Ocean Rain - The Bunnymen Testbericht

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Erfahrungsbericht von Stubs

Under A Blue Moon I Saw Youe ...

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

PROLOG:

An so manchem Tag hat mein Leben seine stillen, melancholischen Momente ... an so manchem dieser stillen, melancholischen Augenblicke sitze ich bis spät in die Nacht einfach nur so am Fenster ... und ich blicke einfach nur so hinaus in die Welt ... und ich suche in der Dunkelheit der Nacht nach Erinnerungen ... manchmal macht mich das, was ich auf meiner nächtlichen Suche in meinen Gedanken finde, glücklich und zufrieden ... manchmal macht mich das, was ich auf meiner nächtlichen Suche in meinen Gedanken finde, traurig und deprimiert ...

An nahezu jedem dieser stillen, melancholischen Tage begleitet mich Musik auf der in Gedanken versunkenen Reise in die Vergangenheiten meines Lebens ... zum Teil lasse ich mich einfach nur von schönen und doch bedeutungslosen Tönen berieseln ... viel öfter ist die von mir gewählte Musik aber ein elementarer Bestandteil der gesuchten Erinnerungen ... viel öfter ist die Musik ein wichtiger Katalysator für die erlebten Gefühle ...

Die folgende Geschichte bildet den Auftakt zu einer kleinen Serie über eine leider weitgehend in Vergessenheit geratene Band aus englischen Liverpool, deren Musik ich in den letzten Wochen in so manchem stillen, melancholischen Moment gebraucht habe.

Die folgende Geschichte ist ECHO & THE BUNNYMEN und ihrem Album "Ocean Rain" gewidmet.


BANDHISTORIE 1977 - 1984:

Im Frühjahr 1977 schließen sich der Sänger und Gitarrist IAN MCCULLOCH, der Gitarrist PETE WYLIE und der Bassist JULIAN COPE zu ihrer ersten eigene Band - THE CRUCIAL TREE - zusammen. Schon bald kommt es zwischen den drei außergewöhnlich starken Musikerpersönlichkeiten zu Streitigkeiten über die Aufgabenverteilung innerhalb der Band. THE CRUCIAL TREE zerfällt im Führungsstreit; JULIAN COPE gründet die legendären TEARDROP EXPLODES, PETE WYLIE nennt seine neue Band kurz WAH!

Im September 1978 begegnet IAN MCCULLOCH dem Gitarristen WILL SERGEANT. Gemeinsam werden erste Demo-Tapes aufgenommen. Den Part der Rhythm-Section übernimmt vorerst ein einfacher Drumcomputer, welcher im Scherz auf den Namen "Echo" getauft wird. Im November 1978, kurz vor dem ersten Live-Gig der Band im Liverpooler Club "Eric’s" stößt LES PATTINSON als Bassist zur Band.

Von nun an nennen sich die drei Musiker ECHO & THE BUNNYMEN.

Im März des Jahres 1979 wird auf ZOO-RECORDS die erste, von BILL DRUMMOND und DAVE BALFE produzierte Single "Pictures On My Wall" veröffentlicht. Bedingt durch erste zaghafte Verkaufserfolge, aufsehenerregende Live-Konzerte sowie einige wohlwollende Kommentare seitens der Musikkritik werden große Plattenfirmen auf ECHO & THE BUNNYMEN aufmerksam. "Echo" die Drum-Machine wird im Oktober 1978 endgültig aus der Band gefeuert und durch den Schlagzeuger PETE DE FREITAS ersetzt. Im November 1979 unterschreiben die vier Musiker einen Plattenvertrag mit KOROVA-RECORDS, einem kleinen Label im Konzern der WEA RECORDS LTD.

Im April 1980 erscheint mit "Rescue" die zweite Single der Band (produziert vom LIGHNING SEEDS Mastermind IAN BROUDIE); im Juli des gleichen Jahres folgt die Debüt-LP "Crocodiles".

