PISA-Studie Testbericht

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Erfahrungsbericht von Disc1

Pisa-Studie, woran könnte es liegen

Pro:

Mehr Leistungsvergleiche durchführen (solche Studien wecken die Politik vielleicht auf)

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Ich mache mir öfter so meine Gedanken, warum deutsche Schüler so schlecht bei der Pisa-Studie abgeschnitten haben. Die Diskussionen kochen in letzter Zeit ja wieder hoch. In Sachsen ist man stolz auf seinen 3 Platz im Vergleich zwischen den Bundesländern. DAS SOLLTE MAN ABER NICHT! Ag täglich erleben die Eltern den Alltag an Sachsen Schulen.
Was sind nun Gründe für die deutschen Plätze?

Grundübel 1: Stundenausfalle
Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht an einem oder mehreren Tagen mindestens 1 Stunde Unterricht ausfällt. Anscheinend liegt dies am chronischen Lehrermangel in den Schulen. Krankheitstage sind kaum zu ersetzen, geschweige denn von Sonderveranstaltungen wie Landheime und ähnliches.
In Zeiten knapper Haushaltskassen der Länder versucht man immer noch weitere Stellen abzubauen. Aus meiner Sicht spart man hier an der falschen Stelle. Trotz zurückgehender Schülerzahlen müssen die Stellen bei den Lehrern wenigstens erhalten bleiben. Statt dessen sollten man vielleicht ein paar Leitungsebenen darüber einsparen.

Grundübel 2: Uneffektive Zeitauslastung
Betrachten wir uns einmal ein normales Schuljahr. Die Schüler haben von 52 Wochen mindestens 13 Wochen Ferien. Dazu kommen noch einmal ein paar Feier – und Brückentage (ca. 2 Wochen insgesamt). Den Schulen steht es frei, weitere 3 Tage frei zu geben. Jedes Jahr fahren die Klassen für 3 – 5 Tage ins Landheim. Darüber hinaus finden 1 bis 2 Projektwochen pro Schuljahr statt
Das ergibt ca. 17 bis 18 Wochen im Jahr, an denen kein Unterricht im herkömmlichen Sinne stattfindet. Anderes gesagt, in zwei Dritteln der Wochen des Jahres findet überhaupt nur Unterricht statt. Wenn man die Stundenausfälle noch summiert, braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Klassen den Stoff im Schuljahr nicht schaffen.

Grundübel 3: Lehrpläne
Die Lehrpläne der Bundesländer sind nur grob mit einander abgestimmt, da Schulen Ländersache ist. Beim Wechsel von einem Bundesland ins andere gehen die Probleme schon los.
Zum anderen frage ich mich, was die Kinder überhaupt lernen. Wenn man sich in der 7. Klasse in Geschichte monatelang mit den Germanen und Griechen befasst, ist das für mich unverständlich. Ähnlich geht es mir in den anderen Fächern.
Ich vermisse es, dass den Kindern logisches Denken beigebracht wird. Es wird Wert darauf gelegt, dass jede Nebenrechnung in Mathe schritt für Schritt aufschreibt, statt den Kindern versucht, den kurzen Weg durch logisches Denken nahe zulegen.
Die Kinder wissen z. B. auch nicht wie man lernt. Außer dem sturen Auswendigpauken, wird ihnen diesbezüglich in der Schule nichts beigebracht.
Gleiches gilt für das mitschreiben im Unterricht. Wenn der Lehrer nichts sagt, schreiben die Kinderlein auch nichts auf, auch in der 7. Klasse nicht. An diesen Stellen muss die Schule und insbesondere die Lehrer etwas tun.
Auch frage ich mich manchmal, warum ich nicht für jedes Fach ein Lehrbuch habe. In manchen Fächer gibt es nur Aufgabenhefte, aber nichts, wo der Schüler abends noch etwas nachlesen kann, wenn er etwas nicht verstanden hat.

Grundübel 4: materielle Mittel
Die Schule haben einfach zu wenig Geld zur Verfügung. Das sieht man am baulichen Zustand der Schulen und das erstreckt sich bis hin zu den Büchern.
Außen meist Hui aber innen Pfui, so kann man die bauliche Substanz der Schulen kurz einschätzen. Die Fassade stimmt, aber Tische und Bänke z. B. innen stammen manchmal wahrscheinlich noch aus DDR-Zeiten.
Die Bücher der Schüler werden oft mehrere Jahre nicht ersetzt. Abgesehen vom äußeren Zustand sind die Bücher dann auch inhaltlich nicht mehr aktuell.

