Opel Movano Testbericht

Opel-movano
Abbildung beispielhaft
ab 51,21
Auf yopi.de gelistet seit 05/2004
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Summe aller Bewertungen
  • Fahreigenschaften:  gut
  • Fahrkomfort:  durchschnittlich
  • Platzangebot:  großzügig
  • Zuverlässigkeit:  gut

Erfahrungsbericht von bidone

Der Opel-Fake

2
  • Fahreigenschaften:  gut
  • Fahrkomfort:  durchschnittlich
  • Platzangebot:  großzügig
  • Zuverlässigkeit:  gut
  • Besitzen Sie das Produkt?:  nein
  • Dauer des Besitzes & der Nutzung:  länger als 1 Jahr

Pro:

sparsam, zuverlässig, dynamisch

Kontra:

schlechte Sicherheitsausstattung

Empfehlung:

Ja

Nach einiger Zeit möchte ich mal wieder einen Bericht schreiben, diesmal über meinen Dienstwagen, in dem ich täglich mehrere Stunden verbringe, wenn ich meine Kunden besuche. Manche werden ja schon wissen das ich beruflich Haushaltgeräte repariere.
Die ist der vierte Kleinbus, den ich in meiner Aussendienstkarriere fahre. Nach VW-Bus kamen Mercedes Sprinter und Fiat. Ich werde bei meinem Test diese Wagen als Vergleich ansetzen. Eins vorweg: der Movano ist vom Fahrkomfort der Beste aller von mir gefahrenen Kleinbusse.

Warum Opel-Fake?
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Hergestellt wurde das Auto in Frankreich von Renault. Opel lässt nur andere Schriftzüge verbauen und schon ist es ein deutscher Opel! Wenn ich das bei Ciao machen würde bekäme ich dafür ?nicht hilfreich?. Aber Opel macht das ja auch mit seinen Kleinwagen so, die in Polen von Suzuki hergestellt werden und dann hier als ?Opel? verkauft werden. So wird ein Arbeitsplatz nach dem anderen ins Ausland verlagert und dann wird über hohe Arbeitslosigkeit und Konsumzurückhaltung gejammert. Aber ich schweife ab...

Das Auto-Kurzüberblick:
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Beim Movano handelt es sich um einen Kastenwagen mit seitlicher Schiebetür, zwei Hecktüren und Hochdach. Das ist sehr bequem, da man so auch im Auto stehen kann.
Das maximale Gesamtgewicht beträgt 3,3 Tonnen. Damit rangiert er in einer Klasse mit Mercedes-Sprinter und den Citroen/Peugeot Modellen.
Als Antrieb findet man in meinem Movano einen 2,3 Liter Common-Rail Dieselmotor mit 90 PS. Klingt nicht viel aber er hat ein sehr hohes Drehmoment, so dass er sehr gut beschleunigt und fährt.
Im Fahrgastraum finden maximal drei Personen Platz. Bei Komfort und Sicherheitsausstattung sieht es sehr mager aus, doch dazu später mehr.

Der Fahrgastraum:
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Nimmt man im Fahrgastraum Platz, so fühlt man sich gleich wohl. Die Sitze sind sehr angenehm und auch auf längerer Fahrt findet man bequem Platz. Dabei sind sie vielfältig verstellbar und so dürfte jeder Fahrer eine gute Sitzposition finden, vom Mercedes bin ich hier schon einiges gewohnt. Hier was eine bequeme Sitzposition unmöglich, da der Sitz nicht weit genug zurückgeschoben werden konnte und nur minimal verstellbar war (Grundmodell, Bj. 97).
Leide lässt sich das Lenkrad nicht verstellen, so dass man hinter einem relativ flach stehenden Lenkrad sitzt. Nachteil dabei ist, das man beim rangieren sich aus dem Sitz vorbeugen muss. Das ist mit der Zeit ermüdend.
Die Aussenspiegel bieten eine sehr gute Sicht. Sie bestehen aus je zwei Gläsern. Einem großen normalen und einem kleinen stark gekrümmten. Das vermindert den toten Winkel sehr stark und hat mich schon vor einigen brenzligen Situationen bewahrt. Beim einparken kann man im rechten kleinen Spiegelglas sogar die Hinterräder sehen, das vermeidet unnötigen Bordsteinkantenkontakt.
Die Instrumente bestehen aus dem üblichen Tachometer, einem Drehzahlmesser, Tank- und Wassertemperaturanzeige. Sie sind im Allgemeinen sehr gut ablesbar. Kilometer und Tageskilometerzähler bestehen aus den üblichen LCD-Anzeigen. Eine Digitaluhr gibt es auch, aber die geht so extrem vor, das es sich garnicht lohnt sie zu stellen. Ein unmögliche Sache, wenn man den Autopreis bedenkt.
Ablageflächen gibt es mehrere. Aber man kann eigentlich nur die in der Fahrertür nutzen. Alles andere sind nur kleine Mulden. Wenn man da was reinlegt, dann fliegt es in der nächsten Kurve weg. Sinnlose Konstruktion.
Das Handschuhfach ist auf Grund des fehlenden Beifahrerairbags relativ gross.
Unter den Sitzen findet man den Wagenheber und auf der Beifahrerseite einen angeschweißten Drahtkorb. Der verhindert zuverlässig, das man das Auto unter den Sitzen sauber machen kann, keine durchdachte Lösung, gerade bei einem Nutzfahrzeug.

