Der goldene Kompass (Taschenbuch) / Pullman Philip Testbericht

Wer in letzter Zeit mal im Kino war und die Filmvorschau für die kommenden Monate gesehen hat, dem wird nicht entgangen sein, dass neben "Der Sternenwanderer" und "Wintersonnenwende" bald ein weiterer Film in den Kinos kommen wird, nämlich "Der goldene Kompass". Als ich den Trailer zu diesem Film sah, war ich sofort begeistert und ich wusste, dass ich so schnell wie möglich ins Kino gehen würde, wenn der Film am 6. Dezember in die deutschen Kinos kommt. Um die Wartezeit zu verkürzen und mich ein wenig auf den Film vorzubereiten, besorgte ich mir den ersten Teil der "His Dark Materials"-Trilogie von Philip Pullman.


..::Philip Pullman::..

Philip Pullman wurde im Jahr 1946 in Norwich geboren. In seiner Jugend reiste er rund um die Welt und bereiste unter anderem Australien, London und Whales. Er war Englischlehrer im Exeter und Westminster College in Oxford und begann schon in dieser Zeit, seine ersten Jugendbücher zu schreiben. Sein erster veröffentlichter Roman war allerdings für Erwachsene. Heute wohnt er mit seiner Familie (seiner Frau und seinen vier Kindern) in Oxford.


..::His Dark Materials::..

Band 1: Der goldene Kompass (Northern Lights)
Band 2: Das magische Messer (The Subtle Knife)
Band 3: Das Bernsteinteleskop (The Amber Spyglass)


..::Inhaltsangabe::..

Die kleine Lyra wächst unter Gelehrten und Wissenschaftlern in Oxford im Jordan College auf, wo sie mit ihrem Freund Roger mit anderen Kindern spielt, kämpft und das Gelände von Jordan College erforscht. Ihr Dæmon Pantalaimon, der so etwas wie ihre Seele ist und verschiedene Tierformen annehmen kann (erst, wenn Lyra erwachsen ist, behält er eine feste bei) ist da immer mit dabei.
Eines Tages, als sie mit Pantalaimon das Ruhezimmer der Wissenschaftler erforschen will, was ihr eigentlich strengstens verboten ist, muss sie sich in einem Schrank verstecken, damit sie niemand entdeckt und sie bestraft. Dabei wird sie Zeuge, wie ihr mächtiger Onkel Lord Asriel von seiner Expedition nach Norden berichtet und dabei seltsame Bilder zeigt, die eine Stadt in der Aurora und einen geheimnisvollen Strahl namens "Staub" zeigen. Lyra ahnt, dass das, was ihr Onkel über den "Staub" erzählt, etwas Wichtiges ist und will soviel wie möglich darüber erfahren.
Kurz darauf verschwinden immer mehr Kinder in Oxford und Umgebung spurlos. Bald schon gehen Gerüchte um, die besagen, eine Gruppe, die sich "Gobbler" nennt, stehlen die Kinder und bringen sie in den Norden. Als Lyras Freund Roger auch verschwindet, beschließt sie, ihn zu befreien…

…wozu sie allerdings vorerst nicht kommt. Der Rektor von Jordan College erklärt ihr, dass sie fortan nicht in Jordan College bleiben kann und in Zukunft bei einer Frau namens Mrs. Coulter leben soll. Lyra freut sich sehr darüber, da sie Mrs. Coutler schon zuvor kennen lernte und sie sehr nett und faszinierend fand. Lediglich ihr Dæmon Pantalaimon ist misstrauisch. Vor der Abreise gibt der Rektor Lyra ein kompassähnliches Gerät, dass er Alethiometer nennt und beschwört sie, niemandem etwas davon zu erzählen und erst recht nicht Mrs. Coulter.
Das Leben bei Mrs. Coulter gefällt Lyra sehr gut, bis zu einer Cocktailparty, die Mrs. Coulter bei sich Zuhause veranstaltet. Nicht nur, dass ihr Dæmon, ein goldener Affe, Pantalaimon angreift, während der Cocktailparty erfährt Lyra auch einige, beunruhigende Dinge: Lord Asriel wird im Norden gefangen gehalten und Mrs. Coulter gehört zu den Gobblern und möchte, dass Lyra ihr hilft, Kinder zu stehlen! Sofort flüchten sie und Pantalaimon und geraten durch viel Glück in die Hände der Gypter, einem Volk, die auf Hausbooten durch die Welt reisen und die Lyra aus Oxford gut kennt. Sie erzählt ihnen von Mrs. Coulter und sie beschließen, ebenfalls nach Norden zu gehen, um die Kinder zu befreien.

Währendessen lernt Lyra, wie sie das Alethiometer benutzen kann und desto näher sie nach Norden kommen, desto mehr stellt sich Lyra die Frage, was es mit dem mysteriösen "Staub" auf sich hat und was mit den Kindern geschieht, die in den Norden gebracht werden. Wird sie ihren Onkel Lord Asriel befreien können? Was hat Mrs. Coulter vor? Und warum sind alle hinter Lyras Alethiometer her?


..::Das Buch::..

