Pyromania - Def Leppard Testbericht

Pyromania-def-leppard
ab 13,72
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Erfahrungsbericht von djrene

Wer zündelt denn da?

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Ich schreibe ja gerne über Alben die einen Wendepunkt in der Geschichte einer Band darstellen und genauso ist es auch beim hier vorliegenden 3. Album der Band aus Sheffield. Verschrieb man sich bei den ersten beiden Alben noch dem NWOBHM (New Wave of British Heavy Metal), so wurde hier die Wende in Richtung Melodicrock vollzogen. Maßgeblich dazu beigetragen hat sicherlich Produzentenguru John „Mutt“ Lange (u.a. AC/DC), der die Leoparden seit dem 2. Album produzierte.

Def Leppard kann zum jetzigen Zeitpunkt sicherlich als eine der erfolgreichsten Rockgruppen aller Zeiten bezeichnet werden. Mehr als 50 Millionen Alben wanderten über den Ladentisch und die Scheibe um die es hier geht hat auch einige ganz ansehnliche Rekorde zu bieten:

92 Wochen non-stop in den US-Charts (Platz 1 verhinderte nur Michael Jacksons „Thriller“)
1 komplettes Jahr lang wurden pro Woche mehr als 100.000 Alben verkauft
Bis heute fast 14 Millionen verkaufte Einheiten
Ca. 8% der weißen, volljährigen US-Bürger besitzen dieses Album!!!

Die Band DEF LEPPARD geriet aber leider auch immer wieder durch Schicksalsschläge ins Interesse der Weltöffentlichkeit. So verlor Drummer Rick Allen an Silvester 1994 bei einem Autounfall seinen linken Arm. Mit einer Spezialanfertigung seines Drumkits blieb er der Band jedoch weiterhin erhalten. Ein in der Musikgeschichte wahrlich einzigartiger Vorgang (hier sein nochmals erwähnt, daß ich einen einarmigen Gitarristen kenne). Im Januar 1991 folgte dann der nächste Schock. Der alkoholkranke Gitarrist Steve Clark starb an einem Cocktail aus Alkohol und Tabletten in seiner Londoner Wohnung. Er wurde durch den Ex-Dio-Saitenquäler Vivian Campbell ersetzt.

Diskographie:

On through the Night (1980)
High’n Dry (1981)
PYROMANIA (1983)
Hysteria (1987)
Adrenalize (1992)
Retroactive (1993)
Vault - Best of (1995)
Slang (1996)
Euphoria (1999)
X (Release 5.8.02)


Das Album wurde in der Besetzung Rick Savage (bass), Steve Clark (git), Rick Allen (dr), Joe Elliott (voc) und Phil Collen (git) eingespielt. Ex-Gitarrist Pete Willis ist bei allen Songs an der Rhythmusgitarre zu hören.

Tracklist:

1. Rock Rock (til You drop)
2. Photograph
3. Stagefright
4. Too late for Love
5. Die hard the Hunter
6. Foolin‘
7. Rock of Ages
8. Comin‘ under Fire
9. Action! Not Words
10. Billy’s got a Gun
Gesamtspielzeit: 45:12 Minuten


Im einzelnen:

1. ROCK ROCK (TIL YOU DROP) (3:52)

Das Album beginnt reichlich soft um nach ca. 30 Sekunden richtig los zu legen. Dominante Gitarren werden nur noch von einer Reibeisenstimme überragt. Ich sage mal, daß sich viele zu diesem Zeitpunkt an AC/DC erinnert fühlen dürften, wäre nicht schon temporär dieser unglaublich harmonische Backgroundgesang eingefügt. Der Song erinnert von seiner Ungeschliffenheit her noch etwas an das Vorgängeralbum, zeigt aber tendenziös schon in Richtung Melodicrock. Ein etwas prägnanterer Opener hätte es aber gerne sein dürfen.
Wertung: 7/10


