Alles Sense! (Taschenbuch) / Terry Pratchett Testbericht

Das Wetter ist im Moment ja nicht wirklich optimal, also bleibt schön Zeit um sich die freien Stunden mit einem guten Buch zu vertreiben. Wenn das mal kein perfektes Bücherfrühling-Wetter ist... Aber ich will mich nicht beklagen, so konnte ich die Zeit mit einer neuen Lieblingsfigur verbringen: dem Tod! Ja, so langsam fange ich an den Tod zu mögen, wenn auch nicht den echten von unserer Welt, sondern eher den Tod von Terry Pratchett. Diesen knochigen, ungewollt komischen Tod, der sich etwas zu sehr für die Menschen auf der Scheibenwelt interessiert!

Nachdem sich Tod ja bereits einen Lehrling gesucht hat (Gevatter Tod), dies aber nach allen Regeln der Kunst schief gelaufen ist, musste er wohl oder übel wieder alleine die ganzen Aufgaben übernehmen, die man mit seinem „Job“ halt so hat. Im Buch das ich nun vorstellen möchten geht es um eine Konsequenz der Geschichte aus „Gevatter Tod“, auch wenn der Zusammenhang nie direkt angesprochen wird. Diverse Foren sind jedenfalls der Meinung das beide Geschichten, „Gevatter Tod“ und „Alles Sense“, welches ich nun vorstellen möchte, eine Verbindung haben. Wir werden sehen, wo diese Verbindung angenommen wird. Nun wünsche ich Euch aber viel Spass mit meinem mir sehr am Herzen liegenden Bericht über Gevatter Tod und die Scheibenwelt...



=== +++ Alles Sense +++ ===

Der Name des Buches lässt es ja schon erahnen, wer die Hauptperson dieser Geschichte ist; der Tod. Für mich eine der spannendsten Figuren der Scheibenwelt, etwa gleich auf mit den Wächtern der Stadtwache von Arkh-Morpok. Dieser Tod hat ein Problem; er will wissen was in den Menschen vorgeht, was ihn schon öfter in nicht all zu schöne Situationen gebracht hat. Trotz allem will er nicht dazu lernen. Etwas was man auch auf uns Menschen übertragen könnte; wir machen Fehler aber lernen zu einem riesigen Teil nichts daraus. Ich glaube, genau diese Tatsache macht es aus, wieso ich mich so für die Geschichten um diese Figur begeistern kann. Pratchetts Tod könnte genauso gut Herr XY aus Z sein, in einigen Fällen könnte es sogar der Leser selbst sein. Das macht für mich den Reiz aus, und da bin ich nicht der einzige der so denkt.

Ich habe es oben bereits angesprochen; in „Gevatter Tod“ hat sich der Held der Geschichte menschliche Hilfe in Form eines Lehrlings geholt. Tod wollte etwas mehr Zeit für sich haben und prompt ist es zum Super-GAU gekommen, der beinahe die Scheibenwelt zerstört hätte. Das ein Ereignis dieser Tragweite nicht einfach unter den Teppich gekehrt werden kann versteht sich von selbst. Und genau an diesem Punkt setzt „Alles Sense“ an. Und es verspricht eine fesselnde Story zu werden!



=== +++ Der Autor – Sir Terry Pratchett +++ ===

Sir Terence David John Pratchett, wie Terry Pratchet mit vollem Namen heisst, wurde am 28. April 1948 in Beaconsfield, England geboren. Schon im Alter von 13 Jahren veröffentlichte Pratchett sein erstes Werk. Dabei handelt es sich um die Kurzgeschichte „The Hades Business“, die den Weg von der Schülerzeitung bis in das Science Fantasy Magazine fand.

