Oceanborn (New Version) - Nightwish Testbericht

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ab 13,12
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Summe aller Bewertungen
  • Cover-Design:  sehr gut
  • Klangqualität:  sehr gut

Erfahrungsbericht von ausforming_von_ciao

Dem Meer entstiegen

Pro:

gute Musik, die Stimme Tarjas, guter Sound

Kontra:

zwei schwächere Titel

Empfehlung:

Ja

Skandinavien, wenn man dieses Wort hört, denkt man an weite, wilde Landschaften, Mitternachtssonne, Elche, Fjörde, das Nordkap, Wasa, IKEA, Fußball und nicht zuletzt an Musik. Ich denke einmal keiner muss wirklich nachdenken, um mehrere Bands aus dem hohen Norden aufzuzählen. Bei den einen ist es eben ABBA, die Cherry-Familie, a-ha oder Ace of Base, bei den anderen sind es dann eher Stratovarius, Dimmu Borgir, Hammerfall, Nightwish, Tristania,... Gerade das härtere Genre hat den nördlichen Breiten einige der besten Bands und Künstler zu verdanken, heute geht es um die Finnen Nightwish, genauer gesagt um deren zweites Album Oceanborn.


Auch wenn ich davon ausgehe, dass es nicht mehr viele Zeitgenossen gibt, die noch nichts von Nightwish gehört haben (man wird ja wohl hoffen dürfen), möchte ich die Band kurz vorstellen, es sollen sich ja auch Unwissende etwas genauer vorstellen können, mit wem wir es zu tun haben (man will ja doch auch noch einige neue für diese Musik begeistern).
Gegründet wurde die Band im Jahre 1996 und machte ein Jahr später zum ersten Mal auf sich aufmerksam. Ihr Debüt-Album „Angels fall first“ war eine gelungene Mischung aus akustischen Elementen, Metal und nicht zuletzt klassischen Einflüssen durch den Sopran der Sängerin Tarja Turunen. Auf „Oceanborn“ wurde der Stil der Gruppe weiterentwickelt, was zu einer deutlichen Steigerung führte. Die einzelnen Stücke sind insgesamt melodischer, der Gesang noch besser und die Arrangements etwas ausgefeilter.
Das Nachfolgealbum Wishmaster setzte diesen Trend fort, die Stücke wurden insgesamt allerdings etwas schneller. Ob nun „Oceanborn“ oder „Wishmaster“ das beste Album der Truppe ist, darüber scheiden sich die Geister, mir gefallen jedenfalls beide. Nach einem halben Livealbum folgte voriges Jahr das bislang letzte Album „Century child“. Derzeit beendet Tarja ihre Gesangsausbildung in Deutschland, wird allerdings im Sommer in ihre Heimat zurückkehren und heiraten. Das soll‘s auch schon gewesen sein, hier folgt der eigentliche Kern des Berichtes:


STARGAZERS 4:28
Keyboard und Schlagzeug liefern ein klassisches Intro ab, worauf es mit der Gitarre richtig loszugehen scheint. Doch bevor der Song richtig startet, geht’s nochmals zurück zum Intro. War der Song bislang noch nicht überragend, so beginnt er nun mit voller Wucht sich in die Gehörgänge zu graben. Eine wunderbare Melodie und der einsetzende Gesang Tarjas, der sich schon hier in Höhen hinaufschraubt, die wohl kaum eine Sängerin, die sich derzeit in den oberen Regionen der Charts befindet, auch nur annähernd erreichen würde. Nach der ersten Strophe dann wieder die Gitarrenmelodie vom Anfang als Bridge und weiter geht’s. Der Gesang ist einfach traumhaft, für einige vielleicht einen Tick zu hoch, aber absolut klar, einfach ein Hörgenuss.
Wurde bislang eher im oberen Tempobereich gespielt, folgt nun eine leichte Tempominderung und eine kurzzeitig etwas schwächere Instrumentierung. Zwischen den einzelnen Gesangseinlagen kommen nun einzelne Soli und der Song neigt sich recht schnell einem langsamen Zwischenstück zu. Verträumte Keyboardklänge, eine Flöte(?) und das Tempo wird nach wenigen Sekunden erneut angezogen. Das Ende ist dann leider recht schnell gekommen und es geht zu Titel zwei, nämlich