2. PHOTOGRAPH (4:12)

Erstaunlicherweise die erste Singleauskopplung des Albums und DER Rocksong 1983 in den Staaten. Mit einer leicht verzerrten Gitarre, zu der sich zuerst nur Schlagzeug und Stimme gesellen, beginnt der Song, um mit Einsetzen der anderen Instrumente in einer genialen Melodie zu münden. Meiner Meinung nach (und die ist ja hier gefragt) ist der Refrain jedoch zu wenig eigenständig. Er bleibt einfach nicht im Ohr hängen. Ansonsten ein solider Song, der mir nicht sonderlich gefällt.
Wertung: 7/10


3. STAGEFRIGHT (3:46)

Mit einer verkappten Live-Atmosphäre und einem richtig schönen Groove geht’s in einen Leppard-Klassiker hinein. In der Strophe ist von Melodicrock nix zu hören. Es geht flott vorwärts und Elliott kreischt sich tierisch einen ab. Und bums, sind wir im Refrain, der zuerst gar nicht so recht dazu passen will. Mehrstimmiger Chorgesang überfällt einen fast. Die Engländer zaubern hier von einer Sekunde auf die andere eine komplett neue Stimmung aus dem Hut. Der Song erhält durch dieses ständige hin und her eine unglaubliche Spannung in sich, die am Schluß nochmals in der Intensität gesteigert wird.
Wertung: 9/10


4. TOO LATE FOR LOVE (4:30)

Vielleicht DER Leppard-Song schlechthin! Den hätte ich als erstes ausgekoppelt.
Windböen fegen über das Land und gleich darauf erklingt das geniale, mit einem hohen Wiedererkennungswert ausgestattete, Gitarrenintro. Erstmals auf dem Album zeigt Elliott, daß er auch richtig gut singen kann. Und noch bevor es richtig bumst, hören wir ein erstes Mal den Refrain, der uns (damals jedenfalls) jahrelang faszinieren sollte. Als es richtig losgeht (midtempo) hören wir noch eine Strophe, den genialen Refrain und man hält es kaum für möglich, eine weitere Steigerung. Ich nenne das Teil jetzt mal Chorus, denn eine Bridge im eigentlichen Sinne ist es nicht. Alle Möchtegern-Nachwuchs-Ziegenbart-Und-Gitarrenschrubber sollten sich hier dringenst mal die Rhythmik zu Gemüte führen. Das nennt man nämlich FEELING und macht eben diese Band so einzigartig. Dieser Titel gehört natürlich zu meinen 100 All-Time-Top-Ten-Songs.
Wertung: 10/10


5. DIE HARD THE HUNTER (6:17)

Ein Song wie er typischer für DL nicht sein kann. Nach einem Intro mit Hubschraubern und Schüssen (wie romantisch!) setzt eine glockenreine Gitarre mit einem Picking ein. Elliott und ein mehrstimmiger Chor wechseln sich ab und dann setzen die Gitarren hart ein ... Ein Riff, wie es mit härterem Sound auch von AC/DC stammen könnte trägt die Strophe, in der der Gesang mal wieder ziemlich „sägt“. Aber was für ein Refrain. Wenn mich meine musikalischen Kenntnisse nicht völlig im Stich lassen, 3-stimmig gesungen und richtig was für den Gehörgang. Ein genial durchkomponiertes Gitarrensolo ist nur noch das kleine Tüpfelchen auf dem i.
Wertung: 9/10


6. FOOLIN‘ (4:32)

Vielleicht DER Leppard-Song überhaupt! Oh das habe ich schonmal geschrieben. Es ist aber die Wahrheit. Zusammen mit Too late for Love macht dieser Song einen Großteil meiner Liebe zu DL aus. Wieder übernimmt eine akustische Gitarre den Einführungspart und Mr. Elliott läßt uns die schöne Seite seiner Stimme hören. Mit dem näherrücken des ersten Refrains wird der Song auch härter. F-F-F-Foolin‘, ein Chorus wie ein Paukenschlag. punktgenau, präzise und definitiv nicht verbesserbar. Mann, was würde ich dafür geben, solche Refrains schreiben zu können. Gleich danach geht es wieder etwas softer weiter in der Strophe.
Wertung: 10/10