Nach seiner Schulzeit begann Terry Pratchett im Jahr 1965 eine Ausbildung als Jurnalist bei einer kleinen Lokalzeitung. Während einem Interview erwähnte er gegenüber eines Inhabers eines kleinen Verlages, das er einen eigenen Roman geschrieben habe. Zu dieser Zeit ging es dann mit seinem Erfolg los. Sein erster Roman „Die Teppichvölker“ fand eine riesige Fangemeinde

Pratchett ist seit 1968 mit Lyn Marian Purves verheiratet und hat eine Tochter, die ebenfalls als Autorin tätig ist. 1998 wurde Pratchett zum Officer des Order of the British Empire (OBE) ernannt und 2003 ernannte die Queen ihn zum Knight Bachelor für seinen Verdienst der britischen Literatur. Seit da darf sich Pratchett Sir Terry nennen!
Im Jahr 2007 gab er bekannt das bei ihm eine seltene Version der Alzheimer-Krankheit festgestellt wurde; seit diesem Zeitpunkt setzt sich Pratchett aktiv für die Sterbehilfe in Grossbritannien ein! Neuesten Ankündigungen zufolge plant Sir Terry bei einer Verschlimmerung seiner Krankheit den Weg des begleitenden Sterbens in der Schweiz.

Aus seiner Feder entstanden bisher ganze 39 Romane über die Scheibenwelt, wovon 38 ins Deutsche übersetzt wurden. Zudem gab es dutzende Bücher, die auch auf der Scheibenwelt spielten, jedoch nicht als klassische Scheibenwelt-Romane bezeichnet werden können!

Weitere Informationen zu Terry Pratchett gibt es hier zu finden: http://de.wikipedia.org/wiki/Terry_Pratc​hett und auf seiner offiziellen Seite unter http://www.terrypratchett.co.uk/



=== +++ Die wichtigsten Figuren der Geschichte +++ ===

Da haben wir ganz klar den Tod, den Seelenschneider der Scheibenwelt und des ganzen Multiversums. Er ist die Hauptfigur der Geschichte und führt den Hauptstrang der Handlung an. Auch wenn es eher eine ungewöhnliche Story ist, so kann man sich auf den Tod freuen, da man neue Seiten an ihm kennenlernt.

Die Hauptfiguren des zweiten Handlungsstrangs sind die Zauberer der unsichtbaren Universität, allen voran der alte Zauberer Windle Poons, der in diesem Abenteuer eine besondere Rolle zugeteilt bekommt, die ihm zwar nicht gefällt, er aber keine andere Wahl hat als seine Rolle zu spielen. Aber auch der Erzkanzler Ridcully nimmt eine wichtige Rolle ein, zusammen mit den anderen Zauberer der Universität.

Weitere wichtige Rollen spielen die alte Farmerin Frau Flinkwert, der Rattentod und der Nachfolger von Tod, auch bekannt als neuer Tod. Unzählige weitere Figuren tragen natürlich auch zu der Handlung bei, so zum Beispiel Schneekugeln und Einkaufswagen, doch dazu später mehr.



=== +++ Die Handlung +++ ===

Nachdem Tod zu oft Gefühle gezeigt hat bei seiner Arbeit und dadurch beinahe das Multiversum zerstört. Die Götter haben also beschlossen, ihn seiner Aufgaben zu entheben und als normal sterblichen auf die Scheibenwelt zu schicken und ihn den normalen Gesetzten der sterblichen auszusetzen. Die Götter des Multiversum neigen jedoch dazu, gerne mal eine Handlung überstürzt zu treffen und so kommt es auf der Scheibenwelt bald zu den ersten Konsequenzen: auch wenn es im Moment keinen Tod gab, der die Seelen über die Schwelle geleitet, sterben die Leute trotzdem. Allerdings ist ihre Seele natürlich auf der Scheibenwelt gefangen, und auch Seelen haben nicht unendlich viel Platz...

Einer der auf der Liste von Tod stehen ist Windle Poons, seines Zeichens der älteste Zauberer der unsichtbaren Universität und unter den Zauberern nicht sonderlich beliebt. Er ist ein eigener alter Kauz der immer nur für die Universität gelebt hat. Und nun ist seine Zeit gekommen... Oder besser gesagt, sie hätte kommen müssen, aber da es keinen Tod gibt... Ihr wisst schon! Jedenfalls ist Windle so gezwungen, als Untoter weiter auf Erden zu wandeln! Windle, der damit nicht sehr glücklich ist, probiert alles um sich das Leben zu nehmen, doch natürlich klappt nichts davon. Und selbst die Zauberer, allen voran Erzkanzler Ridcully, können Windle Poons nicht helfen seine sterbliche Hülle zu verlassen! Selbst der Versuch, Windle auf einer der viel befahrenen Strasse von Ankh-Morpok zu vergraben brachte nicht das erhoffte Ergebnis. So ist Windle gezwungen, in eine Selbsthilfegruppe für Untote zu gehen, die ihm aber natürlich auch nicht weiterhelfen kann.

