Der kleine Wassermann (gebundene Ausgabe) Testbericht

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ab 6,33
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Erfahrungsbericht von Miss_Piper

Von trockenen Füßen und gebratenen Steinen

Pro:

Süße Geschichte, einfache Sprache

Kontra:

Etwas bieder

Empfehlung:

Ja

Produktdetails:

Das Buch erschien 1956 im Thienemann-Verlag. Die gebundene Ausgabe umfasst 128 Seiten mit vielen Illustrationen von Winnie Gebhardt-Gayler. Sie ist im Handel für nur 9,90 Euro erhältlich.
ISBN-Nr: 3522106202

Auf dem grüngehaltenen Cover sieht man den kleinen Wassermann, der dem Betrachter zulächelt. Im Hintergrund schwimmen Fische und Wasserpflanzen.
Auf dem neueren Cover dagegen, das auch hier bei Ciao verwendet wurde, reitet der kleine Wassermann auf dem Karpfen Cyprinus und winkt dem Betrachter zu.


Der Autor:

Otfried Preussler zählt zu den bekanntesten Kinderbuchautoren Deutschlands. Er wurde 1923 in Böhmen geboren. Später zog er nach Oberbayern, wo er noch heute zuhause ist. Bis 1970 arbeitete er als Volkschullehrer, ehe er sich dem Schreiben widmete.

\"Der kleine Wassermann\" war sein erstes Kinderbuch. Es folgten zahlreiche weitere Werke, die allesamt erfolgreich wurden, u.a.: \"Die kleine Hexe\", \"Das kleine Gespenst\", \"Der Räuber Hotzenplotz\", \"Hörbe mit dem großen Hut\", \"Die Abenteuer des starken Wanja\" und \"Krabat\".

Für den \"kleinen Wassermann\" erhielt Preussler den Deutschen Kinderbuchpreis. Es folgten zahlreiche weitere Auszeichnungen, u.a. der Deutsche sowie der Europäische Jugendbuchpreis (\"Krabat\"), Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse, Eichendorff-Literaturpreis, Konrad-Adenauer-Preis für Literatur der Deutschland-Stiftung e.V.
Viele seiner Werke wurden erfolgreich vertont bzw verfilmt.

Mehr über den Autoren erfährt man auf seiner Homepage: www.preussler.de


Inhalt:


Tief unten auf dem Grund des Mühlenweihers steht ein kleines Haus. Dort wohnt die Wassermannfamilie mit dem Vater, der Mutter und dem kleinen Wassermannjungen. Der kleine Wassermann sieht genauso aus wie ein normaler Menschenjunge, nur dass er grüne Haare und zwischen den Fingern Schwimmhäute hat. Am liebsten trägt er seinen schilfgrünen Rock, gelbe Stiefel und eine lange, rote Zipfelmütze.

Jedes Kapitel aus dem Buch erzählt ein neues Abenteuer aus seinem Leben und beginnt am Tag seiner Geburt. Seine Eltern geben ihm zu Ehren ein Fest, zu dem alle Verwandte eingeladen werden. Alle sind begeistert von dem Kleinen, vor allem, als er am Ende des Festes aus seinem Binsenkörbchen krabbelt und zur Flötenmusik des Moormanns tanzt. Da ist sich die Familie einig: Wer so schnell schon schwimmen kann, der ist ein echter Wassermann.

*

Bald ist es soweit, dass der kleine Wassermann mit seinem Vater zum ersten mal das Haus verlassen und durch den Mühlenweiher schwimmen darf. Endlich lernt er all die Fische persönlich kennen, die er bisher immer nur vom Fenster aus beobachten konnte. Einer von ihnen wird sein ganz besonderer Freund: Der alte, ehrwürdige Karpfen Cyprinus, auf dessen Rücken er nach seinem ersten Ausflug nach Hause reiten darf.

Von da an durchstreift der kleine Wassermann jeden Tag den Mühlenweiher und erlebt stets ein neues Abenteuer. Der Weiher ist zwar nicht sehr groß, aber für den Jungen gibt es allerhand zu entdecken. Dabei gibt es auch unerfreuliche Begegnungen, wie mit dem hässlichen Neunauge, das dem kleinen Wassermann schreckliche Albträume beschert.

*

Eines Tages hält der Vater eine große Überraschung für seinen Sohn bereit: Er darf zum ersten Mal an Land. Der kleine Wassermann hat bislang keine Ahnung von der Menschenwelt. Staunend betrachtet er alles um sich herum. Es ist an Land viel heller als im Mühlenteich und vor allem natürlich trocken. Die Menschen sind größer als die Wassermänner und Schwimmhäute haben sie auch nicht. Dass sie im Wasser nur ganz langsam schwimmen wundert den Jungen und dass sie unter Wasser nicht atmen können, erst recht.

