Philadelphia (VHS) Testbericht

Philadelphia-vhs-drama
ab 14,30
Auf yopi.de gelistet seit 10/2004

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Erfahrungsbericht von yopster

AIDS - DISKRIMINIERUNG im 21. Jahrhundert

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Die wenigsten Filme in Hollywood sind welche, mit denen sich jeder sofort und in jeder Hinsicht identfizieren kann. Auch Philadelphia ist hier keine Ausnahme, jedoch im Gegensatz zu den anderen Love- und Trashmovies der Metropole realistisch und vorallem autentisch!

Doch bevor ich mich hier in wilde Argumentationen stürze möchte ich euch erst mal den Inhalt dieses Filmes nahe bringen, den ich erstmals letzten Samstag sah.


Die Story:

Andrew Backett ist ein überaus erfolgreich Anwalt in Philadelphia. Die Kanzlei ist eine der größten und besten, und auch die Kollegen sind nett. Besser könnte man sich sein Leben eigentlich nicht vorstellen. Es sei denn, man schleppt Tag für Tag ein Geheimnis mit sich herum, dass wie Blei auf den Schultern lastet. Andrew Backett ist schwul! Um seine Fähigkeiten und Eignung als Anwalt nicht in Frage stellen zu lassen verschweigt er dies. Seine Sorge ist jedoch noch eine viel größere: Er hat Aids und befürchtet, dass er durch diese Tatsache seinen Job verlieren könnte... und schweigt. Sowohl von der Erkrankung und seiner Homosexualität weiß niemand, außer selbstverständlich die Familie, sein Freund Miguel und Freunde. In der Kanzlei ist jedoch sein Leben ein anderes... ein heterosexuelles.

Trotzdem ist er in der Lage seine Arbeit gut zu machen, wird von Mitarbeitern und Vorgesetzten geachtet. Wheeler, sein Boss, geht sogar soweit ihn zum Sozius zu ernennen, was für Andrew einem Aufstieg in den Olymp der Kanzlei gleichkommt. Mit diesem neuen Posten bekommt er gleich einen großen Mandanten, den er vor Gericht vertreten soll. Voller Eifer und Motivation macht er sich an die Arbeit.
Noch am selben Abend entdeckt er jedoch einen dunkelroten Fleck auf seiner Stirn. Den Kollegen gegenüber zieht er einen Sportunfall als Ursache heran. Doch Andrew weiß, bei diesem Fleck wird es nicht bleiben, bei ihm ist Aids ausgebrochen und wird nun unaufhaltsam voranschreiten.

Trotz dieser Erkenntnis arbeitet er weiter an seinem schwierigen Fall. Die Schriftstücke zur Vorlage bei der Staatsanwaltschaft stellt er spät abends zu Ende und legt sie auf seinen Schreibtisch. Doch am nächsten Morgen sind diese verschwunden und auch Andrew ist nicht zur Arbeit erschienen. Er ist im Krankenhaus, geschwächt und ausgelaugt von einer Nacht, die er über der Toilette verbracht hat. In der Kanzlei hingegen bricht Panik aus, da eine gerichtliche Frist eingehalten werden, da der Mandant sonst ohne Verteidigung darstehen würde, die Schriftstücke werden jedoch nicht gefunden.

Stunden später, im Archiv der Kanzlei werden sie gefunden und schließlich 15 Minunten vor Fristende bei der Staatsanwaltschaft eingereicht. Dies wirft natürlich kein gutes Licht auf Andrew, der sich doch durch diesen Fall in seiner Position als Sozius beweisen sollte. Dich nicht er hat die Unterlagen verschwinden lassen, sondern jemand anders...

Er wird zu einer Unterredung mit den Oberen der Kanzlei gebeten, die sich erbost über eine solche Inkompetenz zeigen. Plötzlich spricht Andrew einer ihnen die fristlose Entlassung aus dem Betrieb aus. Ohne weitere Begründung und Debatte! Verwirrt, besorgt und verärgert verlässt er die Kanzlei. Er ist überzeugt, dass nicht die verschwundenen Unterlagen der Grund seiner Entlassung waren, sondern nur ein Vorwand. Folglich ein bewusstes absichtliches manipulieren seiner Arbeit um nicht den wahren Grund seiner Kündigung nennen zu müssen. AIDS!

Er entschließt sich seinen Arbeitgeber zu verklagen und in einem Prozess like David gegen Goliath den Riesen in die Knie zu zwingen. Doch kein Anwalt in ganz Philadelphia ist bereit gegen diesen Übermäßigen Kontrahenten anzutreten.
Auch nicht der TV-Anwalt Joe Miller, ein konservativer Familienvater mit Frau und Kind, mit einem Hass auf Schwule und Ekel vor Aids. Er lehnt den Fall ab und beschäftigt sich weiter mit Opas, die die Stadt verklagen wollen, weil die Bürgersteige zu hoch für ihn sind.

