Pflegekinder Testbericht

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Erfahrungsbericht von BieneK24

Auch Geschwister können mal zu eigenen Pflegekinder werden !!!!!!!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Nicht nur fremde Kinder sind Pflegekinder, sondern auch Geschwister können Pflegekinder werden.
Immer mal wieder hört man, dass einige ihre Geschwister großziehen, aber man liest wenig über dieses Thema.

Wie ich durch den Tod der Eltern die Pflegschaft meiner Schwester bekommen habe, erzähle ich hier in meine Geschichte.

Welche Behörden usw. ich persönlich aufsuchte um die Pflegschaft und eine finanzielle Unterstützung zu bekommen. Kleinere Probleme ergaben sich in der Erziehung.

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Vorgeschichte:
Meine Mutter war zum zweiten mal mit einem Mann verheiratet und aus dieser Ehe stammt meine Schwester (manche sagen Halb-Schwester, für mich ist es meine Schwester !).
Mein Stiefvater verstarb 1984 an einer schweren Krankheit und so zog meine Mutter die Kinder (meine Schwester geb. 1979 + Bruder geb. 1973), alleine groß.

Ich war bereits verheiratet und hatte zwei eigene Kinder.

Ende Februar 1993 erfuhr meine Mutter, dass sie Lungenkrebs im Endstadion hat und bald sterben muß.
Meine Mutter sagte bevor sie im April 1993 verstarb, daß ich mich um meine Geschwister kümmern solle.
Um eine Unterstützung zu bekommen, solle ich auf das Sozialamt gehen, die würden mir bestimmt weiterhelfen.
Sie erklärte mir noch viele andere Dinge, doch ich wollte davon nichts hören.

Meine Mutter war tot, was sollte ich nun tun ?

Ich überlegte was sie mir vorher alles sagte, aber es fiel mir nicht mehr ein.
Auf einmal schoss in meinen Kopf, dass sie irgend etwas vom Sozialamt gesagt hatte.
Ich hatte große Angst, dass mir das Jugendamt meine kleine Schwester ins Heim stecken könnte, also mußte ich was unternehmen.

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Behördengang:
Am zweiten Tag nach dem Tod meiner Mutter ging ich zum Sozialamt, an der Hand meine Schwester, und an meiner Seite- mein Bruder.
Ich erklärte einem Sachbearbeiter die Situation und bat um Hilfe.
Er sagte ich solle auf das Amtsgericht gehen, er erklärte mir den Weg dorthin.

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Amtsgericht:
Sofort machten wir uns auf den Weg zum Amtsgericht !
Als wir die Treppe des Gerichts hoch liefen und auf einen langen Gang im Flur kamen, begegnete uns ein Mann.
Er fragte freundlich zu wem wir wollen.

Das wußte ich doch selbst nicht !

Ich erzählte dem Mann was passiert war und das ich Angst hatte, dass mir das Jugendamt meine Schwester ins Heim stecken könnte.

Meine Worte überschlugen sich und ich hatte nicht die geringste Ahnung, wer der Mann eigentlich ist.
(Hätte auch einer von der Straße sein können)

Der Mann zeigte volles Verständnis und bat uns in sein Büro.
Er fragte uns dann noch einige Dinge, die ich quer durcheinander beantwortete: z.b ob man verschuldet ist (dazu zählt nicht ein Darlehen für ein Haus ). Sparbücher des Pflegekindes usw.
Der Mann griff zum Telefon und redete mit jemanden, ich allerdings bekam vor Aufregung nicht mit, wen er da am Hörer hatte.

Nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, griff er in eine Schublade und holte einen blauen Paß heraus.
Er fragte meinen Bruder ob er damit einverstanden sei, dass ich meine Schwester bei mir aufnehme.

Der Mann übergab mir den auf mich ausgestellten blauen Paß.
Eine sogenannte Bestallung !
Diesen benötigt man um Kinder in der Schule anzumelden oder andere Behördengänge zu erledigen.

Mit diesem Paß hatte ich die Pflegschaft über meine Schwester bekommen.
Ich war froh und bedankte mich tausendmal für seine Hilfe.

Gott sei Dank !!! Ich hatte es geschafft und auch gleich den richtigen Mann an der Angel.