ECHO & THE BUNNYMEN haben für "Crocodiles" zehn erstaunlich ausgereifte, kräftige, intensive Songs komponiert und eingespielt. Die Musik lebt in erster Linie von abwechslungsreich, roh und unmittelbar produzierten Gitarrenarrangements. Bass und Schlagzeug liefern ein festes Fundament für die einzelnen Tracks, nur gelegentlich erklingen ein paar Streicher oder Pianoklänge aus den Keyboards der Produzenten DRUMMOND, BALFE oder BROUDIE. Die Band bewegt sich in der Gestaltung ihrer musikalischen Ideen irgendwo zwischen zeitlos-lyrischem Sixties-Beat, den Nachwehen der anarchistisch-wütenden Punk-Bewegung, den bedrückenden Visionen von Bands wie JOY DIVISION oder EYELESS IN GAZA sowie dem künstlerisch-intellektuellen Anspruch der phänomenalen DOORS. IAN MCCULLOCH schreibt deprimierte, dramatisch-komplexe Texte über die offensichtlichen Missstände dieser Welt. Als Sänger verbreitet er seine Gedanken zumeist mit gleichförmiger und ruhiger Distanz. Zeitweise wirkt sein unterkühlter, reservierter Gesang dabei fast (!) arrogant und unbeseelt ... und doch ... gerade wegen IAN MCCULLOCH’S Präsenz hat "Crocodiles" auch nach über zwanzig Jahren noch nichts von seiner Kraft und Intensität verloren. Uptempo-Nummern wie "Rescue", "Villiers Terrace", "Pictures On My Wall" oder das tragisch-gebrochene "Happy Death Men" sind für mich in ihrer Art Klassiker der populären Musik!!! (Meine Wertung: vier von fünf Sternen)

"Crocodiles" erreicht immerhin Platz 17 der britischen Album-Charts. Eine erste landesweite Tournee durch Großbritannien festigt den Insider-Status der Band. ECHO & THE BUNNYMEN werden von der einschlägigen Musikpresse fortan zu den Vorreitern einer neuen musikalischen Stilrichtung erkoren - dem sogenannten DARK POP. Dieses Attribut erhalten die vier Musiker sicherlich auch aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes zugewiesen - die BUNNYMEN treten bevorzugt mit dunklen Sonnenbrillen und in lange Trenchcoats gekleidet auf, und sie lassen sich darüber hinaus gerne in bizarren Landschaften photographieren. Das Image der Band wird aber auch ganz wesentlich durch das besondere Charisma ihres Frontmannes IAN "Mac The Mouth" MCCULLOCH bestimmt, welcher sich in Interviews gerne äußerst selbstbewusst, aufmüpfig und aggressiv gebärdet.

Im Oktober 1980 veröffentlichen ECHO & THE BUNNYMEN eine weitere Single, den weniger melodischen und dennoch merkwürdig fesselnden Track " The Puppet" gekoppelt mit dem rauen, von einem schwermütigen Basslauf und schrägen Orgeltönen getragenen Song " Do It Clean".

1981 führt ECHO & THE BUNNYMEN erstmals in die Vereinigten Staaten. Die kurze Tournee durch etliche kleine Clubs ist wohl bis heute für den Kultstatus, den die Band in de USA genießt, verantwortlich.

Vorbereitet von einem weiteren Single-Release erscheint im Juni 1981 der zweite, von HUGH JONES produzierte Longplayer "Heaven Up There". Die Kritik greift sofort zu allen möglichen Superlativen und schwelgt in Lobeshymnen. ECHO & THE BUNNYMEN haben ihr Songwriting konsequent und in gewissem Sinne auch radikal weiterentwickelt. "Heaven Up There" vereint zwölf Tracks von immenser stilistischer und dynamischer Vielfalt. Das Zusammenspiel der vier Musiker verweist auf ein nahezu blindes Verständnis und tiefe Vertrautheit mit den Instrumenten. Neben den bereits benannten musikalischen Wurzeln wird eine gewisse Verbindungen zu Bands wie THE WHO erkennbar. Die Band deren Ursprünge im Punk liegen, gelangt über Dark Pop und Rock so allmählich zum New Wave.

