Pizza Syndicate (Management PC Spiel) Testbericht

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ab 9,48
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Erfahrungsbericht von AustroError

Von der Komplexität fast erschlagen

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Liebe Leserinnen, liebe Leser!


NOTWENDIGE EINLEITUNG

In Heft 9/2001 der Zeitschrift ComputerBILD-Spiele befand sich die Vollversion von Pizza Syndicate (incl. MissionCD) - natürlich zum Gesamtpreis von damals 4,80 DM. Gehört hatte ich schon von diesem Game und informierte mich über weitere Details im Innenteil der Lektüre. Was? Pizzas kreieren und verkaufen? Was soll daran bitteschön spannend sein? Also flog die CD erst einmal in eine Ecke. Ein paar Wochen später kramte ich sie jedoch hervor, installierte das Spiel (übrigens problemlos) und schnupperte mal hinein. Nach ca. drei Stunden gab ich entnervt auf - die Komplexität von \"Pizza Syndicate\" erschlug mich förmlich - mir fehlte völlig die Übersicht und ich verlor die Lust (allerdings bin ich auch nicht sehr geduldig). Am letzten Wochenende wollte ich es aber wissen, spielte tatsächlich das Tutorital (!) durch und bin inzwischen ein angehender Mafiaboss. Um Ihnen/Euch die anfängliche Frustration beim Einstieg in dieses (gute) Game zu ersparen, folgen hier meine persönlichen Tipps & Tricks:


SYSTEMANFORDERUNGEN

Pizza Syndicate kann auf nahezu jedem PC gespielt werden - jedenfalls laut Hersteller (Software 2000). Der fordert einen 166 MHz Pentium, 32 MB Hauptspeicher, Windows 95/98 (ich habe Me - geht also auch), 220 MB freien Speicherplatz auf der Festplatte und DirectX ab Version 7. Mit einem derart ausgestatteten Computer würde ich Pizza Syndicate NICHT spielen wollen, da es selbst auf meinem 866 MHz-PC/32 MB-GeForce-Grafik zu leichten Aussetzern kam (bei der Einrichtung der Pizzerien). Also installierte ich das Game auch auf meinem Zweit-PC (400 MHz/8 MB-Grafik) und empfehle diese Konfiguration als unterste Grenze.


SPIELEINSTIEG

Nach dem nett insziniertem Intro (Grafik kann sich durchaus sehen lassen!) haben wir die Auswahl zwischen \"Kampagne spielen\", \"Eigene Mission spielen\" und dem bereits erwähnten Tutorial. Das sollte man sich durchaus einmal anschauen - mir wurde die eine oder andere offene Frage beantwortet aber bei weitem nicht jede. Natürlich gibts hier auch die Möglichkeit, gespeicherte Spiele zu laden, einen Blick in die Highscore-Liste zu werfen und diverse Einstellungen (Sound, Musik, Sprache etc.) vorzunehmen. Anfänger wählen unbedingt \"Eigene Mission spielen\" - da man sich bei den Kampagnen als newbie die Zähne ausbeisst. Lobend sei erwähnt, dass die Online-Hilfe so gut wie keine Wünsche offen lässt. Die Informationen, die beim Wandern des Mauszeigers über die grafischen Elemente angezeigt werden, sind ebenso nützlich wie notwendig.
Nach dem Klick auf \"Eigene Mission\" wählen wir unser Geschlecht und suchen uns einen der sieben angebotenen Charactere aus. Hauptkriterien sind hierbei das Alter und die finanzielle Situation der jeweiligen Spielfigur. Es stellt sich aber schnell heraus, dass das nur die Spitze des Eisberges ist: Unser virtueller Freund besitzt nämlich weitere 14 Eigenschaften (z.B. Gesundheitszustand, Mut, Charisma, Erfahrung, Zuverlässigkeit...) und 4 Qualifikationen (in den Bereichen Koch, Service, Schnelligkeit und Management). Die Eigenschaften werden durch unterschiedlich lange Balken (in den Farben rot, gelb und grün), die Qualifikationen durch eine bestimmte Anzahl von Sternen (also z.B. 2-Sterne-Koch) dargestellt. Viel zu viele Infos, mit denen man da zu Beginn konfrontiert wird - zumal mal per Schieberegler fast alles von Hand wieder ändern kann. Also einfach Nobbie Normal (weibliches Pendent Nora Normal) anklicken, Firmenlogo und -bezeichnung wählen/eingeben und raus aus diesem Menü!

