Felidae (Taschenbuch) / Akif Pirincci Testbericht

Goldmann-wilhelm-gmbh-felidae-taschenbuch
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Erfahrungsbericht von princesse

Detekive kommen auf leisen Pfoten

Pro:

skurill, abgedreht, witzig, unterhaltsam, spassig, kurzweilig, anders

Kontra:

manchmal zu abgedreht

Empfehlung:

Ja

Francis, Klugscheisser auf vier Samtpfoten und ansonsten ziemlich von sich überzeugt (wie alle Klugscheisser) muss umziehen. Nun hassen Katzen es, umzuziehen, sie mögen sowas überhaupt nicht. Kein Wunder, war Francis etwas übelgelaunt, als sein Dosenöffner Gustav mit ihm in ein altes, leerstehendes Haus zog. Der Zustand des Hauses hob seine Laune keineswegs und er zweifelte nicht zum ersten Mal am Verstand seines Menschens. \"[...] Als ich es aus dem hinteren Seitenfenster des Citroen CX-2000 zum ersten Mal sah, dachte ich zunächst, Gustav hätte sich einen faulen Witz mit mir erlaubt, was mich in Anbetracht seines mehr als unterentwickelten Humors kaum überrascht hätte. Zwar hatte ich ihn bereits Monate vorher etwas von \"Altbau\" \"Renovierung\" und \"Zeit hineinstecken\" reden hören, aber da Gustav von der Renovierung eines Hauses etwa so viel versteht wie eine Giraffe von Börsenspekulation, meinte ich, es ging lediglich darum, das Namensschild an die Tür zu nageln. [...] Doch ausgerechnet das traurige Gebilde, in dem wir künftig hausen sollten, ragte unter all diesen Jahrhundertwende-Puppenhäusern wie ein fauler Zahn hervor. [...]\"

Francis, kaum \"eingezogen\", erkundet erstmal das Haus und sein neues Revier, was ihn alsbald über die erste übel zugerichtete Katzenleiche stolpern lässt. Sein Artgenosse war mit einem mörderischen Nackenbiss ins Jenseits befördert worden.

Francis machte sich daran, dem Verbrechen auf den Grund zu gehen, doch schnell stellt er fest, dass er es mit einem Serientäter zu tun hat. Reihenweise werden tote Katzen in der Umgebung aufgefunden, sie haben ausser ihrer Rasse nur noch eine Gemeinsamkeit, alle waren entweder gerade im Begriff, sich fortzupflanzen oder bereits trächtig und wurden mit diesem fürchterlichen Nackenbiss niedergestreckt. Da schien jemand etwas dagegen zu haben, dass Katzen sich fortpflanzten. Francis war schnell klar, dass die Tiere nicht durch Menschenhand, sondern durch ihresgleichen den Tod fanden. Bei seinen Ermittlungen wurde er von Blaubart, einem einäugigen, schwanzlosen Kater unterstützt, und Hilfe konnte Francis mehr als einmal gut gebrauchen. Seltsame Dinge trugen sich zu, Katzen die eine Art Sekte gegründet hatten, ein Haus, das früher ein Forschungslabor beherbergte (und heute Francis und Gustav) und ausserdem ein schreckliches Geheimnis, unterirdische Gänge, die als Katzenfriedhof dienten und ein Kater, der bei seinem Dosenöffner mal eben den Computer zu Rate zog, als es darum ging, die Todesfälle statistisch zu erfassen. Währendessen sein Freund Gustav frohgemut und von alledem nichts ahnend die Wohnung renovierte, mit Erfolg, wenngleich nicht nach dem Geschmack seines vierbeinigen Lebensgenossen.

Der Katzen-Krimi ist eines der schrägsten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Francis, frech, Klugscheisser, und flapsig, ist gleichsam symphatisch wie ünerraschend. Wäre Francis in dieser Geschichte ein Mann, ein Mensch, seine Sprache wäre so nicht akzeptabel gewesen, aber ein Kater, der derart daherredet ist witzig und seine Bosheiten sind unterhaltsam, vielleicht, weil wir ihn nicht ganz ernst nehmen können? Wer ein schnurrendes, niedliches Kätzchen erwartet wird vom Autor entweder enttäuscht oder angenehm überrascht werden, zweiteres, weils eben doch nicht so ist, weil Francis ein \"knallharter\" Bursche ist, der den Dedektiven von Earl Stanley Gartner und Eric Ambler und wie sie alle hiessen an Schlagfertigkeit in nichts nachsteht. Und so ganz nebenbei erfährt der Krimileser auch noch das eine oder andere Interessante und Wissenswerte über Katzen, ihrer Anatomie und Verhalten. Ich habe zum Beispiel dazu gelernt, dass Katzen ein zweites Riechorgan haben (so wie einige andere Tiere übrigens auch) welches sie mit Hilfe der Zunge einsetzen.

