Psychocandy - The Jesus & Mary Chain Testbericht

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ab 7,46
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Erfahrungsbericht von Stubs

A Taste Of Something Warm And Sweet ...

Pro:

innovative Wut konstruktiv gestaltet

Kontra:

Manches erscheint wie Lärm

Empfehlung:

Ja

PROLOG:

Wie fast alle professionellen Melancholiker, so verbringt auch der uns mittlerweile wohlbekannte Stübi unendlich viel Zeit damit, in tagträumenden Erinnerungen an vergangene Zeiten zu schwelgen und das Gewesene in romantischer Verklärung zur schlichtweg besseren Zeit seines Lebens zu erklären.

Wie bei fast alle professionellen Melancholiker, so sind es auch bei Stübi gerade die - mit distanziertem Abstand betrachtet - schmerzhaften Erlebnisse und Ereignisse der Vergangenheit, welche das Bemerkenswerte und Außergewöhnliche an seinem Leben auszumachen scheinen.

Wie nicht anders zu erwarten, nimmt die qualvolle Auseinandersetzung mit kläglich gescheiterten Liebesbeziehungen den größten Raum in der Gedankenwelt unseres ständig grübelnden Stübi\'s ein. Insbesondere die Tage, Wochen und Monate mit Eva - der \"großen Liebe seines Lebens\" – ist dabei nahezu ständig präsent.

Die Zeit mit Eva ... das war höchstes Glück ... und gleichzeitig tiefster, zerstörerischer Schmerz ... die Zeit mit Eva ... sie ist verbunden mit den schönsten Melodien, die in Stübi\'s Wolkenkuckucksheim jemals erklungen sind ... die Zeit mit Eva ... sie ist gleichsam verbunden mit ohrenbetörendem, destruktivem und zutiefst verletzendem Lärm ...

Es gibt – wie nicht anders zu erwarten – einen Soundtrack für Stübi\'s Glück und Stübi\'s Schmerz. Die folgende Geschichte soll daher dem Debütalbum der schottischen Band THE JESUS & MARY CHAIN gewidmet sein. Die folgende Geschichte ist der – wieder einmal schwierige - Versuch, die ambivalenten, verstörenden und gleichsam doch befreienden Stimmungen einzufangen, die der Longplayer \"Psychocandy\" beim Hörer zu hinterlassen vermag ...

IT BEGAN IN EAST KILBRIDE:

THE JESUS & MARY CHAIN werden 1983 von den Brüdern JIM und WILLIAM REID gegründet; auslösende Momente, eine eigene Band zu gründen und sich musikalisch zu artikulieren, lassen sich in dieser Zeit gar viele finden ... zum Einen konnte der vorherrschende, dröge Einheitsbrei nichtssagender Disko-Musik wahrlich wütend und aggressiv machen ... zum Anderen war die Minimalchance, mit Musik den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten, für die arbeits- und perspektivlosen Gebrüder REID eine der wenigen reellen Möglichkeiten gewesen, der Sozialhilfe zu entfliehen.

Nun war und ist das schottische East Kilbride – die Heimat der Gebrüder REID – nicht gerade als Hochburg musikalischer Inspiration bekannt ... und so zieht es JESUS & MARY CHAIN sehr bald in das doch etwas aufregendere Glasgow ... hier werden Anfang 1984 mit dem Bassisten DOUGLAS HART und dem Drummer MURRAY DALGLISH ein paar Demo-Tapes aufgenommen ... erste Konzerte erregen die Aufmerksamkeit der immer dem nächsten Hype hinterherhechelnden britischen Musikpresse ... die Band zieht nach London und wird hier vom kongenialen ALAN MCGEE – dem Chef des legendären, wegweisenden CREATION-Labels – gehört, gefördert und vertraglich gebunden.

MURRAY DALGLISH muss bald darauf BOBBY GILLESPIE (dereinst mit seiner eigenen Band PRIMAL SCREAM gleichsam wegweisend wie erfolgreich) weichen; die von monumentalen Feedbackgewittern durchtränkte, legendäre Debüt-Single \"Upside Down\" kann in kürzester Zeit in 35.000 Kopien verkauft werden ... die Majorlabels der Plattenindustrie wittern Morgenluft bzw. das \"Große Geld\" ... ALAN MCGEE übernimmt kurzentschlossen den Managerposten bei THE JESUS & MARY CHAIN und ermöglicht der Band einen lukrativen Plattenvertrag mit dem Blanco y Negro – Label der WEA.