Dennoch ist er fasziniert von der Menschenwelt. So oft er kann, stiehlt er sich fort, um die Menschen zu beobachten. Dabei kann er nicht lassen, sie ab und zu zu ärgern - schließlich ist es zu lustig, wenn sie ihn für einen ganz normalen Menschenjungen halten und er anschließend in Windeseile im Wasser verschwindet.

*

Der alte Karpfen Cyprinus hält nichts von den Ausflügen des kleinen Wassermanns. Für ihn sind die Menschen nur gefährliche Nichtsnutze, vor deren Angelhaken man sich in Acht nehmen muss. Der kleine Wassermann dagegen entdeckt immer wieder neue wunderbare Dinge bei den Menschen. Die Wasserrinne der Mühlrenschleuse zum Beispiel eignet sich bestens für Rutschpartien und die gebratenen Steine, die sie \"Erdäpfel\" nennen, schmecken hervorragend.

Die Menschenkinder, die er kennenlernt, sind sehr nett zu ihm, denn sie schenken dem kleinen Wassermann sogar eine Zauberkiste namens \"Zündholzschachtel\", aus der Blitze sprühen ... Zu schade, dass sie unter Wasser nicht funktioniert.

Aber es gibt auch unschöne Begegnungen für den kleinen Wassermann, z.B. mit dem Angler, den er erst einmal von seinem grausamen Hobby kurieren muss. Manches Mal verweilt er so lange in der Menschenwelt, dass er sich sogar die gefürchteten trockenen Füße holt und anschließend das Bett hüten muss.

Das ganze Jahr über erlebt der kleine Wassermann die aufregendsten Abenteuer über und unter Wasser, bis schließlich eines Tages die Oberfläche des Weihers zugefriert. Der Winter steht vor der Tür und für die Wassermänner bedeutet das einen langen Schlaf. Im Frühjahr, wenn das Leben im Weiher wieder erwacht, stehen sicher neue Abenteuer für den kleinen Wassermann bereit ...


Bewertung:


\"Der kleine Wassermann\" ist mittlerweile einer der Klassiker der deutschen Kinderbuchliteratur. Der Erfolg ist nicht verwunderlich, denn das Buch enthält alles, was Kinder zur Unterhaltung brauchen: Eine sympathische Hauptfigur, einfache kindgerechte Sprache, lustige und aufregende Episoden sowie zahlreiche Illustrationen.

Das Entscheidende am kleinen Wassermann ist, dass er für Kinder eine ideale Identifikationsfigur darstellt. So wie die Menscheneltern ihre Kinder vor bestimmten Dingen warnen, so gelten auch für den kleinen Wassermann gewisse Regeln. Und ganz wie Menschenkeinder ist er so neugierig, dass er sie ein ums andere Mal übertritt.

Gleich bei seinem ersten Ausflug in den Mühlenweiher verleitet ihn sein Übermut dazu, sich so tief in den Schlingpflanzen zu verstecken, dass er alleine nicht mehr herauskommt. Erst sein Vater kann ihn befreien und der kleine Wassermann erfährt zum ersten Mal, was passieren kann, wenn man es zu toll treibt.

Auch bei seinen Ausflügen in die Menschenwelt lauern Gefahren. Nicht umsonst warnen ihn seine Eltern davor, sich den Menschen zu zeigen. Doch der kleine Wassermann kann es nicht lassen. Zu seinem Glück glauben die meisten Menschen nicht an Wassermänner, sondern halten ihn bloß für einen komischen Knirps mit grünen Haaren und der kleine Wassermann ist so flink, dass er blitzschnell entwischt, als ihn einmal ein Menscnenmann zu jagen beginnt.

*

Sehr humorvoll geht es an den Stellen zu, an denen der Wassermann unbekannte Gegenstände der Menschenwelt erforscht. In der Wasserwelt ist man natürlich ganz anderes Essen gewohnt, so dass er die gebratenen Kartoffeln zunächst für Steine hält. Als die Kinder ihm welche zum Probieren anbieten, schmecken sie ihm wider Erwarten ganz vorzüglich. Selbstverständlich will er sich dafür revanchieren und bringt seinen neuen Freunden etwas von seinen eigenen Köstlichkeiten mit - oder zumindest etwas, das in seiner Welt als Köstlichkeit gilt: Voller Stolz präsentiert er den Jungen Kröteneier mit eingesalzenen Wasserflöhen, gedünsteten Froschlaich und Algengerichte. Leider will keiner seiner Freunde davon probieren. ;-)

Bezeichnenderweise reagieren die Menschenjungen viel freundlicher auf den kleinen Wassermann als die Erwachsenen. Sie stutzen keinen Augenblick, als er ihnen verrät, wer er ist. Vielmehr freuen sie sich, einen neuen Kameraden gefunden zu haben.

