Oban 14 Jahre Testbericht

Oban-14-jahre
ab 65,62
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Summe aller Bewertungen
  • Geschmack:  gut
  • Geruch:  sehr gut
  • Wirkungsgrad:  hoch
  • Nachwirkungen:  gering

Erfahrungsbericht von elch33

Aus der kleinen Bucht.....

4
  • Geschmack:  gut
  • Geruch:  sehr gut
  • Wirkungsgrad:  hoch
  • Nachwirkungen:  gering
  • Kaufanreiz:  Preis

Pro:

weich und rund, ein Hauch von Meer ist in der Flasche

Kontra:

der Abgang ist etwas \"flach\"

Empfehlung:

Ja

Die meisten Destillen Schottlands sind außerhalb von Orten oder Städten gelegen. Somit muß man schon über eine gewisse Mobilität (Bus oder Auto) verfügen, um vor Ort des Geschehens zu gelangen. In diesem Punkt hat die OBAN DISTILLERY einen ganz entscheidenden Vorteil – sie ist mitten in der gleichnamigen Stadt (OBAN) gelegen. Da sie bereits 1794 von John und Hugh Stevenson gegründet wurde, geht man heute davon aus, das der Ort mehr oder weniger rund um die Brennerei herumgebaut wurde.

Die Destille selbst liegt in der Bucht Little Bay of Caves. Der Beweis dafür, das auch hier schon sehr viel früher Menschen gelebt haben müssen, wurde direkt hinter der Brennerei erbracht. Dort fand man die Leichen von sechs Erwachsenen und vier Kinder, die cirka 5.000 Jahre alt sein sollen. Wie viele andere Destillen auch, mußte Oban die Produktion zwischenzeitlich immer wieder mal einstellen. Gründe dafür waren unter anderem Überproduktionen, fehlende Gelder, bzw. die Tatsache, das es sich hier um eine kleine Brennerei handelt. Ihr Wasser bezieht die Destille übrigens von den Mooren Ardconnell, die irgendwo in den Höhen der Stadt liegen. Damit läßt sich auch der Torfanteil im Whisky erklären.

1923 wurde Oban von John Dewar & Sons übernommen, später ging sie in Besitz der DCL bzw. UDV über. Ursprünglich hatte ich dieses Jahr geplant, der Destille mal einen Besuch abzustatten. Doch als ich dann an einem Sonntag nachmittag Oban erreichte, sollte ich meinen Augen nicht trauen. In der Stadt war an diesem Tage die Hölle los. Zahlreiche Touristen bevölkerten die Straßen – das war mir viel zu anstrengend und zu nervig. Statt dessen bin ich lieber gleich Richtung Süden weiter gefahren. Keine Angst – Oban und Umgebung möchte ich mal in drei, vier Tagen ausgiebig erkunden – diese kleine Stadt ist viel zu schade, um sie links liegen zu lassen. Neben dem schönen Hafen ist ein Aufstieg zum McCaig´s Tower absolute Pflicht. Das habe ich schon bei meinem ersten Besuch im Jahre 2000 gemacht und kann Euch sagen, das man diese Aussicht auf Hafen und Meer einfach nur genießen sollte….

Gleichzeitig bildet Oban das „Tor zu den Inseln“ – von hier aus laufen Fähren nach Mull , Colonsay, Coll, Tiree oder South Uist aus. Die Lage am Hafen hat aber auch durchaus seine Vorteile. Vor allem in der Vergangenheit erleichterte sie die Transportwege. Man mußte die Fässer nicht erst meilenweit über schlechte Straßen karren, hier konnte alles vor Ort erledigt werden. Diese Strategie läßt sich übrigens bei einigen Inseldestillen heute noch wiederfinden – der kurze Weg ist das Ziel!

