Oktoberfest Testbericht

No-product-image
ab 16,53
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003

5 Sterne
(3)
4 Sterne
(3)
3 Sterne
(1)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von Raimok

Oans, zwoa, gsuffa!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Alle Jahre wieder – so könnte man titeln.. Denn zur Zeit findet es mal wieder statt, dass Oktoberfest oder wie wir sagen, die Wies’n. 16 Tage lang Gaudi und Bier, Hendl und Steckerlfisch, Achterbahn und Schweinsbraten – jedem nach seiner Fasson, jedem so, wie es ihm beliebt.

Dabei gilt es doch erst die mit der Frage zu klären, wieso heißt das Oktoberfest eigentlich Oktoberfest – schließlich findet es ja schon im September statt. Genauer gesagt, es beginnt am vorletzten Samstag in September und endet am ersten Sonntag im Oktober. Schnell einen Blick auf den Kalender geworfen und schon wissen wir, es geht dieses Jahr vom 20.09. bis zum 05.10.03.
Aber ich schweife ab – gehen wir doch noch mal zur Ausgangsfrage zurück. Und da müssen wir ganz einfach einen historischen Diskurs machen.

Wie kam es eigentlich zum größten Volksbesäufnis , äh ich meinte natürlich Volksfest der Welt. Schuld daran war ein ganz gewöhnlicher Lohnkutscher, der vorschlug, am Tage der Hochzeit von Ludwig von Bayern und Prinzessin Therese von Hildburghausen ein großes Pferderennen zu veranstalten. König Max I. Joseph von Bayern griff diese Idee begeistert auf und am 17. Oktober 1810 war es dann soweit. Das Rennen und somit der Vorläufer des heutigen Spektakels fand statt, und zwar auf der Theresienwiese, die zur damaligen Zeit noch am Stadtrand lag. Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, wie die Braut hieß und wird sich somit denken können, wie der Acker zu seinem Namen kam.

Man war sich einig: eine Ries’n-Gaudi war’s und deshalb sollte das Fest im nächsten Jahr wiederholt werden. Und so kam es auch. Der landwirtschaftliche Verein (etwa wegen der Wiese?) richtete das Fest die nächsten Jahre aus bis 1819 die Stadt München auf den Geschmack kam und die Sache selbst in die Hand nahm. Man bestimmte, dass das Fest in Zukunft jährlich und ohne Ausnahme stattfinden sollte.

Bestand die Wies’n am Anfang aus nichts anderem als ein paar Karussells und einigen Bierbuden, entwickelte sich kurz vor der Jahrhundertwende das Schaustellergewerbe und es entstanden die ersten Bierzelte.

1950 führte dann der damalige Oberbürgermeister Wimmer das allseits beliebte und Heißerwartete Anstechen des ersten Bierfasses ein – seitdem ist das wohl die angenehmste Arbeit eines jeden OB’s, zumindest lässt es sich keiner entgehen und pünktlich um 12.00Uhr mittags ertönt der Ruf: „O’ zapft is’!“

Seit seinem Bestehen ist die Wies’n insgesamt 24 mal ausgefallen. Die Gründe hierfür waren Krieg, Epidemien und die Inflation. So kostete 1922 eine Maß (für alle Preis’n – 1 l Bier) 50 Mark und ein Hend’l 500! – da sind die heutigen Preise von 6,30 Euro bis 6,80 doch schon fast human – der Preis ist im übrigens das erste Mal seid langem stabil geblieben (wollte man die weiß-blaue Wählerschaft nicht verärgern? *grübel*)

Somit ist geklärt, warum das Oktoberfest Oktoberfest heißt – warum findet es denn dann im September statt? Aufgrund einer cleveren Marketing-Strategie. Ja, auch unsere Vorfahren beherrschten dieses schon. Im September ist das Wetter wesentlich schöner als im Oktober, die Nächte sind länger warm – und somit lässt es sich des Abends auch länger aushalten und die eine oder andere Maß trinken. Historisch begründet man es damit, dass das Fest schon immer Anfang Oktober endete und dem Bayern sind seine Traditionen ja heilig. Damals war das Fest halt um einige Tage kürzer und deswegen musste man die Wies’n nach vorne hin verlängern.

