OpenOffice.org 1.0 Testbericht

Openoffice-org-1-0
ab 7,09
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Summe aller Bewertungen
  • Benutzerfreundlichkeit:  sehr gut
  • Updatemöglichkeit:  gut

Erfahrungsbericht von Ruhollah

Gut, aber nicht ganz so gut wie WP-Office

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Leider musste es ja so kommen. Ich, als langjähriger Anhänger der Textverarbeitung WordPerfect und der WortPerfect Suite bzw. des WortPefect Office, verabschiedet sich von ebendiesen. Das hat zwei Gründe: Ich weiß nicht, woher ich WordPerfect Office 2000 für Linux (ich wage den Umstieg von Windows zu Linux) nehmen soll (weder legal, noch als Raubkopie) und weil Corel ab Version 2002 keine deutschsprachige Version mehr herausbringt, habe ich kaum eine andere Wahl. Jetzt unter Debian Linux benutze ich OpenOffice 1.0.1. Diesen Text schreibe ich gerade in Writer.

Grundsätzliche Vorteile des Paketes:
OpenOffice ist, wie der Name schon sagt, frei, dazu gehört natürlich auch, dass das Programm kostenlos zu beziehen ist. Die meisten können mit den Quelltexten sowieso nichts anfangen, daher ist das Kostenlose das Attraktivste an freier Software. Wie es sich für freie Software gehört, gibt es für jede Plattform eine Version; egal ob FreeBSD, OpenBSD, Linux, Macintosh oder Windows. Ein wesentlicher Vorteil ist auch, dass OpenOffice aus einem ausgereiften Produkt entstand. Im Jahr 2001 hat Sun den Quelltext des StarOffice freigegeben und OpenOffice basiert darauf. Damit gibt es sehr wenig Programmierfehler und sehr große Funktionsvielfalt. Und wie bekannt sein dürfte, kommt StarOffice ursprünglich aus Deutschland (Firma StarDivision). Deutsche Produkte gelten ja als ziemlich qualitativ, das gilt auch für Software.

Ein wichtiger Grundstein für Datenaustausch wurde auch schon gelegt. Die Dateiformate der einzelnen Programme basieren auf XML, genauer: mit Zip komprimiertes XML. Wenn XML richtig immer wichtiger wird, dann hat man diesen Trumpf schon mal im Ärmel.

Nachteile des Paketes:
Ein Nachteil, so empfand ich es, ist die Installation unter Linux. Man kann ja „setup“ ausführen, aber dann hat man nur eine Einzelplatzinstallation. Wer OpenOffice auf einem Mehrbenutzersystem oder im Netzwerk installieren will, sollte das Shell-Skript mit „sh install“ ausführen (als Administrator). Jeder Benutzer muss dann für sich das Ganze noch selbst einrichten, mit „sh setup“ (liegt im Programmverzeichnis). Erst jetzt kann man eine Workstation-Installation durchführen. Ein weiterer Nachteil ist das Fehlen von genügend Filtern. WordPerfect-Filter fehlen gänzlich, genauso für AmiPro/WordPro. Word ist das einzige Fremdormat, welches Writer importieren kann. Das ist schade, denn nicht jeder benutzt Word. Quattro-Pro kann man auch nicht importieren, genausowenig wie Corel-Presentations-Dateien. Für Lotus 1-2-3, Excel und Powerpoint gibt es Filter; hätte Lotus 1-2-3 nicht einen solchen Bekanntheitsgrad und eine sehr glorreiche Vergangenheit, gäbe es diesen Filter nicht. Dass es so wenige Import-/Exportfilter gibt, ist mir eigentlich unerklärlich, denn von einer früheren StarOffice-Version ist mir bekannt, dass es WP- und QP-Filter mal gegeben hat. Schade ist es auch, dass noch keine Vorlagen beiliegen. Vier oder fünf Vorlagen lassen sich aber aus dem Netz ziehen.

Inhalt des Paketes:
Textverarbeitung (Writer), Tabellenkalkulation (Calc), Präsentationsprogramm (Impress), Vektorzeichenprogramm (Draw) sowie ein Formelexperte (Math). Es ist alles dabei. Ein Terminverwalter fehlt noch, aber vermissen werden die meisten ihn nicht. Also, so viele Termine gibt es bei mir nicht zu verwalten, dass ich gleich einen elektronischen Terminverwalter wie Outlook benötige.

Die Textverarbeitung Writer
Startet man Writer, so präsentiert sich das Programm als aufgeräumt. Es gibt nicht zu viele Symbole, welche am obigen und linken Rand angeordnet sind. Die Symbole sind selbsterklärend und machen den Umstieg von jeder anderen Textverarbeitung einfach. Neben den Symbolen gibt es noch die Absatzvorlagen. In einem kleinen schwebenden Fenster, welches sich, wenn es stört, verkleinern oder schließen lässt, kann man für den aktuellen Absatz eine Formatierung wählen, z. B. Überschrift 2 oder 3 oder Grußformel. Wer eine Verknüpfung ins Internet schreibt (http://...), wird sich über die Annehmlichkeit freuen, dass Writer automatisch dies als Verknüpfung erkennt und entsprechend formatiert.
Viele Funktionen, die man bei kommerziellen Programmen hat, hat man auch in Writer. Ein Formeleditor ist dabei. Aus den Schwesterprogrammen Calc und Impress kann man Diagramme, Tabellen und Grafiken übernehmen. Man auch Grafiken der Standardformate übernehmen. Ein Diagrammexperte, wie in WordPerfect, ist aber nicht direkt integriert. Dafür aber ein Tabellenexperte. Wenn man eine Tabelle zeichnet und in einer Zelle als erstes das Gleichheitszeichen schreibt, dann kann man Formeln eingeben; eine Formelleiste wie in in jeder Tabellenkalkulation wird am obigen Rand sichtbar. Diese Funktion man Writer WordPerfect fast ebenbürtig. Natürlich kann man Tabellen auch per OLE einfügen, aber für einfache kleine Tabellen ist OLE einfach zu speicherfressend. Übrigens bietet MS Word nur die Einbettung von Excel-Tabellen. Wer „normale“ Tabellen in Word erstellt, der muss auf Berechnungen verzichten.
Die Textverarbeitung kann sich wirklich sehen lassen. Eine Makrosprache, die auf Basic basiert, hat Writer auch noch. Somit lässt sich Writer problemlos erweitern.