In der Zwischenzeit gewöhnt Tod sich in ein Leben als Mensch ein, immer mit dabei: seine Sanduhr, die ihm seine verbleibende Zeit auf Erden zeigt. Und seine Zeit läuft ab, langsam aber unerbittlich füllt sich der untere Teil mit Sand! Er arbeitet auf einer Farm als Erntehelfer bei Frau Flinkwert, einer komischen alten Frau. Und keiner der Menschen in seiner Umgebung erkennt den geheimnisvollen Fremden als das was er eigentlich ist, womit sich Tod ein, für seine Vorstellung, normales Leben aufbauen kann.

Inzwischen bricht auf der Scheibenwelt das Chaos los; leblose Gegenstände fangen sich an wie von Geisterhand zu bewegen. Möbel, Schrauben, Bretter, Teller, alles scheint ein Eigenleben zu entwickeln.Grund dafür ist, das der Tod seine Arbeit nicht mehr ausführen kann und die sterbenden Bewohner der Scheibenwelt irgendwo zwischen Leben und Tod auf den Seelenernter warten. Zu allem Überfluss tauchen auch noch geheimnisvolle Schneekugeln auf die anscheinend eine böse Überraschung bereit halten und Ankh-Morpok nach dem Leben trachten!

Für Windle Poons beginnt ein Abenteuer das er sich in seinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können! Er ist die letzte Hoffnung für Ankh-Morpok und das ganze Multiversum, und diese Einsicht traf ihn noch vor dem Mittagessen...

Auch Tod muss sich mit einigen Dingen auseinander setzen. Das leben als Mensch ist für ihn ungewohnt, seine Zeit läuft ab und dann muss er sich auch noch seinem Nachfolger stellen. Dieser ist einiges jünger und flinker als Tod, der sich nun Bill Tür nennt, und eigentlich ist von den Göttern gewollt das Bill Tür endgültig verschwindet! Es kommt zu einem Kampf auf Tod und Tod (oder wie soll man das bei Tod sonst nennen? Auf Leben und Tod trifft es nun mal leider nicht).

Schafft es Tod zurück in seine Zwischenwelt? Kann Windle Poons Ankh-Morpok retten und dadurch seine letzte Ruhe finden? Das eine ist mit dem anderen unwiderruflich verknüpft und es sieht nicht gut aus.... Und wie es ausgeht müsst Ihr im Buch nachlesen :-p



=== +++ Allgemeine Informationen +++ ===

Deutscher Titel: Alles Sense! Ein Scheibenwelt-Roman
Original Titel: Reaper Man
Erschienen: Dezember 1998 (5. Auflage)
Verlag: Goldmann
Autor: Sir Terry Pratchett
Art: Broschiert
Seitenzahl: 288
ISBN-10: 3442421306
ISBN-13: 978-3442421305
Preis: 14,99 € Neupreis / 11,99 € gebraucht (Quelle: amazon.de)

Alles Sense erschien 1991 als 11. Roman der Scheibenwelt und ist das zweite Abenteuer das Tod gewidmet ist. Eigentlich handelt es sich um zwei Geschichten in einer; zum einen die Abenteuer von Tod als „normaler“ Mensch, zum anderen die Abenteuer von Windle Poons und den Zauberer der unsichtbaren Universität.



=== +++ Schreibstil +++ ===

Ich kann es hier kurz machen, weil der Schreibstil von Pratchett ist einfach einzigartig! Ironisch und kritisch blickt er auf die Menschheit und verarbeitet das in seinen Werken. Natürlich mit einer gehörigen Portion tiefschwarzem britischem Humor. Bei diesem Buch wechselt Pratchett für kurze Sequenzen von Fantasy in den Bereich von leichtem Horror was sich besonders auf den letzten Seiten zeigt, wenn Tod gegen seinen Nachfolger kämpft. Aber auch der finale Part der Zauberer sorgt für Gänsehaut, zumindest bei mir.

