RTL Holt mich hier raus, Ich bin ein Star Testbericht

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Summe aller Bewertungen
  • Unterhaltungswert:  gut
  • Informationsgehalt:  durchschnittlich
  • Präsentation:  gut
  • Action:  durchschnittlich
  • Spaß:  viel
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Romantik:  wenig

Erfahrungsbericht von Anonym114

Die Faszination des Abstoßenden

3
  • Unterhaltungswert:  durchschnittlich
  • Informationsgehalt:  durchschnittlich
  • Präsentation:  schlecht
  • Spaß:  durchschnittlich
  • Spannung:  viel
  • Romantik:  wenig

Pro:

Nervennkitzel

Kontra:

die Moderatoren, die \"Stars\", die Prüfungen gingen einen Tick zu weit

Empfehlung:

Nein

Es muss wohl die Faszination des Abstoßenden sein, die RTL in den vergangenen knapp zwei Wochen gute Quoten beschert hat. Nachdem zunächst die eingesperrten Unbekannten bei Big Brother vorübergehend zu Stars geworden sind, mussten nun (angebliche) Stars ran. Ich schreibe angeblich, da es sich meiner Meinung nach (vor allem) um Promis handelt, die ihren Zenit schon überschritte haben. Die Sendung, na klar: Ich bin ein Star! Holt mich hier raus!

PRINZIP DER SENDUNG:
10 so genannte Stars werden im australischen Dschungel ausgesetzt, und müssen von Reis und Bohnen leben. Das ist nun schon mal an sich wahrscheinlich für viele von uns verwöhnten Menschen hier in Deutschland nicht besonders verlockend. Dazu kommt, dass man tatsächlich im Dschungel campiert, nur mäßig vor Regen oder kreuchenden und fleuchenden Tieren geschützt. Doch das sind sicher Sachen, die abenteuerlustige Mitbürger
gerne in Kauf nehmen. Was die Sache verschärft, sind tägliche, ekel- und abscheuerregende Prüfungen, die (meist) je ein ausgewählter Teilnehmer bestehen muss.
Zunächst mussten die Zuschauer per Telefon den (angeblichen) Star wählen, den sie zu einer Dschungel-Prüfung schicken wollten. Die Fans von Daniel Kübelböck verstanden das wohl falsch, riefen fleißig für den Bayern an und schickten ihn so in die Verzweiflung und dreimal hintereinander in äußerst unangenehme Prüfungen. Dann wurde der Modus umgestellt, und jeder, der wollte, konnte seinen Kandidaten telefonisch unterstützen. Derjenige, der die wenigsten Stimmen bekam, flog. Und die Runde im Camp bestimmte nun, wer sich den Dschungelprüfungen stellen musste. Außerdem wurde jeden Tag einer als Teamchef bestimmt, der den anderen die Aufgabem (wie das Feuer zu hüten) zuteilte.


DIE MODERATOREN:
Mich erinnert das Doppel Sonja Zietlow und Dirk Bach an zwei aufgedrehte Blechfiguren, an zwei Clown. Völlig aufgedreht und überdreht tapern sie über Hängebrücken, sitzen in ihrem Baumhaus und lassen Schadenfreude
walten. Schadenfreude? Nun, an sich ist das ein grundsätzliches Element der Sendung, das auch bei vielen Zuschauern sicherlich eine Rolle spielt.

DIRK BACH: Der kleine, runde Comedian kann an sich sehr amüsant sein. In der ZDF-Serie Lukas gefiel er mir recht gut. Bei Ich bin ein Star ist er zwar nicht ganz so schrecklich wie seine Partnerin, wirkt aber mit seinen
Witzchen und seiner aufgekrazten Art aber weder natürlich noch lustig auf mich.

SONJA ZIETLOW: Sie finde ich grundsätzlich einfach schrecklich, da sie für mich etwas Kratzbürstiges vermittelt. Auch in dieser Live-Show hatte sie den Part der schadenfrohen Modertorin und konnte zumindest bei mir damit keine Sympathien gewinnen.


DIE KANDIDATEN:
Sie zähle ich in der Reihenfolge ihrer Platzierung auf, nenne also den Sieger als erstes, dann die beiden anderen Finalisten und so weiter ...

COSTA CORDALIS: Ein abgehalfteter griechischer Sänger, der in den 70ern mal erfolgreich war, seinen Zenith aber schon weit überschritten hat. Das war er vor der Show für mich. In der Sendung selber nervte er mich und manchmal auch seine Mitstreiter durchs Gitarrenspiel. In den Prüfungen hat er eklige Situationen ohne mit der Wimper zu zucken mitgemacht. Respekt dafür.

