Philosophie Allgemein Testbericht

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Erfahrungsbericht von Wusel85

Ist der Mensch mehr als Materie???

Pro:

Glaube?!

Kontra:

Wahrheit?!

Empfehlung:

Ja

Hat der Mensch eine Seele? Diese Frage beschäftigte die Menschheit wohl schon seit dem Anbeginn ihrer Zeit, doch selbst heute, im Zeitalter der Wissenschaft, gibt es noch keine Erkenntnisse, die die Existenz oder Nichtexistenz dieses Phänomens klar beweisen würden. Deshalb werde ich nun versuchen, dem Geheimnis der Seele und ihrer Funktion in dem folgenden Essay auf die Schliche zu kommen.



In früheren Zeiten gab es nur sehr wenige, die die Existenz einer Seele geleugnet hätten: Das Leben der Menschen wurde bestimmt durch Glaube und Religion, die einen göttlichen Schöpfer und somit auch die Existenz der Seele als gegebene Tatsachen betrachteten. Viele Religionen glaubten sogar, dass der Mensch mehrere Seelen habe, die sich in jeweils unterschiedlichen Körperteilen befänden.

Heute, da sich der Mensch mehr und mehr vom Glauben an einen Gott entfernt hat, beginnen viele zu zweifeln. Die Wissenschaft bringt uns immer mehr dazu, nur noch das zu glauben und als gegeben anzusehen, was durch die Forschung bewiesen wurde und was in Experimenten sichtbar gemacht und nach und nach analysiert wurde.

So ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Atheisten die Seele schlichtweg als Einbildung oder kindliche Schwärmerei bezeichnen. Die Seele ist demnach nicht mehr als das Produkt einer psychischen Zwangslage: Aus Angst versucht der Mensch, durch die Seele eine Begründung für sein Dasein zu finden. Er baut sich eine Identifikationsbrücke zu Gott und somit zu einem Leben nach dem Tod auf.

Nun, sicherlich ist diese These eine plausible Begründung für unseren Glauben an eine Seele, doch einen Beweis für ihre Nichtexistenz liefert sie nicht. Wie sollte sie auch? Wenn die Seele nicht materiell ist, dann besteht sie weder aus Molekülen, Atomen oder sonstigen Bausteinen, was bedeutet, dass wir sie weder sehen noch anfassen, noch auf sonstige Art und Weise wahrnehmen oder gar messen können. Das was wir Seele nennen ist also keine Substanz mit festem Sitz, sondern vielmehr eine reine Funktion, die nicht inhaltlich beschreibbar ist.

Wie soll man sich nun etwas vorstellen, das nicht inhaltlich beschreibbar ist?
Diese Frage wird nie wirklich beantwortet werden, denn wirklich vorstellen können wir uns etwas derartiges nicht. Was wir allerdings können, ist in etwa erahnen, was es mit der Seele auf sich haben könnte: Bei der Seele handelt es sich wie schon gesagt um eine reine Funktion, die unseren Vorstellungen nach auf uns selbst betreffen muss. Gleichzeitig darf diese Funktion jedoch weder messbar, noch auf andere Art und Weise zu beschreiben sein. Geht man nach dem Ausschlussverfahren vor, so wird man wohl recht schnell die einzige Funktion des Menschen entdecken, die all diese Kriterien erfüllt: Das menschliche Ich – insofern man es so zu nennen gedenkt. Damit meine ich nicht die Denkprozesse, die ständig in unserem Gehirn ablaufen, sondern das, was jeden einzelnen Menschen neben dem Denken an sich außerdem noch ausmacht. Es ist einfach dieses gewisse Gefühl, dass man dennoch nicht als Gefühl bezeichnen kann. Es ist einfach diese Gesamtheit von allem, die wir empfinden und doch nicht empfinden. Kurz um: Es ist einfach da – und es kann einfach nicht beschrieben werden.

Das Ich wird allgemein als Ausdruck für das Bewusstsein der eigenen Person bezeichnet. In der Psychologie definiert man es etwas genauer als den zentralen Bestandteil einer Persönlichkeitsstruktur und als grundlegenden Teil der menschlichen Psyche. Auch wenn der Begriff Ich demnach vielleicht nicht ganz das trifft, was genau wir unter der Seele verstehen, so bin ich doch davon überzeugt, dass er dem Ganzen doch recht nahe kommt. Vielleicht verhält es sich mit der genauen Definition der Seele ähnlich wie mit Grenzwerten in der Mathematik: Wir können zwar erahnen, worauf etwas hinaus läuft, doch das exakte Ergebnis übertrifft unsere Vorstellungskraft. Der Einfachheit halber werde ich daher im folgenden Textverlauf das Ich als stellvertretenden Näherungswert für die Seele verwenden.

