhändig angenehm zu bedienen ist. Ein sehr nettes Detail ist der weiche Gummiring rund um das Objektiv auf der Rückseite. Damit liegt das Handy stabil und rutschfest auf dem Tisch. Insgesamt würde ich sagen, dass der Designer in erfreulicher Weise Aussehen und Nützlichkeit verbunden hat, so wie es ein Designer tun sollte.


Der Bildschirm
Mit 176x208 Pixel und 65000 Farben ist der Bildschirm eigentlich eher klein für UMTS-Verhältnisse und für den Stand der Technik nicht allzu farbenfroh. Aber er ist hell und angenehm zu lesen und wäre er größer, wäre auch das Handy größer und das wollen wir ja nicht, oder? :-)


Der Akku
Der schwache Punkt, zumindest bei mir. Andere erzählen begeistert von 4 bis 5 Tagen Standby, auch in der Praxis. Ich komme über 2 Tage nicht hinaus und das frustriert irgendwie. Möglicherweise hat mein Akku auch ein Problem und ein wenig habe ich die Hoffnung, dass es nach ein paar Ladezyklen besser wird. Mal sehen. Offiziell quatscht Nokia von 264h Standby - diese 11 Tage sind wohl einem Traum des Marketingleiters entsprungen.


Die Kamera
Eine starke Leistung. Mit 1,3 Megapixel liegt die Auflösung für Handycams im oberen Bereich. Aber das sagt noch gar nichts über die Qualität der Bilder - und die ist beim 6630 erfreulich gut. Sicher mit Abstand die besten Fotos, die ich je von einem Handy gesehen habe. Ich kenne das aktuelle Siemens und aktuelle Sony Ericssons sehr gut, aber dieses Nokia liefert mit Abstand die besten. Interessant ist, dass die Kamera auch im Dunkeln noch sehr gut funktioniert, was vor allem die berühmten Partyfotos aufwerten dürfte.
Mit der Kamera lassen sich nicht nur Fotos, sondern auch Videos aufnehmen, mit oder ohne Ton. Die Auflösung beträgt dann max. 174x144 Pixel und je nach Speicher ist bis zu einer Stunde möglich.
Etwas eigenartig für ein UMTS-Handy ist die Tatsache, dass die Kamera ausschliesslich hinten am Gehäuse angebracht ist. Man kann sich also nicht selbst aufnehmen, während man den Bildschirm betrachtet - für Videotelefonie ist das 6630 daher nicht geeignet (andere Handys haben zB drehbare Kameras). Für mich stellt das aber kein Problem dar, weil ich sowieso kein Interesse an Videotelefonie habe.


Multimedia
Über den eingebauten Realplayer können Videos und Sounds (MP3) abgespielt werden. Die Qualität ist gar nicht schlecht, ein Stereo-Ohrhörer mit Mikro für die Freisprechfunktion wird mitgeliefert. Der Lautsprecher hat einen erstaunlich guten Klang, bietet aber natürlich kein HiFi-Erlebnis.


Software
Das 6630 ist ein Symbian-Handy mit einer "Serie 60"-Oberfläche. Mitgeliefert wird bereits einiges an Software - Email-Client, Web-Browser, eine kleine Bildbearbeitung, Reader für Word und Excel-Files, PIM-Funktionen, eine "Brieftasche" zur Verwaltung von Kredikartennummern und Passwörtern und einiges mehr.
Der Webrowser ist erstaunlich leistungsfähig. Er unterstützt u.a. Frames und JavaScript 1.5, was auf Browsern dieser Größenordnung Maßstäbe setzt. Alternativ gibt es auch einen Opera-Browser.
Neben Symbian-Applikationen kann das Handy auch Java-Anwendungen (MIDP 2.0, sogar mit 3D-API) verarbeiten und ist damit sehr universell einsetzbar.


Bedienungsfreundlichkeit
Das 6630 ist mein erstes Nokia. Bisher hatte ich immer entweder Siemens oder Sony Ericsson - und ich muss sagen, ich bin überrascht von der Bedienungsfreundlichkeit des Gerätes. Das Menü ist ausgesprochen übersichtlich und erfreulich flott. Wichtige Funktionen lassen sich auf einzelne Tasten legen und sind so noch leichter zu erreichen.


Speicher
Softwaredownloads und Multimediafähigkeiten benötigen Speicher. Nokia stillt diesen Hunger mit sog. RS-MMC-Speicherkarten, einer in der Größe halbierten Version der MMC-Karten, die leider erstens teurer und zweitens im Moment nur bis max. 128kB erhältlich sind. Eine 64MB-Karte liegt aber bereits bei und sollte für die ersten Spielereien genügen.


