Oskar-Karl-Forster-Stipendium Testbericht

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Erfahrungsbericht von Miriel

Willkommener Zuschuss

Pro:

unkomplizierte Bewilligung, schnelle Bearbeitung

Kontra:

nur in Bayern; nicht für Fachhochschul-Studenten

Empfehlung:

Ja

Ihr braucht dringend ein Buch für euer Studium, aber das Geld reicht dafür mal wieder hinten und vorne nicht? Und auch eure Eltern verdienen nicht genug, um die nicht gerade niedrigen Summen für spezielle Fachbücher auch noch aufzubringen? Wenn ihr dann noch in Bayern studiert, dann solltet ihr euch spätestens jetzt mit dem Oskar-Karl-Forster-Stipendium befassen. Dort gibt es für bedürftige und begabte Studenten Hilfe in Form von Büchergeld oder Druckkostenbeihilfe.


Wer wird gefördert?

Die Bedingungen für eine Förderung nach dem Oskar-Karl-Forster-Stipendium lauten kurz: begabt und bedürftig. Ausserdem muss der Student mindestens im 2. Semester an einer bayerischen Universität studieren - ich weiss leider nicht, ob ähnliche Stiftungen eventuell auch in anderen Bundesländern existieren. Aber es lohnt sich immer, bei den zuständigen Stellen einfach einmal vorbeizuschauen. Ich war überrascht, wieviele Stiftungen und Stipendien, auch von Seiten der Wirtschaft oder gar von Privatleuten, für bedürftige Studenten existieren.
Studenten an Fachhochschulen können übrigens leider nicht berücksichtigt werden.

Die \"Begabtheit\" wird folgendermassen definiert:

Beantragt man Büchergeld, muss man ein reguläres Studium nachweisen, was z.B. durch die abgelegten Scheine oder Zwischenprüfungen geschieht. Leichte Verzögerungen scheinen dabei kein Problem zu sein, ich liege z.B. insgesamt mit meinem Zeitplan inzwischen 2 Semester zurück, was anscheinend keine Rolle gespielt hat. Es werden auch an keiner Stelle bestimmte Noten oder besonders exzellente Leistungen gefordert. Was genau schliesslich ein \"reguläres Studium\" bedeutet, hängt sicher zu einem guten Teil auch vom Wohlwollen der bearbeitenden Stelle ab.
Für die Druckkostenbeihilfe für Doktoranden sind die Regeln etwas strenger, hier muss die Promotion mindestens mit \"magna cum laude\" bewertet sein, was einem \"gut\" entspricht.

Die \"Bedürftigkeit\" entscheidet sich nach dem Einkommen. Wieder sind die Regeln für Studenten und Doktoranden unterschiedlich:

Beim Büchergeld ist das Einkommen der Eltern und des, falls vorhanden, Ehegattens entscheidend. Es darf nicht höher sein als der doppelte beim BAFöG erlaubte Freibetrag. Im Klartext bedeutet das:
sind die Eltern verheiratet, dürfen sie bis zu 2880 EUR netto verdienen, bei alleinerziehenden Elternteilen liegt die Grenze bei 1920 EUR. Für jedes Kind, das die Eltern noch unterhalten, kommen nochmal 435 EUR dazu. Bei Studenten, die BAFöG beziehen, entfallen diese Einkommensnachweise: die Tatsache, dass man BAFöG-berechtigt ist, reicht dann als Nachweis der Bedürftigkeit aus. Schliesslich wurde beim BAFöG-Antrag selbst ja schon das Einkommen der Eltern etc. genau unter die Lupe genommen.
Für Doktoranden spielt das elterliche Einkommen keine Rolle mehr, hier gilt nur noch das eigene Einkommen. Dieses darf nicht höher sein als 720 EUR bei ledigen, 880 EUR bei verheirateten Doktoranden oder mit Kindern.

Die Freibeträge sind übrigens natürlich die momentan (2003) gültigen und können sich jederzeit ändern.


Was bekommt man?

Die Förderung dieser Stiftung ist, ausser in Ausnahmefällen, eine einmalige Sache. Man kann Büchergeld für Bücher beantragen, die man für sein Studium benötigt. Hat man das Büchergeld während des Studiums nicht genutzt, kann man sich stattdessen um eine Beihilfe zu den Druckkosten seiner Dissertation bewerben. Beides geht allerdings nicht.
Büchergeld:
Wie der Name schon sagt, bekommt man Geld für Bücher. Diese Bücher müssen selbstverständlich für das Studium gedacht und vor allem auch dafür notwendig sein. Die Notwendigkeit muss z.B. von einem Dozenten bescheinigt werden. Der Wert der beantragten Bücher muss über 100 EUR liegen, maximal kann man 400 EUR erhalten. Man kauft die vorher aufgelisteten Bücher dann selbst und bekommt nach Vorlegen der Rechnung das Geld dafür überwiesen.
Mit der Druckkostenbeihilfe habe ich selbst keine Erfahrung, aber auch hier liegt der mögliche Betrag zwischen 100 und 400 EUR. Das wird zwar in den meisten Fällen die Kosten des Drucks nicht decken, aber die finanzielle Last doch deutlich erleichtern.