Da nun annähernd geklärt ist, was die Seele sein könnte, stellt sich die Frage nach dem „wie“. Auch diese Frage begleitet die Menschheit schon seit sehr langer Zeit:
Bei den alten Griechen, vor allem bei Aristoteles, galt die Seele als ein bewegendes Prinzip im Sinne der Entelechie eines Organismus, also als das Ziel eines Menschen. Dabei sah man die Seele als eine von außen gesehene, objektive Begebenheit und somit noch nicht als personelle Ichhaftigkeit. Aus eben diesem Grunde tendiere ich dazu, diese These auf Grund meiner eigenen zumindest vorerst auszuschließen.
Im Gegensatz zu den Griechen versteht man die Seele im Christentum jedoch als „innerlich“. Man hatte hierbei eine streng dualistische Vorstellung: Das heißt man glaubte, dass Seele und Körper völlig unabhängig voneinander seien. Diese Vorstellung vertrat auch Descartes, der dem Dualismus schließlich zu seiner klassischen Form verhalf.

Ich persönlich kann mir nur schwerlich vorstellen, dass Körper und Seele völlig unabhängig voneinander existieren. Wo könnte der Sinn zweier unterschiedlicher Sachen, liegen, die an sich beide wichtig sind, aber bei denen keine einen Einfluss auf die andere nehmen kann? Wo wäre dann der Sinn einer Seele, wenn der Körper demnach auch ohne sie leben könnte?

Leibniz hatte anscheinend ein ähnliches Problem wie ich und entwickelte daraufhin den Parallelismus. Der Parallelismus geht von einer Wechselwirkung zwischen Körper und Seele aus, bei der sich beide stets parallel zueinander verhalten. Damit dieses System allerdings nicht durcheinander gerät, ist eine Art höhere Macht von Nöten, die Körper und Seele im Einklang hält. Also kurz: Dieses System setzt die Existenz eines Gottes voraus., weshalb diese Theorie verständlicherweise nicht alle Menschen ganz zufrieden stellt.

Ich bin zwar auch der Meinung, dass eine Wechselwirkung zwischen Körper und Seele stattfinden müsste, doch denke ich nicht, dass dazu eine weitere Macht, also Gott benötigt wird. Insgesamt glaube ich, dass die Seele, wenn sie wie oben beschrieben das Ich darstellt, nicht unter dem Einfluss eines dritten stehen kann, oder dies zumindest nicht sollte. Ein solcher Dritter würde schließlich in gewisser Weise bedeuten, dass das Ich gar nicht unser eigenes Ich wäre, sonder mehr oder weniger von jemand anderem kontrolliert würde.
Was ich mir allerdings gut vorstellen könnte, wäre ein Zusammenhang zwischen dem Begriff der Seele und der Vernunft, durch die sich der Mensch laut der Philosophie auszeichnet. Bei näherer Betrachtung finden sich hier sogar mehrere Parallelen: Bei der Vernunft handelt es sich, wie bei der Seele um eine Funktion, die wie ich finde ebenfalls nicht genau beschreibbar ist. Wäre es möglich, dass es sich bei Vernunft und Seele vielleicht sogar um ein und das selbe Phänomen handelt? Denkbar wäre es zumindest. Möglicherweise könnte man dann die Kultur als Seele der Gesellschaft bezeichnen.

Allerdings spricht die Philosophie nur dem Menschen diese Vernunft zu. Wenn wir nun die Vernunft mit der Seele gleichsetzen würden, so hieße das gleichzeitig, dass kein anderes Lebewesen außer dem Menschen über eine Seele verfügen würde. Warum sollte nun nur der Mensch eine solche besitzen, obwohl er sich in seinen körperlichen und auch geistigen Fähigkeiten nur geringfügig von vielen Tieren unterscheidet? Würde eine solche Begebenheit dann nicht doch auf die mögliche Existenz eines Gottes hinweisen?

Diese und noch viele weitere Fragen werden wohl auch weiterhin unbeantwortet bleiben – denn bekanntlich ist ja das einzige was wirklich wissen, dass wir nichts wissen können. Vielleicht haben die Atheisten Recht. Vielleicht denken wir uns wirklich nur solche Dinge wie eine Seele aus um unserer Angst vor dem Tod zu entgehen oder um uns einen Lebenssinn zu schaffen. Vielleicht wird es auch in ein paar Jahrzehnten irgendwo einen besonders schlauen Wissenschaftler geben, der die Existenz einer Seele beweisen kann. Wer weiß das schon? Immerhin gibt es auch heute schon Menschen, die in der Lage sind Auren und dergleichen zu lesen...aber wie dem auch sei, bis zu einem solchen Zeitpunkt bleibt es jedem selbst überlassen, ob er an die Seele glaubt oder nicht.


Zugegeben: Abschließend stellt sich mir nun die Frage nach dem empfehlenswert oder nicht empfehlenswert. Die Frage nach dem wie, was und warum folgt auf dem Fuße...
Um für dieses kleine Problem der Betrachtung eine möglichst knappe und einleuchtende Lösung zu finden, habe ich mich entschlossen, das enpfehlenswert kurzerhand auf die Seele zu beziehen. Da ich jemand bin der sich gerne \"Was- wäre- wenn-Fragen\" stellt, also in diesem Fall \"Was wäre wenn es nun tatsächlich eine Seele gäbe?\", habe ich mich eindeutug für ein empfehlenswert entschieden. Schließlich wäre es dann doch auch eindeutig besser eine zu haben oder nicht?!
Sollte es Leser geben, die da anderer Meinung sind (im Bezug auf das \"haben\"), bin ich für jede Rückmeldung offen ;-)

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