Der nun folgende Bildschirm fordert uns zur Wahl des Schwierigkeitsgrades (3 Stufen) und zum Aussuchen von bis zu 6 Städten (aus 28) aus. Wer hier \"einfach\" wählt und abklickt hat allerdings ganz schlechte Karten. Grund: Bei dieser Spielvariante werden grundlegende (zum allgemeinen Verständnis extrem wichtige) Aufgaben nämlich automatisiert und vom PC übernommen. Dazu zählen unter anderem der Erwerb (Kauf/Miete) bzw. die Einrichtung und Betreuung von Gaststätten und deren Personal- u. Lagerverwaltung. Ist übrigens noch längst nicht alles - Werbung, Pizza-Eigenbau und Syndikat sind ebenfalls wichtige Stützen des Spieles, die es zu managen gilt und um die zum Sieg über die Konkurrenz kein Weg vorbeiführt. A propos Sieg - Software 2000 bietet insgesamt 40(!) verschiedene Missionsziele an...


MEINE EMPFEHLUNGEN

Mit folgender Einstellung gelingt der Einstieg: Finanzen: mal 10 (wir haben zehnmal mehr Geld als unser Gegner); Anzahl Gegner: 1 (alle anderen deaktivieren); Level: Anfänger; Automatik für alle acht Möglichkeiten AUS; Stadtplan zufällig = AUS (so erhält man ein typisches Bild der auserkorenen Stadt); KI\'s gehen pleite = EIN; Abzug für Automatik = EIN (wir haben ein \"gutes Gewissen\"); Filiale zum Start = AUS (wir suchen uns die Gegend selber aus!), 1 Stadt pro Spieler: AUS (weil wir nur eine Stadt wählen werden); Stadt = München (dazu München anklicken und alle anderen Städte auf der Landkarte deaktivieren, also das Fähnchen abklicken); Missionsziel: Kein Missionsziel (Endlosspiel). Und jetzt können wir endlich auf das grüne Häkchen drücken - geschafft!

Eine Draufsicht auf München (mit dazu passender Blasmusik) empfängt uns und ist dreistufig skallierbar. Gescrollt wird mit der Maus bei gedrückter rechter Maustaste. Unseren Gegner erkennen wir an (in seiner Farbe) rund um ein Gebäude gezogenen Kreisen - seinem Einflussbereich. Dieses Viertel werden wir vorläufig meiden und uns entfernt davon entfalten. Die Wahl der Gegend ist von enormer Wichtigkeit. Am Stadtrand oder in reinen Wohngebieten hat man so gut wie keine Chance, ich bevorzuge ein Kino in der Nähe und bin damit immer gut gefahren. Da wir uns genügend Bargeld zugeteilt haben, ist das Anmieten eines großen Grundstückes (es gibt außerdem noch mittlere und kleine) durchaus ratsam, obwohl mittlere unter Umständen sogar schon käuflich erworben werden könnten - ich rate dennoch zur ersten Variante.

Beim Menüpunkt \"Einrichten des Lokals\" trifft uns gleich der nächste \"Schlag\" - mir kam es vor, als würde ich meiner Tochter beim Spielen von \"Die Sims\" über die Schulter schauen! In gleicher Manier richtet man nämlich seine erste Gaststätte mit Teppichbelag, Tischen, Stühlen, Unterhaltungsgeräten, Heizung usw. ein und konfiguriert Küche und Lagerraum. Das alles in einer Vielfalt, die einfach erdrückend ist! Vom billigen Holzstuhl ohne Kissen bis zum Luxussessel mit rosa Polster und langem Haltbarkeitswert vom Stile modern bis rustikal gibt es Hunderte von Abstufungen allein beim Thema Sitzgelegenheit! Da wir finanziell aus dem Vollen schöpfen können, richten wir uns ein gekühltes und abgetrenntes Lager und eine belüftete Küche mit Elektroherd ein. Für das Lokal selber reichen für den Anfang 6 Tische mit 24 Sitzplätzen völlig aus. Achtung: Der Weg zu einem Sitzplatz darf nicht versperrt sein (ein Druck auf die Leertaste gibt Aufschluss darüber)! Ein Billiardtisch, je ein Spiel- und Getränkeautomat, drei Heizkörper und etwas Auflockerung (z.B. eine Palme oder eine Statue) runden den guten Eindruck von unserer neuen Machtzentrale ab.