7. ROCK OF AGES (4:09)

Wer mir sagen kann was da am Anfang eingezählt wird, bekommt ein Freibier in Coburg ausgegeben. Ich weiß es nämlich nicht. Es ist wohl eine der bekanntesten Nuscheleien im Rockbussiness. Darauf folgt ein ziemlich straighter Rocksong mit einem überragenden Chorus. Dieser Titel darf auf keinem Leppard-Konzert fehlen. Eine der Hymnen der Band, die nicht nur ein leichtes Gänsehautfeeling verursacht.
Wertung: 8/10


8. COMIN‘ UNDER FIRE (4:20)

Wieder ein Song mit einem überragenden Refrain, den man nach dem Anfang so wohl eher nicht erwarten würde. In gemächlichem Tempo und mit nur leicht crunchiger Gitarre schleppt sich die Strophe dahin und man ist schon fast geneigt die Skip-Taste zu betätigen, bis eben die Harmoniegesang-Götter wieder zuschlagen. Trotzdem ein Titel der mir nicht 100%ig zusagt.
Wertung: 7/10


9. ACTION! NOT WORDS (3:52)

Der Titel läßt ja einen richtigen Powersong erwarten, dies ist aber absolut nicht der Fall. Mit mittlerem Tempo und ohne größere Höhepunkte zieht sich das Stück ein bißchen wie Kaugummi dahin. Aufs Nachfolgealbum Hysteria hätte es solch ein Titel sicherlich nicht geschafft. Wenig Melodie, kein besonderer Hook an den man sich später noch erinnern kann.
Wertung: 5/10


10. BILLY’S GOT A GUN (5:27)

Ein Intro, das ohne weiteres auch auf einem frühen Iron Maiden-Album hätte sein können (NWOBHM!!!) leitet noch einmal einen grandiosen Song ein. Herrn Elliotts Stimme zeigt sich wieder von der besten Seite. Rauchig aber harmonisch führt sie die Melodie an einen mit viel Kopfstimme gesungenen Refrain heran. Das Lied besteht aus insgesamt 6 (!) verschiedenen Teilen die zwar allesamt deutlich unterschiedlich sind, aber doch ein Ganzes ergeben. Daraus machen andere Bands 3 Songs (huhu NuMetal). Am Ende des Titels will man uns anscheinend noch nerven, denn es klingt 40 Sekunden lang so, als versuche man eine Vinylplatte rückwärts zu drehen (Das macht man nicht, dadurch geht das Ding nämlich kaputt meine Herren Scratcher)
Wertung: 9/10


Gesamtwertung: 8,1/10


FAZIT:
Auch wenn „Pyromania“ zum Schluß hin einige Schwächen aufweist, sollte es doch in jeder gutsortierten Rocksammlung zu finden sein. Es stellt zweifelsohne einen Meilenstein in der Rockgeschichte dar und ist der erste Höhepunkt einer Legende des Genres. Mittlerweile sollte man das Teil auch für ca. 10 Euro bekommen. Soundmäßig muß man zwar noch einige Abstriche machen, vor allem die CD fällt hier negativ auf, aber das Album ist ja auch schon fast 20 Jahre alt. Die beiden „Kracher“ Foolin‘ und Too late for Love sind auch heute noch up to date und ein sicherer Tanzflächenfüller in jeder Rockdisco. Und da ich schon eine Anpressung der neuen Scheibe \"X\" besitze kann ich nur sagen: Freut euch auf ein weiteres Meisterwerk, auch wenn die Leoparden Ihren Stil ein bißchen geändert haben.


Keep on rockin‘ and stay tuned,

René

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