Peugeot Speedfight 2 Testbericht

Mit 12 Jahren waren meine Beine lang genug, um auf die Erde zu reichen. An dem Tag durfte ich das erste mal ein motorisiertes Zweirad selbst fahren. Nie werde ich den Tag vergessen, als mein Vater mir mit einem Schmunzeln den Schlüssel zu seinem Tomos - Motorrad in die Hand drückte und die Bedienung erklärte, und mich dann einfach machen ließ. Die ersten Runden drehte ich auf dem geräumigen Hof, im ersten Gang, ruckelnd und zuckelnd, mehr Gewürge als Fahrgefühl. Bis ich die Erlaubnis erhielt, auf die Straße hinauszufahren. Naja, Straße in dem Sinne nicht, denn wir wohnten auf dem Lande, und es waren Feldwege. Ich brauchte also weder Gegenverkehr noch Polizisten befürchten.

Schnell erlernte ich die Bedienung, das Ding hatte 3 Gänge und Handschaltung, aber es war himmlisch! So durfte ich dann hin - und wieder damit fahren. Das war 1969.

Dann sind wir nach Deutschland gezogen, das neue Leben brachte viele Veränderungen mit sich, Motorräder wurden unwichtig. Aber der Traum blieb.

25 Jahre später machte ich mit zwei Freundinnen Urlaub in der Türkei, und da es dort total broblemlos war, liehen wir uns Roller aus und streiften tagelang durch die Gegend. Wieder erlebte ich dieses Gefühl aufs neue, Fahrspaß pur, ohne Helme natürlich, Sommer, und Automatikroller!!! Das war meine größte Überraschung, dass ich nicht mehr mühsam kuppeln und schalten mußte. Von da an stand für mich fest: Es macht einfach riesig Spaß, mit Roller zu fahren!

Endlich, im Frühjahr 99 erlaubte mir mein Finanzkomissar, dass ich mir den Kindheitstraum nach rund 30 Jahren Wartezeit endlich erfüllen konnte.

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Technisches
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Otto 2 Taktmotor
100 cm3
7 KW = 10 Ps
Gewicht 100 kg
Zulässiges Gesamtgewicht 300 kg
Zweisitzer

Ich kaufte mir nach gründlichen Vorinformationen einen Peugeot Speedfight 100. Der damalige Preis lag bei etwa 4800 DM, und da ich keine Schrauberin bin, habe ich mich nicht getraut, einen gebrauchten zu kaufen, sondern ging zum örtlichen Händler, der auch eine Reparaturwerkstatt hat, und verliebte mich sofort in \"meinen Speedy\". Silbergrau - Metallic, 100 cm3 (konnte also noch mit meinem \"alten Dreier\" fahren), 10 PS, mit allen Möglichen Sachen, die andere Roller nicht unbedingt haben.

Speedy hat sowohl Elektro- als auch Kickstarter, was ganz praktisch ist, falls mal eines nicht funktionieren sollte. Das Fahrwerk ist stabil, mit einer besonderen Vorderradaufhängung, der Einarmschwinge, das besonders in den Kurven größere Stabilität bietet. © orahovo

Vollgetankt wiegt die Maschine etwa 100 kg, ist aber gut zu handhaben, man muss kein Herkules sein, um sie aufzubocken.

Der durchzugstarke Moror erlaubt es, an der Ampel jeden Autofahrer verblassen zu lassen, was mir Anfangs tierischen Spaß gemacht hat. Auf der Autobahn ist man hingegen mit gerade mal 105 km/h etwas unscheinbar ;-)) aber dafür ist der Roller ja auch nicht gedacht... Die eindeutige Stärke liegt im Stadtverkehr, wo ein \"Mitschwimmen\" absolut problemlos ist, sowie auf Landstrassen, wo die Höchstgeschwindigkeit der Autos auch auf 100 beschränkt ist.