Als die Destille im Jahre 1797 ihre Lizenz zum Whisky brennen erhielt, war sie gerade mal mit zwei Brennblasen ausgestattet. Viele andere Brennereien haben dies im Laufe der Zeit aufgestockt und verfügen jetzt über zwanzig oder sogar noch mehr Stills. Nicht so Oban! Natürlich wurden die Brennblasen immer wieder repariert und falls erforderlich auch ausgewechselt. Doch nach über 200 Jahren gibt es nach wie vor nur zwei Stills. Somit gehört Oban zu den kleinsten Destillen Schottlands, was aber natürlich nicht auf die Qualität des Whiskys schließen läßt.

Dafür hat dies spürbare Auswirkungen auf das Angebot. Ich selber kenne nur die 14 jährige Ausführung, um die es in diesem Bericht gehen wird. Sie kostet cirka 35 Euro und liegt damit im mittleren Preissegment. Es soll aber noch eine „Double Matured“, Distillers Edition als „Montilla-Fino Finish“ aus den Jahren 1980, 85 oder 87 und eine 32 Jahre alte „Limited Edition“ mit knapp 6.000 Flaschen geben. Während man schon für den „Double Matured“ mit deutlich über 50 Euro rechnen muß, kann man für den „Senior“ cirka 220 und mehr Euro investieren!

Die Destille ist ganzjährig, von Montag – Freitag, ab Ostern bis Oktober zusätzlich auch Samstags zwischen 09.30 Uhr und 17.00 Uhr geöffnet. Im Sommer schließt sie gar erst um 20.30 Uhr – was liegt also näher, als einen Besuch mit einem kleinen Spaziergang in der Abendzeit zu verbinden. Neben Glenkinchie (Lowlands), Dalwhinnie (Highlands), Cragganmore (Speyside), Talisker (Skye) und Lagavulin (Islay) gehört Oban als Vertreter der westlichen Highlands zur Reihe der Classic Malts of Scotland. All diese Brennereien sind in Besitz von United Destillers, die uns in dieser Form die sechs Whiskyregionen Schottlands näherbringen.

Verpackung:

Der/ die ein oder andere von Euch hat sicherlich schon mal eine Flasche guten Single Malt Whisky in der Hand gehabt und weiß daher, das der Inhalt immer gut geschützt ist. Diesmal wurde eine recht feste Pappröhre verwendet, die in einer hellbeigen Farbe gehalten ist. Selbst hier kann man die Nähe zum Meer deutlich sehen. Fast rundherum ist ein schwarzweiß Motiv von Felsen mit einer kleinen Brandung sowie diversen Seevögel zu sehen. Auf der Rückseite ist zusätzlich noch eine kleine Zusammenstellung des Whiskys, seiner Geschichte und seiner Lage nachzulesen.

Korken:

Die Weintrinker unter Euch wissen vielleicht ein wenig um die Wichtigkeit eines guten Korkens. Beim Whisky ist dies aber noch sehr viel extremer. Während ein Wein an einem oder zwei Abenden leergetrunken wird, erstreckt sich der Verbrauch eines Single Malt doch über einen sehr viel längeren Zeitraum. Wochen, Monate teilweise auch Jahre muß der Verschluß halten und gleichzeitig dafür sorgen, das der Whisky nichts von seiner Qualität verliert. Aus diesem Grunde werden meist recht hartnäckige Korken verwendet, die gleichzeitig auch noch einen idealen Schutz vor kleinen Kindern bieten. Wer einen Teil meiner Whiskyberichte etwas verfolgt hat, der kennt meine kleine Marotte. Nach dem öffnen der Flasche rieche ich erst einmal am Korken. Das gibt mir immer schon mal einen ersten Eindruck auf den Inhalt. Ganz deutlich rieche ich Torf und Salz – das macht Lust auf mehr.

Duft:

Ich persönlich liebe es am Meer zu stehen und die frische Seeluft einzuatmen. In unseren Breiten ist dies ja nicht so einfach – so muß dieses Aroma halt in die Flasche. ;-) Von der Lage her ist es ja gar nicht so weit bis nach Islay – die Spuren von Torf riecht man hier deutlich, allerdings bei weitem nicht so extrem wie z.B. bei einem Ardbeg oder Lagavulin.