Im November des Jahres 1985 erscheint mit \"Psychocandy\" der erste – nahezu vollständig in Eigenregie produzierte - Longplayer der Band ... WILLIAM und JIM REID schreiben erwartungsgemäß sowohl die Texte als auch die Musik der 15 mehr oder minder kurzen Songs ... das Line-Up und die Instrumentierung der Tracks mit Lead- und Rythmus-Gitarren, Bass und Schlagzug sowie spärlich erklingenden Backing-Vocals entspricht scheinbar dem wohlbekannten Konzept der klassischen Beat-Band ... das überwiegend schwarze Outfit der vier Musiker, die dunkeln Sonnenbrillen und die zerzausten Frisuren füttern das düstere, depressive Image der Band ...

Warum \"Pschyocandy\" dennoch ein wenig anders erklingt, als scheinbar erwartet ... warum dieser Longplayer ein innovativer, monumentaler Meilenstein der Musikgeschichte geworden ist ... davon wird im Folgenden zu berichten sein …

TRYING TO GIVE A FEEDBACK ABOUT THE SONGS:

Track No. 01: *Just Like Honey*

Rhythmische, kurze und immerwiederkehrende Anschläge auf die Bassdrum eröffnen das musikalische Abenteuer ... DOUGLAS HART nimmt das Kontinuum der Drum in sein zartes und unaufdringliches Spiel auf ... WILLIAM REID setzt den ersten Akzent auf der elektrischen Gitarre ... die Stahlsaiten beben und schwingen ... auch wenn sie nur gestreift werden, zittern die Töne noch lange nach .. ein wenig zu hoch ... ein wenig zu schräg ... und doch entsteht im Echo des ineinandertreibenden, sich brechenden Sounds eine nicht mehr aus dem Ohr wollende Melodie ... ein erstes Mal erzeugen die Gitarren der JESUS & MARY CHAIN einen weißen Nebel, der sich über die melodische Rhythmsection ausbreitet, ohne diese zu unterdrücken ...

JIM REID verfällt in der ersten großen Ballade des Albums mit hauchender, rauchiger, fast geflüsterter Stimme der zuckersüßen Seite der ihm aus dem Backgrund nicht minder sanft antwortenden Geliebten ...

*Listen to the girl
*As she takes on half the world
*Movin up and so alive
*In her honey dripping beehive
*Beehive
*It\'s good, so good it\'s so good
*So good

Zum Ende dieser zarten Annäherung an die Frau seiner Träume, bleibt ihm das sich wiederholende Gefühl,schlichtweg wie Honig zerfließen ...

*Just Like Honey

Ohne Zweifel ein minimalistischer Songs ... ohne Zweifel eine der größten Songs seiner Zeit ... ohne Zweifel eine Ballade, deren vibrierende Stimmung von allen Liebenden erlebt werden sollte ...

Track No. 02: *The Living End*

Der süßlich-sinnliche Honig wird abrupt aus den Boxen gespült ... die Gitarren erkreischen und schreien ... keine wohlklingende Tonfolge scheint unter dem schneidenden Messer der erklingenden Kreissäge zu überleben ... das Feeback erschlägt die weit in der Ferne aufgestellten Drums von BOBBY GILLESPIE nahezu... ... aber dort - irgendwo im wilden Durcheinander - windet sich doch eine Melodie im Schmerz des auf dem Motorrad davonrasenden JIM REID ...

*I get so wild on my motorbike
*I get so wild on my motorbike
*I\'m breaking up loose on this moonlight night
*I\'m breaking up loose on this moonlight night
*I cut the road like a sharpened knife
*I cut the road like a sharpened knife

Laut ... lärmend ... druckvoll ... pulsierend ...

Track No. 03: *Taste The Floor*

WILLIAM REID versucht sich an echten Akkorden ... die Saiten der E-Gitarre erscheinen dennoch unmittelbar nach der Berührung in überspringenden Blitzen zu zerspringen ... wieder entsteht diese weiße Nebelwand aus purem Sound und Lärm ... wieder kreissägendes, kreischendes, lärmendes Feedback ... wieder bleiben Bass und Drums mit stoischer Ruhe an der wundervollen Melodielinie ... wieder haucht sich auch JIM REID mit leiser Stimme durch das Soundgewitter ... und verbreitet düstere Endzeitstimmung ...

*And the sun don\'t shine
*And all the stars don\'t shine
*And all the walls fall down
*And all the fish get drowned

Laut ... lärmend ... bitter ...

