Pro Natura Teleri 7/8 Testbericht

Vorgeschichte:
Meine Kinder (7,12) haben bereits Unterricht in Flöte und Keyboard bekommen – zum Teil auf Wunsch, zum Teil als "halbfreiwillige Veranstaltung" im Rahmen einer „musikalische Früherziehung“ im Kindergarten, zum Teil als Pflichtprogramm (Schule). Den Kommentaren der jeweiligen muskpädagogisch vorgebildeten Lehren konnte ich entnehmen, dass vermutlich in keinem der Beiden ein kleiner Beethoven oder Mozart schlummert, sondern eine durchschnittliche, mit Fleiß ausbaufähige Begabung für das Musizieren.

Meine Tochter möchte auf dem neuen Instrument gern Rockiges , Poppiges und Folkiges spielen – Ausflüge in klassische Gefilde sind nach 2 1/2 Jahren hammerhartem, bitterernsten Musikunterricht an einem humanistischen Gymnasium in Hamburg in naher Zukunft nicht zu erwarten.

„Stinknormale Kinder“ benötigen „stinknormale Gitarren“. Gesucht war in diesem Fall eine musikschul-taugliche Akustikgitarre /Konzertgitarre für meine 12-jährige Tochter, die später an das Geschwisterkind weitergegeben werden kann.

Als Preislimit hatte ich mir vor Marktsichtung 150 € gesetzt.

Auswahlkriterien für eine Gitarre für Anfänger:
Größe und Alter des Kindes:
Erstes Auswahlkriterium ist die Größe der Gitarre. Einige Hersteller bzw. Gitarrenbauer bieten für Kinder / Jugendliche in Abhängigkeit von Körpergröße und Alter des Kindes 1/4-, 1/2,- 3/4,- und 7/8 – Größen* an. Die Unterschiede zwischen diesen Größen (den sogenannten "Schülergitarren") und zur 4/4-Gitarre liegen in der Länge der Mensur (Länge der Saite, die bei einem Anschlag / einem Anzupfen frei schwingen kann ), der Breite des Griffbretts und der Gesamtlänge.

Individuell beachtet werden sollte auch Armlänge, Handgröße- und Fingerlänge des Kindes: Auch ein gemäß Körpergröße und Alter passendes Instrument könnte zu „Frusterfahrungen“ führen, wenn das Kind mit dem gesegnet ist, was man im Volksmund so unschön als „Wurstfinger“ bezeichnet, dazu breite Handteller und eher kurze Arme hat und dies nicht durch manuelle Fingerfertigkeit ausgleichen kann.

Ein Ausprobieren im Laden mit entsprechender Beratung macht also grundsätzlich Sinn – ich konnte in unserem Fall darauf verzichten, weil hier zu Hause ein grösseres "Vergleichsmodell" verfügbar war und eindeutig war, dass die 7/8 – Größe die Richtige ist.

*Diese Zwischengrössen sind nicht standardisiert und die Maße für Mensur, Griffbrett und Gesamtlänge fallen von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich aus (Abweichungen liegen im mm/cm-Bereich).


Verwendete Hölzer:
In der Preisklasse um 150,00 € muss man sich noch wenig Gedanken um „ausgesuchte Klanghölzer“ machen.

Besondere Aufmerksamkeit sollte man jedoch auf die Beschaffenheit der Decke legen.
In der Preisklasse um 150,00 € werden hauptsächlich Fichtenholz oder Zedernholz verarbeitet - Estgenanntes soll sein volles Klangvolumen dabei erst nach einer ca. halbjährigen Einspielzeit entfalten.

Für den Klang einer Gitarre hauptsächlich ausschlaggebend ist die Entscheidung für eine Decke aus funiertem Sperrholz oder aus Vollholz. Letzere ist in jedem Fall vorzuziehen und macht sich beim Kauf eines neuen Instruments mit ca. 30,00 € - 50,00 € Mehrpreis bemerkbar - dies gilt in der Preisklasse bis 200,00 €.