Der Laderaum:
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Zugang zum Laderaum hat man durch die seitliche Schiebetür und die grossen Türen am Heck. Bei meiner Hochdachvariante kann man bequem im Auto stehen, was sehr bequem ist, besonders wenn man etwas verstaut.
Der Ladeboden ist durch eine beschichtete Holzeinlage gegen Beschädigung geschützt. Allerdings macht die keinen so guten und langlebigen Eindruck wie die Kunststoffplatte im Sprinter, ist aber wesentlich besser als bei VW, wo es überhaupt keinen Bodenschutz gab. Der ist bei einem Nutzfahrzeug sehr wichtig, da ja hier bekanntlich schwere und sperrige Güter bewegt werden.
Die Seitenwände sind nur bis zur Hälfte ihrer Höhe mit einer Pressspanplatte geschützt. Weiter oben blickt man auf blankes Blech. Kippt einen hier mal etwas hohes um, so schlägt es sofort eine Beule in die Karosserie ? der Chef wird sich freuen! Hier sollte man unbedingt nachbessern. Ausserdem ist die Befestigung der Spanplatten mangelhaft. Sie werden nur von ein paar Kunststoffklipsen gehalten, die sich gern lösen.
Der Fahrer ist in meiner Variante durch eine Blechtrennwand geschützt. Die ist überlebenswichtig falls es einmal zu einem Unfall kommt. Ansonsten wird man glattweg von der Ladung zerquetscht.
Ein Sichtfenster in Trennwand und in den Hecktüren ist nicht serienmässig und es hat mich damals einiges an Überzeugungskraft gekostet, das mein Chef ein Auto mit Fenstern kauft. Ansonsten ist das ständige Einparken, beim Kundendienst ein Glücksspiel.
Zum verzurren der Ware gibt es nur ein paar Löcher in den Karosserieversteifungen, ansonsten ist Fehlanzeige.
Bei der Hochdachvariante findet man über dem Fahrerhaus noch einen sogenannten Alkoven. Der ist hier relativ flach, man kann aber einiges an Kleinkram unterbringen. Leider gibt es keine Möglichkeit ihn zu verschliessen und so fällt immer mal wieder was aus dem Aloven in den Laderaum. Hier wäre eine kleine Klappe sinnvoll.

Der Motor/Fahrleistungen/Verbrauch:
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Sahnestück des Movano ist sein Turbodiesel. Bei meiner Version hat er einen Hubraum von 2,3 Liter und eine Leistung von 90 PS. Klingt nach nicht viel, aber der Motor hat sehr viel Drehmoment. Ab 1800 Umdrehungen zieht er munter los und zwischen 2000 und 3000 Umdrehungen pro Minute zieht er richtig ab. Da war ich sehr positiv überrascht.
Dabei bleibt er relativ leise und dröhnt nicht. Kein vergleich zum Mercedes Sprinter den ich zwei Jahre fahren musste. Der hatte 80PS und hatte keine Power, aber er verbrauchte sagenhafte 5-6 Liter mehr als der Opel! Dessen Verbrauch liegt beim normalen Einsatz zwischen 7-8 Litern Diesel. Das ist für so ein Auto sehr wenig.
Als Höchstgeschwindigkeit stellen sich laut Tacho etwa 150 Stundenkilometer ein. Diese Geschwindikeit ist aber eine Quälerei für den Motor. Bei normaler Autobahnfahrt fahre ich meist 120-130 Km/h.