Multimode-fähig
Nokia hat so gut wie jede aktuelle Kommunikationsform in das Gehäuse gepresst. Neben UMTS (3G) beherrscht das 6630 auch GSM (2G/2,5G) auf 900/1800/1900 MHz und tauscht Daten zusätzlich via GPRS und EDGE. Damit ist das Ding dann wohl auf allen Kontinenten lebensfähig.


Schnittstellen
Ein wichtiges Kaufkriterium war die Bluetooth-Unterstützung, die erfreulich gut funktioniert und sehr einfach zu bedienen ist. Ausserdem liegt dem Handy ein USB-Kabel zur Verbindung zum PC bei und die entsprechende Software auf CD. Infrarot kann das 6630 nicht.


Datenübertragung
Der für mich wichtigste Punkt am Schluss: Das 6630 eignet sich hervorragend als Modem für die Datenübertragung über UMTS. Es schafft nicht nur die üblichen 384kbit/sec Download-Speed, sondern auch 128kbit/sec Upload. Alle bisherigen UMTS-Geräte, inklusive die aktuellen UMTS-Datenkarten von Vodafone und Option, bringen es nur auf 64k Upload.


Fazit
Die Upload-Geschwindigkeit und die Verbindungsmöglichkeit über Bluetooth machen das Nokia 6630 zur derzeit idealen "mobilen Surfmaschine". Für Videotelefonierer ist es nicht geeignet, Handy-Fotografierer wird es begeistern.


UPDATE - 20.11.2004
Die anfängliche Euphorie hat sich weitgehend gelegt und ich musste meine Produktewertung auf "weniger gut" und die Empfehlung auf "nein" revidieren.

Die Firmware des 6630, also die Betriebssoftware, ist leider ausgesprochen fehlerhaft und es gibt bis jetzt kein Update von Nokia. Regelmäßig stürzt das Handy während eines Gesprächs einfach ab. Beim Verbindungsaufbau zur Datenübertragung geht immer wieder die Connection zur UMTS-Station komplett verloren und es hilft nur noch ein Restart des Handies und neues Einbuchen. Ein lästiger und zeitraubender Prozess, der vor allem im Auto das Handling sehr mühsam macht.

Dazu kommen diverse weitere Fehler, u.a. scheint auch das Power-Management katastrophal zu sein. So funktioniert zB die Einstellung nicht, die den Bildschirm innerhalb erträglicher Zeit dunkel schaltet. Viel schlimmer ist aber, dass Bluetooth und Datenübertragung offenbar derart am Akku zehren, dass er bei mittlerer Verwendung kaum einen Tag durchhält. Ich habe mir inzwischen einen 2. Akku zugelegt, um wenigstens sicher bis zum Abend zu kommen.



UPDATE - 10.12.2004
Mittlerweile ist längst die totale Ernüchterung eingetreten. Das 6630 ist insgesamt extrem fehlerhaft, stürzt während und zwischen Gesprächen häufig ab, ist manchmal nur noch durch Akku-Entfernen wieder zum Leben zu erwecken, verliert bisweilen Einstellungen, bricht Datenübertragungs-Sessions zwischendurch einfach ab, hat offensichtlich massive Fehler bei der Steuerung der Akku-Ladung und so weiter und so weiter.

Insgesamt ist das Ding schlicht ein Bug-Friedhof. Es auf den Markt zu bringen, würde ich vorsichtig als "grob fahrlässig" bezeichnen. NOKIA ist damit seinem schlechten Ruf in Fachkreisen mehr als gerecht geworden - ich kann mittlerweile leider nur noch eine WARNUNG vor diesem Gerät aussprechen.

Kleinere Updates gibt es wohl inzwischen, bei mehr als der Hälfte der Geräte (laut Techniker) funktioniert aber nicht einmal die Update-Prozedur und das Handy muss wochenlang eingeschickt werden. So auch meines - ich telefoniere jetzt wieder mit meinem P800 und freue mich an den stabilen Verhältnissen.



Neues Fazit:
Solange NOKIA kein sehr umfangreiches Update anbietet, das seinem Namen gerecht wird, ist das 6630 weitgehend unbrauchbar. Mein erstes und wahrscheinlich mein letztes Handy von NOKIA.

22 Bewertungen, 1 Kommentar

  • w.gruentjens

    01.11.2004, 00:51 Uhr von w.gruentjens
    Bewertung: sehr hilfreich

    .... wohl wirklich von den Usern angenommen wird?