Die Tabellenkalkulation Calc
Die Tabellenkalkulation heiß Calc. Calc ähnelt auf dem ersten Blick sehr Ms Excel. Wie beim Pendant von Microsoft hat man anfangs drei Tabellenblätter zur Verfügung. Die einzelnen Tabellenblätter haben 32000 Zeilen und 256 Spalten. Das ist zwar relativ wenig, aber mehr brauche ich auch gar nicht. Die Bedienung ist recht einfach und für Excel-Umsteiger gar nicht schwer erlernbar. Die Symbole zwischen Calc und Excel (sowie auch schon Quattro Pro) ähneln sich schon sehr.
Zu verschmerzen ist es, dass die Sortierlisten für Monate und Wochentage nur für die englische Sprache vorhanden sind. Zusätzliche (deutsche) Listen sind schnell editiert, sodass man nur Januar und Februar schreiben muss und mit einem Handkniff kann man die Liste in einer Tabelle komplettieren.
Wer OpenOffice unter Debian Linux nutzt, muss man auf die systemweite Spracheinstellung achten. Wenn man nicht auf Deutsch umstellt, kann zwar trotzdem den Euro als Währung nutzen, aber Standard ist trotzdem der Dollar. Und wenn der Euro als Standard eingestellt ist, lässt sich trotzdem der Dollar nutzen, genauso wie die gute alte DM. Das ist ein Vorteil gegenüber Excel (97). Bei Excel (97) kann man nur eine (die bei Windows eingestellte Währung) nutzen.
Mir persönlich ist es wichtig, Tabellen optisch schnell und gut aufzubereiten. Sämtliche Tabellenkalkulationen bieten dazu die Funktion Autoformat an. Ruckzuck ist auch in Calc eine Tabelle ansprechend formatiert. Auch Zellen sind schnell formatiert, dank der Zellvorlagen, die schnell verfügbar sind.
Tabellenkalkulationsprogramme werden dazu genutzt, um Berechnungen anzustellen und Diagramme zu erstellen. Das geht mit Calc ganz gut. Es gibt fünf Grundformate bei Diagrammen. Funktionen gibt es leider nicht so viele wie in Quattro Pro oder Excel. Aber trotzdem ist auch die Tabellenkalkulation mehr als brauchbar.

Das Präsentationsprogramm Impress.
Präsentationen erstelle ich nicht häufig. Präsentationen werden, so schätze ich, wesentlich weniger erstellt als Tabellen und Texte. Wer ab und an oder auch häufig Präsentationen erstellen muss, der kann sich auf Impress verlassen.
Präsentationsvorlagen gibt es noch keine, dafür aber Folienvorlagen. Animationen und Spezielleffekte beim Folienwechsel gehören mit zu Repertoire. Und natürlich klappt der Import von Powerpoint-Präsentationen, was ja leider Gottes das meist genutzte Präsentationsformat ist. Bei einem Test an einer mal für die Schule erstellte Präsentation (in der Schule hatten die nur Powerpoint, weshalb ich keine andere Wahl hatte, sonst hätte ich Corel Presentations genutzt) wurde fast alles richtig dargestellt. Einige Animationen wurden leider falsch dargestellt, Zeitvorgaben kaum eingehalten und die Verknüpfungen funktionierten leider auch nicht. Aber sonst ist alles wunderbar.
Impress ist wie Calc und Writer ebenfalls sehr übersichtlich gehalten. Die einzelnen Folien wählt man per Reiter am unteren Fensterrand an. Natürlich lassen sich Calc-Tabellen und Writer-Texte in Impress umsetzen. Per OLE lässt sich fast alles einfügen. Und OLE klappt in OpenOffice sehr gut, zumindest in der Linux-Version. Die Windowsversion habe ich noch gar nicht getestet.

Fazit
Das OpenOffice-Paket kann sich wirklich sehen lassen. Mir genügt die Funktionalität. Die fehlenden Vorlagen stören kaum, da ich mir immer selbst meine Vorlagen erstellte, weil ich mit den Standardvorlagen selten zufrieden war. (Wer Vorlagen erstellt, der kann in dem Projekt weiterhelfen: http://www.openoffice.org). Eine deutsche Rechtschreibprüfung war bei meinem Paket nicht beiliegend, aber man kann sich die Wörterbücher aus dem Netz laden (neue und alte Rechtschreibung).
Für ein kostenfreies Paket kann es doch eine ganze Menge. Zugegeben, Wordperfect (Office) ist und bleibt wohl die (das) beste aller Textverarbeitungen bzw. Büropakete, aber Writer und OpenOffice sind gegenüber Word und MS Office mindestens ebenbürtig. An einer Stelle kann sich auch WordPerfect noch etwas abschauen: Die Einfügefunktion ist bei Writer und Co. hervorragend. Die Programme merken sich, was sie alles schon mal im Zwischenspeicher hatten. Man kann dann auch noch Dinge einfügen, die nicht als letztes in die Zwischenablage mit STRG+C geholt wurden. Das ist hervorragend.