Armer Pettersson Testbericht

Unsere vierjährige Enkeltochter liebt die Geschichten von Pettersson und Findus, immer und immer wieder müssen wir ihr aus den entsprechenden Büchern vorlesen und sie amüsiert sich zusätzlich über die Bilder. Da erwies es sich ja als gut, dass wir einige dieser Bücher nicht entsorgt hatten, als die eigenen Kinder nicht mehr ganz so großes Interesse daran hatten. Kürzlich gab es für die junge Dame ein neues Abenteuer mit dem alten Mann und seinem Kater. Davon soll hier nun die Rede sein.

Der Kauf

In diesem Fall liegt der Bücherkauf schon einige Jahre zurück, weswegen ich auch nicht mehr sagen kann, wie viel Geld wir dereinst in dieses Stück skandinavische Literatur investierten - immerhin wurde unser noch sehr gut erhaltenes Buch bereits im Jahre 1995 gedruckt. Für das erstmals 1998 im Verlag Oetinger erschienene Werk mit 26 Seiten sind als Neuware heute zum Beispiel bei buecher.de 12,95 Euro fällig.

Das Aussehen

Das gebundene Buch im Format 31 mal 22 Zentimeter wird auf seiner Titelseite ganz von einem lustigen Bild beherrscht: Der alte Pettersson sitzt missmutig mit einer Kanne Kaffee am Tisch. Auf seinem Rücken steht der Kater Findus mit einer Angel in der Hand, deren Schnur bis vor Petterssons Gesicht reicht - er muss doch einfach den Fisch am Ende der Angelschnur sehen, der ihm zudem auch noch die Zunge heraus streckt. In dieses Bild integriert sind Name des Autoren und des Buches. Auf der Rückseite gibt es eine Inhaltsangabe des Buches.

Der Inhalt (Buch-Rückseite)

Noch nie was vom alten Pettersson gehört? Dann wird es aber höchste Zeit! Der alte Pettersson, der samt Kater Findus auf einem kleinen Bauernhof lebt, kann nämlich nicht nur Geburtstagstorte backen und Feuerwerk machen, manchmal kann er auch ziemlich schlechte Laune haben. Im Herbst zum Beispiel, wenn es draußen feucht und kalt ist. Wie ein Autoreifen, dem die Luft ausgeht, sitzt er dann in der Sofaecke, tut sich selbst Leid und will nichts als in Ruhe gelassen werden. Aber genau das hat Findus nicht vor. Was Findus vorhat und wie er aus dem griesgrämigen wieder einen fröhlichen Pettersson macht, das steht in diesem witzigen Bilderbuch.

Der Autor

Sven Nordqvist, 1946 in Helsingborg geboren und in Halmstad aufgewachsen, studierte in Lund Architektur. Eigentlich wollte er schon damals Zeichner werden, doch er wurde von mehreren Kunsthochschulen abgelehnt. Nach dem Studium arbeitete Nordqvist zunächst als Architekt und Dozent an der Hochschule für Architektur in Lund. Nach einigen Jahren versuchte er trotzdem, seinen Lebensunterhalt als Zeichner zu verdienen, zunächst in einer kleinen Werbefirma, später mit der Illustration von Schulbüchern und Romanen, Plakaten und Gratulationskarten und auch Bilderbüchern. Nebenher nahm er an einem Fernkurs in Zeichnen teil. Seit Nordqvist 1983 bei einem Kinderbuch-Wettbewerb den ersten Preis gewann, zeichnet er nur noch das, was er wollte, nämlich Kinderbücher. Für sein Gesamtwerk wurde er mit dem Elsa-Beskow-Preis und dem Ann-Marie-Lunds-Encyklopädiepreis ausgezeichnet.

Meine Meinung

Einmal mehr ist es dem Autoren und Zeichner Sven Nordqvist gelungen, eine im Grunde genommen banale Alltags-Situation in eine spannende Geschichte zu verbauen. Denn wer kennt das nicht, im Herbst bei schlechtem Wetter einfach so dazu sitzen und im Grunde genommen zu nichts Lust zu haben? Dem alten Pettersson geht das genau so - und das wird nicht nur im Text deutlich, sondern auch in den Bildern, die den Mann so griesgrämig dreinschauen lassen wie das eben nur möglich ist. Und überhaupt: Texte und Bilder gehen einmal mehr eine phantastische Symbiose ein und sind schon wegen ihrer Ungewöhnlichkeit bei Kindern derart beliebt. Auf dem Bild gleich auf der ersten Doppelseite zum Beispiel ist Kater Findus gleich 13 Mal zu sehen, was eindringlich dessen Aktivitäten beschreibt. Eigentlich kann Findus ja so viel Blödsinn machen wie er will - bestraft wird er nie dafür. Das dürfte ein weiterer Grund sein, warum Kinder diese Geschichten lieben, auch wenn sie im Grunde genommen doch so etwas wie ein Eltern-Kind-Verhältnis darstellen. Dieses Mal aber mag Pettersson all den Unfug seines Katers nicht unkommentiert lassen - er schreit ihn laut an, um sich bald dafür zu entschuldigen.

Und nun folgt auch schon so etwas wie die Moral von der Geschichte, denn Findus erweist sich als einfallsreich und verführt Pettersson enorm listig dazu, mit ihm angeln zu gehen. Der alte Mann will das eigentlich nicht - aber er kann doch seinen Kater nicht im Stich lassen. So nach und nach verschwindet seine schlechte Laune und er muss anerkennen, dass der vermeintlich unterlegene Kater doch eine gute Idee hatte. Genau so kann und sollte das in Familien zugehen: Auch Vorschläge der Kinder können sinnvoll und hilfreich sein - und manchmal muss man eben etwas nachhelfen, um für den Anderen etwas zu tun. Klar wird aber auch, dass ein Miteinander eigentlich immer besser ist als das Alleinsein.

Herrlich ist auch, wie Nordqvist deutlich macht, dass es durchaus Ängste gibt. Ängste, die man nicht zugeben müssen. Sehr gern möchte ich deswegen aus dem Buch zitieren: "Hechte konnten ziemlich schrecklich sein, wenn sie groß waren. Er hatte natürlich keine Angst vor ihnen, er hatte vor gar nichts Angst. Aber vor großen Hechten hatte er am wenigsten Angst, wenn sie nicht zu nah kamen." Ich bin mir sicher, dass auch jedes Kind ab vier Jahren (so übrigens auch die Altersempfehlung des Verlages) das versteht - wie ohnehin die gesamte Geschichte leicht verständlich ist - auch, weil es niemanden gibt, der sich zwischen Pettersson und Findus schiebt, die entsprechend stets Zwei-"Personen"-Abenteuer erleben. In diesem Fall ein schönes, das wieder einmal gut endet und niemals den erhobenen Zeigefinger durchscheinen lässt. Dass das kongeniale Duo zudem in Nordvists Bildern niemals altert, erhöht den Wiedererkennungs-Effekt - Kindgerecht eben. Und gut gemacht dazu.