Thunderhead (Taschenbuch) / Douglas Preston, Lincoln Child Testbericht

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ab 8,63
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Erfahrungsbericht von rider-of-apocalypse

Archäologie & Mystik

Pro:

s. Text

Kontra:

s. Text

Empfehlung:

Ja

Mehr oder weniger zufällig stieß ich vor einigen Monaten auf den Roman ICE SHIP von DOUGLAS PRESTON & LINCOLN CHILD und da mir dieser sehr gut gefallen hat, folgten schnell weitere Romane des Autorenduos, die ich ebenfalls mit Begeisterung gelesen habe. Nun habe ich gestern mit THUNDERHEAD den vorletzten mir noch fehlenden Roman des Autorengespanns ausgelesen und nutze die Gelegenheit, hier nun einen entsprechenden Beitrag zu verfassen.




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ALLGEMEINES
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Der Roman THUNDERHEAD von DOUGLAS PRESTOON und LINCOLN CHILD erschien im Jahre 1999, die deutschsprachige Ausgabe folgte zwei Jahre später im Jahre 2001 bei der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., wobei hier ausnahmsweise der Originaltitel (also THUNDERHEAD) auch für die deutschsprachige Ausgabe beibehalten wurde.
Ich bin Besitzer der gebundenen Ausgabe des Romans, die für etwa 22,90 € verkauft wird und deren Einband ein Gewitter über einer nächtlichen Wüstenlandschaft zeigt (leicht verfremdet) in der Zwischenzeit dürfte der Roman aber auch als Taschenbuch erhältlich sein und als solches etwas weniger als 10,00 € kosten.

Titel: Thunderhead
Originaltitel: Thunderhead
Autor:Douglas Preston, Lincoln Child
Jahr (Originalausgabe): 1999
Jahr (deutschspr. Ausgabe): 2001
Verlag: Droemer
ISBN (geb. Ausgabe):3-426-19444-9
Seitenzahl: 560

Beide Autoren haben eine längere Beziehung zur Schriftstellerei. So war DOUGLAS PRESTON lange Zeit wissenschaftlicher Mitarbeiter im New Yorker Museum für Naturgeschichte und verfasste in dieser Zeit mehrere Sachbücher. Sein Bruder (Richard Preston) ist ebenfalls als Beststellerautor bekannt.
LINCOLN CHILD war langjähriger Verlagslektor, bevor er im Jahre 1995 gemeinsam mit DOUGLAS PRESTON den weltweit erfolgreichen Roman RELIC veröffentlichte. Auch allein veröffentlichte LINCOLN CHILD bereits Romane (beispielsweise DAS PATENT).
Zu den Romanen dieses Autorenduos zählen (ohne chronologische Reihung):

- RELIC (verfilmt als DAS RELIKT)
- ATTIC
- MOUNT DRAGON
- ICE SHIP
- RIPTIDE
- FORMULA
- DAS RITUAL
- THUNDERHEAD




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INHALT
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Nora Kelly arbeitet als Archäologin am Santa Fe Archaeological Institute, wo sie sich überwiegend mit indianischer Kultur befasst.
Als sie das leerstehende Haus ihrer Eltern, das sie betreut, aufsucht um dort nach dem Rechten zu sehen, wird sie von zwei in Felle gehüllten Gestalten angegriffen, die offensichtlich auf der Suche nach einem Brief ihres seit sechzehn Jahren verschollenen und für tot erklärten Vaters sind.
Wenig später entdeckt sie auch eben diesen Brief, dem sie entnehmen kann, dass ihr Vater kurz nach seinem Verschwinden die sagenumwobene \"Goldstadt\" Quivira, in der eine religiöse Kaste der Anasazi Indianer mutmaßlich immense Schätz gehortet hat, entdeckt hat. Auch enthält der Brief eine Art Wegbeschreibung, die allerdings eher wage scheint.
Da es sich bei der Entdeckung Quiviras um einen sehr bedeutenden archäologischen Fund handeln würde, aber auch um den Tod beziehungsweise das Verschwinden ihres Vaters aufzuklären, beschließt Nora Kelly, eine Expedition in die Wüste Utahs zu unternehmen.
Obwohl die Existenz der Stadt Quivira umstritten ist und Nora Kellys Hinweise auf diese Stadt auch aus wissenschaftlicher Sicht eher zweifelhaft sind, willigt ihr Vorgesetzter Dr. Goddard schließlich ein, ihr die Leitung einer Expedition zu übertragen, allerdings behält er sich vor, das Expeditionsteam selbst zusammenzustellen und so nehmen neben weiteren Wissenschaftlern unter anderem auch Dr. Goddards Tochter Sloane sowie der Journalist Bill Smithback an der Expedition teil.
Da der Einsatz von Hubschraubern, Kraftfahrzeugen und ähnlichem aufgrund der landschaftlichen Begebenheiten der Wüste nicht möglich ist, begibt sich das Team per Pferd auf die beschwerliche Suche nach der sagenumwobenen Stadt, und nachdem das Expeditionsteam schon bereit ist, die Expedition aufgrund mangelnder Erfolgsaussichten abzubrechen, stößt Nora Kelly fast schon zufällig dann plötzlich doch auf Quivira.
Schnell sind die Strapazen des zurückgelegten Weges durch die Wüste vergessen und mit Begeisterung beginnen die Wissenschaftler mit eingehenden Untersuchungen der Stadt, die sich auch schnell als der erwartet sensationelle archäologische Fund herausstellt, obwohl das von dem ein oder anderen erwartete Gold nicht gefunden wird.
Nora Kellys Beharren darauf, die Stadt in ihrem ursprünglichen zustand zu belassen und auch für wissenschaftliche Untersuchungen nur geringstmögliche Eingriffe zuzulassen führt schnell zu ersten Konflikten mit der ehrgeizigen Sloane Goddard, doch bevor diese Konflikte eskalieren können, müssen die Teammitglieder feststellen, dass ihre Pferde auf rituelle Art getötet wurden.
Noch bevor der Schock über den Verlust der Pferde überwunden ist, muss das Team feststellen, dass auch die Funkgeräte des Teams zerstört wurden und somit nun keine Verbindung zur Außenwelt mehr besteht.
Als kurze Zeit später auch der Kommunikationsexperte innerhalb kürzester Zeit einer mutmaßlich seltsamen Krankheit erliegt und auch seine Leiche rituelle Veränderungen aufweist, beschließt Nora Kelly die Expedition abzubrechen und nach Santa Fe zurückzukehren um die genaueren Untersuchungen zu einem späteren Zeitpunkt besser vorbereitet und ausgestattet weiterzuführen.
Allerdings ist Sloane Goddard genau entgegengesetzter Meinung und da nun auch eine Art Schatzkammer entdeckt wird, weigert sie sich den Anweisungen der Expeditionsleiterin zu folgen und so kommt es zu unvermeidlichen Eskalation ...




