SpellForce: The Order Of Dawn (PC Strategiespiel) Testbericht

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ab 13,09
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Erfahrungsbericht von thklottka

SPELLFORCE - T.O.O.D. - ALLES, WAS MAN WISSEN MUSS

Pro:

-Fantastische Grafik -Genialer Genre-Mix -Exzellente Soundkulisse -Spannende Story -Click\\\'n\\\'Fight System

Kontra:

-Designschnitzer -Enttäuschender Mehrspielermodus

Empfehlung:

Ja

Acht Jahre sind vergangen, seit die Konvokation das Reich Northander spaltete. Von den Verlockungen böser Götter in die Irre geführt, riefen die 13 Magier des Zirkels die elementaren Kräfte der Welt an, um sie zu beherrschen. Doch die Erde brach auseinander und Northander wurde in 22 Inseln zerteilt, die durch magische Portale miteinander verbunden sind. Nun haben sich die Verhältnisse einigermaßen normalisiert, da droht neues Unheil - böse Kreaturen kommen aus ihren Löchern gekrochen und Krieg überzieht das Land. Da beschließt Rohen, einer der letzten überlebenden Zirkelmagier, einen der alten Runenkrieger ins Leben zu rufen und ihn gegen die bösen Heerscharen in den Kampf zu schicken.
Und hier kommt ihr zum Zuge. Vor Beginn der Kampagne bastelt man sich seinen ganz eigenen Charakter, auch Avatar genannt. Nach der Wahl des Geschlechts und dem Bestimmen des optischen Erscheinungsbild durch Auswählen eines von mehreren Dutzend verschiedenen Gesichtern geht es an die \'inneren Werte\'. Für jeden Avatar gibt es sieben Gebiete der northandrischen Kriegskunst, von denen er sich zu Anfang auf eins spezialisieren darf. Jede Fähigkeit besitzt zudem noch Unterpunkte, wie Schilde, Armbrust, Natur- oder Erdzauber. Für Krierger steht folgendes zur Auswahl: Leichte Kriegskunst, Schwere Kriegskunst, Fernkampf. Und für alle Magiefreunde gibt es vier Arten der arkanen Zauberkunst: Weiße Magie, Elementarmagie, Mentalmagie und Schwarze Magie
Danach verteilt man noch einige Pünktchen auf die sieben Attribute (Stärke, Ausdauer, Geschicklichkeit, Wendigkeit, Intelligenz, Weisheit, Charisma) und schon ist der Held fertig gebacken. Eine Klasse kann man ebensowenig auswählen, wie eine andere Rasse als Mensch, dennoch wird an dieser Charaktergenerierung die Zielsetzung der Phenomic Studios mit SpellForce sehr deutlich: Ein Echtzeit-Strategiespiel mit einem, in dieser Konzentration, bisher noch nie dagewesenen Prozentsatz an echtem Rollenspiel.

Nach einem kurzen Tutorial, welches die wichtigsten Aspekte des Spiels erklärt, beginnt die spannende Kampagne von SpellForce. Das Spiel startet an einem Runenmonument, wo Rohen euch einweist und kurz darauf verschwindet. Auf dem Weg in die nächste Stadt erfahrt ihr von einem bösen Komplott, ein anderer Zirkelmagier will den freundlichen Alten eine Falle stellen. Nun heißt es, Rohens Spur schnell zu folgen und ihn rechtzeitig zu warnen...
In der zuvor erwähnten Stadt Graufurt verdichtet sich der Eindruck, ein waschechtes Rollenspiel zu spielen. Mehrere Dutzend NPCs bevölkern die liebevoll modellierte Metropole und bieten dem Spieler auf Nachfrage mehr oder weniger wichtigen Missionen an. Praktisch: Durch ein Frage- bzw. Ausrufezeichen, welches über den Köpfen der Personen schwebt, erkennt man sofort, ob es sich bei dem angebotenen Auftrag um eine optionale Nebenquest handelt, oder ein wichtiger Auftrag, der die Story entscheidend weiterbringt, seiner Erfüllung harrt. Zudem treiben sich in der Stadt noch unzählige Händler herum (erkennbar an der über ihnen schwebenden Münze), bei denen der geneigte Abenteurer eine Fülle an Ausrüstungsgegenständen, Magiespruchrollen oder Runen kaufen kann.
Runen? Ja, dies ist ein besonderer Aspekt von SpellForce. Jede Einheit der insgesamt sechs Rassen wird an einem Runenmonument beschworen, welches nur dann aktiviert werden kann, wenn man die passende Rune im Gepäck hat. Nach und nach lassen sich bessere Runen finden oder kaufen, wodurch die Statistiken der Einheiten wie Lebenspunkte oder Angriffsstärke steigen. Neben solchen Rassenrunen gibt es noch eine weitere Art dieser magischen Steine: Mit Heldenrunen lassen sich maximal fünf unsterbliche Kämpfer aus längst vergessenen Epochen beschwören, die daraufhin dem Avatar folgen. Sie besitzen ein eigenes Inventar und individuelle Charakterwerte, steigen jedoch im Gegensatz zur Hauptfigur nicht im Level auf.