IAN MCCULLOCH singt und flüstert und nölt und jault und schreit und weint und lacht ... und er leidet ... WILL SERGEANT findet seinen ureigensten Ton auf der Gitarre ... kurze, trockene, metallisch-dumpfe Anschläge und Schlagmuster wechseln mit fernöstlich anmutenden Klangstrukturen ... ein unbeschreiblicher Klang entsteht ... ein Klang, wie er nur WILL SERGEANT gelingt ... ein Klang, der nur einem der wenigen Ausnahme-Gitarristen dieser Welt gelingen kann ... LES PATTINSON und PETE DE FREITAS schaffen mit ihrem entspannt-beherrschten rhythmischen Zusammenspiel die Basis für die Klangexperimente ihrer beiden Mitstreiter ...

Sicher werden auch auf "Heaven Up There" die Möglichkeiten einer vierköpfigen Gitarrenrock-Band nicht gänzlich neu erfunden ... aber ECHO & THE BUNNYMEN schaffen es dennoch, die Möglichkeiten des traditionellen "Drei-Minuten-Pop-Songs" um einige Nuancen zu erweitern. Songs wie das nervös-poppige "A Promise", das kratzige-leiernde "Heaven Up There" oder das in-stille-zerrissene "The Disease" lassen sogar entfernte Erinnerungen an die BEATLES und deren experimentelles "Sgt. Peppers"-Album lebendig werden. (Meine Wertung: viereinhalb von fünf Sternen)

Nach dem überraschenden Top-Ten-Erfolg von "Heaven Up There" ist das Jahr 1982 für ECHO & THE BUNNYMEN vor allen Dingen mit umfangreichen Tourneen ausgefüllt. PETE DE FREITAS und WILL SERGEANT widmen sich zeitweise musikalischen Projekten außerhalb der Band. Ab Mai 1982 spielen die vier Liverpooler Musiker gemeinsam mit IAN BROUDIE neue Songs ein. Zwei Singles ("The Back Of Love" und "The Cutter") verhelfen den BUNNYMEN endgültig zum kommerziellen Durchbruch.

Im Januar 1983 wird das dritte, von IAN BROUDIE produzierte Album "Porcupine" veröffentlicht. ECHO & THE BUNNYMEN ergänzen ihr Klangbild um experimentelle, psychedelische Strukturen. Ein klassisches Streicherensemble wird in das Bandkonzept integriert. Die enge Zusammenarbeit von WILL SERGEANT mit den afrikanischen Ethno-Musikern der DRUMMERS OF BURUNDI hinterlässt einen ebenso tiefen, wie außergewöhnlichen Einfluss auf die Song-Kompositionen.

Auf "Porcupine" entspinnt sich ein spannendes Wechselspiel zwischen einer druckvollen Beat- bzw. Rock-Band und exotisch anmutenden Arrangements der Streichinstrumente. IAN BROUDIE produziert die zehn Tracks mit kühler und doch fesselnder Distanz. Es gelingt ihm, den Hörer immer wieder mit kleinen Effekten zu überraschen und in staunender Begeisterung an die Boxen zu fesseln. Gerade dadurch, dass IAN BROUDIE die Streicher nicht süßlich schmalzig sondern eher aggressiv, nervös und manchmal sogar atonal in Szene setzt, entstehen große zeitlose Songs.

WILL SERGEANT’S fesselnde Gitarrenarbeit tut hierzu ein Übriges ... ein Kritiker beschreibt die von ihm auf diesem Album erzeugten Klangfarben, als den in seiner Art (!) charakteristischsten und eigenständigsten Gitarrensound seit JIMI HENDRIX ... IAN MCCULLCOCH kann sich auf "Porcupine" ebenfalls noch einmal steigern; der meist distanzierte, arrogante Erzähler zeigt nun auch ein ums andere Mal, dass er seine Stimme als facettenreichen Klangkörper, als souveränes Instrument zu nutzen weiß.

