Politikwissenschaften Allgemein Testbericht

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Erfahrungsbericht von Sven79

Wie werde ich Politiker?

Pro:

interessante Theorien, die Politik begreifbar machen, nette Kommilitonen, engagierte Lehrende, Jürgen W. Falter, nicht besonders aufwändig (10 Wochenstunden + 4 Stunden Hausarbeit)

Kontra:

arg trocken, sehr leseintensiv, nicht so gut ausgestattete Bibliothek

Empfehlung:

Nein

Na wahrscheinlich, indem man schon in seiner Jugend einer Partei beitritt. Nicht aber, indem man das Studienfach Politikwissenschaft oder Politologie wählt. Denn dort geht es nicht, um die Diskussion politischer Ereignisse, sondern um deren Analyse.

1. Allgemeines
2. Politologie in Mainz
3. Berufsaussichten für Politologen
4. Pro und Contras für Politologie in Mainz
5. Fazit

1. Allgemeines
Politologie ist kein Laberfach, sondern ein sehr intensives Lesestudium. Also wer nicht gern und viel liest, sollte lieber die Finger davon lassen. Aber auch Leute wie ich, die eigentlich gerne lesen, haben von seitenlangen theoretischen Texten recht bald die Schnauze voll. Die Regelstudienzeit beträgt übrigens acht Semester.

2. Politologie in Mainz
Das politische Institut ist in Mainz eines der größten, was natürlich auch heißt, dass sehr viele Leute PoWi studieren. Seminare unter 30 Personen sind eine äußerste Seltenheit, beste Chancen dafür hat man noch in den Seminaren vor 10 Uhr.

Auch die Einführungsvorlesungen sind ähnlich gut besucht, man muss zwar nicht um einen Platz kämpfen, aber eng kann es trotzdem werden.

2.1 Der Aufbau
Folgende Angaben gelten nur für PoWi im Hauptfach und dem Abschluss Magister Artium.

2.1.1 Im Grundstudium
Im Grundstudium muss je ein Grundseminar in folgenden Bereichen absolviert werden:
- Politisches System der Bundesrepublik Deutschland
- Vergleichende Politikwissenschaft
- Wirtschaft und Gesellschaft
- Statistik und Methoden der empirischen Sozialforschung
- Internationale Beziehungen
- Moderne Politische Theorie

Dazu kommt ein verpflichtendes Tutorium + Vorlesung mit Anwesenheitsliste „Einführung in die Politikwissenschaft“

Außerdem muss man eine Zwischenprüfung ablegen. Die Zwischenprüfung setzt sich zusammen aus drei Klausuren. Die Klausuren schreibt man im Anschluss an die Einführungsvorlesungen zu den sechs Themenbereichen. In welchen drei Vorlesungen man dabei die Klausur schreibt, kann man selbst wählen.

Die Klausuren haben jeweils den Stoff der Vorlesung zum Thema. Sind bei ausreichender Mitschrift, aber nicht besonders schwer.

2.1.2. Im Hauptstudium
Hier muss man vier Hauptseminare aus mindestens drei der sechs Themenbereiche belegen. Daran anschließt sich die Magisterprüfung an. Diese besteht aus Magisterarbeit, mündlicher und schriftlicher Prüfung.

2.2 Die Seminar im Grundstudium
Vorraussetzung zum Bestehen eines Seminars:
- man darf höchstens zwei mal fehlen
- muss ein Referat halten
- Texte für die nächste Stunde lesen und bearbeiten
- sowie eine Hausarbeit schreiben
- eine Hausarbeit hat einen Umfang von 10 Seiten und beinhaltet eine Abhandlung zu einem Thema deiner Wahl.

2.2.1 Politisches System der Bundesrepublik Deutschland
2 Stunden pro Woche
Inhalt: Man bespricht das pol. System der BRD anhand des Grundgesetz von vorne bis hinten. Das meiste dürfte noch aus Gemeinschaftskunde bekannt sein, deshalb empfiehlt sich das Seminar als Einstieg.

2.2.2 Vergleichende Politikwissenschaft
2 Stunden pro Woche
Inhalt: Wie vergleiche und analysiere ich politische Systeme. Verdeutlicht wird das an ausgewählten Problemen: Wie zum Beispiel Mehrheits- vs. Verhältniswahlrecht.

