OpenOffice.org 1.0 Testbericht

Openoffice-org-1-0
ab 7,09
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Summe aller Bewertungen
  • Benutzerfreundlichkeit:  sehr gut
  • Updatemöglichkeit:  gut

Erfahrungsbericht von Andreas1501

Komplettes Office-Paket zum Nulltarif!

Pro:

Sehr stabil, kostenlos, häufige Aktualisierung, sehr großer Funktionsumfang, ausgereiftes Vorlagenkonzept

Kontra:

Makroübernahme aus Microsoft Office fehlt

Empfehlung:

Ja

Komplettes Office-Paket zum Nulltarif!


In meiner persönlichen Beschäftigung mit PCs spielte StarOffice (früher StarWriter alleinstehend) praktisch von Anfang an eine wichtige Rolle. Seit 1987 arbeite ich mit einem PC, seit 1988 mit StarWriter, damals natürlich noch unter MS-DOS und mit einem Monochrombildschirm und einem 24-Nadeldrucker... Seit dieser Zeit habe ich jeden Versionssprung unter DOS und später unter Windows mitgemacht und selbstverständlich die geringen Preise, die verlangt wurden, auch immer klaglos bezahlt, war zeitweise auch Abonnent. Dies nur zur Begründung, warum ein bisschen Herzblut an diesem Programm hängt.


Der \"Vorgänger\" - StarOffice 5.2
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Ich kann nicht mehr ganz genau sagen, seit wann ich StarOffice 5.0/5.1/5.2 einsetze, es dürften so etwa 4 Jahre sein. Doch schon zuvor, in der Version 4.0, wurde ein neues Bedienungskonzept eingeführt, das mir anfangs höchst seltsam vorkam, nach einer kurzen Einarbeitungszeit aber nicht mehr wegzudenken war. Ich spreche vom StarOffice-Desktop, einer integrierten Oberfläche für das Office-Produkt, von wo aus alle Tätigkeiten im Office-Paket inclusive der Dateiverwaltung aufgerufen und gebündelt werden konnten. Ein Symbol auf dem Windows-Desktop rief das Office-Paket auf, und dann konnte jeder Programmteil sofort erreicht werden. Integrierte Dateiverwaltung, Grafikverwaltung, Bildbearbeitung, Browser- und Mailfunktionalität gehörten zu den Spezialitäten des Programms - an manchen Tagen startete ich morgens Office 5.2 und beendete es abends, ohne zwischendurch ein anderes Programm benötigt zu haben. Diese Arbeitsweise habe ich im Lauf der Zeit perfektioniert und höchst effizient eingesetzt. Diese Effizienz weiß ich vor allem deshalb zu schätzen, weil ich beruflich seit Jahren mit Microsoft Office arbeiten muss, das zwar sicher auch seine Vorzüge hat (ich denke da vor allem an Access und die Makroprogrammierung), aber in Punkto Integration weit hinter StarOffice zurückfällt.


Die aktuelle Version - OpenOffice.org 1.0 / 1.1 bzw. StarOffice 6.0
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Schon lange geisterte durch die Presse und das Internet das Gerücht, dass der integrierte Desktop mit der Version StarOffice 6 wieder abgeschafft und das Paket möglichst eng an MS-Office angelehnt werden solle. Zwar gibt es noch eine Art Mini-Desktop, der sich im Systemtray einklinkt, aber eigentlich ist die bisherige Integration in Form der einheitlichen Oberfläche weitgehend abgeschafft, ebenso einige \"unbedeutende\" Module wie der integrierte Browser oder das Mailprogramm, aber da vermisse ich nichts. Ich möchte betonen, dass die verbliebenen Module, nämlich die Textverarbeitung, die Tabellenkalkulation, das Präsentationsprogramm und das Vektorgrafikprogramm mit zum Besten auf dem Markt gehören, nur die bisherige konzeptionelle Unterscheidung zum Marktführer fällt weg, und dann kann ich eigentlich gleich zum Marktführer greifen.

Nochmals zur Klarstellung: OpenOffice.org ist die Freeware-Variante von StarOffice und in den zentralen Bereichen absolut deckungsgleich. StarOffice bringt einige Module mehr von Haus aus mit, zum Beispiel eine vernünftige Rechtschreib- und Grammatikprüfung, aber bei OpenOffice.org kann man diese Module mit wenig Aufwand nachrüsten. Die diversen Versionsnummern können zur Verwirrung beitragen, aber eigentlich ist es ganz einfach: StarOffice 6.0 entspricht OpenOffice.org 1.0, StarOffice 6.1 entspricht OpenOffice.org 1.1.