Dieses Buch ist beides, Krimi und Tiergeschichte mit Francis als Ich-Erzähler in einem. \"[...] Wenn Sie inzwischen den Eindruck gewonnen haben sollten, dass ich feindselige Gefühle für meinen Lebensgefährten hege, so haben Sie nur teilweise recht.
Gustav... tja, wie ist Gustav? Gustav Löbel ist Schriftsteller. Aber einer von der Sorte, deren Verdienste um die Geisteswelt nur in Telefonbüchern Erwähnung und Anerkennung finden. [...] So ist Gustav, und er ist das krasse Gegenteil von mir! Es ist deshalb kein grosses Wunder, dass solche unterschiedlichen Charaktere wie wir sich hin und wieder in die Wolle kriegen. Doch ich will es nun dabei bewenden lassen. Er sorgt für mich, hält mir die alltäglichen, banalen Qualen vom Leib, beschützt mich vor Gefahren, und die grösste Liebe in seinem beschaulichen Leben, die bin immer noch ich. [...]\".

Kritik:
Ich schliesse mich zum Teil der hervorragenden Kritik von yorg an, vorallem was die Fussnoten betrifft, die hätten wirklich nicht ans Ende des Buches gemusst, die Erklärungen, warum eine Katze was wann macht hätte man entweder in den Text mit einfliessen lassen können (Richard Adams hat dies so wunderbar gekonnt bei seinem Buch \"Unten am Fluss\") oder wenigstens auf der Seite als Fussnote hinstellen, auf welcher auch der Hinweis darauf erfolgt. Desweiteren fand ich die Geschichte mit der Sekte, welche einige der Katzen gegründet haben, denn doch etwas zu dick aufgetragen. Aber da kann man geteilter Ansicht sein. Unterm Strich hat uns der Autor hier einen spannenden, witzigen Katzenkrimi geliefert, der mich während des Lesens oft zum lachen brachte und die Auflösung war teilweise abzusehen, einerseits, andererseits dann doch überraschend. Ich empfehle \"Felidae\" als kurzweiliges unterhaltsames Lesevergnügen jedem, der hier keinen allzu hohen Anspruch stellt. Es hatte Spass gemacht, den Krimi zu lesen, er animierte mich allerdings nicht, mir gleich den nächsten Katzenkrimi von Akif Pirincci zu holen, oder sonst eines seiner Bücher. Aber das liegt an meinen eigenen Präferenzen.

Autor

Akif Pirincci, geboren 1959 in Instanbul, kam mit 9 Jahren nach Deutschland, zählt zu den erfolgreichsten deutschen Autoren der letzten Jahre und zu den originellsten. Seit \"Felidae\", 1990 als bester Kriminalroman ausgezeichnet, hat er die Bestsellerlisten nicht nur in Deutschland, sondern auch in England und Japan erobert. Die bisher erschienenen Romane erzielten eine Gesamtauflage von mehreren Millionen Exemplaren. Pirincci blieb später mit \"der Rumpf\" und \"Yin\" seinem Hang zu aussergewöhnlichen bis absurden plot-Konstruktionen treu. In \"der Rumpf\" geht es um einen Behinderten, der die Manipulation seiner Mitmenschen Morde begeht, in \"Yin\" um einen Virus, der alle Männer tötet, so daß das Schicksal der Erde auf den Schultern von Frauen ruht.
Akif Pirincci lebt derzeit in Bonn.

Weitere Bücher von Pirincci:

KRIMINALROMANE:
1989 Felidae (Goldmann 9298)
1992 Der Rumpf, Goldmann
1993 Francis - Felidae II, Goldmann
1999 Cave Canem - Felidae III, Goldmann

ANDERE BÜCHER:
1980 Tränen sind immer das Ende (Goldmann 6380)
1997 Yin, Goldmann

FUNK:
1993 Felidae (Hörspoel-Bearbeitung: Thomas Hackenberg) 2 Teile 51 und 54 Min, WDR, Regie: Klaus Dieter Pittrich

KINO:
1993 Felidae (BRD, Farbe, 81 Min, Drehbuch: Martin Kluger und Akif Pirincci nach dem gleichnamigen Roman von Akif Pirincci, Regie: Michael Schaack) Zeichentrickfilm, Stimmen von Ulrich Tukur, Mario Adorf und Klaus Maria Brandauer


Mein Buch ist das Taschenbuch vom Goldmann Verlag, ISBN 3-442-09298-1, 288 Seiten, Euro 8.-

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