Das Tanken:
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Wieso ein eigener Punkt zum Tanken? Pistole rein und fertig! Nein ? nicht so beim Opel. Hier schaltet die Zapfpistole schon ab, wenn noch ca. 30 Liter in den Tank passen. Dann muss man die Pistole halb aus dem Tankstutzen ziehen und dann langsam weiter einfüllen, da sonst der Schaum des Diesels sofort aus dem Tankstutzen drückt.
Anscheinend ist hier eine sehr schlechte Tankentlüftung eingebaut. Das Betanken des Opels ist sehr nervig. Besonders im Winter, wenn es kalt ist, nervt es gewaltig wenn man ewig die eiskalte Pistole in der Hand hält und in die Tanköffnug Diesel einfüllt. Um den Tank von 80 Litern völlig zu füllen kann man schon 10 Minuten einplanen. Besonders wenn es eilig ist, stört das gewaltig. Hier ist dringender Nachbesserungsbedarf.

Das Fahren:
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Fahren mit dem Movano ist ein Kinderspiel. Die Bedienung ähnelt, bis auf die hohe Sitzposition, denen eines PKW. Alle Schalter und Hebel sind dort wo man sie vermutet und die Bedienung erfolgt intuitiv.
Das Fahrverhalten ist sehr gutmütig. Beim Sprinter konnte man im unbeladenen Zustand mit einem falschen Gasstoß schon mal einen Dreher provozieren. Hier gibt?s keine Probleme.
Die Federung ist etwas hart und man bekommt schon manchen Stoß versetzt, besonders auf den immer mehr zu Schlaglochpisten verkommenden Stadtstraßen.
Im Winter wird man von einer schnell ansprechenden Heizung verwöhnt, die sehr kräftig heizt. Nach dem Abstellen ist es allerdings durch die ungedämmte Zwischenwand auch schnell wieder kalt.
Beim zügigen Beschleunigen muss man allerdings eine Gedenksekunde des Getriebes einplanen. Bis die einzelnen Gänge synchronisiert sind vergeht eine knappe Sekunde. Reisst man die Gänge brutal hinein, so ertönt ein lautes Getriebegeräusch. Also immer schön langsam schalten.
Die Pedalkräfte sind ebenfalls auf PKW-Niveau.
Die Bremse greift im unbeladenen Zustand sehr gut zu, allerdings sinkt die Bremsleistung mit steigender Beladung.

Das Reinigen:
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Ein Gewerbefahrzeug verschmutzt natürlich sehr schnell. Da der Arbeitnehmer meist wenig Zeit hat das Auto zu reinigen, so ist es zumindestens bei uns in der Firma, ist eine einfache und schnelle Reinigung sehr wichtig.
Der Innenraum ist beim Movano komplett mit Kunststoff ausgeschlagen. Der ist allerdings mit relativ grossen Noppen versehen. Das ist bei der Nassreinigung sehr hinderlich, da man den Schmutz nur sehr schwer entfernen kann. Hier war der Mercedes besser zu reinigen. Durch glattflächige Beschichtung konnte man den Innenraum auch noch nach Jahren problemlos in Neuzustand versetzen.
Unter den Sitzen kann man überhaupt nichts sauber machen, da auf der Beifahrerseite ein Metallkorb eingeschweisst ist und auf der Fahrerseite Wagenheber und Radschlüssel einen Zugang versperren. Eine ärgerliche Lösung.
Der Laderaum lässt sich problemlos reinigen. Nur die Laufschiene der Schiebetür fängt kleine Fremdkörper auf und ist schwer sauber zu halten.

Die Komfort- und Sicherheitsausstattung:
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Mangelhaft! Hier wird so richtig gespart! Als einziger Sicherheitspunkt ist der Fahrerairbag vorhanden.
Kein ABS ? kein ASR ? kein Bremsassistent ? kein Antischleudersystem! Absolut nichts. Hier wird auf Risiko der Fahrer und der anderen Verkehrsteilnehmer gespart. Bei Fahrzeugen, die meist schnell bewegt werden, da die Fahrer immer im Streß stehen, sollte da nicht gespart werden. In den Medien schimpft man ständig über die steigenden Unfallzahlen der Kleintransporter, aber wenn selbst einfachste Sachen wie ABS, die längst in jedem Kleinwagen Serie sind, fehlen.
Komfort gibt?s auch nicht. Keine Zentralverriegelung, nervt da man alle paar Minuten ein und aussteigt und dabei allemal die Türen abschliessen muss.
Keine Klimaanlage. Wenn man bedenkt das die Hitze bei 30° Aussentemperatur auf den Fahrer wirkt wie 0,5 Promille Alkohol ist das auch bedenklich. Habe schon 50° Innenraumtemperatur gemessen.