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ANMERKUNGEN
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Sieht man einmal von einigen wenigen Seiten ab, in denen die Autoren beschreiben, wie Nora Kelly in ihrem Elternhaus von \"Wesen\" überfallen/angegriffen wird, die an eine Mischung aus Mensch und Tier erinnern ab, so liest sich THUNDERHEAD über mindestens zwei Drittel des gesamten Umfangs wie ein \"normaler\" Expeditionsbericht und eben den besagten \"Wesen\" lässt man, auch wenn sie noch hin und wieder erwähnt werden, eine etwas geringere Bedeutung zu kommen.
DOUGLAS PRESTON und LINCOLN CHILD ermochten aber bereits diesen Part der Geschichte nicht nur absolut spannend und kurzweilig zu erzählen, sondern die Ausführungen dabei auch immer im Bereich des Glaubwürdigen zu belassen (hierbei kommt zumindest DOUGLAS PRESTON wohl auch seine langjährige Arbeit in einem Museum und der damit verbundenen Erfahrung im Ablauf von Expeditionen zu Gute). Ein für mich interessanter Aspekt war beispielsweise die Kommunikation des Expeditionsteams mit der Außenwelt. Die Wichtigkeit von Kommunikationsmitteln schien mir zwar offensichtlich, allerdings empfand ich es schon als gleichermaßen faszinierend wie beängstigend, dass es selbst in einem hochtechnisierten Land wie den USA die Natur auch die unvermutete Unzulänglichkeit moderner Kommunikationsmittel demonstriert.
Interessant wird die Geschichte aber auch dadurch, dass die beiden Autoren ihre wichtigsten Charaktere und die Verbindungen/Verhältnisse unter- und zueinander recht ausführlich schildern. Dabei sind es weniger Nora Kelly und ihr verschwundener/verstorbener Vater, die mich faszinierten, sondern vor allem die auf korrektes und \"würdevolles\" arbeiten bedachte Nora Kelly und ihr Verhältnis zu Sloane Goddard, die vom Gedanken beseelt, ihrem Vater ihre Qualitäten als Wissenschaftlerin zu beweisen und hochehrgeizig dazu neigt, wissenschaftliche Ethik außer Acht zu lassen und im späteren Verlauf des Romans auch vor drastischen Methoden nicht zurückschreckt um ihr Ziel des wissenschaftlichen Ruhms zu erreichen. Aber auch die Beziehung Nora Kellys zum Reporter Bill Smithback, die sich einander zunehmend sympathischer werden, ist durchaus nicht uninteressant, zumal beide Charaktere auch in anderen Romanen des Autorenduos wichtigere Rollen spielen.
Einzig die Person des Kochs Bonarotti empfand ich als ein wenig störend - eine Expedition, an der auch ein \"Luxuskoch\" teilnimmt schien mir etwas unglaubwürdig und nimmt ein wenig von der \"Expeditionsromantik, wie ich sie mir als Laie vorstelle.
Durch die bereits erwähnten Gestalten erhält die Story schon zu Beginn einen leicht mystischen Touch, der insbesondere in der zweiten Hälfte, spätestens ab dem zweiten Drittel des Romans noch weiter ausgebaut wird und der Story den Reiz verleiht, der die meisten Romane dieses Autorenduos ausmacht. Erfreulicherweise verzichteten die beiden Autoren innerhalb dieser mystischen Elemente auf allzu abstruse Darstellungen, so dass auch diese die Glaubwürdigkeit der gesamten Geschichte nicht schmälern.
Geschilderte Rituale und Praktiken basieren auf aktuellen Forschungsergebnissen, viele der beschriebenen Orte, ein genannter Indianerstamm und anderes sind dagegen frei erfunden und eben diese Kombination aus Fakt und Fiktion ist es, die THUNDERHEAD zu einem Thriller mit ebenso vielen wissenschaftlichen, wie mystischen Elementen macht, der mich von der ersten bis zur letzten der 560 Seiten fesselte.
Stilistisch bietet THUNDERHEAD das, was ich bereits nach den übrigen Romanen erwartet hatte, also eine Gliederung der Story in zahlreiche kürzere Kapitel (THUNDERHEAD ist in 67 Kapitel unterteilt) und eine in Wortwahl und Satzbau sehr angenehm und flüssig zu lesende Sprache (hiervon möge sich jeder anhand der kurzen Leseprobe selbst ein Bild machen). Alle Begebenheiten, Personen und Orte werden recht präzise dargestellt und auch wissenschaftliche Sachverhalte werden so dargestellt, dass auch erklärende Ausführungen/Darstellungen den Lesefluss nicht stören und nicht auf einer einzigen Seite langweilen.




