Mount Dragon, Labor des Todes (Taschenbuch) / Douglas Preston, Lincoln Child Testbericht

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ab 9,14
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Erfahrungsbericht von wirnhier

Ein kleiner Pfad zwischen gut und böse

Pro:

Interessantes Thema mit einem guten Spannungsbogen

Kontra:

Leider ein etwas überspanntes Finale

Empfehlung:

Ja

...auch zwischen gut und böse bleibt oft kein Platz für ein Blatt dazwischen.

Hallo erst mal,

Die Geschichte Mount Dragon bewegt sich in der nahen Zukunft, vielleicht auch in der Gegenwart. Das grosse Thema ist GEN-Manipulation.

1. Die Story
2. Ein paar Gedanken zu der Story
3. Gedanken zur Gen-Manipulation
4. Andere Aspekte der Geschichte
5. Fazit


1. Die Story
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Ein Anerkannter Wissenschaftler landet in der Psychatrie. Die Einleitung bleibt ersteinmal so stehen.

Guy Carson ist ein junger Wissenschaftler in einem großen Unternehmen an der Ostküste in den USA. Allerdings fällt er bei seinen Kollegen ehr durch unzuverlässiges Auftreten auf als durch besondere Leistungen. Darum ist es um so verwunderter, dass nach einem mal wieder verspäteten Dienstbeginn der oberste Chef Scopes, Guy in einer Telkonferenz direkt und unter 4 Augen sprechen möchte.

Guy Carson wird die Arbeit in Mount Dragon, ein geheimer Ort in der Wüste New Mexikos, angeboten. Dort gibt es ein Sicherheitslabor der Sicherheitsstufe 5. Das ehemalige Militärlabor, das in dem Gebiet der ersten Atomtests steht verfügt damit um einen Sicherheitsstufenstandart mehr, als es eigentlich gibt. Eine spannende Aufgabe, auch wenn die Arbeit selber ersteinmal verschwiegen wird.

Erst bei der Einweisung in das Sicherheitslabor erfährt Guy Carson wodran er arbeiten darf. Es geht darum, dass ein Mittel gefunden werden soll mit Hilfe der Gen-Manipulation, dass den Menschen für immer gegen Grippe Vieren schützt.

Guy tritt in die Fußstapfen von Dr. Franklin Burt, der PurBlood erfunden hat und mit X-FLU, dem Anti-Grippe-Genträger, bereits angefangen hat. Bis der Professor Burt dann jedoch verrückt geworden ist.

Nach und nach wird klar, dass trotz erster Erfolge bei der X-FLU Entwicklung dieses ein Spiel mit dem Tod ist. Dazu kommt, dass die eigentlich grundlockere Stimmung in den Labors unter den Wissenschaftlern zunehmend gereizter wird. Bis dann ein Test-Affe eine Mitarbeiterin angreift, diese infiziert mit X-FLU.

Spätestens an dieser Stelle gerät alles aus den Fugen. Nebenbei gibt es aber einen weiteren Schauplatz, der sich bei dem Chef von GeneDyne Scopes und dessen ehemaligen Mitstudenten Levine abspielt.

GeneDyne ist eine der größten Pharmafirmen geworden aufgrund einer zufälligen Entdeckung, die den Mais resistent gegen natürliche Feinde gemacht hat und damit die Weltbevölkerung vor dem Hunger rettet, bzw. GeneDyne eben ein riesiges Geschäft entstehen lassen konnte. Genau dieser Streit fechten die beiden Entdecker des Gen-Maises aus. Der eine Levine möchte diese Entdeckung den Menscheit zugänglich machen und Scopes verkauft diese Entdeckung.

Es entwicklen sich somit zwei ineinander verstrickte Handlungsstränge, jeder mit seinem eigenen Finale. Und doch bleibt einiges für den Leser übrig, was dieser aufarbeiten kann.


2. Ein paar Gedanken zu der Story
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Sie beginnt wie eine Erfolgsstory. Ein junger Wissenschaftler wird in eine kollosal wichtige Aufgabe gesteckt und er scheint die ersten Hürden mühelos zu nehmen. Gut, es gibt Rückschläge, doch eigentlich macht er alles richtig.

Guy Carson ist allerdings eine sehr schwierige Identifikationsfigur. Klar möchte man gerne auch so sein wie er, jung, erfolgreich ... allerdings sind die Aufgaben die er bekommt doch sehr hoch und damit sieht man willkührlich einen Hero, der mindestens eine Augenhöhe über einem selber steht. Trotzdem schafft dieser Hero es den Leser mit zu nehmen. Denn dann und wann kommen einfach symatische Züge durch.