Erfahrungen mit OpenOffice 1.0 allgemein
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Ich arbeite jetzt seit einigen Monaten mit OpenOffice.org 1.0. Das Program läuft sehr stabil und ziemlich schnell. Die Geschwindigkeit liegt allerdings daran, dass ein \"Startprogramm\" beim Systemstart geladen und im Hauptspeicher gehalten wird; dadurch kann der Start eines einzelnen Programmmoduls natürlich schneller vonstatten gehen, dafür wird aber ein Teil des Hauptspeichers dauerhaft belegt. Dies ist sicherlich nicht für alle Anwender empfehlenswert.

Grundsätzlich konnte und kann ich feststellen, dass OpenOffice.org im Vergleich mit StarOffice 5.2 zwar einige Module verloren hat (was mir nicht gefällt), dass aber die verbleibenden Module in der Summe deutlich besser und leistungsfähiger geworden sind. Dass es jetzt möglich ist, gezielt die Textverarbeitung aufzurufen und nicht mehr das ganze Paket, ist zunächst etwas ungewohnt, lässt sich aber leicht wieder erlernen - die Konkurrenz macht es ja genauso.

Bisher hatte ich nur ganz wenige Abstürze und auch die waren meistens von Windows bedingt. In meiner täglichen Arbeit gab und gibt es somit kein ernst zu nehmendes Problem mit der Stabilität. Auch lange Texte mit vielen Seiten, Grafiken und weiteren eingebundenen Objekten werden ohne jedes Problem verarbeitet.

Ganz besonders bin ich auch zufrieden mit dem neuen Speicherformat von OpenOffice.org, einem ZIP-komprimierten XML-Format. Dadurch werden Dateien dermaßen klein, dass ich zukünftig wohl fast wieder auf Disketten anstelle von CDs umsteigen könnte. Ein StarOffice5.2-Text von 60 KB wurde auf 6,5 KB und eine StarOffice5.2-Tabelle von 170 auf 12 KB geschrumpft - durch bloßes Speichern in den neuen Dateiformaten. Das finde ich einfach großartig, denn auch damit ist ein deutlicher Geschwindigkeitsgewinn verbunden.

Relativ schlecht finde ich die Dokumentation zum Office-Paket. Kauft man StarOffice, erhält man zwar zum Komplettpreis von 89,95 Euro auch ein Handbuch, aber dieses beantwortet nur Fragen, die sowieso kaum jemand stellt. Zudem ist die Onlinehilfe zwar vorhanden, aber längst nicht so umfassend, wie sie eigentlich sein müsste. Konkret: Ich möchte nicht nur Grundlagen erklärt haben, sondern auch tiefergehende Probleme oder Fragestellungen. Dies erfolgt in vielen Fällen nicht und erschwert somit die Benutzung des Programms. Und da es leider auch noch wenig Sekundärliteratur gibt, ist man als Benutzer mal wieder auf sich selbst gestellt... Bei OpenOffice.org sieht es natürlich mit Ausnahme des gar nicht vorhandenen Handbuchs genauso düster aus. Im Vergleich mit den Microsoft-Programmen steht man auf relativ verlorenem Posten. Zum Glück gibt es einige gut frequentierte Newsgroups, in denen man auch auf komplexere Fragen schnell und kompetent Antworten erhält.


Erfahrungen mit den einzelnen Modulen des Officepakets
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- Textverarbeitung Writer
Der StarWriter ist seit Jahren mein wichtigstes Programm überhaupt. Mittlerweile sind Tausende von Texten damit entstanden, und es dürfte nur wenige Funktionen geben, die ich noch nicht verwendet habe. Nach wie vor gibt es fast nichts, was man nicht realisieren könnte. Von der Bedienung her kann ich mit dem Writer viel besser umgehen als mit Word, gerade das ausgefeilte Vorlagenkonzept ist Word vielfach überlegen. Die Einarbeitung dauert zwar womöglich etwas länger, doch beim Arbeiten spart man diese Zeit mehrfach ein. Im Vergleich zu StarOffice 5.2 finde ich die meisten Verbesserungen in den Feinheiten, nicht in der Erweiterung des Funktionsumfangs. Mit der Zeit habe ich viele der kleinen Neuheiten schätzen gelernt; einen Weg zurück zur Vorversion könnte ich mir mittlerweile nicht mehr vorstellen.

- Tabellenkalkulation Calc
Calc hat sich nach schwachem Beginn in den ersten Versionen stark gemausert und steht nach meiner Erfahrung kaum noch hinter Excel zurück. Es gibt unzählige Funktionen und Formatierungsmöglichkeiten, so dass kaum ein Wunsch offen bleibt. Ich arbeite viel mit diesem Programm und finde immer wieder Details, die Excel in den Schatten stellen.