Track No. 04: *The Hardest Walk*

Als ob sich die Ohren des Zuhörers durch das Ebengehörte gereinigt hätten, erklingt \"The Hardest Walk\" geradezu freundlich ... die Rhythmsection der Band bleibt ihrem Stil treu und liefert erneut das treibende, halt gebende Fundament für diesen Track ... der Soundnebel hat sich gelichtet und rückt Bass und Schlagzeug näher ... die Gitarren vibrieren langsamer ... das Feedback entbehrt nicht einer gewissen Geschmeidigkeit ... auch JIM REID\'S Flüstern ist klarer artikuliert ... dabei aber gleichsam so verletzt ...

*I never thought this day would ever come
*When your words and your touch just struck me numb
*Oh it\'s plain to see that it\'s dead
*The things swims in blood and it\'s cold stoney dead
*It’s so hard not to feel ashamed
*Of the loving living games we play

Wo ist nur all der süße Honig hingeflossen ...

Track No. 05: *Cut Dead*

Der Lärm macht Pause ... die Gitarren erklingen akustisch, sanft und leise kreisend ... JIM REID gelingt es, zum Mitsummen zu animieren ... *Baaa Babaa Baaa* ... Zeit für Zwischentöne ... Zeit der Ruhe und Besinnung ... Zeit der schmerzenden Erinnerung ...

*Just what I\'ve found
*You knock my body to the ground
*Just what I\'ve said
*You’re tearing up my weary head
*Do I still shine
*After such a lonely time
*You cut me dead
*You nail me down and kick my head
*Cut dead your messed up boy

Dieser Track erzeugt in seiner zerbrechlichen Schönheit kalte Schauer ...

Track No. 06: *In A Hole*

Der Lärm kehrt zurück ... das Kreissägen-Feedback wird lauter und höher und dissonanter ... der Schmerz von \"Cut Dead\" wird wütende Gewissheit ... wird zu einem zerbrochenen Aufschrei aller Verzweifelten ...

*God spits
*On my soul
*There’s something dead inside my hole

Kaum zu ertragende Schmerzen der Einsamkeit ...

Track No. 07: *Taste Of Cindy*

Erneuter, unerwartet heftiger Wechsel musikalischer Mittel ... die Gitarren jagen ins Uptempo ... schnelle rund schneller jagen sie dahin und überschlagen sich im Rausch schmerzhafter Höhen ... wieder sind es BOBBY GILLESPIE und DOUGLAS HART, die scheinbar unberührt von WILLIAM und JIM REID die rhythmische Basis des Somgs legen ... für einen Moment bricht das Gitarrengewitter dann auch ab und huldigt ihnen in Stille ... kurz setzt sich die Melodielinie in den Kopf um bald darauf dann der quälenden zerstörerischen Gedankenwelt des JIM REID zu weichen ...

*And I tried and I tried
*But you looked right through me
*Knife to my head when she talks so sweetly
*Knife to my head when I think of Cindy
*Knife to my head is the taste of Cindy

Knife to my head when I think of EVA ... ohne Worte ...

Track No. 08: *Some Candy Talking*

Nach \"A Taste Of Honey\" folgt mit \"Some Candy Talking\" die zweite zuckersüße Ballade ... ein wenig schneller vielleicht als der erste Album Track .. ein wenig druckvoller in den Drums ... ein klein wenig schneller in den gestreichelten Gitarren ... ein klein wenig schöner im romatischen Basslauf ... ein klein wenig erregter in den Lyrics ...

*I\'m going down to the place tonight
*The damp and hungry place tonight
*Should all the stars shine in the sky
*They couldn\'t outshine your sparkling eyes
*But it\'s so hard to be the one
*To touch and tease and to do it for fun
*But it’s too much for a young heart to take
*Cause hearts are the easiest things you could break

Eine wundervolle Ballade ... ohne Zweifel einer der melancholischsten Songs seiner Zeit ohne Zweifel eine Ballade, deren vibrierende Stimmung von allen Liebenden erlebt werden sollte ... fast ein klein wenig so wie \"A Taste Of Honey\".

Track No. 09: *Never Understand*

Der hochtönende, kreischende Song zu Beginn dieser rasenden Uptempo-Nummer verrät es schnell ... das Liebesgesülze hat ein Ende ... pumpende Drums\'n\'Bass ... rasende rastlose Flucht der Enttäuschten, Verlorenen, Unverstandenen ...

*Not wishing to hide but you just can\'t see me
*It tell you the truth but you don\'t believe me
*Thinking of love but I can\'t hear what you\'re saying
*Tomorrow I\'m leaving
*Cause I\'m not understanding you

Der Ausbruch der Gitarren, der auf dieses dahingehauchte Statement folgt, ist in seiner eruptiven, zerstörerischen Wut wahrlich nichts für sanfte Ohren ...