GETHSEMANE 5:22
Ein bei weitem gelungeneres Intro eröffnet diesen Song. Melodisch vor allem durch das Keyboard bestimmt, geht es in die erste Strophe. Tonhöhenmäßig ist dieser Titel wohl etwas massentauglicher als der erste, melodisch übertrifft er diesen dagegen um Längen. Sind die Strophen schon mehr als gelungen, folgt ein mehrstimmiger Refrain, in dem Tarja praktisch mit sich selbst im Duett singt, einmal eher klassisch angehaucht, im Hintergrund eher konventionell. Nach einer Wiederholung des Schemas folgt eine durch Gitarren bestimmte Rhythmuspassage, die ein Flötensolo umrahmt. Nach einer reinen Keyboardmelodie folgt erneut der klassisch angehauchte Gesang Tarjas, die dann erneut kurz eine langsame Stelle zu überbrücken hat, ehe sich auch dieser Titel mit einem Gitarrensolo dem Ende zuneigt.

DEVIL AND THE DEEP DARK OCEAN 4:46
Der Name des Stückes ist dann auch gleich Programm. Hier erfolgt nun nämlich der absolute Bruch zum bisher gehörten. Konnten die beiden ersten Stücke noch Nicht-Metal-Fans begeistern, so sehe ich dafür bei diesem Song schwarz. Nicht nur das, auch mir gefällt das Teil nicht gerade herausragend, man muss es sich jedenfalls öfters anhören um Gefallen daran zu finden.
Harte Riffs eröffnen den Song, wär an sich ja nicht mal schlecht, aber irgendwie passt das ganze nicht zusammen. Nach einer kurzen Spieluhrmelodie folgt ein gesprochenes Zwischenstück, das von einer etwas derben Männerstimme übernommen wird. Zwischendurch, praktisch wie eine Art Unterhaltung, gibt Tarja ihre Gesangskünste zum Besten, die in diesem Lied irgendwie fehl am Platz wirken. Ab und an kommen zwar einige interessante Passagen, aber völlig überzeugen kann mich der Song, abgesehen vom wirklich gelungenen Ende, in dem Tarjas Stimme wieder mit der Musik harmoniert, nicht.

SACRAMENT OF WILDERNESS 4:12
Keyboard und Schlagzeug liefern ein kleines Intro ab und ebnen den Weg für eine von Tuomas Holopainens typischen schnellen Keyboardpassagen. Der Gesang in der ersten Strophe ist dann wieder deutlich im Vordergrund, wird allerdings von einigen Keyboard und Gitarrensoli immer wieder unterbrochen. Im Gegensatz zu Titel Nummer drei, passen hier jedenfalls wieder die einzelnen Komponenten zusammen und ergeben ein stimmiges Gesamtbild, das hat man beim Vorgänger einfach vergeblich gesucht.

PASSION AND THE OPERA 4:50
Nun folgt eines meiner Lieblingsstücke des Albums. Nach einem Gitarrenintro steigt die ganze Band ins Spiel mit ein, bevor die erste Strophe beginnt, wird allerdings wieder etwas zurückgeschraubt und hauptsächlich auf Schlagzeug und Keyboard gebaut. Der Gesang ist, dem Tempo entsprechend, etwas ruhiger, wird aber erneut von einigen Solodarbietungen unterbrochen. Nach einigem Wechseln zwischen klassischeren und normaleren Gesangsdarbietungen folgt ein etwas schrägeres Solo, das sich dann wohl die namensgebende Passage des Songs anschließt. Tarja beginnt nämlich mit einigen Kolleraturen (zumindest etwas in der Richtung), die mich irgendwie an die Zauberflöte erinnern (hat Papagena da so was ähnliches?) Begleitet vom Schlagzeug und einem recht dominanten Bass singt sie ihre oh-oh-oh-oh-ohs (nein, nicht so wie Bruce Dickinson bei Maiden, ich sprach von Kolleraturen;) Nach einiger Zeit wird der Gesang dann etwas langgezogener, also eher oooohhhhhhhhhhh-ooooooohhhhhhhhhh-oooooooooohhhhhhhhhhhhhhhh, immer schön die Tonleiter rauf und runter, genial, das muss man gehört haben, traumhaft,.....

