Primel Testbericht

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Erfahrungsbericht von jozeil

DER SCHLÜSSEL IN DEN FRÜHLING

Pro:

pflegeleicht, billig, schöne Farben, überall zu finden.

Kontra:

wo gibts denn bei Blumen sowas?

Empfehlung:

Ja

Heut hab ich mich mal gleich in der Früh mit Schusters Rappen angefreundet und bin, obwohl gar nicht so gedacht, etwas in die Landschaft hinausgewatschelt und von der inzwischen ja schon wieder in allen Farben schimmernden Natur überwältigen lassen.

Sie sind schon wieder da, eigentlich ja bereits einige Wochen, die ersten Frühlingsboten, die SCHÜSSELBLUMEN, Primula veris oder „der Erste“, die mit ihren an den Bart eines Schlüssels erinnernden gelben Blüten die Bienen anzulocken vermögen.

Diese Antwort auf den Ihr zugewiesenen Namen „Schlüsselblume“ hat mir zumindest meine Mutter immer gegeben, wenn ich als kleiner Knabe wieder mal die Hintergründe verschiedenster Dinge zu erörtern versuchte.

Freilich gibt es PRIMELN, für den Garten oder das Zimmer, da ja dank Glashauskultur schon meist im Januar, wo es draußen noch schneit, in allen erdenklichen Farben und bringen den Frühling schon im Winter. Aber wozu diese Arbeit, wo doch die Botanik mit einer Artenvielfalt aufwarten kann, wenn auch etwas später und es warm wird, die das Auge entzücken lässt. Aus diesem Grund beschränke ich mich auch auf den ersten Frühlingsboten, die Schlüsselblume und will die übertriebene Kultivierung der Pflanze anderen überlassen …

Um fairerweise mal keinen Leser von euch im Unwissenden zu lassen, über welche dieser duftenden Schönheiten der Gattung „Primel“ ich eigentlich schreibe, sei gesagt, dass es sich um jene handelt, die neben „Schlüsselblume auch noch mit anderen wohlklingenden BEZEICHNUNGEN wie Himmelsschlüssel, Peterschlüssel, Marandendele, Osterblume, Aprilblume, Gansbleaml, Frauenschlüssel oder Batengelein, eher rätselhaften wie Keilhacke, Pankokblöme, Karkenslätel und Battenge, mehr in die Küche passenden wie Fastenblumen bzw. Eierkuchen und eine mich sehr an ein Bier erinnernde „Märzen“ schmückt.


BOTANISCH …

… ordnet sie sich bei den Primeln ein, wobei ich aber mit der von mir beschriebenen Art keine Zeit mit Arbeit verschwende, da die simple Wiesen Schlüsselblume ja nun mal einfach so auf Wiesen, im Gebüsch und an Waldrändern von Zentral- bis Ostasien und ganz Europa, halt überall dort, wo gemäßigte Zonen vorzufinden sind, wächst.

Im GARTEN nur so nebenbei, wo ich sie kultivieren muss, um mich an all den Farben, von Rot über Blau bis hin zu Apricot und Violett, und mir Maloche aufhalse, achte ich da auf trockenen, lockeren und kalkhaltigen Boden, denn so mag Sie es am liebsten. Außerdem nimmt sie eintretenden Frost ziemlich übel, womit ich entweder die Eisheiligen abwarten muss oder aber dafür Sorge zu tragen habe, dass die Pflanze, sollte es in der Nacht doch nochmal kälter werden, durch Abdecken mit geeigneten Materialien, wie teuren Planen oder billigem Zeitungspapier vor Minustemperaturen geschützt ist. So lasse ich das Setzen seit einigen Jahren also bleiben und erfreue mich der wilden Art.