Vergabeverfahren

Die Mittel aus der Oskar-Karl-Forster-Stiftung werden einmal jährlich an Mann und Frau gebracht. Die speziellen Fristen und Formulare bekommt ihr direkt bei der Stipendienstelle eurer Universität, da die Vergabe des Stipendiums nicht zentral erfolgt. D.h. jede Uni entscheidet selbst über die Anerkennung. Da ich aber davon ausgehe, dass sich die Vergabeverfahren nicht allzu stark zwischen den Universitäten unterscheiden, beschreibe ich nun hier exemplarisch das Vorgehen an der TU München:

Man erhält einen vierseitigen Formularbogen, auf dem die üblichen Daten wie Anschrift, Studium etc. abgefragt werden. Wenn man kein BAFöG erhält, sind ausserdem die Einkommen von Eltern und eventuellem Ehegatten einzutragen, die Nachweise dafür werden genau wie andernfalls der letzte BAFöG-Bescheid dann in Kopie beigelegt. Dann listet man die genauen Bücher auf, für die man Geld beantragt - mit Titel, Autor und Preis. Der Preis wird natürlich abgefragt, weil man maximal soviel Geld bekommt, wie die Bücher kosten. Die tatsächlichen Kosten dürfen nachher aber nicht unter dem bewilligten Betrag liegen, man sollte also genau recherchieren, was die Bücher kosten und ob sie auch lieferbar sind. Sonst verfällt nämlich der bewilligte Geldbetrag wieder. Schliesslich muss noch ein Dozent bestätigen, dass die aufgelisteten Bücher für das Studium notwendig sind. Bücher, bei denen er \"nicht notwendig\" dazuschreibt, werden von der Stipendienstelle gestrichen. Der Dozent muss ausserdem unterschreiben, dass er die Bewilligung dieses Stipendiums \"aufgrund der Studienleistungen des Antragstellers\" befürwortet. Also redet mit einem Prof, der euch leiden kann. Dann legt man noch die bisherigenZwischenzeugnisse als Kopien bei, und das wars auch schon. Im Vergleich zu dem Papierkrieg, der an so manch anderer Stelle zu bewältigen ist (wie z.B. BAFöG), ist der Antrag wirklich ein Kinderspiel.

Nach der fristgerechten Abgabe dauert es etwa 4 Wochen, bis man im positiven Fall einen Bewilligungsbescheid im Briefkasten findet. Der Betrag, den man erhält, kann übrigens auch leicht unter dem Wert der Bücher liegen, aber selbst wenn man noch 30 oder 40 EUR selbst zahlt, sollte das wirklich kein Problem sein. Dann muss man nur noch die bewilligten Bücher einkaufen, und auch dafür gibt es wieder eine Frist von etwa 4 Wochen. Wer die Rechnung zu spät einreicht, geht leer aus und zahlt damit seine Bücher selber! Zumindest hier in München war es übrigens problemlos möglich, auch Rechnungen von Online-Buchhändlern einzureichen. Für deutsche Bücher ist das wegen der Buchpreisbindung zwar unerheblich, aber bei englischen Fachbüchern findet man doch teilweise deutliche Preisunterschiede zum Buchhändler vor Ort. Bei der Bestellung aber die 4-Wochen-Frist nicht vergessen! Mit der Rechung muss man dann nur nochmal zur Stipendienstelle, und zwei Wochen später bekommt man das Geld auf sein Konto überwiesen.


Der Stifter?

Leider findet man nur wenig bis gar keine Informationen über den gutherzigen Mensch, der diese Förderung ermöglicht hat. Was ich mir jedoch aus verschiedenen Quellen zusammengekratzt habe, ist, dass es ein Herr Konsul Oskar Karl Förster war, der in seinem Testament eben die Hälfte seines (anscheinend recht beträchtlichen) Erbes für die Förderung von begabten und mittellosen Studenten eingesetzt hat. Ausserdem habe ich schon gehört, dass dieser Herr Förster zu Studienzeiten ebenso mittellos gewesen sein soll, wie die heute von seiner Stiftung unterstützen Studenten, und dass unter anderem deshalb die Bearbeitung schnell und problemlos funktioniert. Hört sich zwar nett und auch plausibel an, dass jemand, der einst in der selben Situation war, das Problem \"Geldnot\" am besten kennt - ob an dieser kleinen Anekdote aber auch nur ein Eckchen Wahrheit ist, weiss ich nicht. Sollte jemand mehr über den Stifter wissen, würde mich das sehr interessieren.


Sonstiges

Auch Schüler an bayrischen Gymnasien können Mittel aus dem Oskar-Karl-Forster-Stipendium erhalten. Bedingungen sind auch dort Bedürftigkeit (Einkommen der Eltern) sowie besondere Schulleistungen. Das Stipendium kann dort für besonders teure, nicht von der Schule getragene Lernmittel oder für schulische Veranstaltungen wie Klassenfahrten und Exkursionen beantragt werden. Die Förderungssummen für Schüler sind aber meines Wissens geringer als die für Studenten. Genaueres hierzu erfahrt ihr sicher bei eurer Schulleitung - ich bin nicht in Bayern zur Schule gegangen und kann daher keine weiteren Tips geben.


Also, wenn ihr in Bayern Bücher für\'s Studium braucht, aber eure Eltern zuwenig verdienen, um euch dabei unter die Arme zu greifen: stellt den Antrag. Es lohnt sich auf jeden Fall.

PS: mit Handhabung habe ich bewertet, wieviel Aufwand man für die Bewerbung treiben muss... und Preis habe ich keinen bezahlt.

Diesen Bericht habe ich auch bei anderen Plattformen eingestellt, die Urheberrechte liegen selbstverständlich bei mir.

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