Und damit sind wir auch schon beim nächsten Punkt: Rollenspieltypisch sammelt der Avatar mit jedem erschlagenden Monster und jedem erfüllten Auftrag Erfahrungspunkte, die sich irgendwann in einem LevelUp niederschlagen. Bis zur 30. Stufe kann der Überheld aufsteigen und dadurch zu einer äußerst effektiven Ein-Mann-Armee mutieren. Nach jedem Levelaufstieg kann man einerseits fünf Punkte frei auf die Attribute verteilen und andererseits die Fähigkeiten ausbauen. Entweder erlernt man neue Skills (maximal drei verschiedene Gebiete) oder baut die bisherigen weiter aus. Hier lohnt es sich, sich auf ein Gebiet zu spezialisieren, denn Kämpfer/Magier Kombinationen, die von allen etwas, aber nichts richtig können, werden niemals die wirklich guten Ausrüstungsgegenstände tragen können und sind schon bald Drachenfutter. Natürlich müssen vor dem Steigern einer Fertigkeit die Attribute entsprechend ausgebaut sein. Logisch, dass ein schwertschwingender Krieger mehr Punkte auf Stärke und Ausdauer, denn auf Weisheit und Charisma legt.
Während der Reise durch das Land Northander findet der Avatar bei erschlagenen Gegnern eine endlose Palette an Ausrüstungsgegenständen. Von Rüstungen und Helmen, über Ringe und Schilde bis hin zu zweihändigen Äxten oder Schwertern: Schon bald ist das seitensweise abrufbare Inventar mit zahllosen Items gefüllt. Praktisch, dass man nahezu unendliche viele Gegenstände mit sich herum tragen kann und es keine Beschränkungen in Hinsicht auf Gewicht und Größe gibt. Für alle Gegenstände, die in einem Auftrag eine Rolle spielen, existiert ein zusätzliches Inventar, das zudem ein übersichtliches Tagebuch enthält. Leider sind darin so gut wie nie die Aufenthaltsorte wichtiger Ansprechpartner verzeichnet, sodass man oft sein Gedächtnis bemühen muss.Aber beenden wir nun mal die Vorstellung des Rollenspielteils. Immerhin wird SpellForce von Entwickler Phenomic als \'Echtzeit-Strategie-Rollenspiel\' beworben. Und jener Strategieteil nimmt einen nicht gerade geringen Stellenwert im Spiel ein. Wie gesagt, produziert man an den Runenmonumenten Arbeiter, welche sich dann daran machen, bis zu sechs Rohstoffe zu sammeln, von denen jede der sechs Rassen (Menschen, Zwerge, Elfen, Orks, Trolle und Dunkelelfen) allerdings maximal vier abbauen kann. Trotzdem kann es sein, dass z.B. Elfen für ihre stärksten Einheiten Eisen brauchen, welches sie jedoch nicht selbst beziehen können. Dazu muss man ein weiteres Runenmonument der Menschen oder Zwerge erobern und mit deren Sammlern Eisen schürfen. Zudem muss man aufpassen, dass man nicht Einheiten der dunklen (Orks, Trolle, Dunkelelfen) mit denen der hellen Seite (Menschen, Zwerge, Elfen) mischt, denn in diesem Fall marschiert das Heer nicht auf den Feind zu, nein, es entbranten in den eigenen Reihen erbitterte Kämpfe.

