Oettinger Export Testbericht

Oettinger-export
ab 13,51
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Summe aller Bewertungen
  • Geschmack:  durchschnittlich
  • Wirkungsgrad:  durchschnittlich

Erfahrungsbericht von Gemeinwesen

Schale Schädelbrause

1
  • Geschmack:  schlecht
  • Wirkungsgrad:  durchschnittlich

Pro:

Alkohol zum Discountpreis - wem das genügt, der darf beherzt zugreifen und schlucken.

Kontra:

Wer gern Bier trinkt und ein gutes Bier schätzt, der wird an diesem Bier nicht viel Freude haben - Punkt.

Empfehlung:

Nein

So, jetzt habe ich es also auch getan: Ich habe mir die Kehle hinunterrinnen lassen, was unter der Bezeichnung "Oettinger" gebraut und auf Flaschen gezogen wird.


Dass es sich dabei nicht um ein Bier der Sorte Pils oder Alt gehandelt hat, war ein Zufall. Der Herr, der mir das Bier anbot, hat es allerdings nicht zufällig gekauft, sondern sehr absichtsvoll: Offensichtlich ist die Vielfalt an Biersorten und -marken, die es hierzulande einmal gab, inzwischen arg zusammengeschnurrt - und zwar, unter anderem, zuungunsten der Sorte "Export". Die hatte früher in den Regalen der Getränkemärkte ihren festen, angestammten Platz. Aber was gestern noch selbstverständlich war, gilt heute offenkundig nicht mehr - Klartext: Wer Biersorten und -marken abseits der großen im TV beworbenen Modemarken und der süßen, plörrigen Biermix-Getränke von Radler bis Hefeweizen mit Grafruitsaft sucht, greift immer öfter ins Leere.

Bier, so scheint es, ist etwas aus der Mode gekommen. Jedenfalls das, was aus Hopfen, Malz, Gerste und Wasser besteht und auf diverse Aromen und andere Zusätze verzichtet. Das gute "Rauchenfels Steinbier", von dem ich immer mal wieder eine Flasche trinken wollte, wird offenbar inzwischen gar nicht mehr gebraut, verschiedene andere Sorten machen sich rar und rarer, und seit Herr Trittin uns das Dosenpfand beschert hat, findet auch das kräftige irische Dunkelbier Guinness in Supermärkten kaum noch statt.

Dafür hat Konjunktur, was wenig kostet: Geiz wird, man kann das gar nicht lautstark genug beklagen, hierzulande als Kardinaltugend gehandelt, gemäß der man sichauch beim Kauf von Lebensmitteln verhält. Das beschleunigt das große Bierartensterben natürlich noch zusätzlich: Warum 10 oder mehr Euro für einen Kasten mit 20 Halbliterflaschen Bier bezahlen, wenn's für die Hälfte oder weniger auch einen Kasten Oettinger, Landsfürst oder irgendeiner anderen Billigmarke gibt ... ?

Die Antwort ist im Grunde ganz einfach: Weil's auch nur halb so gut schmeckt - wenn denn überhaupt.

Natürlich ist über Geschmack nicht zu streiten, und "wat dem eenen sin Uhl" ist, ist bekanntlich "dem annern sin Nachtigall". Natürlich ist auch allein der Preis noch keine verlässliche Größe: nicht alles, was teuer ist, ist gut; nicht alles, was wenig kostet, ist schlecht. Wer sich beim Einkauf auf solche Faustregeln verlässt, hat Geld zuviel, Lebenserfahrung zu wenig oder liebt schlicht beim Denken die Bequemlichkeit. Neulich erst habe ich zum Beispiel mal ein "Duckstein" probiert. Das ist dieses Gebräu, von dem die Werbung behauptet, es sei "zu Hause in den besten Bars". Ja, Mensch - echt? Zu Hause in den besten Bars - von Wanne-Eickel? Von ganz Deutschland? Der Welt ... ? Die Stimme, die das behauptet und die der Dame gehört, die sie damals auch Gilian "Dana Scully" Anderson in den "Akte X"-Geschichten geliehen hat, schweigt sich dazu aus.

