Project I.G.I. (PC Spiel Shooter) Testbericht

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ab 16,08
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Erfahrungsbericht von Art_Decay

I.G.I. = I'm going insane

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Taktik-Shooter gibt es wie Sand am Meer. Einmal von Red Storm’s „Rainbow Six“ losgetreten, rollte die Taktik-Shooter-Lawine unaufhaltsam über die Lande und zog zahlreiche Nachahmer sowie auch einige innovative Ableger nach sich. Auch Eidos Interactive sprang Ende 2000 auf den angerollten Zug auf und ließ ein Spiel von zweifelhafter Güte produzieren: „Project IGI“ – \"I’m going in\". Oder doch \"I\'m going insane ?\"


Die Story:
In „Project IGI“ spielt man den ehemaligen SAS-Soldaten David L. Jones, Undercover-Spezialist und One-Man-Army zugleich. Jones’ Auftrag lautet, einen gestohlenen Nuklear-Sprengkopf aus den Klauen böser russischer Terroristen zu bergen und somit mal wieder die Welt zu retten. Nicht mehr, nicht weniger.


Das Spiel:
Der Begriff „Taktik-Shooter“ impliziert ja bereits, dass bei einem Spiel dieser Machart sowohl sorgfältig geplant, als auch geschossen werden darf. Bei „Project IGI“ geschieht vor allem letzteres. Der Taktik-Part besteht einzig und allein darin, sich möglichst unbemerkt in diverse Militärkomplexe einzuschleichen, Überwachungskameras zu umgehen oder lahmzulegen und leise aber wirkungsvoll arme Russen zu meucheln. Ist man dann einmal drin, gibt es meistens nur noch einen Weg nach draußen: den direkten, lauten, gewalttätigen.
Dazu stehen einem natürlich eine Reihe von Waffen zur Verfügung, vom Messer bis hin zur Panzerfaust. Bei der Entwicklung der Waffenphysik sollen angeblich ehemalige SAS-Soldaten zu Rate gezogen worden sein. Sind die etwa Schuld an den hässlichen Waffenmodellen? Oder an der Tatsache, dass von fünf perfekt (!) gezielten Schüssen nur drei ihr Ziel treffen? So gesehen hätte ich dann doch lieber eine etwas realitätsfremde Waffenphysik...
Die äußerst belanglose Geschichte wird in Zwischensequenzen in Spielgrafik weitererzählt. Besonders spannend ist diese 08/15-Story aber wirklich nicht, da kann man sich in der Zwischenzeit auch mal ruhig \'nen Tee kochen oder auf die Toilette gehen...
Die 14 Missionen sind dagegen recht abwechslungsreich: nicht immer muss man „nur“ in die Basis eindringen und diverse Aufgaben erfüllen. Es gilt außerdem, mittels Scharfschützengewehr Feuerschutz für ein verbündetes Team zu geben, nach einem Hubschrauberabsturz in feindlichem Gebiet seine Ausrüstung wiederzufinden, unbeschadet zu entkommen und anderes.
Doch trotzdem will beim Spielen von „Project IGI“ keine rechte Freude aufkommen, manchmal wird’s sogar dermaßen frustrierend, dass man wünschte, diesen Müll nie installiert zu haben. Denn die KI ist komplett bugzerfressen. Da gibt es Gegner, die bleiben seelenruhig stehen, auch wenn der Genosse, der gerade eben noch auf sie eingeredet hat, von einer Kugel getroffen zu Boden fällt. Andere rennen tatsächlich am Spieler vorbei als ob nichts sei, nur um sich 50 Meter weiter auf einmal umzudrehen und das Feuer zu eröffnen. Und schießen können die Jungs. Auf kurze Distanz hat man kaum eine Chance, ungeschoren davonzukommen. Die eigenen Schüsse allerdings gehen auffällig oft ins Leere, egal wie weit der Gegner entfernt ist. Fair ist das nicht.
Was mich dann letztendlich ganz auf die Palme gebracht hat ist die Tatsache, dass erledigte Gegner wundersamerweise wieder lebendig werden. In irgendeiner Mission musste ich die gleichen drei Gegner fünf Mal (!) hintereinander über den Haufen schießen. So kann man sich nie ganz sicher sein, ob man den Rücken frei hat oder ob hinter einem nicht eine kleine Armee von eigentlich toten Soldaten anrückt...
Die schwerwiegenden KI-Fehler verwandeln dass Spiel dann auch von einem recht schweren Vergnügen in eine kaum zu bewältigende Geduldprobe.
Und irgendwann macht man es dann wie ich, flucht laut und löscht das Teil...


Grafik & Sound:
Ein zweifelhaftes Vergnügen ist auch die Grafik. In den riesigen Außenarealen kann sie überzeugen, auch wenn des öfteren ganze Gebäude praktisch aus dem Nichts auftauchen, wenn man sich ihnen nähert. Das Innenleben der Gebäude sieht jedoch immer gleich langweilig aus. Nicht besonders detailliert und arm an Abwechslung.
Soundtechnisch fällt „Project IGI“ nicht negativ auf – positiv aber auch nicht. Zusätzliche Atmosphäre erhält das Spiel durch die Soundeffekte nicht, auch wenn die „authentischen Schussgeräusche“ speziell auf einem Schießstand in Finnland aufgenommen wurden, wie uns voller Stolz auf der Spielverpackung mitgeteilt wird. Das Geld hätten sie lieber anderweitig verbraten...


Die Steuerung:
3D-Shooter: kennste einen, kennste alle. So einfach ist das. Die übliche Tastatur/Maus-Kombination. Erwähnt werden sollte an dieser Stelle vielleicht noch, dass man während der unter Umständen ziemlich langen Missionen nicht einmal speichern darf. Das grenzt eigentlich an pure Gemeinheit.


Fazit:
„Project IGI“ gefällt. Jedenfalls so lange, bis man bemerkt hat, dass die bösen russischen Soldaten dumm wie Bohnenstroh sind und die Geschichte auch nicht mehr hergibt als letztendlich auf den typischen Ost-West-Konflikt hinauszulaufen. Der Hauptakteur hat ungefähr so viel Charakter wie die namenlosen russischen Soldaten, die man zu Hunderten platt macht. Und dass natürlich alle Russen böse sind, wird uns hier mal wieder beispiellos gezeigt... Alles in allem gibt es also keinen wirklichen Grund, sich dieses Spiel zuzulegen, auch wenn es mit 20,- € nicht all zu teuer daherkommt. Alternativen, die ihre Arbeit weitaus besser machen, gibt es schließlich genug...


Thomas Faust, 16.01.2002 (dieser Bericht ist auch bei www.ciao.com und www.dooyoo.de erschienen)

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