In liebevoller Weise mahnt das Buch den respektierlichen Umgang mit der Natur an. Der kleine Wassermann lebt mit allen Tieren im Weiher in friedlicher Harmonie, auch wenn sich darunter so unheimliche Gesellen wie das Neunauge befinden. Menschen, die diese Natur bedrohen, werden bestraft, so wie ein Angler, mit dem sich der kleine Wassermann einen Streich erlaubt.

*

Der kleine Wassermann ist also ein typisches Kind mit allerleih Flausen im Kopf und gleichzeitig einem Herz am rechten Fleck. Trotzdem habe ich seine Gestalt nie ganz so liebgewonnen wie beispielsweise die kleine Hexe oder das kleine Gespenst vom gleichen Autoren. Schade finde ich vor allem, dass er während des ganzes Buches namenlos bleibt.

Die Darstellung der Menschenwelt ist für meinen Geschmack auch etwas zu bieder geraten. Die Kinder sind alle freundlich zum kleinen Wassermann, die Erwachsenen dagegen unangenehme Zeitgenossen, die mit ihm schimpfen oder ihn verjagen. Diese Schwarz-Weiß-Malerei kommt ein bisschen zu dick aufgetragen daher, was aber vermutlich bei einem Kinderbuch nicht so stark ins Gewicht fällt.

Auch ein bisschen mehr Spannung hätte dem Werk meiner Meinung nach gut getan. Die Abenteuer des kleinen Wassermanns sind lustig und lehrreich, aber für die Leser nicht wirklich aufregend. Er gerät nie ernsthaft in Gefahr. Vor den Menschen hat er von Anfang an keine Scheu und außer dem Neunauge scheint er alle Tiere im Weiher zu mögen. Vielleicht hätte man ein zusätzliches Abenteuer mit einem gefährlichen großen Fisch o.ä. einbauen können, damit die etwas älteren Leser, die sich nach mehr Action sehnen, auch auf ihre Kosten kommen.

Ein netter Charakter ist der Karpfen Cyprinus. Sehr ruhig und bedächtig, voller Vorurteile über die Menschenwelt und immer ein bisschen grummelig steht er im direkten Gegensatz zu seinem kleinen, naseweisen Freund. Dennoch oder gerade deswegen verstehen sich die beiden prächtig, denn der kleine Wassermann weiß, dass er immer auf den Karpfen vertrauen kann. Umgekehrt registriert der alte Cyprinus anerkennend, dass der kleine Wassermann trotz seiner Flausen ein anständiger Junge ist.

*

Die Sprache ist ideal für Grundschulkinder geeignet. Die Sätze sind einfach und kurz gehalten und es werden keine schwierigen Worte verwendet. Sätze wie: \"Hei, wie der Moormann dem kleinen Wassermann aufspielte\" werden bewusst mit umgangssprachlichen Ausschmückungen versehen, um das Erzählte gegenüber dem Kind noch lebendiger zu gestalten. Durch diesen Stil eignet sich das Buch auch hervorragend zum Vorlesen.
Alle paar Seiten befindet sich eine meist halbseitige Federzeichnung, die die Erlebnisse des kleinen Wassermanns jeweils untermalen.

Ich weiß nicht, ob das Buch auch in Schulen gelesen wird. Aber als Lektüre für Grundschulkinder (in Auszügen) wäre es sehr gut zu verwenden. Kinder haben ihren Spaß an den Abenteuern des kleinen Wassermanns und bekommen gleichzeitig noch die eine oder andere Lehre mit auf den Weg.


Fazit:


Insgesamt handelt es sich bei dem \"kleinen Wassermann\" um ein für Kinder sehr lesenswertes Buch. Viele schöne Episoden in und außerhalb der Wasserwelt sorgen für kindgerechte Unterhaltung. Mit Liebe zum Detail kreiert der Autor eine gemütliche Unterwasserwelt. Lustige und lehrreiche Epsioden ranken sich um den Alltag eines kleinen Wassermannjungen, der trotz seiner Herkunft die gleichen Eigenschaften wie Menschenkinder aufweist und ihnen deshalb schnell vertraut sein wird.

16 Bewertungen, 2 Kommentare

  • topfmops

    30.07.2005, 15:39 Uhr von topfmops
    Bewertung: sehr hilfreich

    übernächste generation fragen; schöner bericht!!

  • Fluetie

    30.07.2005, 00:47 Uhr von Fluetie
    Bewertung: sehr hilfreich

    Beschreibung liest man selten. Ein hervorragender Bericht über ein Kinderbuch. ~ Dirk