Pfirsichbaum Testbericht

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Erfahrungsbericht von Karl49

Pfirsiche aus dem eigenen Garten

Pro:

Man hat selbst etwas herangezogen

Kontra:

Gewisse Frostempfindlichkeit

Empfehlung:

Ja

Hallo Leute

Viele Gartenbesitzer sind ja der Meinung, dass man Pfirsiche in Deutschland nicht vernünftig kultivieren kann und nur einige Wildsorten wachsen würden. Dem muss ich aber aus einer über 20 jährigen Gartenpraxis widersprechen. Man muss nur ein paar ganz kleine Dinge beachten.

1. Die örtliche Sortenwahl

Ich möchte es mir nicht mit irgendwelchen Baumgärtnern verderben, aber ganz entscheidend ist neben der Sortenwahl das Herkunftsland, aus der man das Saatgut für den Baum oder die kleinen Pflänzchen selbst bezogen hat. Denn die meisten Gartenmärkte und Gärtnerei ziehen Ihre Bäume nicht selbst, sondern beziehen sie von irgendwelchen Lieferanten. Und die sind dort, wo die meisten Pfirsiche herkommen, aus den südlichen Ländern. Wird jeder sagen, ist ja logisch. Und da bekommt man nun mal nur Pflanzen, die sowohl von der Anzucht, als auch von den genetischen Bedingungen her nicht besonders an die rauen Winter bei uns angepasst sind. Und es passiert das, was viele befürchten. Die Bäume frieren zurück und blühen häufig nicht richtig. Und wo kommen die Pfirsiche her? Na aus Italien, Spanien, Griechenland usw.

Und trotzdem findet man vor allem im Osten Deutschland (wo das Klima sogar etwas rauer als in Süd- oder Westdeutschland ist) viele selbst in diesem Jahr gut tragende Pfirsichbäume. Bei mir ist beim letzten gar nicht mal so starkem Wind ein Ast mit 6 cm Durchmesser unter der Last der Pfirsiche runter gebrochen. Wie das?

Das Geheimnis liegt in der Herkunft der Sorten. Da der DDR-Bürger wenige Pfirsiche aus den südlichen Ländern zu sehen bekam, musste er sich andere Quellen zuwenden.

Ungarn. Denn dorthin sind zwar nicht viele DDR-Bürger gekommen, aber genug, um genügend Pfirsichkerne mitzubringen. Denn Ungarn hat (vor allem im Winter ) ein deutlich raueres Klima, als die südlichen Länder, wo jetzt so die Pfirsiche und Pflanzen herkommen. Und damit hat das Pflanzmaterial aus dieser Gegend viel bessere Eigenschaften für unsere raueren klimatischen Bedingungen.

2. Die Aussaat

Wie ging nun der DDR-Bürger vor? Die Pfirsichkerne wurden noch im Herbst an einer geschützten Stelle im Garten so an die 5-6 cm tief vergraben und nur bei starkem andauernden Frost mit etwas Reisig abgedeckt. Es gehen zwar nicht alle Kerne auf, aber es reichen für einen Garten ja auch 2-3 Stück. Diese 3 stärksten Pflanzen wurden stehen gelassen und der Rest entfernt, damit sich die Pflanzen gut entwickeln konnten. Schon nach dem ersten Jahr erreichten die Pflanzen eine Höhe von 20 cm.

Wichtig: Die Kerne sollten möglichst von Früchten stammen, die wegen Reife vom Baum gefallen sind. Bei hier in Deutschland gekauften Früchten keimt zwar auch manchmal, aber wesentlich seltener.
Die besten Kerne findet man, wenn man Ende September über ein abgeerntete ungarische Pfirsichplantage streift, und dort die Kerne heruntergefallener Früchte nimmt.

3. Die Weiterkultur

Schon im 3. Jahr konnten die kleinen Bäumchen dann an die Stelle gesetzt werden, an der sie dann später ihren Ertrag bringen sollen. Dabei wird wie beim Pflanzen eines jeden anderen Baumes eine schöne große Pflanzgrube ausgehoben und reichlich Kompost untergemischt und vor dem Pflanzen natürlich ein Pflanzstab zum Anbinden gesetzt. Ab dem 5. oder 6. Jahr hatte ich schon die ersten Früchte. Der Vorteil des Pfirsichbaumes ist, dass er zu den schnellwüchsigen Obstsorten zählt.