"Porcupine" zählt in meinen Augen und Ohren zu den wenigen stilbildenden Alben der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Das von indischem Flair begleitete "The Cutter", der schwebend-pulsierende Track "The Back Of Love", das von epischen Celli durchbrochene und später schnell beschleunigte "Porcupine" und die in himmlischen Bässen und kreisenden Gitarrenakkorden dahinfließende Ballade "Higher Hell" sind ohne Zweifel einzigartige Songperlen. (Meine Wertung: fünf von fünf Sternen)

"Porcupine" wird für ECHO & THE BUNNYMEN ein weiterer Chart-Erfolg. Die anschließende Tournee führt die Band aus Liverpool unter anderem in die Royal Albert Hall in London oder das Royal Shakespeare Theatre in Stratford Upon Avon ... allein die Möglichkeit an diesen beiden bedeutenden Orten Konzerte zu geben, kommt einem Adelsspruch gleich.

Im Dezember 1983 in Paris die Aufnahme-Sessions zur vierten Studio-LP von ECHO & THE BUNNYMEN ... bereits im Februar 1984 wird der neue Longplayer in den Liverpooler Amazon Studios fertiggestellt ... am 4. Mai 1984 wird "Ocean Rain" auf KOROVA-RECORDS veröffentlicht.


THE ALBUM:

Um es vorwegzunehmen: "Ocean Rain" ist schlichtweg brillant !!!

Die Kreativität von ECHO & THE BUNNYMEN bleibt auch auf ihrem vierten Studioalbum ungebrochen. Die musikalischen und stilistischen Wagnisse des Geniestreiches "Porcupine" werden zielstrebig und unbeirrt weiterentwickelt. Wieder steht der Band ein klassisches Streicherensemble als gleichwertiger Partner zur Seite ... wieder entsteht durch das Aufeinanderprallen moderner und historischer Instrumente eine ganz außergewöhnliche Spannung ... wieder entfalten sich ungewöhnliche Melodien ... wieder entsteht ein dichter Klangraum für dramatische Poesie ...

Während die BUNNYMEN ihren Zuhörern auf "Porcupine" eher für fremde, ungewohnte Klänge aus den kulturellen Schatztruhen ferner Welten sensibilisieren, treiben IAN MCCULLOCH, WILL SERGEANT, LES PATTINSON und PETE DE FREITAS auf "Ocean Rain" mit ihren melancholischen Visionen durch die unendlichen Weiten vom Barock, Klassik oder Romantik ... sie streifen mit ihren elektrisch verstärkten Instrumenten die hohe Kunst vergangener Zeiten ... sie überwinden starre, weitgehend von "ernstzunehmenden" Kritikern gesetzte musikalische Grenzen ... und sie schaffen somit kleine zukunftsweisende Meisterwerke der populären Musik ...

Die neun Song des Longplayers "Ocean Rain" entstehen weitgehend im spontan-kreativen Zusammenspiel aller beteiligten Musiker. Die vier Musiker der Band werden gemeinschaftlich als Komponisten genannt;. IAN MCCULLOCH schreibt zusätzlich die außergewöhnlich kunstvollen Texte. ADAM PETERS (später Gründer der FAMILY OF GODS) übernimmt die differenzierten Streicherarrangements, zusätzlich spielt er Piano und Cello. Produziert wird das Album, wie es im Booklet der CD heißt "by all concerned", letztlich gebührt dem Toningenieur GIL NORTON aber wohl eine besondere Anerkennung für das durchweg warme, tiefe und natürliche Klangbild der verschiedenen Tracks.

Um es noch einmal zu deutlich zu sagen: Jeder einzelne Song der LP/CD "Ocean Rain"" ist schlichtweg brillant ... aber davon wird im folgenden im Detail zu berichten sein ...