Im Zimmer hingegen halte ich mir schon jedes Jahr als Vorboten für den Frühling die bunten Gestalten. Nicht zu warm, denn so habe ich den Vorteil, dass sich die Blüten langsamer entwickeln und daher auch länger zu bewundern sind, gleichmäßig feucht und im kühlen Halbschatten, wo sie es besonders lieben. Ist es dann mit der Schönheit in der Wohnung nach einigen Wochen vorbei, wären sie reif für den Garten, denn dort erblühen Sie nocheinmal in voller Pracht und ihr habt doppelt gemoppelt. Ich allerdings setze zu diesem Zeitpunkt schon lieber junges Gemüse und auch noch Blumen, nein, dafür reicht meine Zeit nicht.
Jetzt aber GENUG DER KULTUR und wieder zur ordinären Wiesenpflanze übergegangen, die, so schön sie ist, immer noch zu meinen Lieblingspflanzen gehört.

Gute 30 cm sind sie hoch, die paar Blumen, die ich mir heute von der Wiese in die Wohnung geholt und als Strauß gebunden in die Vase auf dem Wohnzimmertisch gestellt habe. Samtig behaarte Blütenblätter, ganz in leuchtendem Sonnengelb mit kleinen orangen Flecken, immer, ich weiß auch nicht warum, fünf pro Blüte, zwinkern mir entgegen, und lassen mein Herz mit ca. 6 mm in die Länge gezogenen, glockenförmigen sowie gezähnten Blüten, gleich in fünffacher Ausführung als Dolde pro Stiel, erfreuen.
Ohne Grün versteht sich, denn die sich am Boden aufhaltenden und ebenso samtigen und länglich-runden Blätter habe ich im Wald gelassen, wo sie darunter lebebendes Getier mit Schatten versogen dürfen.

5 Staubblätter sind auszumachen und ganz oben die ovale Frucht, länglich und dünnwandig, die Kapsel, die für Nachfahren sorgt und einen himmlischen Duft in die Nase steigen lässt.


MEDIZINISCH WERTVOLL?

Wer mich jetzt kennt, weiß, dass ich auch immer die medizinische Seite zu Hinterfragen versuche, um selbst aus einfachen Blumen meinen Nutzen zu ziehen.

In diesem Punkt nämlich hilft sie bei nervösen Kopfschmerzen, Schwindel, nervöser Schlaflosigkeit und findet in der heutigen Medizin auch bei Herzschwäche ihre Anwendung. Zudem wirkt sie schleimverflüssigend und auswurffördernd, was wiederum bei Bronchitis, Erkältungskrankheiten und Husten genesungsfördernd zu Buche schlägt.

Sie enthält Saponine, wie z. B. auch der Ginseng, welche sehr viele positive Eigenschaften aufweisen und überwiegend in der Wurzel aber auch mit geringerer Menge in den Kelchblättern zu finden sind. Sie schmecken zwar stark bitter, sind aber in der Lage, den Cholesterinspiegel zu senken, das Wachstum von Bakterien, Viren und Entzündungen zu hemmen, helfen die Immunabwehr zu verbessern und hemmen die Krebsentwicklung. Zudem sind noch Flavonoide, Carotinoide (beides Antioxidantien) und ätherische Öle darin zu finden, die ihres beisteuern.

Um selber in den Genuss eines leicht süßlichen und honigartigen Tees zu kommen, müsst ihr die Blüten zur Blütezeit von März bis Juni sammeln und diese dann frisch oder für den Winter getrocknet verwenden.

Auch die Wurzeln, ebenso zu dieser Zeit oder im Oktober gesammelt, haben wahrlich gute Eigenschaften. Auch wenn im Geschmack bitter, haben diese durch den höheren Anteil an Saponien eine wesentlich bessere Heilwirkung und werden daher in der Medizin mehr genützt. Zerkleinert und zerstampft steht dann auch hier nichts mehr im Wege, daraus Auszüge und Tees zu produzieren.

Und so einfach geht’s …

… beim BLÜTENTEE:
1 Teelöffel (ca. 1,3 g) Blüten werden mit ca. 150 ml kochendem Wasser aufgebrüht und nach 10 Minuten aus dem Wasser gefischt. Dann hilft er am besten bei einer frisch bereiteten Tasse morgendlich nach dem Aufwachen und abends vor dem Schlafengehen möglichst heiß getrunken.