Die Trilogie ist mittlerweile schon in vielen verschiedenen Ausgaben erschienen. Meine ist nicht die, die man auf dem Produktbild sehen kann (ein Bild von meiner Ausgabe lade ich aber dazu hoch). Es ist ein Taschenbuch von Heyne und die Filmausgabe. Auf dem Cover sieht man das gold-grüne Alethiometer, im Hintergrund sieht man unter anderem die Aurora, Eisberge, einen Eisbären und anderes aus dem Film. In goldenen Buchstaben steht der Name des Autors und der Titel auf dem Cover.
Das Buch hat 410 Seiten, die in drei Teile (Oxford, Bolvangar und Svalbard) aufgeteilt sind und die wieder in verschiedene Kapitel, die hinten im Buch aufgelistet sind. Gekostet hat das Buch 8,95€.

ISBN: 978-3-453-50307-6


..::Kritik::..

Als ich begann, das Buch zu lesen, hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht, dass die Geschichte so außergewöhnlich werden würde. Ich bereitete mich auf ein normales Jugendfantasybuch vor, das leicht zu lesen ist und auch keine besonders außergewöhnliche Story vorzuweisen hat. Wie sich aber herausstellen sollte, ist das Gegenteil der Fall. Der Anfang der Geschichte ist ziemlich leicht und es passiert nur wenig aufregendes, aber desto mehr man liest, desto mehr passiert und desto aufregender wird es.
Die Welt, in der die Geschichte spielt, ist ähnlich wie die unsere, allerdings mit dem ein oder anderen Unterschied. So hat zum Beispiel jeder Mensch einen eigenen Dæmon, der meist das andere Geschlecht besitzt wie das des Menschen. Sie sind so etwas wie die Seele der Menschen und sind miteinander verbunden, sodass sie sich nicht besonders weit voneinander entfernen können. Ganz am Anfang können die Dæmonen noch ihre Gestalt wechseln, wenn die Kinder aber erwachsen werden, behalten die Dæmonen eine bestimmte Gestalt bei.
Neben den Dæmonen gibt es noch einige andere Dinge, die sich von unserer Welt unterscheiden. So sind Zeppelins zum Beispiel normale Fortbewegungsmittel von A nach B, es gibt Eisbären, die sprechen können und ihr Versprechen niemals brechen und es gibt Hexen, die hoch im Norden leben.

Wirklich besonders an dem Buch fand ich, dass es wirklich überhaupt nicht vorhersehbar ist. Immer wieder kommen in der Handlung Wendungen vor, mit denen man nicht rechnen würde, sodass alles letztendlich ganz anders kommt, wie man eigentlich erwarten würde. Man kann sich auch von Anfang an nicht wirklich vorstellen, was mit den Kindern geschieht, die in den Norden gebracht werden. Man bekommt die Antworten auf alles immer nur häppchenweise hingeschmissen, bis man glaubt, die Antwort darauf gefunden zu haben. Allerdings kommt es kurz darauf wieder ganz anders, sodass die angeblich gefundene Antwort auf alles wieder über den Haufen geschmissen wird und man wieder ganz von vorne mit Grübeln anfangen muss.
Dadurch wird das Buch so spannend, dass man es zum Schluss hin beinahe nicht mehr aus der Hand legen kann. Das Buch steckt voller unerwarteter und gerissener Ideen, dass man sich manchmal wirklich nur noch darüber wundern kann. Lyra kommt manchmal auf so verrückte Ideen, auf die man selbst wahrscheinlich nie kommen würde. Trotzdem funktionieren ihre Pläne einfach immer wieder.
Was mir an dem Buch allerdings aufgefallen ist, ist ein ziemlich großer Logikfehler. Warum fragt Lyra zum Beispiel nicht das Alethiometer, was mit den Kindern geschieht, die in den Norden gebracht werden? Oder was Mrs. Coulter mit ihnen vor hat? In ganz vielen Situationen fragt sie das Alethiometer um Rat, nur die wirklich wichtigen Fragen stellt sie einfach nie, obwohl och eigentlich klar ist, dass man so etwas als erstes fragen würde.

Der Schreibstil ist ziemlich normal und weist auch keine großen Besonderheiten auf. Er ist, wie man es bei einem Jugendbuch gewohnt ist, flüssig zu lesen und relativ einfach, trotzdem ist er sehr packend und reißt den Leser mit sich. Die Geschichte ist in normaler, allwissender Form geschrieben, was bei dem Buch auch passend gewählt ist.
Schade finde ich wieder einmal, dass in diesem Buch keine Karte vorhanden ist. Zwar ist das Land ziemlich identisch zu unserem, aber als Lyra und die Gypter in den Norden reisen um die Kinder zu retten, hatte ich keinerlei Orientierung, weil ich nicht wusste, wo Bolvangar und Svalbard liegen. Soweit ich weiß, gibt es Svalbard wirklich, allerdings Bolvangar nicht. Eine Karte ist in dem Fall zwar nicht wirklich wichtig, allerdings bei Fantasybüchern in den meisten Fällen wünschenswert.


..::Fazit::..

Das Buch ist besser, als ich vorerst dachte und jetzt freue ich mich umso mehr auf den Film. Es hat zwar einen Logikfehler, über den man aber hinweg sehen kann. Das Buch ist total spannend und man weiß nie, was als nächstes passiert. Deshalb vergebe ich 8 von 10 Punkten und eine Empfehlung.

MfG Regan