THE SONGS:

Track No. 01: *Silver*
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Ein paar trocken angeschlagene akustische Gitarrenriffs eröffnen die aufregende Reise der BUNNYMEN über den verregneten Ozean ... wuchtige, expressionistische Streicher geben das Tempo vor ... WILL SERGEANT schlägt mit dem Plektron wenige metallisch schwingende Tonfolgen auf der elektrischen Gitarre an ... immer wieder wechselt er zur akustischen Rhythmus-Gitarre ... LES PATTINSON findet eine entspannt melodische Basis für den Song ... PETE DE FREITAS bleibt zumeist zurückhaltend im Hintergrund ... nur kurz sind knackige Kapriolen auf den Snare-Drums zu vernehmen ... die Violinen liefern sich in luftiger Höhe einen aufgeregten Dialog mit kratzigen Celli ... der dynamische Spannungsbogen entlädt sich im Refrain ... WILL SERGEANT erhält Gelegenheit für ein geschickt eingestreutes Solo ... und schließlich treiben die Streicher den Track im beherrschten Allegro zum Ende ...

IAN MCCULLOCH verschmilzt mit beherrschter Stimme mit dem Schwermut seiner Seele ... IAN MCCCULLOCH’S Gesang wird zum gleichwertigen Instrument ... er improvisiert mit feuriger Zunge seine schwer zu verstehenden Wortcollagen ... er sucht mit brennenden Lippen nach einer aufrechten Welt ... er findet in den makellosen Augen einer Frau die Schönheit des blauen Himmels ...

*The sky is blue
*My hands untied
*A world that’s true
*Through our clean eyes
*Just look at you
*With burning lips
*You’re living proof
*At my fingertips

Kraftvoll ... mitreißend ... anspruchsvoll ...


Track No. 02: *Nocturnal Me*
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Auch im zweiten Song obliegt es WILL SERGEANT mit akustischen Akzenten die Basis des Songs zu setzen ... eine Viola nimmt den Ton des Gitarristen auf ... das Orchester legt einen bedrohlich-beklemmenden Klangteppich ... ein hypnotischer Bass trifft auf ein dumpfes Piano ... nervös-nervige Streicher sägen sich ins Gehör... es erklingen immer nur kurze Tonfolgen ... häufig unterbrochen von rhythmischem Fingerclapping ...

IAN MCCULLOCH’S Gesang wandelt sich zu einem stakkatoartigen, abgehackten Sprechgesang ... der harte Rhythmus der Musik wird noch weiter verstärkt ... der Text ist voller Schmerz ... die ganze Ambivalenz einer in leidenschaftlicher Erotik sterbenden Liebe bricht heraus ... das große Thema der ewiger Verbundenheit zweier Menschen zerbricht in der tragischen Erkenntnis, das die wahre Schönheit des Lebens letztlich irgendwo im blauen Horizont verborgen liegt ...

*In an ice-capped fire
*Of burning wood
*In our world of wire
*Ignite our dreams of starry skies
*And you and me
*As realised our bigger themes

*Oh take me internally
*Forever yours
*Nocturnal me
*Take me internally
*Forever yours
*Nocturnal me

*Do or die
*What’s done is done
*True beauty lies
*On the blue horizon

Intensiv ... schmerzhaft ... bitter ... ... hoffnungslos ...


Track No. 03: *Crystal Days*
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Kontrastreich und einfallsreich liefern ECHO & THE BUNNYMEN eine wunderschöne Uptempo-Beat-Nummer ... WILL SERGEANT’S Gitarrenspiel spielt wieder mit wenigen Akkorden ... konzentrierte Begrenzung auf das Wesentliche ... druckvolle Rhythm-Section ... im Schönklang schwelgende Streicher ... gebrochen nur von wenigen rockigen Eruptionen an der E-Gitarre ...

Auch IAN MCCULLOCH stimmt hoffnungsvollere Töne an ... vielleicht ist das Leben doch schön ... vielleicht muss das Herz erst entzweit werden ... um Raum zu schaffen für sonnenklare Tage ...

*Here am I
*Whole at last with a golden view
*Looking for hope
*And I know it’s you
*Splitting my heart
*Cracked right in two
*The pleasure of pain and joy
*To purify our misfit ways
*And magnify our crystal days

Schlicht ... schön ... ein klassischer Popsong ...