Ohrenbetäubend ...

Track No. 10 *Inside Me*

Ohrenbetäubend geht es weiter ... das bekannte Feedback-Gewitter ... der bekannte Basslauf ... das trockene Schlagzeug ... schon wieder nur dieses weiße Rauschen im Gehör ... und diese Rückkoppelung aus den Boxen ... schon wieder dieser verlorene Gesang ...

*I*ve seen my time away
*Blows up an far away
*I*ve seen it all before
*I*ve seen my head expand
*My head expands

*It*s living inside me

Auch wenn dies mittlerweile der fünfte oder sechste Song mit der gleichen Grundstruktur ist ... die Kraft der JESUS & MARY CHAIN ist ungebrochen ... die dem Hörer vermittelte Spannung auch ...

Track No. 11 *Sowing Seeds*

Wieder kann das Wechselbad der Gefühle nicht größer sein ... direkt tritt die Band hinein in eine der sanftesten Balladen ... der zuckersüße Honigschmelz der Rickenbacker-Gitarre wird nur soweit verzerrt, wie es die zerbrechliche Melodie erlaubt ... das rauschende Solo gibt sich versteckt und verstohlen ... und JIM REID säuselt mit zartem Schmelz bittere Zeilen ...

*I feel as sharp as a carving knife
*So I feel in love the very last time
*I\'m sick of beating by everyone

Diese Zeilen erinnern unvermittelt an das ebenfalls suizidgeschwängerte \"A Forest\" von THE CURE ... nur das JIM REID dem Tod freundlicher entgegenblickt ...

Schauderhaft ... und doch schön ...

Track No. 12 *My Little Underground*

\"My Little Underground\" verfügt über die bekannte Songstruktur der anderen Uptempo-Tracks auf dem Album ... es pulsieren die Bässe und die Drums schlagen den schnellen Takt ... die Gitarren lärmen ... und Kreissägen zersägen in unendlichen Rückkoppelungen den Raum ... und es wird immer noch nicht langweilig, das Rauschen zu durchdringen und mit Freud ein Gitarrensolo zu erkennen ... der Verfolgungswahn des traumatisierten JIM REID ist da dann auch nichts wirklich NEUSES ...

*I\'m gonna run and find
*A place to hide

Wie gehabt ... laut ... lärmend ... bitter ...

Track No. 13 *You Trip Me Up*

Laut ... lärmend ... bitter ... auch der nächste Song scheint ausschließlich diesem Moto zu huldigen ... die Songstruktur ist die Immergleiche ... der Spannungsbogen wie immer groß ... nur der Krach ist gleich von Beginn an noch nervtötender ... das Feedback aus dem Verstärker schier unerträglich ... bis hin zu einem Gitarrensolo, dass selbst die letzten Rezeptoren in den tiefen der Gehörgänge zu zerbrechen scheint ...

*I\'d like to trip you up
*I\'d like to trip you up
*I\'d like to trip you up
*I\'d like to trip you up

Immer und immer wieder will dieser Song den Zuhörer zerbrechen und zerstören ... immer und immer wieder rettet die tief im Lärm verborgende und schier engelsgleiche Melodielinie das zu hörende Meisterwerk ...

Track No. 14 *Something Wrong*

Das befreiende, kraftvolle \"You Trip Me Up\" ist nicht mehr zu überbieten ... THE JESUS & MARY CHAIN schlagen ein letztes Mal sanftere, epischere Töne an und bremsen die Rückkoppelung ihrer Gitarren ein wenig ... das mehrmalige *Dudududuuu* des Sängers darf dennoch nicht zu der irrigen Annahme verleiten, dass sich an seiner Stimmung etwas geändert habe ...

*Been standing still for much to long
*And I realise there\'s something wrong
*I\'m feeling strange, I need a change
*And I realise there\'s something wrong

... ohne Worte ...

Track No. 15 *It\'s So Hard*

Der letzte Song darf noch einmal den schrägen, das Gehör schmerzenden Lärm hudligen ... unbeirrt gestalten Bass und Schlagzeug das melodische Fundament, während WILLIAM REID noch einmal alle Knöpfe an seinem Verstärker bis zum Anschlag aufdreht ... und gleich noch seinen Bruder an den Vocals ablöst und resümiert ...

*All our life is dead
*So it seems
*All our life is dreams

*A poem in the head
*Of a poet that\'s dead

Welch treffender, unvergessener, lyrischer Abschluss \"Psychocandy\" ...

AT LEAST THERE\'S NOTHING LEFT TO SAY:

... except ...