Ohne Leute funktioniert nichts, deswegen sehen wir uns auf dem Arbeitsamt nach 2 guten Köchen, 3 Serviererinnen sowie einem Manager um (Charakteristika der Einzustellenden beachten). Mit Hilfe des Zeitplanes werden diese in Schichten eingeteilt - Personal mit Nachholebedarf sollte geschult werden (kostet Geld und vorübergehende Unzufriedenheit des Auszubildenden). Bei der Einteilung darauf achten, dass die Köche nacheinander eingesetzt und die dritte Servierkraft überlappend zu den Stosszeiten eingesetzt wird! Dem Manager eine sinnvolle Aufgabe geben (ich achte zunächst auf Sauberkeit und Pünktlichkeit des Personals).

Jetzt muss ein Speisekarte her. Einige Standardpizzen stehen zur Auswahl und sollten zunächst auch ihren Weg auf die Karte finden. Ein Blick auf die Pizza selber zeigt, dass die nicht mit besonders viel Liebe hergestellt worden sind (geiziger Belag, schlechte Symetrie). Also vormerken, doch erst muss der Laden mal anlaufen! Denn nach dem Einkauf von Zutaten (werden im Lager aufbewahrt) kann es nämlich los gehen! Mit einem Klick auf das Schloss sperrt ein Koch die Türe auf und macht die Kneipe der breiten Öffentlichkeit zugänglich.

Wie kommt unsere neu erschaffene \"Goldgrube\" nun bei unserer zukünftigen Klientel an? Auch darüber bleibt uns \"Pizza Syndicate\" keine Antwort schuldig. Standesgemäß nicht mit einer einzigen Prozentzahl, sondern mit acht unterschiedlichen Bewertungen! Diese werden von Kids, Teenagern, Studenten, Prolls, Yuppies, Bonzen, Grufties und Touristen abgegeben, die zum Teil sehr unterschiedlich reagieren: Allen Leuten Recht getan, ist eine Kunst die niemand kann... Hohe Preise (selbstverständlich können wir auch diese flexibel gestalten) schocken Kids und Teens, spielen aber für Bonzen eher keine Rolle. Dicker Belag lockt Prolls an und schreckt Yuppies ab. Hier muss ein Konsens gefunden werden, der von Spiel zu Spiel natürlich unterschiedlich ist. Pizzen, die gar nicht laufen (da gibt es natürlich auch Übersichten) sollten von der Speisekarte genommen und durch Eigenkreationen (wieder ein Thema für sich) ersetzt werden. Zu beachten ist dabei der durchschnittliche nationale Geschmack (auch da werden Unterschiede gemacht) und ganz allgemein die Symmetrie der selbst entworfenen \"Original-Pizza\".

Und jetzt erst geht es eigentlich erst richtig los! Mit etwas Werbung (vom Handzettel bis zum TV-Spot ist alles möglich) machen wir uns bekannt und unser Lokal sollte bald die ersten Gewinne einfahren. Spätestens jetzt wird uns das laufende Nachbestellen von Zutaten lästig und wir schalten die \"Automatik für Lagerverwaltung\" ein. Wir sind nämlich mit wichtigeren Dingen beschäftigt - schliesslich wollen wir bald expandieren und suchen einen geeigneten Standort dafür, haben Ärger mit den Schlägertrupps unseres Gegners und basteln an der \"Superpizza\"! Denn wir brauchen viel Geld; einerseits um Waffen zu besorgen, die zum Aufbau eines schlagkräftigen Syndicats dringend notwendig sind, andererseits um die Öffentlichkeit - z.B. mit dem Bau von Kirchen - milde zu stimmen...


URTEIL

Wer sich von den Einstiegsschwierigkeiten bei \"Pizza Syndicate\" nicht irritieren lässt, hat für die damals beim Kauf von ComputerBILD-Spiele entrichteten 4,80 Mark ein Schnäppchen gemacht. Allerdings ist Software 2000 berühmt-berüchtigt für seinen Hang zur Statistik (Stichwort: Bundesliga-Manager) und überhäuft den Spieler mit einer Flut von Menüs, Listen und Zahlen. Glücklicherweise lassen sich lästige Arbeiten automatisieren, man sollte den Sinn derselben jedoch - wie oben beschrieben - erst einmal erkennen.

Viel Spass beim Eintauchen in die Welt von Al Capone!


Liebe Grüße

Steffen


(veröffentlicht bei ciao, dooyoo und yopi)

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