Seine Einstellung ändert sich jedoch bald, als er Zeuge einer Unterhaltung in der Stadtbibliothek in Philadelphia wird. Dort studiert Andrew juristische Literatur um einen Präzidenzfall für ungerechtfertigte Entlassung zu finden, weiter gewillt vor Gericht zu gehen. Als er den Bibliothekar in dem großen Lesessaal nach Büchern über Aids-Fälle fragt, zieht er sich nicht nur Unmut und die Blicke der anderen Besucher auf sich, sondern wird auch sofort gebeten, einen externen Lesesaal zu benutzen. Unausgesprochene Tatsache: die Mehrheit will mit dem aidskranken Andrew, dem man die Krankheit deutlich ansieht, nicht in einem Saal sitzen.
Miller kann dieses Gespräch mitanhören, überwindet sich und seine Vorurteile und setzt sich zu Andrew, erklärt sich schließlich auch bereit ihn vor Gericht zu vertreten.

Was nun folgt ist für beide ein beschwerlicher Weg, durch eine Gesellschaft und Justiz voller Vorurteile gegenüber Homosexuellen und Aids-Kranken. Bald ist auch die Presse auf dem Plan und dokumentiert was das Zeug hält. Während die Kanzlei Andrews Entlassung mit dem Verschwinden der Unterlagen rechtfertigt, wird immer deutlicher klar, dass sie so einen Kündigungsgrund geschaffen haben. Doch kampflos gibt sich die Riege von den besten Philadelphias geschlagen. Sie packen alle Details aus Andrews Intimleben aus und versuchen so die Geschworenen zu "schocken". Angefangen vom "ersten schwulen Kontakt" im Pornokino, bis zur "vorsetzlichen Verleumdung seiner Homosexualität" bringen sie alles vor den Richter.

Schließlich jedoch, ein paar Tage vor Verhandlungsende, bricht Andrew im Gerichtssaal zusammen und wird ins Krankenhaus eingeliefert. Joe Miller vertritt ihn derweil weiter vor Gericht und bringt es ein paar Tage tatsächlich zustande, dass sie den Fall gewinnen und die Kanzlei neben den Auslagen und Zahlung des entgangenem Lohns zu einem Schmerzensgeld von 4,5 Mio. Dollar verurteilt wird.
Die gute Nachricht erreicht Freunde und Verwandte im Krankenhaus, wo auch Andrew sich von seinem Zusammenbruch erholt. Sichtlich erfreut, kann er jedoch nicht mehr als den Sieg davontragen. Halbblind, nicht mehr fähig sich zu bewegen sieht er sein Ende nahe.

Stunden später ist Andrew Backett tot.



Die Schauspieler:

Als Andrew Backett brilliert ein (immer wieder) toller Tom Hanks. Der durch Mimik, Gestik und Persönlichkeit der Rolle Autentität verleiht.

Denzel Washington mimt in diesem Drama den TV-Anwalt Joe Miller, Wie so oft in amerikanischen Filmen, mit tränenreichem Plädoyer und mächtig vielen Argumenten.

Eher als Nebenrolle, aber inhaltlich sehr wichtig spielt Antonio Banderas Miguel, den Lebenspartner von Andrew Backett.

Weitere Schauspieler: (Freunde, Verwandte und Kollegen aus der Kanzlei) Jason Robards, Mary Steenburgen, Joanne Woodward, Lisa Summerour und Charles Napier


Zusatz:

Für "Philadelphia" bekam Tom Hanks 1993 seinen ersten Oscar. Und Regisseur Jonathan Demme machten seinen Namen gerade duch diesen Film sehr populär.


Fazit:

Der Film von 1993 beschreibt aktueller denn je die Problematik die es in unserer Gesellschaft leider immer noch gibt. Es ist nicht die Phantasie eines Autors zu beschreiben, wie einem Aids-Kranken nicht die Hand gegeben wird, aus Angst man könnte sich anstecken. Ich denke jedoch, das es weniger die Angst der Menschen ist als mehr die reine Unwissenheit.

Zunächst hatte ich, gerade nach diesem Film, geplant meine Einkünfte bei Ciao der Deutschen Aids-Stiftung zu spenden. Jedoch schien mir die Lage der Flüchtlingskinder in Afganistan wesentlich brisanter, (Nicht schlimmer!) sodass die Erlöse für Dezember der UNHCR dem Flüchtlingshilfswerk der vereinten Nationen zu Gute kommen sollen. Also für einen guten Zweck, bitte fleißig lesen...
Selbstverständlich wird der Betrag auf ein angemessenes Maß von mir aufgestockt!


Nichts desto Trotz bitte ich euch auch dieses mal um Kritik, (Lob *g*), und allem anderen was ihr loswerden wollt...


... bis dahin

yours yopster



© yopster

12 Bewertungen, 2 Kommentare

  • Rena50

    25.05.2002, 20:36 Uhr von Rena50
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein guter Bericht über einen Film, der sehr nachdenklich stimmt. Ich finde gut, dass du gerade über diesen Film berichtet hast. Gruß Rena

  • fzr450

    25.05.2002, 20:34 Uhr von fzr450
    Bewertung: sehr hilfreich

    überaus informativ und interresant, ich werde ihn auch anschauen. cya