Mängel:
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Das Auto hat jetzt 45 TKm runter. Als Mängel gibt es jetzt einen leicht ölenden Turbolader, der hat allerdings schon geölt wo das Auto angeschafft wurde. (mit 20 TKm) Nun kommt allerdings noch eine laute Bremse dazu. Die nervt bei sanftem bremsen durch ein sehr lautes Bremsgeräusch. Die Beläge sind aber noch ok und die Werkstatt hat beim Service auch nix gemacht.
Pannen habe ich, bis auf eine Reifenpanne, keine gehabt.

Preis:
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Zum Neupreis kann ich leider nichts sagen, da das Modell in der Zwischenzeit ausgelaufen ist.
Gekauft wurde das Fahrzeug im Alter von zwei Jahren und mit einem Kilometerstand von 24TKm zu einem Preis von 12000 Euro.

Vorteile:
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Gut finde ich den, für einen Kastenwagen, guten Fahrkomfort und den kraftvollen und sparsamen Motor. Auch im Winter hat man das Auto einigermassen im Griff. Leider gibt es ja bei vielen Arbeitgebern die Unsitte an den Winterreifen zu sparen. So auch bei mir. Zum Glück hat er wenigstens Ganzjahresreifen. Damit ist er im Winter einigermassen beherrschbar. Allerdings merkt man dann das fehlende ABS.
Die Sitzposition ist auch erträglich, besonders im Vergleich mit dem Mercedes.
Der Laderaum ist gut zugänglich und lässt sich problemlos beladen.
Gute Rückspiegel, die kaum einen toten Winkel zulassen.
Eine schnell wirksame und starke Heizung bringt auch im Kurzstreckenverkehr schnell eine angenehme wärme ins Auto, die aber auch wieder schnell verschwindet.
Weiterer Pluspunkt sind die Waschdüsen der Scheibenwaschanlage. Die sitzen nicht auf der Motorhaube, wo sie meist ungenau spritzen sondern direkt auf den Scheibenwischern. Daher spritzen sie direkt vor den Wischergummi und man bekommt eine sehr gut gereinigte Scheibe. Nachteilig ist dabei, das die Scheibenwischer sicher nur bei Opel zum teuren Preis zu bekommen sind. Ich arbeite aber nur mit austauschbaren Wischergummis von Lemark. Mit denen habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht und die sind relativ preiswert.

Nachteile:
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Schwach ist die praktisch nicht vorhandene Sicherheitsausstattung. Kein ABS usw. Das ist heutzutage nicht mehr verständlich.
Die Bremsen, die im leeren Zustand gut zupacken, lassen leider auch bei Beladung nach.
Keine Klima. Das Auto wird im Sommer zum Bratofen. Über 40-50° sind keine Seltenheit. Da wird die Fahrt zur Qual.
Die Reifen vom Hersteller Michelin sind sehr teuer. Pro Stück sind 170 Euro fällig.
Das dreistufige Lüftungsgebläse ist in den beiden höheren Stufen sehr laut.
Beim schnellen schalten gibt?s laute Getriebegeräusche. Also ist langsames schalten angesagt.
Keine vorgerüsteten Lautsprecher. Kabel liegt aber schon.
Die Scheiben in der Trennwand und den Hecktüren sind aufpreispflichtig.
Tanken ist hier eine langwierige Angelegenheit, da die Zapfpistole schon abschaltet, wenn noch 30 Liter in den Tank passen. Dann muss man man den Diesel vorsichtig und langsam mit halbherausgezogener Zapfpistole in den Tank träufeln.

Fazit:
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Im Endeffekt ist der Einäugige der König unter den Blinden. Das Movano ist trotz seiner mangelhaften Sicherheitsausstattung und der fehlenden Klimaanlage der beste der von mir gefahrenen Transporter (Mercedes Sprinter 208, Fiat Ducato, VW T2, T3, Ford Transit). Allerdings kenne ich da die aktuellsten Modelle noch nicht.

Im Endeffekt bleiben aber, wegen mangelnder Sicherheitsausstattung, nur ** - 2 Sterne für den Opel.

Danke fürs lesen, bewerten und ggf für Kommentare.

© 2004 bidone

Nachtrag:

Kilometerstand 50000: Turbolader wird undicht und verliert Öl. Da wird sich der Chef aber freuen...

43 Bewertungen, 1 Kommentar

  • JustOliver

    27.06.2004, 13:20 Uhr von JustOliver
    Bewertung: sehr hilfreich

    Also, ich bin das Ding letzes WE gefahren. Kann das fast alles bestätigen, nur der Sitz, das ist so ziemlich das schlimmste was ich je gesehen hab. Lange Fahrten für große Menschen völlig unmöglich. Gruß, O.