LISA FITZ: Eine bereits etwas ältere bayerische Kabarettistin. Mit ihrer offenen Art wirkt sie manchmal vielleicht zu direkt, ist aber (so scheint es mir) im Grunde offen und herzlich. Sie war in der Show eher der etwas
ausgleichende, mütterliche Pol.

DANIEL KÜBELBÖCK: Er ist der vielleicht noch bekannteste der 10 Dschungel-Camper, da sein so genannter Ruhm noch nicht Jahre sondern erst Monate her ist, seit erdritter der ersten Superstar-Staffel geworden ist
... Der oft völlig nervige, aufgekrazte 18-jährige hat auch mit seiner Art häufig die Mitcamper und die Zuschauer aufgerieben. Als er zu gleich drei Prüfungen hintereinander musste, hat er jedes Mal wie Rumpelstielzchen die
Teilnahme zunächst abgelehnt, dann aber doch die Zähne zusammen gebissen.

CAROLINE BEIL: Für mich war sie vorher eine völlig Unbekannte. Die Moderatorin (u.a., wie ich jetzt gelesen habe, vom Boulevardmagazin blitz) ist durch die Show als Hacke-Beil bekannt geworden. Das lag vor allen
Dingen an ihren Lästerattacken, die sie gemeinsam mit Carlo Thränhardt gegen alle anderen Mitspieler gerichtet hatte. Vielleicht war sie auch deshalb für viele ein besonder beliebtes Objekt der Schadenfreude. Denn
auch Caroline Beil kriegte ihr Fett weg, musste eklige kleine Tiere über ihren Körper krabbeln lassen.

WERNER BÖHM: Der Vater der Polonaise oder der schwarz-weiß karierten Karnevalsjacke ist in die Jahre gekommen. Und wahrscheinlich kriegt er vor allen Dingen in der Fastnachtzeit noch Geld rein, ist ansonsten aber in der Öffentlichkeit nicht mehr sonderlich präsent gewesen. Er war für mich ein Typ, mit dem ich persönlich wohl nicht befreundet wäre. Im Lager übernahm er den väterlichen Part, speziell für Daniel K.

MARIELLA AHRENS: Sie hatte ich kurz vor der Abreise in den Dschungel in der ZDF-Sendung Volle Kanne zum ersten Mal als Studiogast gesehen. Schätzungsweise ist sie wohl in den 30ern, recht hübsch, hat eine gute Figur und eine recht nette Art. Nett war dann aber aus meiner Sicht auch alles, was sie im Camp war, da sie sich weder im Positiven noch im Negativen aus meiner Sicht sonderlich profiliert hat.

SUSAN STAHNKE: Immer noch lebt sie von ihrer prominentesten früheren Stelle bei der Tagesschau. Doch in den vergangenen Jahren machte Stahnke mehr durch ihre (gescheiterten) Hollywood-Pläne oder familiäre Zwistigkeiten von sich Reden. Für viele Zuschauer war es sicher ein Anreiz, sie mal völlig ungeschminkt zu erleben. Im Dschungel blieb Susan Stahnke dann in doppelter Hinsicht blaß, sah nämlich schon fast erschreckend aus und war auch im Vergleich zu ihren Mitcampern unauffällig, zumal auch sie keine Dschungel-Prüfung bestehen musste.

ANTONIA LANGSDORF: Was sie beruflich macht, kriegte man schnell mit: Antonia Langsdorf ist eine (mir bis zur Show ebenfalls unbekannte) Astrologin. Nett wirkte sie zwar auch, aber auf eher unauffällige Weise, was dann wohl auch dazu führte, dass sie als eine der ersten gehen mussste oder durfte, ganz wie man es nimmt.

CARLO THRÄNHARDT: Und noch einer, dessen Ruhm schon stark verblaßt ist. In den 80ern war er ein exzellenter Hochspringer, in dieser Sendung fiel er nur als (zurückhaltenderer) Lästerpartner von Caroline Beil auf. Ein Mann, den man nicht unbedingt sehen will, meinten da wohl die Zuschauer und schickten ihn als ersten unfreiwillig aus dem Camp.

DUSTIN SEMMELROGGE: Semmelrogge? Moment, da war doch was? Aber Dustin? Die Stimme bestätigt den Verdacht: Es handelt sich um den Sohn des Schauspielers Martin Semmelrogge. Genau wie sein Vater ist Dustin eher speziell in seiner Art. So verließ er als erster und einziger freiwillig und mit dem Ruf: Ich bin ein Star, holt mich heraus, den Dschungel. Wovon Dustin Semmelrogges angeblicher Star-Ruhm herrühren soll, bleibt mir schleierhaft.