2.2.3 Wirtschaft und Gesellschaft
2 Stunden pro Woche
Inhalt: Auch hier dürfte vieles noch aus der Schule bekannt sein. Vorgestellt werden wirtschaftspolitische Theorein und Schulen.

2.2.4 Statistik und Methoden der empirischen Sozialforschung
4 Stunden pro Woche
Inhalt: Wie der Name schon sagt, besprochen werden Methoden der Politikforschung. Wie kommt zum Beispiel das berühmte Politbarometer zu Stande? Wie gestalte ich Fragebögen. Für viele ein Horror, weil ein bisserl Mathe von Nöten ist. Wer aber nur ein bisschen fit war in Mathe für den ist dieses Seminar ein Spaziergang. Zumal hier keine Hausarbeit geschrieben, sondern eine Klausur bestanden werden muss.

2.2.5 Internationale Beziehungen
2 Stunden pro Woche
Inhalt: 1. Vorstellung der Theorien zum Verständnis internationaler Politik. 2. Anwendung der Theorien auf Problemfelder der internationalen Politik. Beispiel: Wie ist der Kosovokrieg zu erklären.

2.2.6 Moderne Politische Theorie
2 Stunden pro Woche
Inhalt: Die Vorstellung der Theorien, die versuchen soziale Phänomene zu erklären. Von Platon, über Easton, Hobbes und Downs bis hin zu Rawls.


2.3 Die Lehrenden
Da ich selbst erst im 3. Semester bin habe ich natürlich noch nicht alle kennen gelernt. Die Seminarleiter aber sind meist junge engagierte Mitarbeiter, die vielleicht gerade ihren Abschluss gemacht haben. Natürlich gibt es auch Professoren, die bekommt man aber erst in den Hauptstudiumsseminaren oder in den Vorlesungen zu Gesicht. Am bekanntesten ist wohl Jürgen W. Falter, der auch des öfteren bei Sabine Christiansen zu bewundern ist. Ihn kann ich ebenso wie Anette Schmidt, Kerstin Heydenreich und Siegfried Schumann absolut weiterempfehlen. Kunz und Dittgen sind dagegen richtige Langweiler.


3. Berufsaussichten für Politologen
Mit PoWi kann man wohl alles oder nichts werden. Die meisten Absolventen verschlägt es aber in die Wahl- bzw. Meinungsforschung und in die Schulen. Ich aber möchte Journalist werden und erfahre hier interessante Hintergründe, die Politik verstehbarer machen. Allerdings wird journalistischer Schreibstil hier gar nicht gern gesehen, denn schließlich will man eine Wissenschaft sein.

4. Pro und Contras für Politologie in Mainz
Pro:
- interessante Theorien, die Politik begreifbar machen
- nette Kommilitonen
- engagierte Lehrende
- Jürgen W. Falter
- nicht besonders aufwändig (10 Wochenstunden + 4 Stunden Hausarbeit)
- Mainz ist eine super Studentenstadt und liegt optimal zwischen Wiesbaden und Frankfurt.

Contra
- arg trocken
- sehr leseintensiv
- nicht so gut ausgestattete Bibliothek
- die Mainzer Uni ist riesig

5. Fazit
Bisher bereue ich es nicht wirklich mir PoWi als zweites Hauptfach neben Germanistik ausgesucht zu haben. Aber Germanistik macht mir deutlich mehr Spaß. Wie gesagt: PoWi ist zwar interessant aber auch ziemlich trocken: so interessant die Ergebnisse auch sein mögen, Wissenschaftler haben einfach eine extrem umständlich Art sich auszudrücken. Manchmal hat man das Gefühl, die beschreiben die einfachsten Sachverhalt absichtlich kompliziert. PoWi ist allen zu empfehlen, die sich für Politik interessieren und keine Angst vor ellenlangen theoretischen Texten haben.

P.S.: Noch Fragen? Ich steh’ per Gästebuch und Email zur Verfügung! Weitere Informationen gibt’s auch auf www.politik.uni-mainz.de

12 Bewertungen, 2 Kommentare

  • veleks

    17.06.2002, 20:24 Uhr von veleks
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich wollte schon immer mal wissen was da abläuft.

  • anonym

    12.03.2002, 12:59 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    hmmmmmm von allen Seiten betrachtet, ich schlage mich auch ein wenig mit dem GEdanken herum, das als Nebenfach in Angriff zu nehmen. Aus selbigem Grund: Hintergrundwissen. Gruß, nosianai