Grundübel 5: Zensierung
In Sachsen ist die Zahl der Klassenarbeiten pro Schuljahr für fast jedes Fach festgelegt. Klassenarbeiten werden gesondert gewertet, im Durchschnitt kann man sagen, sie gehen mit doppelter Wertung in die Endnoten ein.
Was passiert nun, die Kinder lernen für die Klassenarbeiten. Schließlich kann man mit einer „doppelten“ 1 eine normale 5 in eine 2 umwandeln. Zum anderen ist es schwer, in Fächern mit nur 1 oder 2 Klassenarbeiten eine an einem schlechten Tag erzielte „doppelte“ 3 noch in eine Endnote besser 3 zu verwandeln
Irgendwie stimmt an dieser Rechnung etwas nicht. Solche Wertungen stärken die Auswendigpaukerei, insbesondere vor den Arbeiten, da die Noten dazwischen ja kaum etwas wert sind.
Zum anderen gibt es immer wieder Probleme bei der Kontinuität über das Schuljahr gesehen. Durch Ausfall und andere Regelungen (Maximal 3 Arbeiten pro Woche, mindestens
1 Woche vorher ankündigen) kommt es jedes Jahr dazu, dass sich die Klassenarbeiten auf die 4 – 6 Wochen vor den Halb- oder Endjahresnoten konzentrieren. Die restlichen Wochen tut sich kaum etwas.

Problem 6: Lehrer
Ich habe manchmal den Eindruck, dass es die Lehrer nicht interessiert, was und ob die Kinder in der Schule überhaupt etwas lernen. Man macht seinen Unterricht, egal was die Kinder machen. Sicher ist das auch eine Reaktion auf das teilweise gezeigte und geäußerte Desinteresse der Kinder in der Schule.
Aber kann es so weiter gehen? Ich glaube nicht. Vielleicht sollte man die Lehrer nach Leistung bezahlen, z. B. gemessen am erreichten Klassendruchschnitt??? Aus meiner Sicht können oder wollen viele Lehrer nicht. Ein hartes Durchsetzen in Klasse führt ja vielleicht zu Auseinandersetzungen mit Schüler und Eltern?

Problem 7: Die Kinder selbst
Die Kinder der heutigen Zeit haben zum großen Teil andere Interessen als Schule, die hatte ich in dem Alter auch. Allerdings habe ich mich nicht so aufgeführt. Außer fernsehen, Computer und abhängen gibt es kaum etwas, mit dem die Kinder zu begeistern sind.
Bücher lesen doch die wenigsten Kinder. Und wenn sie Zeitungen in der Hand haben, dann sind die Bilder wichtig oder die Zeitung hat nur Bilder. Aber ohne lesen in der Freizeit braucht man sich nicht über den Schlussplatz der Studie wundern! Auch hat man dann Schwierigkeiten in Deutsch. Diktate von 10-Klassen-Schüler, die bei der Aufnahmeprüfung für den Lehrberuf auf einer A4-Seite über 10 Fehler schreiben (kein Fachtext) sind normal!
Die Schule ist notwendiges Übel, bis zur 7 . Klasse ist den Kindern noch nicht bewusst warum sie lernen. Am liebsten hätten sie später einen Job, in dem 3 Arbeiten muss und Tausende Euro nach Hause tragen kann. Da kein Interesse für die Welt herum da ist, ist diesen Schülern nicht bewusst, dass Millionen überhaupt keine Arbeit haben.
Hier muss der Appell an die Eltern und Lehrer gerichtet werden, etwas zu tun.

Die Kinder wissen nicht, wie man lernt. Das muss ihnen in der Schule beigebracht werden. Auch ist ihnen nicht bewusst, dass man Aufgaben bei konzentrierter Arbeit in der Hälfte der Zeit schaffen kann.

Problem 8: Die Eltern
Viele Eltern scheint es nicht zu interessieren, was ihre Kinder in Freizeit und Schule machen. Wie sind solche Ausraster wie in Erfurt zu erklären (wobei hier die Schule mindestens 50 % der Schuld auf sich nehmen sollte). Wenn man alles schleifen lässt, wir das Kind zu einem Fernsehmonster oder so etwas ähnlichen.
Mit etwas druck kann man aber schon die Noten um mindestens eine Zahl steigern. Die Kinder sollten angehalten werden, z. B. jeden Abend in ihren Hefter zu schauen, und wenn es nur 10 Minuten sind.

Fazit
Die obige Aufzählung ist nicht komplett, sollte aber für den Anfang reichen, um die bestehenden Probleme aufzuzeigen und zu verdeutlichen.
Ich möchte hier niemandem die alleinige Schuld geben. Im Gegenteil, alle haben daran mitgewirkt, dass die Ergebnisse so ausgefallen sind.
Nur im Zusammenwirken zwischen Politik, Schule und Eltern können hier in Zukunft Verbesserungen erzielt werden.

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