\"Psychocandy\" verstört den Zuhörer sicherlich in der ersten und zweiten Annäherung ... das Album enthält objektiv bewertet doch ein hohes Lärmpotenzial ... es erinnert aber in vielen Momentan auch an die legendären VELVET UNDERGROUND und deren Debütalbum \"Andy Warhol\"; manche Kritiker haben in den versteckten, zuckersüßen Melodien auch schon SIMON & GARFUNKEL oder BEATLES - Zitate gefunden. Irgendwo zwischen diesen Polen haben THE JESUS & MARY CHAIN eine aufregende Symbiose, ein neues Stilmittel der musikalischen Ausdruckskraft gefunden.

Bands wie THE STROKES, THE LIBERTINES, BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB oder sogar RADIOHEAD werden Jahre später dafür gefeiert werden, dass sie sich schamlos an der innovativen Kraft der Gebrüder REID bedient haben.

Der Longplayer \"Psychocandy\" vertont streckenweise reine Wut und pure Verzweifelung. METALLICA sind im Jahre 2003 mit ihrem \"St.Anger\"-Album einen ähnlichen Weg gegangen; jedoch bei Weitem nicht so weit gekommen, wie THE JESUS & MARY CHAIN im Jahre 1985 mit \"PSYCHOCANDY\" ... denn anders als METALLICA wussten die Gebrüder REID um die Kraft der Melodie und Harmonie.

Insgesamt ein grandioses Debütalbum ... ein Klassiker der 80er Jahre ... UNEINGESCHRÄNKT EMPFEHLENSWERT ... für mutige Zuhörer, die die Kraft und die Ausdauer haben, sich durch das rauschende Feedback der elektrischen Gitarren bis hin zu den himmlischen Melodien voranzuarbeiten...

DISKOGRAPHIE:

Die Gebrüder REID haben mit ihrer Band THE JESUS & MARY CHAIN nach \"PSYCHOCANDY\" - mit wechselnden Musikern an ihrer Seite und mit wechselndem Erfolg in den nationalen und internationalen Charts - eine ganze Reihe durchweg hervorragender, empfehlenswerter Alben veröffentlicht; als da wären:

1987 – \"Darklands\"
1988 – \"Barbed Wire Kisses (B-Sides And More)\"
1989 – \"Automatic\"
1992 – \"Honey’s Dead\"
1993 – \"The Sound Of Speed\"
1994 – \"Stoned & Dethroned\"
1996 – \"Munki\"
2002 – \"21 Singles 1984 – 1998\"
2003 – \"BBC – Live In Concert\"

Ohne jeden Longplayer hier im Einzelnen würdigen zu können, sei erwähnt, dass alle Tonträger einen ganz eigenen Charme und Charakter versprühen. WILLIAM und JIM REID bilden ein Songwriterduo, das den üblichen Vergleichen mit den wohlbekannten Größen des Business standhält ... das gesamte Bandkonzept hat sich kontinuierlich weiterentwickelt und hätte durchaus auch heute noch etwas zu sagen.

Leider haben WILLIAM und JIM REID irgendwann im September 1998 beschlossen, dass die Band mit dem Namen THE JESUS & MARY CHAIN Geschichte ist. Einen sehr guten Überblick über das Vermächtnis einer der letzten stilbildenden britischen Bands vermittelt die bereits o.g. Best-Of-CD \"21 Singles 1984 – 1998\".

EPILOG:

Stübi\'s Glück und Stübi\'s Schmerz ist durch die Begegnung mit \"Psychocandy\" nicht wirklich verändert worden ... und doch ... die Erinnerung an Eva und all die anderen ungeliebten Lieben wird durch JESUS & MARY CHAIN und all die anderen musikalischen Helden aus den 80ern viel wacher gehalten, als manchmal zu ertragen ist.

P.S:

Vielen Dank mal wieder an alle, die es bis zum Ende durchgehalten haben, hier zu lesen; dies ist im Übrigen der zweite Text aus der Reihe: \"Markus wünscht sich Meinungen bei STUEBI\"; nachdem sich der liebe Markus dieses Mal schon etwas schwerer mit der Artikulation eines Wunsches getan hat, sollte er vielleicht zukünftig von anderen Lesern ein wenig Hilfe beim Wünschen bekommen ...

P.S.S.:

Zum guten Schluss wieder eine Quellenangabe:

Die zitierten Lyrics und das Biographische finden sich unter:

http://www.amniisia.com/aprilskies/jamc/the_band.php
http://www.amniisia.com/aprilskies/music/lyrics.php?sub=psychocandy

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