Beschrieben wird Guy zudem als Halbblut, der Schwierigkeiten hat sich als Indieaner zu bezeichnen. Dieser Konflikt geht allerdings in der Geschichte unter, wir nur am Rande eingeworfen um gleich wieder vergessen zu werden.

Sprich, die Hauptperson bekommt - allerdings recht willkürlich - sehr viele Fassetten, die ihn interessant machen. Vom Gefühl würde ich sagen, am Anfang ist dem Autor die Person Guy Carson zu glatt gewesen, so dass er versucht im weiteren Verlauf die Hauptperson zu einem netten Menschen werden zu lassen.

Allerdings trägt diese Art des langsamen beschreibens der Person Guy Carson sich durch das ganze Buch und dadurch entsteht ein nicht enden wollender Spannungsbogen. Und irgendwie entspricht das ja auch unserer Wahrnehmung von Menschen, ersteinmal gibt es Vorurteile, solche oder solche, und erst mit der Zeit schaut man hinter eine Maske.

Das grosse Thema ist allerdings schnell erzählt. Irgendwie wird auf eine zwar besondere Weise, aber denn noch recht plumpe Art auf die Gefahr der GEN Manipulation hingewiesen.

Genforschung ist ganz schnell mal böse. Ein schwarz weiss Thema in der Story. Und es geht auch noch um die gesamte Menschheit dabei. Finde ich etwas dick aufgetragen, doch vielleicht geht das bei dieser Art von Story nicht mehr anders. Wir sind halt tägliche Grausamkeiten aus Nachrichten und Spielfilmen gewohnt. :o(

Interessant ist allerdings noch die Rivalität zweier ehemaliger Studenten, die dicke Freunde waren. Scopes, der GeneDyne Chef und der Professor Levine. Aber wie sollte es anders sein, ersteinmal setzen sie sich wieder in das schwarz weiss Bild. Doch beim direkten Aufeinandertreffen wird wunderbar deutlich wie dicht auch Freundschaft und Hass beieinander liegen können. Wie Vernunft durch Wut überdeckt werden kann und vor allem, dass Wut nicht Wut und Hass nicht Hass bleiben muss.


3. Gedanken zur Gen-Manipulation
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Tja, sollte man nun Gen-Manipulation verteufeln oder sollte man an den wissenschaftlichen Nutzen glauben.

Ich denke man kann auch dieses nicht pauschal beantworten. Sicher gibt Gen-Technik vielen Menschen die krank sind eine Hoffnung auf Heilung. Vielleicht zu Recht.

Leider wird unsere Welt aber immer habgieriger, so das derzeit der Profit sicher im Vordergrund steht und Profit wird sicher ersteinmal die Geschicke der Gen-Manipulation lenken und zu einigen Katasrophen führen.

In 100 Jahren vielleicht, wenn wir es nicht geschafft haben uns auszurotten, vielleicht ist dann nur noch die sinnvolle Nutzung der Gen-Manipulation vorhanden oder gerade wieder durch eine noch brilliantere und noch grössere wissenschaftliche Aufgabe abgelöst. Wer weiss das heute, doch ich denke auch, dass die ersten Impfungen nicht viel anders gesehen wurden. Es gab diejenigen, die sich Heilung versprachen und diejenigen, die Kritik äussern, weil neues immer ungewisse Gefahren in sich birgt.


4. Andere Aspekte der Geschichte
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In einer guten Geschichte gibt es Gewalt, List und Sex. Für jeden Geschmack etwas und Gut bedeutet natürlich nur, dass die Geschichte sich dann gut verkauft.

Soweit die These.

Aber ich finde schon, dass es sehr augenfällig ist, dass in diese Geschichte genau diese Massgabe eingearbeitet wurde. Guy Carson bekommt eine, wenn auch erst wiederspänstige Assistentin an die Seite. Klar, später schlafen sie miteinander. Das aber ausgerechnet noch zu einem Zeitpunkt, da sie in grösster Gefahr sind. Dem Autor sei zu Gute gehalten, dass es nicht ganz klar wird, ob sie sich am Ende auch wirklich kriegen.

Aber bei der Gefahr, da sind wir dann auch schon bei der Gewalt. Die Geschichte entwickelt sich sehr langsam und sehr anschaulich, man wird gut mitgenommen, doch irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass am Ende der Pfeffer fehlte und unbedingt mit Chili nachgewürzt werden musste.

