Polizei Testbericht

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Erfahrungsbericht von copgun

Freund und Helfer

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

ich habe gerade den post von eretrea gelesen und kann eigentlich nur ungläubig mit dem kopf schütteln. daher glaube ich, hier sollte doch mal gesagt werden, es gibt solche und solche polizisten!

zunächst will ich aber auch sagen, daß ich selber polizist bin. ich versehe seit 1995 dienst beim pp frankfurt am main. damit behaupte ich einfach mal, ich weiß wovon ich rede. im weiteren post beziehe ich mich ausschließlich auf hessen bzw das pp frankfurt.

in diesem unseren schönen lande versehen circa 16.000 polizeibeamte/innen ihren dienst. hört sich nach einer menge an, aber dann kommt die eigentliche überraschung. von diesen 16.000 befinden sich noch circa 3.200 beamte im schichtdienst. die restlichen gehen für verwaltung von strafanzeigen drauf.

also wir knapp 3.200 beamte sollen 24 stunden am tag, 365 tage im jahr für jedermann da sein.

auf unserem revier sind wir im schichtdienst 48 beamte in 5 dienstgruppen. unser revierbereich umfasst einen bereich von circa 4 quadratkilometern und wird von knapp 35.000 menschen bewohnt. diese zahl steigt jedoch am tage auf knapp 55.000 an.

von den 48 mann bzw frau die wir sein sollen, sind im endeffekt nur 39 dienst. die restlichen befinden sich im mutterschutz oder sind irgendwelche karteileichen aus dem bereich des präsidiums die keiner je gesehen hat.

sprechen wir jedoch unsere wachstärken an (ca. 8 beamte pro schicht) heißt es nur, bei uns sind alle planstellen besetzt! von wem die aber besetzt sind will keiner wissen.

und da auch polizisten nur menschen sind, brauchen wir auch ab und zu mal urlaub. dann werden aus den durchschnittlich 8 mann nur noch 6.

mit diesem kläglichen rest muß die wache auf dem revier betrieben werden, objektschutz gestellt und einsatzlagen bewältigt werden = 4 mann. nach dieser rechnung bleiben dann noch 2 (in worten zwei) beamte für die oben angeführt einwohnerzahl.

da bsit du dann mädchen für alles. unfälle, einbrüche, schwarzfahrer, verkehrsbehinderungen, mülltonne umgefallen, ein kleiner brand.... die liste kann beliebig erweitert werden. und nun stellt euch mal vor, ihr seid dabei nur zwei mann.

sicher, hinfahren und zugucken kann ja nicht wirklich schwierig sein, aber das was im anschluß alles kommt (schreiberei) ist das, was wirklich aufhält. und irgendwann am tag oder in der nacht hats du dein tief und mußt eine pause machen. geht aber meistens nicht, weil du vom chef noch nebenbei vier weitere aufträge in die hand gedrückt bekommst!

das die polizei nicht immer und überall ist, liegt also bestimmt zum größten teil nicht an der unlust der beamten, es liegt einfach daran, daß keiner da ist, der die arbeit machen kann. denn so wie es bei uns in frankfurt aussieht, geht es bestimmt auch jeder anderen großstadt. von kleinen landdienststellen will ich erst gar nicht reden.

ich für meinen teil versuche jeden tag aufs neue mein bestes zu geben. aber ich habe nur zwei hände, zwei arme und zwei beine. vierteilen kann ich mich nicht und ich kann nicht hellsehen. andere meiner kollegen teilen diese berufsauffassung eventuell nicht, aber das ist ihr ding.

noch gibt es angagierte polizisten, die tag für tag in der schußlinie stehen. nie sind sie da, wenn man sie braucht, aber wenn die dann da sind, wird jede entscheidung von ihnen angezweifelt. mal ehrlich, wenn ich so manche sprüche von meinem gegenüber/mitbürgern höre, verliere ich meinen glauben.

wenn eretrea sagt, sie findet es traurig, daß sich die menschen nur noch wegdrehen, so stimmt das schon. es können ja andere helfen. aber ist damit denn immer zwangsläufig die polizei gemeint? sollte sich da nicht jeder mal an die eigene nase fassen?

eretrea wurde zeuge von einer schlägerei (blut im treppenhaus, ausgerissene haare, lautes geschrei). warum frage ich mich dann, hat eretrea nicht selber eingegriffen? tragen wir polizisten eine rüstung die alles von uns abhält und uns unverwundbar macht?

aber es ist ja so einfach den notruf der polizei zu wählen und dann die verantwortung abzugeben. ich habe ja mein möglichstes getan, könnte man meinen. aber stimmt das wirklich? ich glaube nicht.

manchen hält wahrscheinlich angst oder unwissenheit vor hilfeleistungen ab. aber was soll ich als polizist machen? ich kann nicht zaubern und auch ich habe angst. wir sind keine kampfmaschinen, deren blick alleine töten kann. aber entscheidungen muß ich sekundenschnell treffen.

wenn aber diese meinung nicht gefällt oder man sich durch diese benachteiligt fühlt, so wird uns sofort mit beschwerden oder mit anzeigen gedroht. aber was solls. so wie es in dem von eretrea beschriebenen fall abgefaufen ist, stellt meiner meinung nach einen einzelfall da und darf nicht für die gesamte polizei zählen!

wir sind nun mal die buhmänner/frauen der nation. manchmal glaube ich, wir werden für alles verantwortlich gemacht, was in diesem unseren lande geschieht. tatsache ist aber, wir denken uns die gesetze nicht aus, sondern setzen sie durch.

ob mir es gefällt oder nicht. wenn ich die uniform anziehe, so lege ich meine persönliche meinung ab und handele nach dem gesetz oder so wie es der gesetzgeber vorsieht. ich bin auch gegen atommülltransporte, muß aber auch ggf. an bahngleisen stehen und diese züge begleiten.

nun werden sich dann manche fragen, warum ich denn nicht streike. aber da hat ja mein dienstherr vorgesorgt und mir ein streikverbot per gesetz auferlegt. und somit muß ich bei solchen aktionen eben ran. und wenn ich nicht gehe, dann gehen eben zwei andere.

wir müssen und bespucken, mit steinen und mollis bewerfen, anpöbeln oder gar mit leuchtmunition beschießen lassen. und dann stellen sich manche leute auch noch hin und beschweren sich drüber, wie es denn sein kann, daß leute "grundlos" verhaftet und eingesperrt werden.

haben wir, nur weil wir eine uniform tragen, kein recht auf körperliche unversehrtheit? sind wir keine menschen mehr? haben wir keine rechte? doch, haben wir. es sollte jeder mal überlegen und sich klarmachen, daß wir nicht knüppelschwinged durch demo-züge laufen und jeden verhaften, nur weil uns seine nase nicht gefällt.

wird fortgeführt!

18 Bewertungen, 4 Kommentare

  • dschroeder1

    23.02.2009, 19:47 Uhr von dschroeder1
    Bewertung: besonders wertvoll

    kann das voll nachvollziehen, bin auch in dem "Verein". super geschrieben!

  • huber19

    29.08.2002, 21:42 Uhr von huber19
    Bewertung: sehr hilfreich

    Dem kann ich - wenn auch nur sinngemäß, da ich aus Wien bin - voll zustimmen. Gruß Michael

  • hirni

    09.03.2002, 01:08 Uhr von hirni
    Bewertung: sehr hilfreich

    du armer *grins*. Mls (man ließt sich) HIRNI

  • retilein

    09.03.2002, 01:04 Uhr von retilein
    Bewertung: sehr hilfreich

    schon belastend