Genuß:

Wie immer verzichte ich erst einmal auf die Zugabe von Wasser, Eis (brrr) oder gar Cola (schüttel).

Geschmack:

Ich nehme einen ganz kleinen Schluck aus meinem Nosing Glas und behalte ihn erst mal für zwei oder drei Sekunden im Mund, bevor ich ihn dann herunterschlucke. Der erste Eindruck ist eher verhaltend ja fast etwas fade, aber schon nach ganz kurzer Zeit bricht die volle Würze des Malts mit deutlicher Kraft hervor. Der Whisky hält was er verspricht. Ich schmecke zwar deutlich Salz und etwas Torf – allerdings hält sich dies im Vergleich mit anderen durchaus in Grenzen. Dafür zeigt der Oban aber, das ein Single Malt fruchtig und gleichzeitig auch recht trocken sein kann.

Abgang:

Hier verliert der Oban etwas gegenüber anderen Single Malts, die ich kenne. Mir erscheint er ein wenig flach und so „fällt“ er recht früh in sich zusammen. Zurück bleibt zwar eine wohltuende Wärme, meiner Meinung nach ist dies aber etwas zu brav.

Farbe:

Hier werden die Wirkung der verwendeten Eichenfässer und die lange, vierzehnjährige Lagerung deutlich. Gülden, fast bis in Bernstein hinübergehend schimmert es im Glas. Vom Aussehen könnte man schon fast meinen, das es sich hier um ein Sherry – Finish handelt.

Wasser:

Extra für Euch habe ich es dann doch mal mit der Zugabe von ein paar Tropfen Wasser probiert. Rein farblich gibt es gleich eine Veränderung – statt Bernstein schimmert es „nur“ noch golden in meinem Glas. Vom Duft her verliert er zwar etwas von dem Torf und Salzgeruch – es bleibt aber alles im Rahmen. Natürlich hat dies Auswirkungen auf den Geschmack. Hier büßt er sehr viel von seiner Kraft und Würze ein - heraus kommt ein braver, weicher, runder Whisky. Der Abgang wird dadurch etwas schwächer und fällt noch eher in sich zusammen.


Fazit:

Insgesamt handelt es sich bei diesem Single Malt um einen recht ansprechenden Whisky, der meiner Ansicht nach die Einstufung in die höchste Kategorie knapp verpaßt. In meinen Augen ist er etwas brav im Abgang, was allerdings gleichzeitig auch das einzigste „Manko“ ist. Dafür ist er für mich eine gelungene Mischung zwischen einem Malt aus den Lowlands und von Islay. Er ist auf der einen Seite weich und rund, aber gleichzeitig auch torfig und salzig, was eher auf einen Inselwhisky schließen würde.

Der Oban Single Malt in der 14 jährigen Ausführung ist ab cirka 35 Euro zu haben – da liegt er eher im mittleren Preissegment. Angesichts der Tatsache, das man einen solchen Whisky nicht jeden Tag trinkt ist dies durchaus eine lohnenswerte Investition. Nach einem guten Essen oder in guter Gesellschaft, gönne ich meinen Gästen und mir manchmal einen kleinen Drink.

Wie immer gilt folgende Empfehlung: Hände weg von Eis oder gar Cola – wenn überhaupt versucht es mit etwas Wasser.

OBAN wird mit kleine Bucht übersetzt…

Wer allerdings keinen Whisky, oder überhaupt keinen Alkohol mag, sollte natürlich besser die Finger davon lassen.

In diesem Sinne

Slainte mhath

18 Bewertungen, 2 Kommentare

  • mami_online

    04.10.2005, 01:37 Uhr von mami_online
    Bewertung: sehr hilfreich

    So etwas ist lecker, und ich würde es gerne öfter trinken, aber das "Normalleben" lässt es leider nicht zu ....... *g

  • Overknees

    28.02.2005, 23:10 Uhr von Overknees
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gemeinheit.... *wasserimmundzusammenläuft*