Pratchett schafft eine Atmosphäre die mit wenigen Beschreibungen auskommt und trotzdem fühlt man sich als Leser in die Handlung eingebunden, und das quasi von der ersten Seite an. Man sieht Tod vor dem geistigen Auge in seinem Haus in der Zwischenwelt sitzen, ist dabei wenn Windle Poons sterben sollte und es nicht kann und man hört die Soundkulisse vom Kampf alter Tod gegen junger Tod. Und das ohne wirklich viel darüber zu lesen. Häuser, Gegenstände und auch Geräusche sind einfach da, man sieht sie als ob man selber Teil der Geschichte ist. Ich kann Euch nicht sagen wie Pratchett das macht, aber er macht es einfach!



=== +++ Meine Meinung zu „Alles Sense“ +++ ===

Tod, das metaphorische Skelett muss nun also die Rechnung dafür bezahlen das sein Azubi beinahe das gesamte Multiversum in den Untergang gestürzt hat. Verspricht eine wirklich spannende Geschichte zu werden, und genau das ist es auch geworden! Die Story handelt von Problemen mit dem eingewöhnen in neue Situationen und dem sich Anpassen an die Mehrheit. Man kann sich selbst in den ganzen Figuren erkennen und das macht diese Geschichte aus! Genau das ist wohl der Schlüssel zu Terry Pratchetts weltweitem Erfolg.

Die Geschichte liest sich sehr flüssig und quasi von selbst. Die Spannungskurve ist auf einem hohen Level gehalten und sinkt nie in einen Bereich bei dem das Buch ohne Problem zur Seite legen könnte. Gerade nachdem ich Tod im vorherigen Buch bei seiner Arbeit beobachten konnte, konnte ich gut nachempfinden, wie es ihm ging, als man ihm eben diese wegnahm und ihm seinen eigenen Tod in Aussicht stellte. Als er deshalb beschloss, erst mal zu leben und seinem Mantel gegen einen Overall und Strohhut auszutauschen und als 'Bill Tür' eine Arbeit auf einem Hof anzunehmen, begann eine sehr lehrreiche Zeit für ihn und ich hatte viel Spass, ihn dabei zu begleiten. Ungewöhnliche Szenen spielten sich ab, als Tod, sorry, Bill Tür, in geselligen Kontakt mit den Menschen trat, um ihr Leben besser zu verstehen, mit ihnen trank, spielte und arbeitete und dabei Gefühle kennenlernte.

Ich finde die geschaffene Situation sehr spannend; eine Gestalt wie den Tod dabei zu beobachten wie er alles neu erlernen muss und wie er die Gefühle und Emotionen seiner bisherigen „Opfer“ am eigenen Leib erfährt. Auch die Einsichten die er gewinnt sind sehr aufschlussreich um zu verstehen, wie Tod die Welt bisher gesehen und wahrgenommen hat. Aber auch der zweite Strang der Geschichte ist sehr lehrreich gestrickt worden. Windle Poons hat eigentlich erst in der Zeit, in der er als Untoter auf der Scheibenwelt wandelte, einsehen müssen was er in seinem Leben alles verpasst hat nur weil er all seine Energie auf eine Sache verwendet hat. Er hat gelebt und doch war er nie wirklich am Leben. Etwas das gerade in unserer hektischen Welt sicher auch jeder kennt...

„Alles Sense“ verbindet alltägliche Probleme der Menschheit mit aberwitzigen Figuren und wahnwitzigen Situationen. Alles in allem halt etwas was ich bisher nur aus Büchern von Terry Pratchett kenne!



=== +++ Mein Fazit +++ ===

Und wieder ist Pratchett ein sagenhafter Wurf gelungen; ein weiteres Buch das dem Leser halbe Nächte raubt weil man einfach nicht davon los kommt! Und wisst ihr was? Ich finde es gut so! Für Fans der Scheibenwelt und alle, die es noch werden wollen! Von mir gibt es (was für ein Wunder) volle 5 Punkte und eine ganz klare Empfehlung zum Kauf! Es ist wirklich sehr schade zu wissen das es wohl nicht mehr viel Neues aus Pratchetts Feder geben wird...


Euer Andy (Andre)