SWANHEART 4:44
Nun folgt sie also, die erste Ballade der Scheibe. Begleitet von Flöten und tieferen Pianoklängen beginnt Tarja mit ihrem, hier sehr gut zur Geltung kommenden Gesang. Während den Strophen ist die Instrumentierung mehr als stark zurückgefahren, man hat also de facto a capella Passagen. Beim Refrain zeigt sich dann erneut, wie sicher sich Tarja in den höheren Regionen der Tonleiter bewegen kann und es kann eines mit Sicherheit gesagt werden, dieses Stück hat nichts mit Metal zu tun, also sollten sich alle mal eine Hörprobe gönnen. Nach und nach steigt das Schlagzeug mit ins Spiel ein und auch die Gitarren sorgen für etwas wuchtigere Klänge, abgerundet wird das Ganze dann durch den zweistimmigen Gesang. Mit einem wunderbaren Gitarrensolo klingt das Lied dann aus...

MOONDANCE 3:31
Klavierklänge zu Beginn, die eine doch recht bekannte Melodie spielen (ich meine sie jedenfalls schon gehört zu haben). Nach wenigen Sekunden wird die Melodie dann auch vom Rest der Truppe gespielt, was den Klang deutlich wuchtiger macht. Doch nach abermals recht kurzer Zeit flaut die Wucht schon wieder ab, um einem ruhigen Abschnitt mit Flötenbegleitung Platz zu machen. Nach Beendigung dieses Parts geht es wieder härter weiter. Neben der eigentlichen Melodie hört man im Hintergrund irgendwelche Geräusche, wie von Schuhen, die beim Tanzen auf den Boden schlagen (würde ja zum Namen passen) gegen Ende gibt es dann einige Hey-Rufe und das Lied ist aus, leider muss man hier schon sagen.
Wer jetzt eine Beschreibung von Tarjas Gesang vermisst, dem kann ich nur sagen, ich habe nichts vergessen, wir haben es hier nämlich mit einem Instrumental zu tun, dass sich hauptsächlich an folkloristischer Musik (wohl Finnischer, obwohl es auch durchaus irische Anklänge hat) orientiert.

THE RIDDLER 5:15
Eine recht eingängige Keyboardmelodie erklingt und macht zunächst einmal Lust auf mehr. Die Strophe ist dann etwas schwächer instrumentiert, dafür gibt es wieder den hohen Gesang Tarjas. Nach einem Gitarrensolo folgt der Refrain, der wieder im typischen Nightwish Stil gearbeitet ist. Gegen Ende folgt eine ruhigere Unterbrechung und es geht im alten Stil weiter. Insgesamt sicherlich kein schlechtes Lied, es verliert aber im Laufe der Zeit an Reiz. War es zu Beginn DAS Lied der Platte für mich, so ist es heute eben nur noch ein Lied auf der Scheibe. Hier fehlt irgendwie der letzte Tick, das gewisse Etwas...

THE PHARAO SAILS TO ORION 6:26
Vom Titel her könnte man es eventuell schon vermuten, was nun kommt ähnelt recht stark Titel drei. Man ersetze den Teufel durch nen Pharao und fertig;) Ein Beginn, der mich von der Art her an „Hallowed be thy name“ erinnert. Glockenschläge und einige mystische Klänge, was sich allerdings recht schnell ändert. Erneut dieses möchtegern Growlen, oder was das auch immer darstellen soll, dieses Mal nur etwas biblisch angehaucht, (Exodus 10:28) und mit „Thou shalt die die die....“ zieht das Tempo an, Tuomas verdient sich wieder Kilometergeld auf dem Keyboard worauf der männliche „Gesang“ ein Duett mit Tarja beginnt. Insgesamt auf jeden Fall besser wie Titel drei, wenn auch nicht überragend. Zum Glück gibt es ja den Refrain, der ist wieder sehr melodisch und kann durchaus überzeugen. Nach einigen Soli, weiterem Gesang und sonstigen Zwischenstücken folgt wieder einmal ein flötenartiger Klang und dann erneut der Refrain. Und etwa eine Minute vor Schluss wird nun das Ende eingeleitet, eigentlich ist man schon am Ende, aber Tarja will eben nicht aufhören. Langgezogen, noch länger gezogen und schließlich doch Schluss, nur noch ein leises Rauschen von Wellen, der Pharao ist auf den Meeren entschwunden und aus den Tiefen des Ozeans erhebt sich ein Schmuckstück des Albums,