Wie schon erwähnt, findet die Wies’n auf der Theresienwiese zu Fuße der Bavaria statt. Wie kommt man denn nun dahin. Am besten nicht mit dem Auto, es sei denn, man möchte wissen, wie es ist, wenn man mehrere Stunden einen Parkplatz sucht.
Am besten nutzt man den öffentlichen Nahverkehr – entweder man fährt mit der S- Bahn bis zur Hackerbrücke und folgt einfach den Massen oder man nimmt die U4 und U5 zur Haltestelle Theresienwiese, dann hat man eh keine andere Chance, als den Massen zu folgen. Ein persönlicher Tip von mir – ganz hinten einsteigen, und den Bahnsteig in entgegengesetzter Richtung zur Wies’n verlassen – Ihr erspart Euch eine Menge Zeit.
Ich persönlich benutze die U3/U6 und steige Haltestelle Poccistraße aus – der Weg ist zwar ein wenig länger, aber dafür herrscht nicht so eine qualvolle Enge.

Die Wies’n selbst ist in zwei Hauptgänge aufgeteilt, einen, an dem sich die ganzen Schausteller platzieren, am anderen, zur Bavaria hin, befinden sich die ganzen Bierzelte. Die Straßen heißen dann logischerweise auch Schaustellerstraße und Wirtsbudenstraße – da hat die Kreativität gewaltet.

Wann hat die Wies’n eigentlich geöffnet? Aufmachen tut sie täglich um 10.00 Uhr und von Sonntag bis Donnerstag schließt sie um 23.30 Uhr, Freitag und Samstag sowie dem 02.10. darf sie eine halbe Stunde länger öffnen, dann ist um 24.00 Uhr Schluß. Aber Vorsicht, um 22.30 Uhr ist Schluß mit dem Bierausschank. Also wenn man noch nichgt genug hat – rechtzeitig nachbestellen.

Apropos Öffnungszeiten – zwei Zelte dürfen länger aufhaben, und zwar bis 01.00Uhr. Das wäre zum einen das Weinzelt - man geht wohl davon aus, dass der Weinrausch niveauvoller als der Bierrausch ist – und zum anderen Käfers Bierschänke, wo man den Promis beim Feiern zuschauen kann. Übrigens ganz witzig, angeblich gabs beim Käfer eine Computerpanne, so dass alle Plätze doppelt vergeben wurden – jetzt durfte er halt ein zweites Zelt aufstellen.

Zwei besondere Veranstaltungen seien im Bezug auf die Wies’n erwähnenswert. Zum einen der Einzug der Wirte am Eröffnungstag unmittelbar vor der Eröffnung.. Diese Tradition geht auf die Vergangenheit zurück, als die Brauereien noch in unmittelbarer Nachbarschaft zum Festplatz lagen. Und dann wäre da noch der traditionelle Trachten- und Schützenzug am ersten Sonntag von der Wies’n durch die Innenstadt von München.

Wenden wir uns doch den Fahrgeschäften zu. Da ist für jeden was geboten – sei es die Achterbahn mit 5 Loopings, das Kettenkarussell oder das Riesenrad. Wild, wilder, am wildesten – aber nur, wer möchte (ICH!!!) Der Eurostar ist eine Achterbahn, wo die Füsse im Freien hängen, daneben gibt es diverse andere High- Tech- Bahnen, wo man vergisst, wo oben und unten ist. Man sollte immer dran denken, sein Essen bei sich zu halten – man weiß nie, wen man „trifft“

Es geht aber auch gediegener – mit Hau den Lukas , Geisterbahn oder Autoskooter und ähnlichem.
Oder aber ganz nostalgisch. Wie wäre es mit dem Flohzirkus oder dem Teufelsrad? Dort muß man sich auf eine rotierende Scheibe setzen und so lang wie möglich drauf bleiben, sehr zum Spaß der restlichen Zuschauer. Man muß nur einmal zahlen und kann so lange bleiben, wie man möchte.
Eine weitere Attraktion ist die Krinoline – das älteste Fahrgeschäft überhaupt auf der Wies’n. Es dreht sich ganz gemütlich zum Klange einer Blaskapelle – bis 1937 übrigens durch Muskelkraft.
Oder aber der Schichtl – Der gehört einfach zur Wies’n wie das Bier. Jeden Tag erfolgt eine Live- Hinrichtung (Kopf ab) eines Zuschauers – keine Angst, der lebt schon noch!!!

Dazwischen befinden sich genug Schieß- und Losbuden sowie Stände mit Süssigkeiten und Getränken (alles außer Bier). Mal kurz einen Glühwein trinken oder eine Caiphi – kein Problem. Dazu süße Mandeln und Zuckerwatte und vielleicht noch ein Schnäpschen – dann weiß man wenigstens, warum einen schlecht ist.