Eine Flucht durch die Wüste über fast 100 Seiten - inkl. Seitensprünge in die parallelen Erzählpfade - ist doch schon sehr ausgedehnt und in diesen Szenen fehlte es doch an der Ausgewogen heit. Immer wieder noch ein Schlenker und von gerettet wieder bis tödlich bedroht wechseln sich die Szenen fast Seitenweise ab. Es scheint, als müsse das was am Anfang zu Recht eigentlich eher eine sanfte Geschichtsentwicklung war, musste jetzt mit Gewalt nachgeholt werden.

Klar tricksen sich die Protagonisten gegenseitig aus und der Leser wird regelmäßig hinters Licht geführt. Doch am Ende ist es einfach so, dass man zu viele Entwicklungen schon vorahnen kann und dann wird es einfach blöde...

Gefallen hat mir aber der erste Teil. Als Mensch neige ich dazu träge zu sein und ersteinmal skeptisch neues aufzunehmen. So auch Gen-Manipulation.

Der Dr. Carson hat es aber irgendwie geschafft meine Gedanken aufzufordern auch etwas gutes an Gen-Forschung zu finden. Nicht generell, nicht, dass ich jetzt ein Fürsprecher wäre, ganz im Gegenteil, aber für die Geschichte bin ich neutral geworden. Meine Meinung dazu habe ich quasi für danach aufgehoben.

Immer dann, wenn jemand einfach positive Eigenschaften hat oder einen richtigen Weg findet, dann ließt man das doch gerne, oder...?

Sicher hat das etwas eingelullt, doch das hat der Autor wohl gut mit eingebaut, dass man dann immer rechtzeitig wieder auf eine Gefahr der Gen-Manipulation aufmerksam gemacht wird. Der gehobene Zeigefinger war jedoch so gut versteckt, dass man ihn kaum erahnen konnte.

Doch zu einem anderen Teil, Guy Carson, selber halber Indiander oder viertel Indieaner oder so, er kommt durch diesen Auftrag bei der GeneDyne zu forschen in die Nähe seiner Heimat. In die Nähe der Ranche, auf der er aufgewachsen ist und auf der er nicht bleiben konnte, weil sein Vater pleite gegangen ist.

Doch gerade als junger Mensch lernt man vieles, besonders in der Natur und sei sie so grausam wie die Wüste. Alles was um das Wissen spielt, wie man sich in der Wüste bewegt, um zu überleben spielt zwar in der Geschichte selber nur eine untergeordnete Rolle, ist Mittel zum Zweck, doch ist furchtbar interessant.


5. Fazit
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Insgesamt ein mittelmäßiges Buch. Es ist ein interessantes Thema, die Geschichte hat einen weiten und damit allzeit gespannten Spannungsbogen. Gut.

Am Ende wird die Geschichte etwas hecktisch, die Spannung wird zu künstlich gesteigert, doch das zieht die Geschichte nur ein bisschen runter.

Es werden ein bisschen zu sehr die Klischees bemüht und zu viel hineingestopft, was in einem Rezept für eine gute Geschichte zu finden ist. Trotzdem bleibt eine lesbare Geschichte über. Klar mit diesen Schwächen, doch insgesamt würde ich einfach gut bewerten.

--- Nachtrag

Auch nach einigen Monaten ist es noch so, wenn ich mich an die Geschichte zurück erinnere überwiegt der kitschige Eindruck. Das eigentliche Kernthema, das Gott spielen via Gen-Manipulation, wird in den Hintergrund gedrängt. Ich habe den Eindruck, dass mit dieser Geschichte versucht wurde den moralischen Zeigefinger auszupacken, aber eigentlich geht es nur darum eine Geschichte zu verkaufen. Je länger eine Geschichte im Kopf bleibt, desto mehr kristalisiert sich der Charakter heraus. Ich gehe mal in der Bewertung auf 'gut' runter.

32 Bewertungen, 3 Kommentare

  • Chrillemaus

    08.10.2005, 12:01 Uhr von Chrillemaus
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich. LG Martina

  • Hindenbook

    22.09.2005, 03:36 Uhr von Hindenbook
    Bewertung: sehr hilfreich

    "Mount Dragon" ist das einzige Werk des Duos, das ich noch nicht gelesen bzw. bewertet habe. Interessant zu erfahren, dass sie schon in ihrem zweiten Roman ihr Pulver verschossen haben ... In den folgenden Bänden wird das eher schlimmer. Ein

  • Lotosblüte

    12.09.2005, 01:31 Uhr von Lotosblüte
    Bewertung: sehr hilfreich

    das Buch werde ich mir sicher sparen. lg