DIE PRÜFUNGEN:
Ich will sie hier nicht ganz im Detail ausführen, da mir schon beim Gedanken daran schlecht wird. Ich hätte sicher nur bei einer oder zweien mitgemacht und die anderen abgelehnt. Doch die Prüfungen zu bestehen, war für die Kandidaten notwendig, weil sie sich nur so etwas Extraessen hinzu verdienen konnten. Und das war wohl notwendig, denn auch so haben einige von ihnen, vor allem Werner Böhm, ganz gewaltig abgenommen.
Prinzip der Prüfungen war es, Ekel, Abscheu und Entsetzen zu überwinden und (meist innerhalb einer begrenzten Zeit) möglichst viele Sterne zu finden oder zu fangen.
Zunächst musste sich Costa Cordalis mit Schlangen rumschlagen. An den nächsten drei Tagen kamen die drei schon erwähnten Prüfungen von Daniel Kübelböck dran. Die erste davon, auf der Brücke des Todes, hätte ich möglicherweise auch noch mitgemacht. Hier hielt sich Kübelböck ganz gut, wenn er auch nicht alle Sterne ergattern konnte. Am nächsten Tag musste er sich mit 30-tausend Kakerlaken herum schlagen, die in einer Art gläsernem Sarg auf ihn herab geschüttet wurden. Hier muss ich vor ihm den Hut ziehen, denn soetwas wäre für mich der pure Alptraum! Daniel K.s Alptraum wurde am Tag drauf wahr, als er sich mit einer Taucherbrille ausgerüstet mit dem Kopf in ein Aquarium begeben musste. Eigentlich sollten in das Becken Aale kommen, aber auch (böse) Überraschungen. Eine Wasserspinne war so eine, so dass Daniel entsetzt die Prüfung abbrach.
Die nächsten beiden Tests sollte eine mitunter hysterische aber dann auch tapfere Caroline Beil bestehen, die mit Straussenfutter bestrichen im Straussengehege Sterne ausgraben musste und heftig bepickt wurde. Bei der Prüfung am Tag drauf bewies sie, die Lästerbacke, dann große Fairness: Sie hatte die Wahl allein mit Zietlow und Bach lecker zu schlemmen oder sich in ein furchtbar stinkendes Schlammloch zu stürzen, in dem zahlreiche Tiere herum krabbelten und dort nach Sternen zu fischen. Sie wählte letzteres und war erneut gut bei der Sache.
Eine Prüfung mit hohem Ekelfaktor bestand Costa Cordalis. Aus Behältern mit verschiedensten ekligen Krabbeltieren holte er mit dem Mund Sterne.
Lisa Fitz bestand die zweite Aufgabe, die auch ich im Notfall versucht hätte zu lösen: Ein Behälter lief mit Wasser voll, sie musste Schlösser darin öffnen.
Werner Böhm, das gerupfte Huhn, dieses Bild blieb von der neunten Prüfung in Erinnerung. Er mussste durch fünf Röhren kriechen, die mit Mehlwürmern und anderem Getier gefüllt waren.
Nachdem sich Daniel an seinem Tag als Teamchef ziemlich autoritär aufgeführt hatte, schickte ihn die Gruppe erneut zu einer Aufgabe: Daniel sollte balancieren, stürzte ins Wasser und konnte nur zwei Sterne zurück ins Lager bringen.
Auch Caroline Beil musste erneut dran, erneut mit einer sehr ekligen Aufgabe. Unterstütz von Lisa Fitz ruderte sie unter Behälter, in denen erneut fieses Getier war. Sobald sie einen Behälter erreicht hatten, stürzten die Tiere auf Caroline Beil herab, sie sollte je einen Stern fangen, was aber unmöglich war. Respekt vor ihr, dass sie trotzdem die Prüfung komplett durchzog.

DAS FINALE:
Die letzten drei mussten nun erneut jeder eine Prüfung bestehen, Lisa Fitz sollte lebende Würmer, Krebse und anderes Getier vernaschen, vielleicht sogar der allerekligste Test der ganzen Sendungen!
Daniel bekam eine spezielle Art Hose an und musste sich Insekten hinein schütten. Auch er bestand seinen Test! Leichtes Spiel hatte Costa Cordalis, der sich nur über Seile hangeln musste, die vielleicht dritte Prüfung, zu der ich bereit gewesen wäre.