Verarbeitung:
Hier gibt es einige Unterschiede, zumindest in „Augenschein“ nehmen kann auch der Laie, ob zum Beispiel der Sattel gerade ist und ob die Bundstäbe sauber eingearbeitet sind.

Musikschul-Tauglichkeit:
Einige Qualitätsmerkmale für Gitarren kann ich auch als Laie erkennen und einschätzen (z.B, . ob die Decke aus furniertem Sperrholz oder aus Vollholz gefertigt ist), andere nicht (z.B. Innenkonstruktion).
Vermutlich gibt es preisgünstige „No-Name-Gitarren“, die vor den Augen der jeweiligen Fachleute bestehen können – ich kenne sie nur nicht und kann es nicht einschätzen. So habe ich in einigen Musikschulen hier in HH nachgefragt, welche Hersteller /Gitarrenbauer sie denn im unteren Preissegment für Anfänger empfehlen . Die Auskünfte waren eindeutig: Infrage kamen Instrumente von PRO NATURA, PRO ARTE, HÖFNER oder HOPF/HELLWEG.

Marktsichtung:
Auch hier ein ganz klares Bild für "Neuware" in verschiedenen Musikfachgeschäften und im Online-Versandhandel.
Das gewünschte Instrument – eine 7/8-Gitarre mit massiver Decke (Vollholz) der oben genannten Hersteller ist ab 150,00 € erhältlich. Preisunterschiede sind hier weniger herstellerbedingt als abhängig von den Sonder-Konditionen einzelner Geschäfte.

Habe dann noch einmal einen Blick in Ebay geworfen, nicht auf die „Neu+ OVP-Fernost-Importe“ (bereits ab 20,00 € erhältlich), sondern auf gebrauchte Instrumente der oben genannten Hersteller. Und dann über Ebay für 60,00 € ein Instrument erworben.

PRO NATURA Teleri 7/8 - das Instrument:
- Decke: massives Zedernholz
- Boden und Zargen: Eiche
- Steg, Hals und Griffbrett: Buche,
- Finish: Hochglanz, lackiert
- Mensur: 620 mm
- Sattelbreite: 48 mm
- Gesamtlänge: 940mm
- Gewicht: ca. 3kg
- Empfohlene Altersgruppe: 10 – 15 Jahre

Erfahrung und Empfehlung:
Ich sage es nicht oft, aber in diesem Fall bin ich 100-%-ig begeistert – die Besitzerin der neuen Gitarre übrigens auch!

Das Instrument lässt sich sehr gut stimmen. Bereits durch minimale Drehungen an den einzelnen Wirbeln lässt sich eine hörbare Veränderung der Tonhöhen erzeugen. Die Mechanik ist solide verarbeitet: Ich kann selbst minimale „Selbstverstimmungen“ nicht hören, sondern lediglich mit Hilfe eines digitalen Stimmgerät mit präziser Nadelanzeige ausmachen.

Das Instrument kann volle, brilliante und ausgeglichene Töne erzeugen – dies wirkt besonders dem Anfängerfrust entgegen. Da wir bereits eine 4/4-Gitarre von PRO NATURA in preisgünstigerer Ausführung (funiertes Holz) im Hause haben, ist die vollere Klanggqualität dieses Instruments mit Vollholz-Decke (Zeder) im Vergleich besonders gut erkennbar.

Den Weg über Ebay würde ich zum Kauf dabei übrigens wieder gehen, da ich ein gebrauchtes Instrument in TOP-Zustand erhalten habe für rund ein Drittel des regulären Neupreises und das „Gesparte“ so in Zubehör (Gig-Bag/Gitarrentasche, Stimmgerät und Lernbuch) investieren konnte.

Anmerkung zum YOPI-Photo: Die Gitarre ist "in echt" wesentlich dunkler als es auf diesem Bild wirkt.