Ortenauer Weinkellerei Affentaler Spätburgunder Rotwein Testbericht

ab 11,82
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Erfahrungsbericht von knopfi

Gar nicht mal so übel

Pro:

Preis, Geschmack, Harmonie

Kontra:

nichts

Empfehlung:

Ja

Hallo liebe Freunde des guten Tropfens,

wieder einmal habe ich beschlossen, mir einfach mal einen themenlosen, ungezwungenen Abend am PC zu gönnen. Lang ist´s her, als ich mir mit einem netten, spanischen Roten die Schachrunden per Netzwerk um die Ohren schlug. Hey, trotz vieler verlustreicher Runden, es hat unheimlichen Spaß gemacht.


=== Affental===

Zum Schach allerdings trifft mich heute allerdinge kein Pfeil der Muse. Nöp, zu viele Wiederholungen im Leben driften bekanntlich in die ungewollte Richtung der Langeweile. Wäre doch blöd, wenn sich hier eine ähnliche Schreiberei wie damals ergebe. Irgendwie habe ich aber auch zu anderen, schöneren, durchdachten Tatsachen keine richtigen Ambitionen. Also beschließe ich, dass ein themenfreier Abend auch mal ganz nett sein kann. Mal über nix nachdenken, nix beschreiben, nix tun! Dazu ein nettes Tröpfchen, herrlich! Doch nur welches?

Ach was soll´s. An so einem spontanen Sturmfreie-Bude-Abend muss es kein großes, altes Gewächs sein. Wen trifft es da besser als den heute Vormittag im EDEKA ergatterten Spätburgunder? Selbiger wurde sogar eigens vom internen Sommelier als Weinempfehlung gepostet. Eigentlich unglaublich, denn für knappe vier Euro vermutet man kein wirkliches Highlight. Aber was solls´? Man lässt sich ja gern beraten. Und wenn der interne Weineinkäufer diesen Roten durchweg als „trinkbar, weich und rund“ einstuft, sollte eventuell etwas dran sein. Schließlich spielt der Gute ja auch mit seinem Job und dem Namen seines Arbeitgebers. Also landet das (hoffentliche) Rotweinschnäppchen im Einkaufswagen und schließlich vor mir.

Okay, ein Spätburgunder also. Man muss ehrlicherweise hinzufügen, dass man mit dieser Rebsorte kaum etwas falsch machen kann. Einer der Gründe, weshalb ich mich beruhigenderweise bezirzen ließ, den Wein vom Bord in mein Einkaufwägelchen wandern zu lassen. Der Spätburgunder ist eine relativ harmlose, flexible Traube, welche durchweg ihre Wege durch alle möglichen Herstellungsverfahren überstehen dürfte. In Frankreich auch als „Pinot Noir“ bekannt, lässt man ihn gern durch ein Barrique-Fass laufen. Das gibt Kraft und Fülle, ist aber auch eine etwas hochwertigere Angelegenheit. Wir Deutschen können das zwar auch, halten es aber wie unsere italienischen Mitwinzer („Pinot Nero“) und stellen ihn als pur oder als „Mix“ (Cuvée) mit anderen Rebsorten ins Weinregal. Angesichts dieser Preislage können wir schon einmal sicher sein, dass dieser Vier-Euro-Wein keine steile Karriere durch ein Barrique-Fass vollzogen hat, sondern sich für das klassische und kostengünstigere Stahltankverfahren entschieden hat. Zumindest bleibt der typische Geschmack der Rebe erhalten!

Hatte ich erwähnt, dass das gute Stück aus nationalen Gefilden stammt? Nicht? Dann sollte ich dies schnellstens nachholen, denn mit dem deutschen Anbaugebiet Baden befindet sich eine klassische Rebsorte aus einem klassischen Gebiet im Fläschchen. Dank der hiesigen Q.b.A.-Richtlinien sogar zu einhundert Prozent.
Klassisch und auch ein Tick amüsant klingt auch der Name der Lage: „Affental“. Demnach setzt man in der Vermarktung dieser renommierten Lage rund um das badische Bühl auf bleibende Eindrücke. Die Weine (meist Riesling und Spätburgunder) werden teilweise in Affenähnlichen Boxbeuteln abgefüllt, was den „Mitbringsel-Effekt“ natürlich enorm ankurbelt. Leider bekommt man hier im hohen Norden diese Flaschen nur noch selten zu Gesicht. Woran auch immer das liegen mag. Dennoch, Affenflasche hin oder her: Wer erinnert sich nicht an einen Wein, der aus einem „Affental“ stammt?
Die Ortenauer Weinkellerei, die nun diesen trockenen 2008er Vino abgefüllt hat, hält sich nicht mit designten Flaschen auf, sondern geht´s spartanisch an. Grüne Pulle, dunkles Etikett, mit den wichtigsten Angaben – fertig! Na ja, warum nicht auch mal die traditionelle Variante wählen?


== Geschmackliches ===

Sympathisch, dennoch ungewöhnlich für diese Preislage ist der verwendete Naturkorken. Aus Angst vor entstehenden Weinfehlern wie Kork oder Oxidation setzt die Winzerschaft heutzutage weltweit auf Plastik, Glas-, Kron- oder Drehverschlüsse. Nur noch die hochwertigen Produkte bekommen die natürlichen Korken verpasst. Im Grunde kein Anlass zur Verzweiflung, denn mit den alternativen Verschlüssen verschwinden lediglich die althergebrachten Eindrücke während des Öffnens der Flasche. Lasse ich die letzten Jahre meiner Gastro-Karriere Revue passieren, muss ich gestehen, dass ich mein Kellner-Messer kaum noch gebrauche. Dank der alternativen Verschlüsse.