Man sollte sich aber gewiss sein, dass die Attraktionen ein teurer Spaß sind. Unter 5 Euro pro Person ist nichts zu haben und die begehrtesten Attraktionen kosten dann schon mal bis 10Euro.

Aber sind wir eigentlich wegen den Fahrgeschäften hier??? Garantiert nicht. Da gibt es doch noch was anderes. Richtig – Bier. Dies gibt es nur in den Zelten und auch nur, wenn man einen Sitzplatz hat. Stehmaß’n sind verboten (ab und zu hat aber doch jemand Mitleid). Deswegen heißt es beizeiten einen Platz im Zelt oder wenn das Wetter mitspielt, im Biergarten zu suchen.

Insgesamt stehen 14 Zelte zur Auswahl – es ist halt eine schwere Entscheidung, welches Münchener Bier man lieber mag. Dazu kommen noch die Hendl- und Hax’n – Braterei. Die einzelnen Zelte werde ich jetzt aber nicht aufzählen, auch nicht, welches ich bevorzuge, man muß eh froh sein, ohne Reservierung überhaupt einen Platz zu bekommen. Bloß jetzt ist eine Reservierung unmöglich – dies muß man lange vor Wiesnbeginn tun.

Was tun ohne Reservierung? Beizeiten da sein – in der Woche spätestens 14.30Uhr, am Wochenende am besten schon am Vormittag. Größere Gruppen müssen trotzdem mit Wartezeiten rechnen.

Was wird einem in den Zelten geboten? Natürlich in erster Linie Bier. Für solche wie mich, die kein Bier trinken, entweder ein Radler oder Spezi, das aber ungern. Dann gibt es natürlich auch Hochprozentigeres und Essen – bayrische Küche halt. Schweinsbraten, kalte Küche, ½ Enten mit Knödl – da sollte man dann aber aufpassen, dass diese nicht davon fliegen, so wie es mir passiert ist. Unglücklicherweise flog sie nicht weit, sondern landete bei der Nachbarin auf dem Rock.

Die Preise sind ziemlich gesalzen – das Essen auch, man soll ja Durst bekommen. Ich habe die Preise aber nicht im Kopf – so um die 15 Euro sollte die Ente aber liegen.

Dann bietet sich einem noch die Blasmusik mit bodenständiger Volksmusik, welche begeistert mitgegröhlt wird. Der derzeitige Wiesnhit lautet „Hey, ab in den Süden“ – aber leicht abgewandelt – nun heißt das Ganze „Hey, ab auf die Wies’n“ Und je später der Abend, desto begeisterter wird mitgesungen und auf den Tischen getanzt. Dann muß man beim Essen aufpassen, dass man nicht Schuh bestellt hat.

Zum späteren Abend wird es dann auch leerer, die ersten Bierleichen liegen bereits unter dem Tisch. Der Rest tanzt bierseelig auf dem Tisch, einige Frauen, dem Vernehmen nach meist Australierinnen, zeigen ihre zwei ....äh…. Argumente und ab und zu fliegt ein Bierkrug zu tief. Die großen Prügeleien bleiben aber aus, die Ordnungsdienste haben die Lage meistens im Griff.

Gegen Mitternacht leert sich dann der Festplatz. Ab und zu findet man ein paar Bierleichen im Gebüsch, aber die meisten torkeln friedlich gen Bahnhof oder nach Hause. Denn auf die U- Bahn braucht man jetzt nicht zu hoffen. Hemmungslos überfüllt, stapeln sich die Menschen schon im Obergeschoss. Aber alle sind sich einig: „ A Mords-Gaudi woars!

So, ich geh Freitag auf die Wies’n. Dann heißt es wieder: Oans, zwoa, gsuffa! Alle die jetzt fragen, wieso ich jetzt schon einen Bericht schreiben kann? Ist doch jedes Jahr das Gleiche. Schließlich stehen die Bayern auf Traditionen. Nur die Preise ändern sich. Und da kann man sicher sein – die steigen. Denn Millionen Menschen, die das Fest besuchen, können nicht irren – Schee wars.

Also, Pfüat’s Eich.
Raimo

p.s. Wer mit dem Wohnwagen nach München reisen sollte – die Stadt stellt am Messegelände in Riem Parkmöglichkeiten und sanitäre Einrichtungen zur Verfügung. U-Bahn- Anschluß ist ebenfalls vorhanden.

20 Bewertungen