Ich hab's also probiert, und noch bevor ich den einschlägigen Hinweis aufd em Etikett gelesen habe, war mir klar: Bei dem Modegetränk aus der Brauerei Holsten handelt es sich um ein obergäriges Bier - also eines, das mehr mit Alt und Kölsch gemein hat als mit Pils. Mein Gesamtfazit fielö freilich eher nüchtern aus: Anstelle von "Duckstein" hätte ich sicher auch irgendein englisches Ale oder ein irisches Kilkenny kaufen bzw. saufen können.

Oettinger wäre aber wohl kein Ersatz gewesen. Denn obschon das Duckstein vergleichsweise teuer (ich fidne: zu teuer) war, hat es ganz manierlich gemundet - und das kann ich vom Oettinger Export nicht behaupten. Das was ich probiert habe, stammt übrigens aus einer Brauerei in Möchen-Gladbach. Denn Oettinger ist nicht etwa eine Bierspezialität, die ein echtes Zuhause hat. Oettinger ist so heimatlos wie ein Hamburger von McDonald's, der ja auch nicht in irgendeinem Stammhaus produziert wird, sondern für den lokale Rinder zerhackt, gebraten und zusammen mit Tomatenpulpe und einem Salatblatt zwischen zwei labbrige Brötchenhälften gepresst wird.

Bereits beim Antrunk ist mir der schale Beigeschmack aufgefallen, den das Oettinger Export hat - irgendwie hat dieses Bier, so empfinde ich das, einen schon geradezu schimmligen Beigeschmack. Möglich, dass nicht nur Billigbiere diese unangenehme Note haben - aber alle Billigbiere, die ich bisher probiert habe, haben sie. Ich habe deshalb auch kein zweites Oettinger probiert, denn auch die Erfahrung habe ich gemacht: das zwote schmeckt nicht besser als das erste, und das dritte schüttet mensch am besten gleich in den Ausguss: Oder noch besser: Finger weg - und gleich eines der immer noch zahlreichen vernünftigen, weil leckeren Biere kaufen, für die uns Deutsche der Rest der Welt noch immer schätzt. Meinetwegen darf's eines der 0815-TV-Biere sein - selbst ein völlig überschätztes Becks oder ein zum schlabbrigen Gebräu ohne Ecken, Kanten und Charakter verkommene Diebels sind besser als die schale Schädelbrause aus der Flasche mit dem Oettinger-Etikett.

32 Bewertungen, 12 Kommentare

  • morak90

    15.11.2007, 20:30 Uhr von morak90
    Bewertung: sehr hilfreich

    ganz klar sehr hilfreich, schau doch mal bei mir vorbei LG morak90

  • knopfi

    09.08.2007, 00:10 Uhr von knopfi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Oh nein, das Bier geht gar nicht! Gruß knopfi*de

  • windelmann

    03.08.2007, 01:38 Uhr von windelmann
    Bewertung: sehr hilfreich

    Toller Bericht! LG

  • firestorm1105

    30.07.2007, 19:12 Uhr von firestorm1105
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super Bericht. LG, Romy. Falls dir auch Schwarzes mundet, mein Tipp: Porter.

  • sindimindi

    30.07.2007, 08:48 Uhr von sindimindi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Oje! - beim Namen Oettinger krieg\' ich Zustände - und damit ist nicht nur das schale Bier gemeint...*fg* RS PS: Mir wurde einmal bei einer Verkostung dieses Gesöff angeboten, fast aufgedrängt - und da ich nicht unhöflich sein wollte...war leider ein

  • Meyerhoffsche

    29.07.2007, 17:02 Uhr von Meyerhoffsche
    Bewertung: sehr hilfreich

    Heut leider regnerische Grüße :)

  • Kjeldi

    29.07.2007, 14:17 Uhr von Kjeldi
    Bewertung: sehr hilfreich

    KLASSE BERICHT; ABER NICHT MEIN BIER

  • Puppekaa

    28.07.2007, 18:46 Uhr von Puppekaa
    Bewertung: sehr hilfreich

    :-) lg Karsta

  • strubbine

    28.07.2007, 16:02 Uhr von strubbine
    Bewertung: sehr hilfreich

    super Bericht, liebe Grüße

  • LittleSparko

    28.07.2007, 02:26 Uhr von LittleSparko
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg, daniela

  • Kaethy

    27.07.2007, 22:07 Uhr von Kaethy
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH, LG Kaethy

  • Mondlicht1957

    27.07.2007, 18:46 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Pet