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LESEPROBE
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...
Der Journalist dachte an die Diskussion, was man mit der leiche tun sollte. Sie musste abseits des Lagers sicher vor der Witterung und Aasfressern bis zu einem Zeitpunkt aufbewahrt werden, an dem man sie wieder bergen konnte. Eingraben könne man sie nicht, hatte Nora gesagt, denn die Kojoten würden sie wieder ausbuddeln. Jemand hatte den Vorschlag gemacht, sie in einen Baum zu hängen, aber niemandem war eine Möglichkeit eingefallen, sie dort hinaufzuschaffen, weil die Sturzfluten an praktisch allen Bäumen die unteren Äste abgerissen hatten. Als Aragon mit Nachdruck darauf beharrt hatte, die Leiche so weit vom Lager wegzubringen, wie nur möglich, hatte Nora sich an eine kleine Felshöhle im Slot Canyon erinnert, die etwa sieben Meter oberhalb des Bachbetts lag und damit sicher vor Hochwasser war. Weil sie zudem über eine Reihe von Felsterrassen erreichbar und am Stamm einer riesigen Pappel, die eine Sturzflut direkt darunter zwischen zwei Felsen verkeilt hatte, leicht zu erkennen war, hatte man sich auf sie als das am besten geeignete Versteck für die Leiche geeinigt. Die Regenwolken hatten sich wieder verzogen und Black hatte über den Wetterberichtsempfänger erfahren, dass keine weiteren Gewitter drohten. Der Slot Canyon war also zumindest für den Augenblick sicher.
Smithback zwang seine Gedanken zurück in die Gegenwart. Immer wenn er etwas wirklich unangenehmes zu tun hatte, schweiften sie ständig in alle möglichen Richtungen ab. Aus einem Grund, den er sich selbst nicht recht erklären konnte, verspürte Smithback jetzt eine tief in seinem Inneren verborgene Angst. Dabei hatte er bereits mehr lebensbedrohliche Situationen durchgestanden als viele andere Menschen. Er war in einem Museum nachts von einer monströsen Bestie gejagt worden und hatte im Labyrinth der New Yorker U-Bahn-Tunnels um sein Leben kämpfen müssen.
...

Im letzten Satz dieser Leseprobe beziehen sich die beiden Autoren übrigens auf zwei andere ihrer Bücher (RELIC und ATTIC), aber dieser gelegentlichen Verweise, muss der leser in keinster weise mit den andren Romanen des Autorenduos vertraut sein, um dem Handlungsverlauf problemlos folgen zu können.





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FAZIT
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Wie bisher alle Romane des Autorenduos PRESTON / CHILD, so hat mir auch THUNDERHEAD wieder sehr gut gefallen. Im Vergleich zu den übrigen Romanen der beiden Autoren (mit Ausnahme von DAS RITUAL habe ich alle gelesen) halte ich THUNDERHEAD allerdings für den schwächsten Roman des Duos.
Da ein etwas schwächerer PRESTON / CHILD aber immer noch deutlich besser ist, als so manch anderes, was ich in der Vergangenheit gelesen habe, kann ich den Roman THUNDERHEAD von DOUGLAS PRESTON & LINCOLN CHILD hier aber dennoch uneingeschränkt empfehlen und urteile mit SEHR GUT !

28 Bewertungen, 1 Kommentar

  • XoceansoulX

    20.08.2005, 11:25 Uhr von XoceansoulX
    Bewertung: sehr hilfreich

    dein nick hat nicht zufällig was mit der metalband apokalyptische reiter zu tun? lg