WALKING IN THE AIR 5:30
Klavier und Flötenklänge, dazu Tarjas grandiose Stimme, die hier bestens zur Geltung kommt. Ein traumhafter Gesang, alles recht langsam und ruhig. Nach einem Riff setzt das Schlagzeug ein, wirklich schneller wird es aber nicht. Es handelt sich hierbei allerdings um eine Coverversion, Hörer die das Original kennen, könnten etwas enttäuscht sein, da sich der Charakter des Stückes doch deutlich geändert hat (aus meiner Sicht zwar zum Guten, aber es gibt auch gegenteilige Meinungen) Nach einem längeren Gitarrensolo herrscht Ruhe, allerdings nur für einige Momente, denn schon nach kurzem Zögern legt das Keyboard, unterstützt vom Schlagzeug, wieder an Energie zu. Der Sound wird härter und man steigert sich, zusammen mit dem Gesang, immer weiter, bis der Titel letztendlich verklingt.

SLEEPING SUN 4:04
Eingespielt zur Sonnenfinsternis, handelt es sich hierbei natürlich wieder um eine Ballade, aber um was für eine. Träumerische Klänge, wie die ersten Sonnanstrahlen, die über die Hügel einer wilden Landschaft kriechen, so ein ähnliches Bild baut sich zumindest im Kopf auf...Der Gesang bedarf dann eigentlich keiner weiteren Erläuterung, Tarja kann schlichtweg singen. Wird sie in der ersten Strophe noch von einem dezenten Schlagzeug begleitet, wird dieses zum Refrain hin etwas stärker und begleitet diese Meisterleistung perfekt (also wer diesen Refrain nicht mag, dem kann ich auch nicht mehr helfen) Traumhaft schön, unvergesslich, eingängig...Die zweite Strophe ist dann einen Tick stärker instrumentiert, einige Gitarreneinsprängsel und es folgt erneut der Refrain an den sich ein recht kurzes Solo anschließt, das das Thema des Stückes aufnimmt und kurzzeitig variiert. Danach folgt noch einmal der Refrain und das Album ist zu Ende. (bei den ersten Editionen ist der Titel leider nicht mit drauf)


COVER
Das Cover sieht man oben, im Shake heads-Archiv ist allerdings ein leicht anderes zu sehen. Zum Booklet kann ich leider nichts sagen, da ich das Album in der Compilation gekauft habe, da sind zumindest die Texte, abgesehen von „Walking in the air“, dabei.


FAZIT
Also gut, mit diesem Album ist den Finnen wohl der Durchbruch gelungen und das zu Recht. Nightwish liefern auf „Oceanborn“ eine gelungene Mischung der verschiedensten Musikstile ab und zeigen deutlich, dass Metal nicht nur dumpfes Gekloppe ist. Melodischer Abwechslungsreichtum gepaart mit einem einzigartigen Gesang machen das Album eigentlich zum Pflichtkauf für jeden Freund guter Musik. Mit Sicherheit wird nicht jedem alles auf dieser Platte gefallen, aber Metalfans finden hier genauso ihre Favoriten wie Chartshörer (die sehen dann endlich mal, was gute Musik ist;) Abgesehen von den etwas gewöhnungsbedürftigen Titeln drei und neun enthält das Album jedenfalls einmalige Stücke, die ein Anhören mehr als nur gerechtfertigen.


Bis demnächst, oder wie die Band wohl sagen würde:


Näkemiin!

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