Peking Testbericht

Peking
ab 65,16
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Erfahrungsbericht von rispetto

Beijing - Metropole zwischen Chaos und Kultur

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Die Maschine der Air–China ist im Landeanflug auf Beijing, es ist kalt dort unten!
Jetzt, am frühen Morgen bedeckt Raureif die Stadt, wir können im leichten Dunst nur schemenhaft etwas erkennen und trotzdem drängen alle zu den Fenstern.
Gut zu sehen ist die riesige Wand aus Hochhäusern und Bürotürmen die sich erfolgreich anschickt das alte Beijing zu verschlingen und dort, im Hintergrund noch zu erkennen, das müsste sie sein. Die Große Mauer!

Wir sind tatsächlich in Beijing und können es eigentlich noch gar nicht glauben. Unser Shuttlebus bringt uns zu unserem Hotel, es liegt ganz in der Nähe des Flughafens und ist wirklich komfortabel.
Der Nachteil ist der weite Weg in die Stadt, eine knappe Stunde Busfahrt muss man schon rechnen, der günstige Preis für die Reise rechtfertigt dieses Manko aber allemal.
Die preiswerten Beijingflüge beinhalten fast alle Hotels in Flughafennähe, das sollte man wissen!

Nach ein wenig Erholung vom Stress des langen Fluges wollen wir unsere erste Erkundung starten, der Bus vom Hotel in die Stadt fährt alle halbe Stunde, ein Plan dafür hängt aus. Wir nehmen gleich den nächsten.

Unsere Eindrücke auf der ersten Fahrt durch die grauen Vorortsiedlungen Richtung Stadtzentrum sind nicht unbedingt ermutigend, es herrscht das reinste Chaos, alles wirkt unfertig, überall wird gebaut. Der Verkehr auf den Straßen treibt einem den Angstschweiß auf die Stirn. Allein auf der Hinfahrt sehen wir 4 Unfälle, niemand regt sich jedoch sonderlich darüber auf!
Jetzt sehen wir sie auch zum ersten Mal, unsere von jetzt an ständigen Begleiter, immer in Massen auftretend bahnen sie sich den Weg durch das Chaos: Fahrräder und immer wieder Fahrräder!

Die Straßen werden jetzt immer breiter, der Verkehr nimmt, wenn das überhaupt noch möglich ist, zu.
Es dominieren jetzt die Busse, riesige Gelenkbusse die sich, ständig hupend, ihren Weg suchen.
Sie sind alle hoffnungslos überfüllt, der an den Haltestellen stattfindende Kampf um einen Platz lässt uns das Bild vom höflichen Chinesen schnell vergessen, hier gewinnt nur der Stärkste!
Man sollte diese Busse besser meiden und wenn nötig die U- Bahn oder ein Taxi nehmen.

Wir erreichen jetzt das Peking Hotel. Endstation für unseren Hotelbus, er wird uns hier heute abend auch wieder abholen.
Das Peking Hotel liegt recht zentral an der Dongchang’an Jie, von dieser Strasse aus kann man viele Punkte zu Fuß erreichen.
Es ist auch ein beliebter Treffpunkt für Europäer, hier kann man sich ungefragt ein wenig ausruhen, einen grünen Tee trinken und, ganz wichtig, die sehr sauberen Toiletten benutzen. Kein Europäer wird gefragt ob er Hotelgast ist. Wir werden hier sicher öfter mal eine Pause einlegen. Ein Tipp für alle Beijing Urlauber!

Unser erstes Ziel ist der Tian’anmen, der Platz des Himmlischen Friedens, seine unglaubliche Größe erschlägt den Besucher förmlich, man braucht eine ganze Weile um ihn zu überqueren.
Unweigerlich fällt einem jetzt das Jahr 1976 ein, das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens, die Bilder von Menschen die von Panzern überrollt werden gingen um die Welt.
Die chinesische Führung wird das Ganze später einen „Vorfall“ nennen.
Bei diesem „Vorfall“ starben damals über 1000 Menschen auf bestialische Weise, solange ist das alles noch nicht her und dieses Land ist sicherlich noch lange nicht in einem politischen Gleichgewicht.