… beim WURZELAUSZUG:

Nur ganz wenig von wird hier gebraucht. Genau nämlich nur 0,2 bis 0,5 g, wobei aber 1 Teelöffel voll etwa 3,5 g auf die Waage bringt. Diese geringe Menge mit ca. 150 ml kaltem Wasser ansetzten, aufkochen und nach 5 Minuten abseihen. Mehrmals am Tag ne Tasse frisch bereiteten Tee trinken und die Erkältung überlisten.


Leider, oder besser zum Glück, steht die Schlüsselblume in unseren Breiten, wie ohnehin in den meisten Gebieten, unter NATURSCHUTZ, wodurch ein Sammeln dieser verboten ist und es mir nur im eigenen Garten erlaubt ist, diese Naturarznei zu sammeln. Aber auch das lasse ich bleiben, wende mich an meinen Apotheker und vertraue der Wirksamkeit der dort gebotenen Teemischungen mit Schlüsselblumenextrakten.

Wer das Selbersammeln trotzdem nicht lassen kann, macht dies bei den Wurzeln zu oben genannter Zeit, erfreut sich an einem frischen und leicht an Anis erinnernden Geruch, lässt den leicht bitteren Geschmack über sich ergehen und bereitet sich einen Tee auf illegale Art.

MEDIZINISCH BEDENKLICH?

Alles Gute hat aber auch seine SCHATTENSEITEN, weshalb ich hier nicht außer acht lassen möchte und kann, dass durch die enthaltenen Triterpensaponine, Giftstoffe, bei zu hoher Dosierung Vergiftungen auftreten können.

Als Symptome gelten Schleimhautreizung mit nachfolgend Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen und plötzlicher Schweißausbruch.

Für die erste Hilfe sei mal viel Flüssigkeit geraten, wobei ein Gang zum Hausarzt aber nicht ausbleiben sollte. Auch ist ein Tee daraus nicht während der Schwangerschaft zu empfehlen, fragt nicht warum, aber es is nun mal so.

FAZIT

Jedes Jahr aufs Neue erfreue ich mich an den kleinen aber feinen Blütenköpfen, die als eine der ersten Pflanzen durch den Boden sprießt.

Jedes Jahr aus Neue finden sich einige dieser Dolden in variablen Abständen auf meinem Wohnzimmertisch wieder, gebunden zu einem Strauß, mit Wasser versorgt und Duft in den Himmel abgebend.

Jedes Jahr aufs Neue, zum Muttertag und auch schon zuvor, diesen Sie gemeinsam mit dann schon gewachsenen anderen Wiesenblumen als Geschenk für die Mutter ohne die Geldbörse zu belasten.

Jedes Jahr aufs Neue kann ich sogar in der Stadt, vor meinem Fenster im Hof diese gelben Schönheiten, wild gewachsen durch Pollenflug, bewundern.

Jedes Jahr aufs Neue bin ich froh darüber, dass die Schlüsselblume unter Naturschutz steht, womit das Ausgraben und anschließende Setzen im eigenen Garten verboten ist.

Nur so kann ich mich jedes Jahr aufs Neue daran erfreuen und den nahenden Frühling schon anhand ihres Wachsens erkennen, wenngleich auch manchmal das Wetter anderes verlautbart.

Mit einem Lächeln im Gesicht, erfreuend an gelben Blüten wünsche ich euch noch einen schönen Abend, einen angenehmen Wochenanfang und genieße den Duft.

Ad rem

Euer Jörg

© by Jozeil 4/2003

62 Bewertungen, 2 Kommentare

  • Michaela2015

    07.01.2009, 12:21 Uhr von Michaela2015
    Bewertung: sehr hilfreich

    guter bericht, lieben gruss michi

  • Mondlicht1957

    11.10.2008, 16:38 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich dein Bericht, ich wünsche Dir ein schönes Wochenende