WARUM SCHAUT MAN SOWAS???
Aus Sensationsgier? Aus Schadenfreude? Mit einer Mischung aus Ekel und Faszination? Weil alle schauen? Sicher ist es eine Mischung aus all diesen Punkten. Zunächst einmal ist da die Neugier, was es mit dieser Sendung, die einen (aus meiner Sicht) sehr bescheuerten Titel trägt, auf sich hat. Man möchte gucken und miterleben, wie diese Leute, die zumindest ein Stück weit in der Öffentlichkeit stehen, Sachen tun müssen, die man selber wohl nicht bereit wäre zu machen. Wenn man einzelne Kandidaten (wie z.B. Caroline Beil nach ihrer Lästerei) als höchmütig empfindet, spielt dann auch noch Schadenfreude mit, dass sie auf diese Weise ihr Fett abbekommt und fluchend versucht, ihre Aufgabe zu lösen. Dann fasziniert es natürlich noch, zu sehen, wie Leute ihren Ekel überwinden und sich mit Insekten, Schlangen und Aalen herum schlagen.
Der Aspekt, eine Sache, die schon fast überall Gespräch ist, mal mitzuverfolgen, spielt dann auch mit. Ein Kollege von mir, der jemanden aus der Kandidatenrunde kennt, schien die Show auch jeden Abend zu verfolgen. An sich hätte man ihn nicht für einen typischen Zuschauer der Sendung gehalten. Doch weil jeder guckte, schauten wohl vom Schüler bis zum Professor die verschiedensten Gruppen von Leuten mal rein.

FÜR DEN GUTEN ZWECK:
Für jeden Tag im Camp hat RTL nach eigenen Angaben pro Kandidat 1000 Euro gezahlt. Für die drei Finalisten gab es nochmals extra Geld, das für den guten Zweck, oder wie RTL in Neudeutsch Charity sagt, gedacht ist. Jeder der Teilnehmer hat sich da selber einen Empfänger ausgesucht, mir am bekanntesten ist davon ein Herz für Kinder, für das Susan Stahnke gespendet hat. An sich finde ich die Idee gut, denke aber, dass RTL mit der Show so hohe Werbeeinnahmen hatte, dass dieses Geld dagegen wie eine Portokasse anmutet. Vielleicht sollte der Sender nochmal überlegen, ob er den Topf für den guten Zweck nochmal aufstockt.

SOLLTE EINE FORTSETZUNG VERBOTEN WERDEN?
Auf Baustellen steht: Betreten auf eigene Gefahr. Und auch die Kandidaten dieser Show waren sicher per Vertrag über das informiert, was da auf sie zukommt. Gleichzeitig bedeutete die tägliche Fernsehpräsenz plus diverser Berichte in anderen Medien für sie, einen größeren Bekanntheitsgrad (wieder) zu erlangen. Daher denke ich, dass auch sie auf eigene Gefahr in dem Camp waren. Jeder hätte, so wie Dustin Semmelrogge, jederzeit entscheiden können, die Show zu verlassen oder auch nur eine Prüfung nicht mitzumachen.
Ich weiß zwar nicht, ob eine Fortsetzung eine ähnlich hohe Quote erzielen würde. Das hängt dann sicher von den Teilnehmern ab und davon, ob man als Zuschauer sehen möchte, wie sie in solchen Grenzsituationen ihre Prüfungen überstehen. Ich denke aber, dass ich meine Neugier beim Reinschalten in diese Staffel gestillt habe und beim nächsten Mal wohl nicht wieder zuschauen würde.
Doch um die Frage dieses Absatzes zu beantworten: Ich finde nicht, dass man die Show verbieten soll, da jeder selbst wissen muss, ob er sich so etwas aussetzt.

FAZIT:
Ekel, Abscheu und Entsetzen, das war die Show ein Stück weit für mich. Über die einzelnen Kandidaten habe ich ansonsten wenig mehr mitgekriegt. Es reizte mich in den meisten Fällen auch nicht, da niemand dabei war, den ich aus dem Fernsehen kannte und dort gerne sehe. Während man bei Big Brother schon ein Stück weit auch etwas über die Teilnehmer erfährt, bleibt bei Ich will ein Star das Persönliche eher auf der Strecke, die spektakulären Tagesprüfungen sind Trumpf. Die Moderatoren fand ich eher lästig. Es ist/war eine Show, die man mal gesehen haben sollte, um mitreden zu können. Doch hat man sie verpaßt, so ist das aus meiner Sicht auch nicht weiter schlimm. Von mir gibt es eine mittlere Wertung, da die Sendung für viele einen Reiz hatte, aber keine Empfehlung, da sie bis auf den Nervenkitzel der Prüfungen doch eher wenig unterhaltsam war.

30 Bewertungen