Jetzt erinnert nichts mehr daran, die Panzerspuren sind verschwunden, Scharen von Touristen bevölkern jetzt den Platz. Täglich werden hier Tausende von Filmen verknipst, als Hintergrund das überdimensionale, lächelnde Antlitz von Mao, der über dem Platz wacht.
Nicht weit davon entfernt steht sein Mausoleum in dem er in einem gläsernen Sarg ruht, die Menschenschlangen vor dem Eingang reißen nie ab. Überall zu sehen, die chinesischen Aufpasser, ein verbotenes Transparent würde sie sofort auf den Plan rufen!

Wir schauen uns ein wenig in den naheliegenden Einkaufsstraßen um und vergleichen hier und da die Preise, vieles ist immer noch wirklich günstig. In einem kleinen Eisenwarengeschäft fallen uns wunderschöne handgefertigte Küchenmesser in fantastischer Qualität auf, das Stück für umgerechnet 4 DM, bei uns würden diese Messer sicher erheblich mehr kosten! Ein prima Geschenk! Wir lassen uns gleich 12 Stück einpacken und ernten dafür erstaunte Blicke.
Ganz in der Nähe befindet sich die Wangfujing- Einkaufsstrasse mit dem schon legendären Kaufhaus Nr.1.
Viele traditionelle Geschäfte findet man hier allerdings nicht mehr, die modernen Einkaufszentren überwiegen.
Der Teeladen in der Nr.78 ist aber unbedingt einen Besuch wert.
Einen der Freundschaftsläden mit rein chinesischen Waren zu besuchen lohnt sich auch immer.

Der erste Tag ist schnell vorbei, wir steigen mit den anderen Hotelgästen in den Bus der uns zurückbringt. Es ist schon dunkel und in der Wärme des Busses schlafen fast alle sofort völlig erschöpft ein!

Am nächsten morgen gönnen wir uns ein ausgiebiges Schweizer Frühstück im Hotel.
Die weiteren Mahlzeiten werden wir in den Restaurants und Garküchen der Stadt einnehmen, hier kann man die ganze Vielfalt der verschiedenen Regionalküchen Chinas ausprobieren. In Beijing sind sie alle vertreten, essen wird hier zum Erlebnis. Ein kühles Tsingtao- Bier, nach deutscher Tradition gebraut, passt dazu hervorragend.

Unser heutiges Ziel ist die sog. „Verbotene Stadt“ offiziell heißt sie heute Palastmuseum.
Die Eintrittspreise sind gestaffelt, Chinesen zahlen deutlich weniger als wir Touristen!
Dafür haben wir einen extra Eingang, erhalten schöne bunte Eintrittskarten und bekommen einen Walkman überreicht, der uns mit Kommentaren auf deutsch durch die Anlage führen wird.
Man sollte sich für den Besuch einen Tag Zeit nehmen, es gibt unglaublich viel zu sehen, Details würden hier wohl den Rahmen sprengen.

Beijing ist eine Stadt voller Mauern und die Übersicht fällt schwer, man sollte hin und wieder in die kleineren Seitenstraßen gehen und bekommt dann einen kleinen Einblick in das teilweise noch recht dörfliche Leben in dieser Riesenstadt. Aber diese alten Viertel sind wohl alle dem Untergang geweiht, es wird sie bald nicht mehr geben.
Der allgegenwärtige Moloch des neuen Beijing schickt sich an, alles was nicht in das Fortschrittskonzept der Regierung passt, zu verschlingen, Traditionen zählen nicht, das Neue hat Vorrang, mit allen Mitteln wird dieses Konzept durchgesetzt.

Das gilt auch für den immer kleiner werdenden Altstadtkern mit seinen historischen Gebäuden, bald wird auch er Geschichte sein!
Hier besuchen wir die eindrucksvolle älteste Apotheke Chinas. Naturheilmittel und Kräuter werden hier nach Jahrtausendalten Rezepten gemischt und verkauft, Ärzte beraten die Kunden in langen Gesprächen und verschreiben die Mittel die dann nach Rezept vor den Kunden gemischt werden.

