Pirat Testbericht

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  • Qualität & Verarbeitung:  sehr gut

Erfahrungsbericht von DocT.

Super Jugendboot!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Da gestern Yopi meinen Berichtvorschlag akzeptiert hat möchte ich mich heute zu einer Zweimannjolle äußern, auf der ich auch schon oft gesegelt bin. Allerdings war und ist es nicht mein eigentliches Regattaboot gewesen, auf dem ich regelmäßig an Wettkämpfen teilnahm. Dennoch kann ich mit Fug und Recht unter anderem auf eine Teilnahme in dieser Bootsklasse an der Kieler Woche zurückblicken, die für einen Segler immer ein oder vielmehr das Highlight in der Saison ist.

Der Pirat ist vor über 60 Jahren gezeichnet und entwickelt worden. Seine genaue Geburtstunde hatte der Pirat im Jahre 1938. Dennoch ist er in seinen Wesen ein junges Segelboot, dass auch heutzutage noch kein bisschen an Aktualität verloren hat, denn er ist vielfältig einsetzbar. Zum einen haben sehr viele Segler ihre ersten seglerischen Schritte während ihrer A – Schein bzw. Sportbootführerschein Binnen – Ausbildung auf diesem robusten Zweimannboot getan, zum anderen erfreut er sich als Regattaboot einer riesigen Beliebtheit. Das hat verschiedene Gründe.

Bootsform / Bootstechnik
In seiner Länge misst der Pirat genau 5 Meter. Seine Breite beträgt 1,60 Meter. Das Heck ist ein so genanntes Plattgattheck.
Der Pirat ist vom Riss her ein Knickspanter. Die Segler unter uns wissen, was das bedeutet. Den anderen möchte ich es kurz erläutern. Die Rumpfform hat einen so genannten Knick, das heißt zuerst verläuft der Rumpf seitlich leicht schräg, dann kommt ein starker Winkel in der Rumpfform, von wo aus der Bootskörper sich nach oben weiter hochzieht. Durch diese Form wird der Pirat formstabil, das heißt, dass die Stabilität gegen das Kentern durch die Rumpfform erreicht wird. Des Weiteren wird durch den Knickspant eine recht ruhige Gleitphase erreicht, was im Vergleich zum 420er nicht der Fall ist (Rundspanter).
Ausgerüstet ist der Pirat mit einen Großsegel, einer kleinen Vorsegel, der Fock und ggf. mit einem Spinnaker, der aber nur bei bestimmten Kursen (Raumschot- und Vor Wind- Kursen) gesetzt werden kann. Die Fock ist kinderleicht zu bedienen, und kein Vergleich zu der Genua, die auf einen Schwertzugvogel gesegelt wird. Die gesamte Segelfläche ist deutlich kleiner als auf einem Schwertzugvogel. Sie beträgt, wenn ich mich nicht irre, 15 qm!
Das Schwert ist wie bei fast allen Jollen kein feststehendes Schwert, sondern lässt sich je nach Kurs aufholen.
Im Vergleich zum Schwertzugvogel ist der Pirat deutlich leichter zu trimmen, was nun nicht heißen soll, dass es jeder sofort versteht. Nein, vielmehr möchte ich sagen, dass der Pirat weniger Trimmmöglichkeiten hat. Es fehlen ihm zum Beispiel die Unter- und Babywanten. Außerdem lässt sich die Vorstagspannung während der Wettfahrt kaum noch verändern.

Entwicklung des Piraten
Anfangs war der Pirat als reines Holzboot konzipiert. In den 60er Jahren unterzog man den Pirat einer Verjüngungskur, was weniger die feststehenden Bootsmarken betraf, sondern vielmehr die Materialien. So wurde die GFK Bauweise und etwas später die Sandwichbauweise eingeführt. Aber auch diverse andere kleinere Neuerungen wurden eingeleitet. Auch jetzt werden wieder kleine Neuerungen in der Klassenvereinigung diskutiert (z. B. Schwingtest oder auch runder Schwertkasten). Man sieht also, der Pirat ist immer mit seiner Zeit gegangen und ist zurzeit neben dem 420er das beliebteste Jugendboot, was in Deutschland auf dem Markt ist.