Der Verbrauch ist natürlich von der Fahrweise und der Belastung (2 Personen!) abhängig. Ich habe im Durchschnitt etwa 3 - 4,5 Liter Normalbenzin verbraucht, sowie alle 5 Tankfüllungen 1/2 Liter Zweitaktöl. Die Maschine hat eine sogenannte Getrenntschmierung, das heißt, für Benzin und für Öl gibt es getrennte Behälter, und die Schmierung erfolgt automatisch. Da es ein Zweitakter (mit Luftkühlung) ist, duftet der Auspuff nach Trabbi *gg*. Geht der Ölvorrat zu Ende, gibt es eine rote Lampe, die daran erinnert, nun auffüllen zu müssen.

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Sicherheit
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Peugeot Speedfight ist Vorreiter auf dem Gebiet der Sicherheit. © orahovo Da gibt es also das ganz normale Lenkradschloss, das man normal auch kennt. Dann gibt es die elektronische Wegfahrsperre, das bedeutet, dass man nur mit dem Originalschlüssel fahren kann. Das ist eine gute Sache, nachgemachte Schlüssel haben keine Chance! Hat man eines verloren, kann man bei Peugeot nachbestellen, dieser muß dann aber \"aktiviert\" werden. Und dann gibt es serienmäßig eingebautes BOS - Schloss, das ist ein fast 1 Meter langes Stahlseil, das hinten eingebaut ist, bei Bedarf herausgezogen werden kann, um die Maschine an einem Baum oder Laternenpfahl festzubinden. Eine gute Sache, finde ich.

Die Doppelhalogenleuchten leuchten die Fahrbahn bei Nacht gut aus und bieten die Sicherheit, von Entgegenkommenden stets gesehen zu werden.

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Fahrkomfort
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Als mittelgroße Fahrerin saß ich sehr gut drauf, auch nach längeren Fahrten (bis nach Frankreich, Schweiz, Österreich, Ungarn...) bekam ich erst nach längerer Zeit Hinternweh. Der Betrieb mit Sozius ist auf Dauer unbequem, da die Fußrasten klein und ziemlich hoch angebracht sind. Die Straßenlage ist sehr stabil, was sich gerade in Kurven bemerkbar macht. Man kann diese schön mit \"reinlegen\" nehmen. Kleinere Unebenheiten im Straßenbelag werden von der Federung (verstellbar) gut geschluckt. Bei höherem Tempo vibriert die Maschine, wenn man Gas wegnimmt, aber da kann man sich dran gewöhnen. Ein Flattern bemerkt man bei ca 110 (Bergab, Rückenwind und Segeln *g*) da merkt man, dass da Schluss ist. © orahovo

Fahrer ab 175 cm Größe sitzen nicht gut drauf, ist eher was für kleinere Spezies...

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Optik
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Von Aussehen her sieht der Speedy ergonomisch und harmonisch aus, die Linienführung sieht sportlich aus. Ich habe mir noch einen Gepäckträger anmontiert, sowie ein Topcase, wo man alles gut unterbringen kann. Das Helmfach ist so groß, dass ein Integralhelm locker reinpasst.

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Zuverlässigkeit
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Absolut zuverlässig, in den 4 Jahren, die ich Speedy gefahren bin, hat er mich nie in Stich gelassen! Ich hatte einmal eine Reifenpanne (in einen Metallteil reingefahren, Reifen geplatzt). Das wars. Ansonsten habe ich keine Pannen oder Probleme damit gehabt. Das setzt natürlich voraus, dass man die Maschine pfleglich behandelt, aber das ist bei anderen ja auch so. Regelmäßig Öl nachfüllen, Batteriepflege, Reinigung, Bremsen kontrollieren, und Du hast ein Roller, der Dich viele Jahre zuverlässig überall hinbringt, wo Du hinmöchtest!

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Zusammenfassung
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Spritziger, zuverlässiger Roller, gute Straßenlage, Sicherheitsstandards hoch, durchschnittlicher Benzin- und Ölverbrauch, schöne Optik - absolut empfehlenswert!!!

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Abschied
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Dies ist eigentlich ein Abschiedsgeschenk für meinen Speedy. Denn das Fahren hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich mehr wollte, also habe ich den \"großen\" Motorradführerschein gemacht, mit 45 Jahren. Vor kurzem habe ich nun ein \"richtiges\" großes Motorrad gekauft und trenne mich schweren Herzens von Speedy, in der Hoffnung, dass der nächste Besitzer genau so liebevoll damit umgeht...

© orahovo
1. 6. 2003