- Präsentationsprogramm Impress
Wer PowerPoint kennt, kennt Impress, so meine Erfahrung. Ich habe mit dem Programm noch nicht sonderlich viel Erfahrung, kann aber bestätigen, dass PowerPoint-Formate ohne Probleme zu lesen und zu speichern sind, ohne in PowerPoint selbst zu Problemen zu führen. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind umfassend, und das Programm ist leicht zu bedienen. Ich sehe keine besonderen Highlights, aber auch keine gravierenden Schwächen.

- Vektorgrafikprogramm Draw
Ich muss zugeben, mit diesem Programm nur wenige Kontakte zu haben, weil ich Grafikbearbeitung mit Corel Draw und Photo Impact mache. Die wenigen Berührungspunkte, die ich damit hatte, ließen mich eher zurückschrecken. Für Anfänger mag das Modul ausreichen, Grafikprofis wird es dagegen sicher zu schmalbrüstig sein. Aus diesem Grund verzichte ich hier auf eine genaue Bewertung.

- Formeleditor Math
Für mich ein sehr wichtiges Programm ist der Formeleditor. In vielen meiner Arbeitsblätter brauche ich mathematische Formeln, die sich nur schlecht als einfacher Text darstellen lassen. Gerade bei der Verwendung von Bruchstrichen in Verbindung mit mathematischen Sonderzeichen wie Integral, Summe, Limes usw. kann der Formeleditor seine Stärken ausspielen. Die Bedienung ist zwar nicht unbedingt selbst erklärend, aber in relativ kurzer Zeit erlernbar. Und dann schreiben sich Formeln fast so leicht wie \"normale\" Texte... Ein Super-Tool, wie auch meine Mathematik-Kollegen in der Schule immer wieder bestätigen!

- Schnellstarter
Wenn schon der Desktop weggefallen ist, ist der Schnellstarter das absolute Minimum, was man zur Bedienung des Office-Paketes braucht. Ich liebe es zwar nicht, wenn sich Programme in meinem Systemtray einnisten, aber praktisch ist es schon. Mit der rechten Maustaste können die wichtigsten Startfunktionen des Office-Paketes aufgerufen werden. Im Einzelnen: Neuer Text, neue Tabelle, neue Präsentation, neue Zeichnung, auf Vorlage basierende Datei, vorhandene Datei öffnen. Trotzdem war mir der Desktop lieber, der auf viel umfassendere Weise seine Möglichkeiten zur Verfügung stellte.


Systemvoraussetzungen
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OpenOffice.org 1.0 läuft auf gängigen Windows-Systemen ohne Probleme. Ca. 250 MB Festplattenplatz sollten mindestens frei sein, ab 64 MB RAM und mit einem beliebigen Prozessor ab Pentium III (sicherlich aber auch etwas darunter). Das Programm ist auch für Linux und Solaris erhältlich, aber hiermit habe ich keine Erfahrungen. Die Systemvoraussetzungen sollte man sich in diesen Fällen vor dem Kauf ansehen.


Ausblick auf kommende Versionen
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Die momentan noch aktuelle Version ist OpenOffice.org 1.0.3.1. Seit längerem gibt es aber Beta-Versionen der kommenden Version 1.1, die ich auch bereits parallel nutze. Seit ca. 14 Tagen läuft der \"Release Candidate 1\" von OOo 1.1, und ich muss sagen, dass da fast ein Quantensprung bevorsteht. PDF-Ausgabe auf Knopfdruck und viele weitere Neuheiten lassen die Version 1.1 als unabdingbares Update erscheinen.
Kostenlos? Klar! Download? ca. 70 MB! Empfehlung? Ohne Einschränkung!



Fazit
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Ein kostenloses Office-Paket mit kompletter Funktionalität muss fast zwangsläufig zu einer Empfehlung führen. So lange man keinen Datenaustausch mit Microsoft-Programmen benötigt, ist die volle Empfehlung angebracht.

Aus meiner Sicht problematisch bleiben nur wenige Punkte, die sich aus dem in vielen Fällen notwendigen Zusammenspiel mit Microsoft Office ergeben. Import und Export von Microsoft-Formaten laufen zwar weitgehend ohne Probleme, allerdings werden Makros nicht verarbeitet. OpenOffice.org verfügt über eine eigene Makrosprache, die leider nicht kompatibel ist und auch nicht über eine besonders gute Dokumentation verfügt; mittlerweile gibt es im Internet aber eine Anleitung zum Download.

Insgesamt vergebe ich die Note 2 und meine Empfehlung. Für mich besteht nicht der geringste Grund, für MS-Produkte viel Geld auszugeben.


© Andreas Wilhelm, 07.08.2003


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