Nürburgring Testbericht

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Erfahrungsbericht von marin

Bericht von der Promi-Tribüne: VIP

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Ihr werdet\'s nicht glauben (ich konnte es zunächst auch nicht!) - aber ich war in diesem Jahr am Nürburgring beim Formel-1-Rennen wirklich dabei. Und zwar nicht auf der \"Normalo-Tribüne\" oder sonst wo \"am Rande\", sondern - man glaubt es kaum (und ich auch nicht) - auf der Reemtsma Ehren- oder VIP-Tribüne, inmitten von Kameras, Blitzlichtern und lauter wichtigen Leuten. Wie das geht? Tja, seid nett zu den Leuten, und es fällt Euch auf einmal eine Karte in den Schoß.

Sprich: Ein alter Bekannter von mir fragte mich, ob ich mir und den Meinen nicht mal etwas richtig gutes leisten wollte und schenkte uns die Tribünen-Karten (die er selbst wohl jedes Jahr von einem Firmenkollegen bekommt). Wir also nichts wie hin - wann kann man das schon erleben?

Nun bin ich ein großer Fan des Nürburgrings und kenne daher den Streckenverlauf und das ganze Drumherum ziemlich gut. Und mag die Atmosphäre. Schließlich war ich schon ein paarmal zu Rennen dort - u.a. auch schon mal zum Trucker-Grand-Prix, der wirklich ein Erlebnis für sich ist (Jedes Jahr Mitte Juli!). Was ich aber auf der Tribüne von Reemtma (dem Hauptsponsor, deshalb hieß sie dieses Jahr so) erlebte, das ist wie in einer anderen Welt. Und gelegentlich fragte ich mich, ob ich wirklich einem Formel-1-Rennen zuschaue oder ganz woanders bin.

Tatsächlich nämlich ist die ganze Pseudo-High-Society bei einem solchen Event versammelt und läßt sich blicken und hofieren (meine Tochter sammelte fleißig Autogramme, u.a. von Karl Dall, Götz George (der ziemlich pöbelig war), Alex Jolig (der ziemlich snobistisch daherkam - warum eigentlich? Was hat er schon groß getan außer es 100 Tage in einem Container auszuhalten und die Vorzeige-BLondine zu schwängern?); Ariane Sommer, etc.). Die ganze Zeit werden nette (sehr nette!) Häppchen gereicht, Getränke angeboten, Zigaretten (na klar! Wer sponsort das denn alles?!) auf dem SIlbertablett hingehalten und vor allem das Gefühl gepflegt, wichtig zu sein. Dann gibt\'s Werbegeschenke und das besondere Gruppengefühl stärkende MArken (T-Shirt, Cap, Stifte, etc. - für die man ansonsten an den Ständen gutes Geld hinblättern muß).

Es summt und brummt von Gesprächen; es wird photografiert, gebusselt, geküßt, geknutscht, und jede Menge an kleinen, hochprofessionellen Kameras sind dabei, um einen guten \"Schuß\" zu machen.

Daß daneben noch ein hochklassiges Rennen lief, war kaum zu bemerken. Ich hatte - als wirklicher Formel-1-Fan - richtig Probleme, eine Sicht auf die Fahrbahn zu ergattern, weil ich mit diesem Wunsch einer der ganz wenigen war. Nun könnte man ja meinen, daß gerade dann die ersten Reihen frei gewesen wären. Aber nein: Wenn das \"Hauptfeld\" vorbeikam bzw. ein Roter, der Ferrari sein könnte, dann riefen und schrieen alle (hätte ja sein können, daß eine Kamera von unten auf sie gerichtet wurde) - danach war dann wieder Geschnatter angesagt mit dem Rücken zur Bahn. Wer jetzt glaubt, daß sich auch nur irgendwer wirklich für das Rennen und seinen Verlauf interessiert hat, der ist wirklich schief gewickelt.

Insgesamt fand ich es sehr amüsant, mochte auch die Häppchen und das Verwöhn-Feeling. Wann erlebt man das schon als Otto-Normalbürger? Aber eigentlich hatte ich vor allem Mitleid mit denen, die bei 100erten solcher Events dabei sein müssen, weil es eben ein Event ist - und nicht, weil es die Sache sie interessiert und begeistert. Entsprechend langweilig muß es nach einiger Zeit sein.

Falls mein Freund mir nächstes Jahr wieder die VIP-Karten anbietet, werde ich dankend ablehnen und doch lieber wieder mit meinem Zelt eine Gaudi-Zeit am Rande unter echten Fans und Interessierten abhalten, im Zelt übernachten, abends am Lagerfeuer grillen und mit WIldfremden quatschen und ein echtes Gruppengefühl echter Leute genießen.

Ich hoffe, es hat Euch dieser Blick in die andere Welt gefallen. Ich war selber überrascht, WIE sehr der Zauber entschleiert wurde.

Euer
Marin

PS: Meine Bewertung bezieht sich allein auf die VIP-Tribüne!

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