Doch dieser „Affentaler Spätburgunder“ bringt den Zwang eines traditionellen Korkenziehers mit sich. Der Pfropfen lässt sich mit einem legeren „Plopp“ aus der Flasche zupfen. Ohne Wenn und Aber dringen mir die ersten typischen Geruchs-Nuancen eines Spätburgunders in die Nase: Dezente, leichte Schokolade mit einem vollmundigem Versprechen: „Trink mich, es lohnt sich!“
Kann das denn sein? Lügt mir die Vier-Euro-Variante schon jetzt mitten ins Gesicht und verspricht mehr als sie halten kann? Im Grunde genommen kann man sich nach der Faustregel richten, dass ein Getränk so schmeckt wie es riecht. Dann müsste dieser Tropfen hier richtig lecker sein.
Im Glas zeigt sich der 13-Volumen-Prozent-Spätburgunder offenherzig, rubinrot, leicht ölig. Jetzt, wo sich das gute Stück richtig entfalten kann und mit Sauerstoff in Berührung kommt, setzten sich kräftige, beerige Nuancen zum Schokoladenaroma hinzu. In der Tat, mir läuft das Wasser im Munde zusammen. Dieser Spätburgunder scheint es darauf anzulegen „vernichtet“ zu werden.

Schlürf… schnupper…Schlürf…

Mmmh… Gar nicht mal so verkehrt. Das Zeug schmeckt tatsächlich. Mittelschwer verteilt sich der Wein im Mund, die Tannine hinterlassen ein angenehm trockenes Aroma. Die legere Säure bringt etwas Frische ins Geschehen. Die bis dato nur versprochenen Nuancen beim Öffnen der Flasche bestätigen sich. Auch im Abgang wirkt der Wein stilistisch und hält sich tapfer am Gaumen. Gar nicht mal so übel!

Und was isst man dazu?

Hier würde die traditionelle Hausmannskost bestens passen. Rinderschmorbraten, Wild, Gänsebraten, Rotkohl, Rosenkohl, Gratin. Aber auch kräftige Käsesorten wie Blauschimmel oder Munster bringen ihre Freude. Ein variabler Wein. Pur und ohne irgendwelche Speisen verteilt dieser Spätburgunder auch seine Freuden. Was möchte man mehr? Und das für günstige vier Euro? Ein Schnäppchen würde ich sagen.


=== Fazit ===

Nach den vielen bösen Überraschungen, die Supermarktweine heutzutage im Vier-Euro-Segment hervorbringen, tun sich mit dem „Affentaler Spätburgunder“ fast schon Welten auf! Ein großes Kompliment an die Ortenauer Weinkellerer, die sich mit diesem Roten guten Gewissens rühmen können. Dieser badische Spätburgunder ist rund, weich und fruchtig, lässt die traditionellen Nuancen dieser Rebsorte hervortreten und bringt Freude beim trinken. Gut gemacht Jungs und Mädels!

Wer diesen Tropfen im Supermarkt entdeckt darf getrost zugreifen. Er schmeckt zu kräftigen Gerichten ebenso gut, wie zu Käse. Und vor allem einfach so. Aufpassen, denn die doch voluminösen dreizehn Prozent an Alkohol lassen den Abend schnell zum Rummelplatz werden. Magen füllen, Flasche öffnen und langsam trinken – dann klappt´s auch mit einem themenlosen Strohwittwer-Abend!

Apropos: So wirklich themenlos war dieser Abend ja nun nicht wirklich. Auch wenn ich es nicht wollte, statt faulem, relaxtem Nixtun einen Bericht zu kreieren, hat dies ja irgendwie auch seine angenehmen Seiten: Flasche leer und abgearbeitet! Was bin ich doch für ein Arbeitstier 

©knopfi.de´2010

66 Bewertungen, 12 Kommentare

  • Teilsmit

    13.03.2011, 12:50 Uhr von Teilsmit
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gar nicht mal so übel? Hallo? Ahumm... SPITZE. Wie alles aus der Ortenau. :-)

  • knoopiwahn

    25.01.2011, 18:19 Uhr von knoopiwahn
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele Grüße von knoopiwahn!

  • catmum68

    23.01.2011, 22:53 Uhr von catmum68
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreicher Bericht, LG

  • steffchen3010

    23.01.2011, 11:33 Uhr von steffchen3010
    Bewertung: besonders wertvoll

    *zwinker*...eine andere Bewertung wäre hier einfach lächerlich!! ;-P

  • anonym

    21.01.2011, 22:13 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    Schöne Grüsse, Talulah

  • Powerdiddl

    21.01.2011, 20:02 Uhr von Powerdiddl
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich wünsche ein schönes Wochenende, lg

  • cleo1

    20.01.2011, 13:55 Uhr von cleo1
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG cleo1

  • pidimaus2

    20.01.2011, 12:13 Uhr von pidimaus2
    Bewertung: besonders wertvoll

    Bh und lg pidimaus

  • Lale

    19.01.2011, 16:49 Uhr von Lale
    Bewertung: besonders wertvoll

    Allerbesten Gruß *~*

  • anonym

    19.01.2011, 15:31 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Toll beschrieben! GLG

  • morla

    19.01.2011, 13:16 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg. ^^^^^^^^^^^^^petra

  • katjafranke

    19.01.2011, 11:22 Uhr von katjafranke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele liebe Grüße KATJA