Track No. 04: *The Yo Yo Man*
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Schnelle, spanisch anmutende Akustikgitarren werden von den nur leicht gestreichelten Drums sanft hereingeführt ... ein abermals sehr entspannt aufspielender LES PATTINSON versprüht mit groovendem Bass friedvolle Ruhe ... merkwürdig verzerrte, hallende Töne ziehen von Ferne bedrohlich herbei ... IAN MCCULLOCH verbreitet mit sonorer Stimme Trugbilder erfrorener Gefühlswelten ...

*Froze to the bone in my igloo home
*Counting the days ‘till the ice turns green
*You know when heaven and hell collide
*There are no in-betweens

Die melancholische Szenerie wirkt fast ein wenig zu ruhig und zu sanft für die geschilderten Empfindungen ... fast (!) verschwinden die BUNNYMEN im Schönklang ... wären da nicht wieder diese befremdlichen, sphärischen Zwischentöne ... urplötzlich zerstören wuchtige, auf den Celli vorgetragene Passagen den scheinbaren Frieden ... harte elektrifizierende apokalyptische Riffs ... ein explosiver Ausbruch des Zorns ...

Und urplötzlich ersteht wieder ein neuer Kontrast ... zartes Glockenspiel leitet den als Kanon einsetzenden Refrain ein ...

*I’m the yo-yo man
*Flames on your skin of snow turn cold
*Always up and down
*Cold is the wind that blows through your headstones

Verstörend ... gebrochen ... zornig...


Track No. 05: *Thorn Of Crowns*
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Ganz dezente Schlagzeugrhythmen nähern sich aus der Ferne ... eine vergessene, indisch anmutende Melodie ... minimalistische, hypnotische Bassläufe werden von der E-Gitarre wie mit einer Kreissäge gebrochen ... immer wieder wird der Melodielauf in Stakkato und Kakophonie zerrissen ...

IAN MCCULLOCH stottert und vibriert ...

*C-c-c-cucumber
*C-c-c-cabbage
*C-c-c-cauliflower
*Men on Mars
*April Showers
*Oh, oh

Visionen eines Verrückten ... Schmerzen eines Zerrissenen ... und dann doch ein stilles versöhnlich befreites Ende ...

*I’ve decided to wear my thorn of crowns
*I’ve decided to wear my thorn of crowns

Lärmend ... zerbrochen ... leidenschaftlich ... genial ...


Track No. 06: *The Killing Moon*
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Die große, melodramatische Singleauskoppelung ... eine Nummer von unglaublicher Wucht, lyrischer Tiefe und Dichte ... WILL SERGEANT’S Gitarrenperformance erreicht eine neue Dimension ... lärmendes Feedback verschmilzt mit himmlisch erzitternden Akustikgitarren ... traumhafte Tonfolgen ... milde Streicher legen mit großem Spannungsbogen weite Klangfelder des Wohlklangs ...

Der Gesang IAN MCCULLOCH’S tanzt durch die gemalten Klangbilder ... er erlebt ein weiteres Mal die schmerzhaft schönen Momente der Liebe und Lust ... er erzählt ein weiteres Mal von der beklemmenden Ambivalenz der Liebe ...

*Under a blue moon I saw you
*So soon you’ll take me
*Up in your arms
*To late to beg you or cancel it
*Though I know it must be the killing time
*Unwillingly mine

*Fate
*Up against your will
*Through the thick and thin
*He will wait until
*You give yourself to him

*In starlit nights I saw you
*So cruelly you kissed me
*Your lips a magic world
*Your sky all hung with jewels
*The killing moon
*Will come to soon

Der Lauf der Liebe ... the killing moon will come to soon ... welch prophetische Symbolik ... wer hat dies nicht schon selbst erlebt ... wer kann diese Worte nicht verstehen ...

Intensiv ... berührend ... traurig ... und doch wunderschön ... wie die Liebe ... the killing moon will come to soon ...