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Schulwechsel:
Am nächsten Tag fuhren wir in die Schulen, meine Schwester mußte abgemeldet und in der neuen Schule angemeldet werden.
Dies klappte prima und zum Trauern hatte ich keine Zeit. Zur Anmeldung mußte ich den blauen Paß vorlegen, wo eine Kopie gemacht wurde und in die Akte kam.

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Es vergingen einige Wochen und die Lebenshaltungskosten stiegen bei der großen Familie enorm.

Neue Kleidung, Schulsachen, Lebensmittel, Waschmittel und und und

Das Geld wurde knapp und es reichte nur noch für die nötigsten Dinge. Aus einem vier Personenhaushalt wurde ein sechs Personenhaushalt, dass machte sich bemerkbar.
Mein Bruder lebte ja auch bei uns, da er noch in die Lehre ging und wenig Geld verdiente.

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Jugendamt:
Ich entschloss mich zum Jugendamt zu gehen um dort eine finanzielle Unterstützung zu bekommen.
Die stellvertretende Bearbeiterin- ein junges Ding, hatte wenig Ahnung und meinte wir würden keine finanzielle Unterstützung bekommen, da es meine Schwester sei.
Ich fragte das Mädel ob ich denn gezwungen werde, meine Schwester zu ernähren und ohne Unterstützung groß zu ziehen.
(Die für uns zuständige Sachberarbeiterin war gerade in Urlaub)

Die junge Dame wußte nichts zu antworten, sie schrieb sich die Daten usw. auf und sagte, dass sie sich mit uns in Verbindung setzen.

Es vergingen ein paar Wochen und immer noch hatte ich nichts vom Jugendamt gehört.

Ich schrieb einen Brief indem ich nochmals alles erklärte und um Hilfe bat.

Es tat sich nichts!

Es vergingen dann die Monate und ich hatte immer noch keine Antwort auf meine Briefe und Telefonate erhalten.

Nach einem ganzen Jahr, hatte ich nun die Nase voll und schrieb wieder einen Brief mit 7 Seiten, indem ich fragte ob man sich nicht für meine Schwester, die Vollwaise war, interessieren würde.

Der Brief hatte gezogen !

Ich bekam einen Anruf von einer sehr netten Frau, die mir sagte das unsere Angelegenheit bei ihr nicht bekannt gewesen sei.
Wir machten einen Termin bei mir zu Hause aus, da sie gerne sehen wollte, in welchem Verhältnis meine Schwester lebt (dies ist gesetzlich vorgeschrieben ).

Damit hatte ich ja nun kein Problem .

Die Sachbearbeiterin klärte uns über ein Pflegegeld auf, was mir als Pflegeperson zustand. Sie unterhielt sich mit uns sehr freundlich, man wurde nicht ausgefragt oder sonstiges.

Mittlerweile bekamen wir auch die Vollwaisenrente
( zu beantragen beim Rentenamt ), die uns über Wasser hielt bis das Pflegegeld gezahlt wurde.
Mein Bruder war nun nach einem Jahr ausgezogen, hatte eine eigene Wohnung.

Nach etwa 3 Monaten kam regelmäßig das Geld und wir richteten meiner Schwester erst einmal ein neues Zimmer ein.

Einmal im Jahr mußte ich einen schriftlichen Bericht für das Jugendamt ausfüllen, indem gefragt wurde wie die Schulischen Leistungen sind, Probleme bei der Erziehung usw.

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Sehr große Probleme bei der Erziehung gab es eigentlich nicht.
Meine Schwester war nur oftmals bockig, na ja, das war die Pubertät.

Zoff gab es zwischen uns wegen Kleinigkeiten:

z.B. wenn sie meine Anziehsachen trug die dann verschwunden oder verschmutzt waren.
Dreimal täglich die Haare gewaschen hat (na,ja etwas übertrieben).
Licht und andere Geräte tagsüber an waren, ohne das sie zu Hause war.
Die Schule schwänzte um in der Stadt herum zu laufen (angeblich hatte sie Bauchschmerzen oder andere Ausreden).
Den schlechten Umgang mit ihrer Freundin, eine erwachsene Frau, die meiner Schwester Flausen in den Kopf setzte und versuchte in die Erziehung ein zu greifen.
Es fanden tägliche-stundenlange Telefonate statt, die unsere Rechnungen in die Höhe trieben.