Und der Pfirsichbaum ist pflegeleichter, als jeder Apfelbaum. Bei meinem ältestem Exemplar, der jetzt gut 20 Jahre steht habe ich nur eine ernsthafte größere Schnittmaßnahme durchgeführt. Ansonsten beschränkte sich die Pflege nur auf das Herausschneiden von abgestorbenen Ästen. Irgendwelche Spritzmaßnahmen habe ich an dem Baum überhaupt noch nicht durchgeführt.

Die Früchte sind sicherlich nicht so groß, wie in der Kaufhalle, aber im Geschmack kommen sie alle mal mit. Und Früchte mit 7-8 cm Durchmesser sind auch dabei. Wobei die Fruchtgröße sehr stark mit der Blüte zusammenhängt, wie bei anderem Obst auch. Wurden durch fehlenden Bienenflug (Kühle im Frühjahr) wenige Blüten befruchtet, dann gibt es weniger Früchte, die dafür groß sind. Dieses Jahr (2003) wird es wohl anders werden. Der eine Baum hängt krachend voll (trotzdem haben Früchte am 15.7. bereits einen Durchmesser von ca. 4 cm.), es werden wohl viele kleinere Früchte werden, wenn ich mich nicht zum Ausdünnen entschließe, schon wegen der Trockenheit.

4. Die Ernte

Die hier beschriebene Sorte reift Ende August bis Mitte September. Auch wenn die Erträge schwanken, hatte ich die letzten 10 Jahre einen regelmäßigen sehr hohen Ertrag. Nicht so stark schwankend, wie vielleicht bei meinen Äpfeln, wo meist nach einem sehr starkem Jahr dann ein sehr ertragsschwaches Jahr folgt. Ich bin aber nicht der Typ Gärtner, der penibel auflistet, wie viel Kilo er geerntet hatte. Letztes Jahr hatte ich von 2 Bäumen einen Ertrag, dass unsere 3-köpfige Familie bis zum Abwinken essen konnte. Der Baum dieser Sorte hat jetzt einen Stammdurchmesser am Boden von ungefähr 15 cm. Der Baum ist ca. 4-5 m hoch und sehr breitwüchsig. Man sollte einem Pfirsichbaum viel Platz reservieren. Deshalb hatte ich auch von den 3 ran gezogenen Bäumchen einen entfernen müssen. Für die oberen Früchte braucht man schon Leiter und Obstpflücker (Stange mit Säckchen dran).

5. Frostschutz

In den ersten Jahren ist ein Frostschutz dahin gehend notwendig, dass der Stamm am Boden etwas geschützt wird, wenn Barfrösten von unter minus 10 Grad drohen. Meist lege ich am Stämmchen dann das abgeschnittene Kraut der Sommer- und Herbstblumen ab, was schon reicht. Im Frühjahr wandert dann das Zeug auf den Kompost. Ein Mal hatte ich diesen Frostschutz vergessen. Da hatte ich aber auch das Pech, dass in den 80 ziger Jahren mal ein Barfrost von unter Minus 15 Grad herrschte (mehrere tage). Da ist das Bäumchen bis auf eine Handbreit über dem Boden abgefroren.

In dieser Situation kam aber der Vorteil der kernechten Anzucht zum Tragen. Das Bäumchen hat im Frühjahr trotzdem nochmals ausgeschlagen. Einen der sieben Äste habe ich stehen lassen (Am besten den, der am senkrechtesten steht) und der ist jetzt zu diesem 15 cm Stamm herangewachsen. Schon im 2 Jahr nach dem Herunterfrieren hat das Bäumchen wieder einige Früchte getragen. Da der Wurzelballen erhalten blieb, kommt die Regel zur Wirkung, je weiter ich einen Baum ausschneide, umso stärker wird er am Rest wieder austreiben.


Fazit
Mit gekauften Pfirsichbäumchen hat man in Frost gefährdeten Tallagen (wie bei mir im Südharz) meist nicht viel Freude. Lasst Euch von Ungarnurlaubern im September ein paar Kerne mitbringen und Ihr werdet an Eurem Pfirsichbäumchen viel Freude haben. Oder Ihr schaut mal in den neuen Bundesländern bei Bekannten und Verwandten in den Garten. Ich habe pro Jahr im Laufe des Sommers mindestens ein kleines Pfirsichbäumchen, weil ich beim Umgraben im Herbst einen Kern mit Untergegraben habe, der dann wieder ausgetrieben hat.

Meint Karl49

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