Track No. 07 *Seven Seas*
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Ohne Rast geht es temporeich weiter ... LES PATTINSON gelingt es, wie fast in jedem Song, eine fundamentale Melodie aus den vier Basssaiten zu zaubern ... PETE DE FREITAS verbindet sich mit dem stampfenden Bass in fahrenden, zischenden Zügen ... dezente Streicher schmiegen sich als ruhende Begleiter an die dynamischen Entwicklung des Songs ... WILL SERGEANT verstreut sporadische Riffs auf der Akustikgitarre ... nur vereinzelt übt er sich in freier Improvisation auf der E-Gitarre ... vereinzelt ertönt dazu ein kräftiges Glockenspiel ...

IAN MCCULLOCH’S Lyrics leben, wie fast in jedem Song, von den verborgenen hintergründigen Gedanken ... den romantischen Bildern, die er in die Musik hineinmalt ...

*Burning my bridges
*And smashing my mirrors
*Turning to see if your’re cowardly
*Burning the witches with mother religious
*You’ll strike the matches and shower me
*In water games
*Washing the rocks below
*Taught and tamed
*In time with tear flow

Die Tränen der Liebe werden zu Ozeanen ... welch ergreifende Symbolik ... wer hat dies nicht auch schon selbst erlebt ... wer kann diese Worte nicht verstehen ...

Intensiv ... berührend ... traurig ... und doch wunderschön ... wie das wahre Leben ...


Track No. 08: *My Kingdom*
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Vielleicht der druckvollste, geradlinigste Song auf dem Album ... nach einem knappen Orgel bzw. Piano-Intro nimmt die Band schnell Tempo auf ... LES PATTINSON’S melodisches Bassspiel wirkt unglaublicherweise noch schöner als bei den bisherigen Tracks ... WILL SEARGENT nähert sich mit spannungsgeladener Härte den Möglichkeiten seines Instruments... elektrisierende Unruhe entlädt sich ... dynamische Steigerungen bohren sich dem Zuhörer in den Gehörgang ...

Auch der Sänger IAN MCCULLLOCH kann sich dieser gewaltigen Dramatik nicht entziehen ... er schreit ... weint ... leidet ... einmal mehr entladen sich Schwermut und Frustration ... einmal mehr gelingt dem Frontmann der BUNNYMEN große Symbolik ...

*You kill when you talk and the enemy weakens
*Your word start to walk when you’re not speaking
*If my heart is a war it’s soldiers are bleeding
*If my heart is a war it’s soldiers are dead

Die Soldaten, die in den Gefechten meines Herzens kämpfen sind tot .... welch ergreifende Symbolik ... wer hat dies nicht auch schon selbst erlebt ... wer kann diese Worte nicht verstehen ...
...

Durchdringend ... mitreißend ... niederschmetternd und doch befreiend ... ein großartiger Rocksong ...


Track No. 09: *Ocean Rain*
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Der Höhepunkt des Longplayers ... im Titelsong ziehen ECHO & THE BUNNYMEN noch einmal alle dramaturgischen Register ihres Könnens ... dieses Mal ist der Bass von LES PATTINSON ganz entfernt verborgen ... noch leiser werden nur die Snare-Drums berührt ... zu leisen Streichern flüstert IAN MCCULLOCH seinen melancholischen Text ...

*All hand on deck at down
*Sailing to sadder shores
*Your port in my heavy storms
*Harbours the blackest thoughts

Allein der Klang dieser klug inszenierten Worte erzeugt schon ein Kribbeln ... die immer kräftiger werdenden Streicher schaffen zusätzliche Atmosphäre ... und dann noch die stillen Improvisationen des WILL SERGEANT ... die E-Gitarre darf schwimmen, schweben, fliegen, fliegen ... zu leisen Streichern flüstert IAN MCCULLOCH seinen traurigen Zeilen ...

*All hand on deck at down
*Sailing to sadder shores
*Your port in my heavy storms
*Harbours the blackest thoughts

... ohne Worte ...


FAZIT:

Eigentlich habe ich es ja schon gesagt: ECHO &THE BUNNYMEN sind nach meinem Empfinden eine grandiose Band ... "Ocean Rain" ist nach meiner Meinung ein perfektes, brillantes Album ... ein Album, das in der Musikgeschichte seines Gleichen sucht ... eines der unentbehrlichsten Alben, die sich in meiner Sammlung finden ... ein Album, das in jeder CD/LP-Sammlung zu finden sein sollte.