Wenn meine kleine Schwester nicht gerade am telefonieren war, dann lag sie Mist bei der Feundin.

Und diese Freundin hatte ich gefressen wie 10 Pfund Schmierseife !

Ich fragte mich was ich falsch machte, warum geht meine Kleine Schwester mit Problemen zu ihrer Freundin und sprach nicht mit mir darüber?

Irgendwie mußte ich die Situation in Griff bekommen, da wir uns fast täglich zankten.
Ich setzte mich mit ihr zusammen und wir redeten über unsere Probleme.
Es stellte sich heraus, dass sie Eifersüchtig auf meine Kinder war, da meine Kinder eine Mutter und einen Vater hatten, und sie nicht.
Sie suchte Liebe, Geborgenheit und jemanden der ihr zuhörte.

In der darauf folgenden Zeit redeten wir immer wieder über alle möglichen Dinge und ich schaffte es, Vertrauen aufzubauen.
Auch ließ ich die Zügel in der Erziehung etwas lockerer, denn ich hatte keine Lußt eine Ersatzmutter zu sein. Ich wollte eine Freundin für meine Schwester werden.

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Beim Hobeln fallen Späne:
Mittlerweile war meine Schwester 16 Jahre geworden und ich dachte, na wann hat sie wohl den ersten Freund.
Eines Tages holte ich sie vom Reiten ab, und siehe da , sie lief Hand in Hand mit einem Jungen herum.
Ich tat erst so, als wenn ich nichts bemerkt hatte, bis wir auf das Thema kamen und sie erzählte mir alles.
Mit dem Jungen war sie nur ganz kurz befreundet.

Wir überlegten ob es nicht doch schon besser sei, wenn sie die Pille bekommt, man weiß ja nie.

Eines Tages stand dann ihr erster fester Freund vor der Tür.
Es dauerte nicht lange, ich weiß es noch als wäre es gestern gewesen.
Meine Schwester kam Mittags nach Hause, ich saß gerade am Küchentisch und sie legte mir ohne Worte einen Zettel auf den Tisch.

Ich las den Zettel
Ich las den Zettel noch einmal, und ich lachte los
Sie war Schwanger!
Man sollte ja auch nicht vergessen die Pille regelmäßig zu nehmen.

Wir redeten darüber, es war für sie klar, dass sie das Baby bekommen möchte. Ich war froh, dass sie auch so dachte, denn ich finde Abtreibung nicht so toll. Man sollte für seine schönen Fehler, gerade stehen.

Wir fingen an den Dachboden auszubauen, denn das Zimmer was sie hatte war mit einem Baby zu klein.

Mit fast 17 Jahren bekam sie das Baby, lebte noch einige Zeit bei uns im Haus.
Heute ist meine Schwester glücklich verheiratet und wir haben ein super tolles Verhältnis. Wir sind mehr Freundinnen, als Geschwister, trotz das ich jetzt soweit von ihr entfernt wohne.

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Was ich vergessen habe zu Schreiben,
die Vormundschaft für das Baby übernahm bis zum 18.Geburtstag meiner Schwester das Gericht.
Die Bestallung für meine Schwester lief bei ihrer Volljährigkeit aus und ich mußte den Paß zurück an das Gericht geben.

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Meine Kinder kamen mit der Situation sehr gut zurecht, wir erklärten ihnen alles und redeten oft miteinander.
Ich versuchte alle meine Kinder gleich zu halten, ob mit Kleidung oder anderen Dingen. Mein Mann stand immer zu mir, egal was auch passierte, da wir eine Katastrophen-Familie sind, immer ist was anderes bei uns los.

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Vileicht konnte ich mit meinem Bericht einigen helfen, die vor so einer Entscheidung stehen oder mal stehen werden.

Ich selbst würde immer wieder innerhalb der Familie, beim Tod der Eltern , Kindern ein neues zu Hause geben.
Kinder brauchen viel Geborgenheit und Liebe, wo sollten sie das am besten bekommen ?

Viele Grüße
eure BieneK24
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