Vorteile des Piraten
Neben der leichten Handhabung des Piraten, die das Boot deshalb auch so interessant für Jugendliche macht, ist sicherlich die Preisstabilität ein weiterer Pluspunkt im Vergleich zum 420er. Der Anschaffungspreis des Piraten liegt sicherlich etwas höher als der des 420er, aber dafür bekommt man auch für einen 10 Jahre alten Piraten noch einiges an Geld. Ein 420er, der 10 Jahre alt ist, hat eigentlich nur noch Schrottwert und ist für eine Regattatätigkeit nicht mehr zu gebrauchen, da der Rumpf weich gesegelt ist. Ein Weichsegeln beim Piraten gibt es nicht. Dies sieht man schon allein daran, wenn man sich verschieden Regattaergebnislisten anschaut. Da sind auch Boote älteren Semesters vorne ganz gut mit dabei.
Die guten Segeleigenschaften des Piraten habe ich ja schon angesprochen. Er segelt recht hoch am Wind und verhält sich ausgesprochen ruhig während der Gleitphase. Außerdem hält er mit seiner Technik sehr gut mit den Neuentwicklungen des Jollenbootsmarktes stand.

Verbreitung
In Deutschland ist er sicherlich neben dem 420er das Jugendboot mit der größten Verbreitung. Im umliegenden Ausland erfreut er sich auch noch großer Beliebtheit. So wird er in der Schweiz, Dänemark, Österreich, Ungarn, Türkei, und Tschechien gesegelt. Aber auch in Polen fasst er mittlerweile Fuß. Eine weitere Piratenklassenvereinigung gibt es in Chile, wo der Pirat ebenfalls zahlreich beheimatet ist. Aufgrund dieser zahlreichen Verbreitung mangelt es nicht an internationalen Regatten.

Regatten
Neben den verschiedenen nationalen Meisterschaften der jeweiligen Länder und den dazugehörigen Ranglistenregatten wird in der Bootsklasse Pirat alle zwei Jahre eine Europameisterschaft ausgesegelt. In dem dazwischen liegenden Jahr segeln jeweils die Jugendmannschaften um den Titel der Junioren, die ebenfalls seit 1996 regelmäßig ausgetragen werden.

Sportliche Highlights
- Kieler Woche
- Aasee – Pokal in Münster
- Travemünder Woche
- IDM und IDJM
- Europameisterschaften

weitere Informationsmöglichkeiten
- Piratenzeitung
- Piraten – Klassenvereinigung
- Messestand auf der Hanseboot in Hamburg oder der Boot in Düsseldorf
- Landes- oder Gebietsobleute
- Deutscher Segler Verband

Herstellerwerften ( kein Anspruch auf Vollständigkeit)
- Bootswerft Hein in Hamburg
- Bootswerft Bergner
- Bootswerft Linnekuhl Schütze KG in Steinhude
- Bootswerft Schneidereit (existiert nicht mehr – nur noch einige Gebrauchtboote)

Preis
Der genaue Preis für einen Piraten ist natürlich sehr schwer anzugeben, denn jeder Pirat wird individuell nach den Wünschen der Segler gebaut und ausgestattet. Der Ausstattung bzw. der Rumpfausbau sind hierbei natürlich keine Grenzen gesetzt. Als Faustregel kann man aber sagen, dass man mit 12 – 13000 Euro einen sehr gut ausgestatteten Regattapiraten bekommt. Billiger wird es natürlich, wenn man in der Qualität der Beschläge spart und wenn man ein GFK - Deck wählt.

Technische Daten
Die technischen Daten des Piraten des Piraten möchte ich hier nun noch kurz nachreichen, da es doch scheint, dass ein größeres Interesse dafür vorliegt. Die Gesamtlänge beträgt, wie oben schon angegeben, genau 5 Meter. Die Breite eines Piraten misst laut Klassenvorschrift genau 1,61 Meter. Der Gesamttiefgang, bedingt durch das Schwert, ist mit 1,05 Metern festgelegt. Der Rumpf selber ist natürlich deutlich flacher. Die Mastspitze liegt über Wasser bei einer Höhe von 6,20 Metern.
Das Schwert selber darf nicht mehr als 25 kg wiegen.
Die Segelfläche beträgt insgesamt 20 qm, die sich wie folgt auf die einzelnen Segeln aufteilen: Der Spinnaker ist das größte Segel und weist eine Segelfläche von 10qm auf. Das Großsegel hat 7,3qm Segelfläche. Die Fock ist im Vergleich zu den beiden anderen Segeln extrem klein und weist nur eine Segelfläche von 2,7qm auf.


Fazit
Der Pirat ist in meinen Augen das Jugendboot schlechthin, denn er vereint die sportliche Seite mit der wirtschaftlichen Seite im Vergleich mit den anderen Jugendbooten am besten.


P.S. Dieser Bericht ist auch schon bei ciao.com veröffentlicht !!

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