Heute ist es soweit:
Der Höhepunkt unserer Reise steht bevor, wir fahren nach Badaling, dort wollen wir das einzige von Menschenhand erschaffene Bauwerk das auch auf dem Mond zu sehen ist besuchen:
Die Große Mauer.
Wir sind früh aufgebrochen, doch es wimmelt schon jetzt vor Besuchern, ein Souvenirstand folgt dem nächsten, die Mauer ist teilweise vor Menschen nicht zu erkennen.
Es fällt schwer einen Platz zu finden um einen Eindruck von diesem unglaublichen Bauwerk zu bekommen, aber schließlich gelingt es uns doch und wir sind überwältigt, wir fühlen uns auf einmal ganz klein und unbedeutend.

Ursprünglich als Bollwerk gegen die Reiterhorden aus dem Norden gebaut, betrug damals ihre Länge tatsächlich 6400 Km! Im Laufe der Geschichte wurde davon allerdings einiges wieder zerstört. Durch die unmenschlichen Bedingungen beim Bau fanden damals viele tausend Menschen den Tod.

Wir werden sie nie vergessen, die Große Mauer, was ist dagegen ein Empire State Building?

Die ganz in der Nähe liegenden Ming- Gräber sind ebenfalls einen Besuch wert.
Eine Bustour die beide Ziele anfährt kann man bequem vom Hotel aus buchen, Abfahrt ist meist gegen 8 Uhr, abends ist man dann wieder zurück.

Beijing ist als Reiseziel für eine Woche sehr zu empfehlen, diese Stadt ist spannend , sehr facettenreich und kulturell unbedingt lohnenswert. Preiswerte Flüge mit Hotel um 1000 DM werden häufig angeboten und machen die Entscheidung vielleicht ein wenig einfacher.

Hier noch ein paar vielleicht nützliche Informationen:

Beste Reisezeiten sind das späte Frühjahr und der Herbst.
Die Sommer in Beijing sind heiß und die Winter sind kalt und trocken.

Die Netzspannung beträgt 220 Volt, man braucht aber spezielle Adapter, die in den meisten Hotels kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Besondere Impfungen und medizinische Vorsorge sind nicht nötig.
Man sollte aber Leitungswasser, Eiswürfel und Speiseeis außerhalb der großen Hotels meiden.

Kreditkarten und Reiseschecks bereiten beim Umtausch keine Probleme.
Für kleinere Läden und Taxifahrten sollte man immer auch kleinere Scheine bereit halten.

Für Zeitungsleser empfohlen: Die englischsprachige Tageszeitung „China Daily“. In den großen Hotels gibt es sie meistens kostenlos.

Die größeren Postämter haben von 8-19 Uhr geöffnet. Für Leute ohne Handy (soll es ja noch vereinzelt geben), hier ist telefonieren am günstigsten.

Hauptsprache ist chinesisch, englisch wird nur in den touristischen Zentren gesprochen. Taxifahren kann manchmal schwierig werden, am besten das Ziel im Hotel aufschreiben lassen.

Dieser Bericht soll nur die Lust auf Beijing wecken, viele interessante Punkte konnte ich hier nicht aufführen, es gibt auch jetzt noch so unglaublich viel zu entdecken.
Aber diese Entdeckungen wird man selber machen, wenn man sich entschließt diese immer noch einzigartige Stadt zu besuchen.
Ich fürchte nur das der Fortschrittswahnsinn der chinesischen Führung nicht mehr viel Zeit lässt für das schöne und kulturell so bedeutende Beijing!
Der Moloch des Neuen frisst weiter und seine Geschwindigkeit nimmt unaufhörlich zu! Es scheint so, als ob niemand ihn aufhalten könnte!

Bis denne, rispetto
©Rispetto, auch gepostet bei Ciao

39 Bewertungen, 5 Kommentare

  • anonym

    20.02.2002, 01:17 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    meine Welt

  • nicki2807

    14.02.2002, 17:43 Uhr von nicki2807
    Bewertung: sehr hilfreich

    den Bericht kenne ich doch schon *ggg*

  • interola

    14.02.2002, 08:52 Uhr von interola
    Bewertung: sehr hilfreich

    auf ins Reich der Mitte

  • mousebear

    14.02.2002, 08:51 Uhr von mousebear
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wirklich sehr ausführlich. Gruß MOusebear

  • Abana1

    14.02.2002, 08:51 Uhr von Abana1
    Bewertung: sehr hilfreich

    Hallo! Ich bin Manu1111 von Ciao. Gruss, Manu