Die Kraft dieser Musik kann Halt geben ... die Wut und der Schmerz in dieser Musik kann eigene Frustrationen und Aggressionen auflösen ... die Melancholie dieser Musik trägt über schwermütige Stunden ... die Schönheit dieser Musik kann den Zuhörer zu Tränen berühren ... nun, zumindest bei mir kann diese Musik so intensive Emotionen erzeugen ...

"Ocean Rain" ist sicherlich kein einfaches Album, es ist in manchen Augenblicken sperrig und verstörend ... es braucht einen wachen, wagemutigen Zuhörer ... es braucht das mehrmalige Hören, um alle differenzierten Details zu erfassen ... aber gerade das macht dieses Album so zeitlos.

"Ocean Rain" ist sicherlich über weite Strecken ein melancholisches, trauriges Album ... aber - um es mit den Worten des großen Wiener Komponist Franz Schubert zu sagen: "ES GIBT KEINE SCHÖNERE MUSIK; ALS DIE TRAURIGE MUSIK. "

Der einzige Kritikpunkt, den ich finden kann, ist wie so oft die mit 37 Minuten leider unzeitgemäß kurze Gesamtspielzeit der CD ... aber nachdem jeder moderne CD-Player über eine Repeat-Taste verfügt, zählt das nicht wirklich.

UNEINGESCHRÄNKT EMPFEHLENSWERT!!!
FÜNF VON FÜNF STERNEN!!!


PREVIEW:

Nach "Ocean Rain" veröffentlichen ECHO & THE BUNNYMEN noch folgende Alben:

1985 - "Songs To Learn & Sing" (Best Of)
1987 - "Echo & The Bunnymen"
1990 - "Reverberation"
1991 - "BBC Radio 1 Live In Concert"
1997 - "Evergreen"
1997 - "Ballyhoo" (Best Of)
1999 - "What Are You Going To Do With Your Life?"
2001 - "Flowers"
2002 - "Live In Liverpool"

... aber davon an anderer Stelle mehr ...
... TO BE CONTINUED ...



P.S.:


Wieder einmal habe ich wohl ein klein wenig mehr als die geforderte Mindestanzahl an Worten geschrieben ... wieder einmal habe ich meine Leserinnen und Leser wohl sehr lange an den Bildschirm gebunden ... wieder einmal ging es nicht viel kürzer ... wieder einmal war es für mich wirklich harte Arbeit ... wieder einmal weiß ich nicht, ob es gut geworden ist ... wieder einmal möchte ich allen danken, die mir ihre kostbare Aufmerksamkeit geschenkt haben ... DANKE!!!


P.S.S.:

Wieder einmal habe ich ein paar sehr hilfreiche Quellen für die Informationssammlung genutzt, als da wären:

http://www.bunnymen.com (offizielle Website von ECHO & THE BUNNYMEN, mit ausführlicher Diskographie, allen Lyrics etc.)

http://www.dez.com/doug/bunnymen.html (umfassende biographische Hinweise zu ECHO & THE BUNNYMEN)

http://www.cookingvinyl.com/bunnymen/biog.html (offizielle Website der derzeitigen Plattenfirma von ECHO & THE BUNNYMEN, mit biographischen Hinweisen zur Band etc.)

29 Bewertungen, 4 Kommentare

  • anonym

    30.07.2004, 15:48 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Hi Mathias, ich weiß nicht, was ich damals bei ciao kommentiert hatte, aber ich weiß, daß auf jeden Fall der Satz Spitzenbericht und ähnliche Dinge gefallen sein müßten ... Ich weiß ferner, daß wir von Ausnahme

  • hpmaier

    09.04.2002, 09:29 Uhr von hpmaier
    Bewertung: sehr hilfreich

    wow, was für ein Bericht

  • Fantaghiro

    03.04.2002, 23:14 Uhr von Fantaghiro
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr schöner und ausführlicher Bericht

  • anonym

    03.04.2002, 23:03 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    ach du scheisse ist der aber lang :-)