Hat man also genügend Rohstoffe gesammelt, um die ersten Gebäude zu bauen, sorgt man erst einmal für einen steten Strom an Holz, Stein, Eisen, Adamantium, Lenyakraut, Aria-Elixier und Nahrung. Dazu baut man Produktionsbetriebe wie Rinder- oder Getreidefarmen, Eisenminen und Lenyalagerstätten, deren Mitarbeiter doppelt so effektiv wie gewöhnliche Bürger Rohstoffe sammeln. Ist das erledigt, werden die ersten Militärgebäude erbaut. Nach und nach wachsen Schmieden, Tempel, Keulenmacher und Bogenschießplätze aus dem Boden, die, mit einem Arbeiter besetzt, fortan gewährleisten, dass die den Gebäuden zugeordneten Einheiten produziert werden können. Jede Rasse kann zudem einige Upgrades erforschen, wodurch Elfenhüterinnen beispielsweise ein Eisschwert erhalten, oder Zwergenkrieger einen mächtigen Rundumschlag ausführen können. Damit man nicht gleich zu Anfang alle Einheiten einer Rasse rekrutieren kann, müssen zuerst sogenante Baupläne in die dafür vorgesehenen Plätze im Inventar gelegt werden. Diese nimmt man entweder erschlagenen Feinden ab, erhält sie als Belohnung für erfüllte Aufträge, findet sie an entlegenen Orten in herumstehenden Kisten oder aber kauft sie bei einem Händler, wobei man zu Letzterem eher selten Gelegenheit bekommt.
Ist die Armee aus Klerikern, Bogenschützen, Steinewerfern, Druiden, Zauberern und Paladinen bereit, (das Einheitenlimit liegt bei 80 und lässt sich durch Nahrung stufenweise erhöhen) zieht man in Richtung Feind. Besonders schlagkräftige Titanen, wie ein, den Ents aus dem Herrn der Ringe verdächtlich ähnlich sehenden Baumwächter oder ein riesiger Greifenreiter unterstützen zusammen mit dem Heldenquintett plus Avatar das Heer.

Bereits beim Spielstart dürfte Besitzer schnellerer Rechenmaschinen (denn allein die sind dazu imstande, die volle Pracht von SpellForce wiederzugeben) eine Weile vor Staunen der Mund offen stehen bleiben, denn die Optik schlägt wirklich alles, was in letzter Zeit in beiden Genres (Echtzeit-Strategie und Rollenspiel) geboten wurde. Die bereits in AquaNox 2 Verwendung gefundene K.R.A.S.S. Engine wurde von Entwickler Phenomic derart umgemodelt, dass sie nun ohne Probleme mehrere Hunderschaften detaillierter Einheiten darstellen kann und das in einer noch nie dagewesenen Detailfülle. Besonders gut zur Geltung kommt die Grafik, wenn man auf die Third-Person-Perspektive des Avatars umschaltet. Dann folgt die Kamera dem Helden und lässt einen all die kleinen Details erblicken, die SpellForce zu einem Augenschmaus machen. Die einheimische Flora und Faune in den Levels lässt geradezu den Eindruck entstehen, durch einen besonders prächtig blühenden Garten zu wandern. Überall grünt es, Tiere springen über den Weg und Wasser plätschert leise dahin. Optische Abwechslung bieten Schnee- und Dürregebiete.
Die Effekte setzen neue Maßstäbe und lassen jeden Zauber zu einem Erlebnis werden. Eindeutiger Höhepunkt des ganzen: Der glühende, funkenstiebende Ork-Titan. Wo der hintritt, wächst wirklich kein Gras mehr. Die Animationen wirken bei einigen Bewegungsabläufen zwar etwas steif, aber das fällt angesicht der optischen Pracht so gut wie gar nicht ins Gewicht.
Auch bei der Akkustik schien Phenomic bestrebt zu sein, die Genre-Könige von ihren Plätzen zu verdrängen. Ein epischer Soundtrack untermalt das Geschehen auf dem Bildschirm perfekt und die Synchronstimmen der erfreulich umfangreichen Dialoge überzeugen durchweg. Die Soundkulisse passt zum Rest, überall wird angemessen realistisch mit den Säbeln gerasselt und schmerzerfüllt gestöhnt.

Besonders intensiv haben sich die Entwickler mit der Steuerung des Programms beschäftigt. Normalerweise läuft das im Echtzeit-Genre ja so: Während einer riesigen Schlacht wird hektisch im Gewühl nach dem Helden gesucht. Hat man ihn endlich gefunden, klickt man die gewünschte Fähigkeit an und muss dann auch noch das entsprechende Ziel auswählen. Da diese Vorgehensweise ganz schnell in Stress ausartet und zusehends an den Nerven kratzt, hat sich Entwickler-Urgestein Volker Wertich etwas Besonderes ausgedacht: Das Click\'n\'Fight-SystemIn SpellForce macht man nur einen Klick auf den Gegner und schon werden einem unter den Portraits des Avatars und der Helden, sowie allen, mit einem Klick festgelegten Gruppen, alle verfügbaren Zaubersprüche und Spezialfähigkeiten, welche man auf diese Kreatur sprechen kann, angezeigt. Wenn man einen Verbündeten anklickt werden statt den Angriffs- Heil- und Unterstützungszauber angeboten, je nach Art des Ziels. Dies vereinfacht die Schlachten enorm, da man zudem mit der Tab-Taste den stärksten Gegner in der Nähe auswählen kann. Zudem agieren die normalen Einheiten relativ eigenständig: Druiden heilen die Kämpfenden und Zauberer sprechen automatisch kleinere Angriffssprüche.
Schade, dass die KI der eigenen Leute und Gegner nicht viel hergibt. Der Feind wirft eurer Basis einfach nur Welle um Welle neuer Gegner entgegen, welche an bestimmten Spawnpunkten alle paar Sekunden entstehen. Dieser Nachschub stoppt erst, wenn man alle umliegenden Gebäude zerstört hat. Negativ fällt zudem auf, dass der KI-Gegner keinerlei Ressourcen benötigt - Kämpfe um wichtige Rohstofffelder bleiben im Einzelspielerpart also aus. Die Wegfindung ist dagegen recht gut gelungen, die Einheiten finden anstandslos zum Ziel.

Doch viele kleine Designschnitzer trüben den Spielspaß: Sage und schreibe drei verschiedene Haupthäuser muss man bei jeder Rasse errichten, um alle Einheiten bauen zu können, anstatt das Gebäude einfach upgraden zu können. Wenn man ein Gebiet verlässt, werden alle aufgedeckten Bereiche der Karte wieder verdeckt - nerviges Suchen nach bestimmten Personen ist an der Tagesordnung. Zwar stehen Dutzende Seelensteine in der Landschaft herum, die wie Wegpunkte funktionieren, doch aufgrund der wirklich riesigen Karten ist oftmals endloses Gelatsche durch die Pampa angesagt.
Nebenbei legte SpellForce nicht gerade einen glücklichen Start hin: Der Kopierschutz verhinderte auf etlichen Systemen die Installation, ebenso wie der kaum entzifferbare Keycode. Zum Glück hat Phenomic schnell reagiert und ordentlich gepatcht.

Mit großer Spannung wurden Details über den Mehrspielermodus von SpellForce erwartet. Gerüchte über eine persistente Onlinewelt machten die Runde, nicht zuletzt, da im Strategiegenre das Spiel mit menschlichen Gegnern darüber entscheidet, wie lange ein Programm bei den Fans aktuell bleibt. Eindrucksvolle Beispiele sind WarCraft 3 oder Starcraft.
Leider hat Phenomic wohl alles, was an Ideen und Kraft da war, in den Einzelspielermodus gesteckt, denn im Multiplayer gibt SpellForce nicht viel her. Gerade mal ein ärmlicher Spielmodus (einfaches Deathmatch) mit bis zu 8 Spielern lassen die Herzen nicht gerade höher schlagen. Ein unverzeihlicher Fehler: Avatare können nicht selbst erstellt werden und die auswählbaren Charaktere sind voll ausgebaut. Damit ist einer der größten Motivationsfaktoren des Einzelspiels dahin. Zudem machen so die auf den Maps verstreuten \"Creeps\", also neutrale Monster keinen Sinn, da man sowieso keine Erfahrung mehr sammeln kann.

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